Der Mann mit Hut und Peitsche ist nicht nur auf der Leinwand und inzwischen auch auf Heimkino-Formaten zurück und nach dieser eher mäßigen Rückkehr im Mai 2008 bekommt jetzt Indiana Jones auch seine Fortsetzung im virtuellen Legoland. Nach Lego Indiana Jones: Die legendären Abenteuer ist nun der Nachfolger Lego Indiana Jones 2: Die neuen Abenteuer erhältlich. Aber im Gegensatz zu Harrison Ford ist der Klötzchen-Indi nicht eine Spur gealtert und sieht frisch aus wie eh und je.
In erster Linie dreht sich Lego Indiana Jones 2: Die neuen Abenteuer um den letzten Film und der Jagd nach dem Kristallschädel. In dessen Handlung wird Indi zuerst von russischen Agenten entführt, muss dann im Hangar 51 die sterblichen und äußerst magnetischen Überreste eines Außerirdischen finden, überlebt in einem Kühlschrank einen Atombombentest und jagt dann den namensgebenden Kristallschädel. Entwickler Traveller`s Tales schafft es tatsächlich erneut erstklassig, den gesamten Film in drei voneinander unabhängige Teile zu verpacken, ohne wesentliche Inhalte des Films in Verbindung mit der eigenen Fantasie zu vernachlässigen. Selbstverständlich passiert dies auch wieder mit dem typischen Witz der bisher erschienenen Lego-Spiele. So ist die anfängliche Filmszene, in der übermütige Kids im Hot-Rod den vermeintlich amerikanischen Konvoi begleiten, jedem Kinogänger bekannt. Dass nun in der einleitenden Videosequenz hier ein Lego-Eisverkäufer im entsprechenden Fahrzeug nebenbei versucht, den russischen Agenten ein Eis am Stiel zu verkaufen, macht den Charme der Lego-Spiele aus. Und selbstverständlich kommunizieren die Protagonisten wieder mit Lauten und Gesten bei ausgereifter Mimik, statt viele Worte zu verlieren.
Spielte der Indi-Vorgänger noch im überschaubaren Bereich der Universität, von der sich alle Filme und damit Level erreichen ließen, geht man jetzt einen neuen Weg, um den Lego-Fan ins Spiel zu führen. In jedem der drei Teile findet der Spieler sich diesmal in einer großen und offenen Oberwelt wieder. In diesem Story-Modus (in den Erfolgen „Mittelpunkt“ genannt) erreicht man von hier die 5 Handlungs-Level, 5 Bonus-Level und 5 Schatz-Level. Leider gibt die Anleitung aber keinerlei weitere Hinweise zum Spielablauf, so dass man anfangs doch recht unbeholfen wie die sprichwörtliche Kuh vor dem neuen Tor steht. Die spielbaren Level und Schatz-Level haben identische Eingänge. Zuerst wird der Level an sich gelöst, um dann erneut betreten zu werden und um einen von 5 Schätzen zu finden. Weitere 5 Schätze sind in den Bonus-Level versteckt. Leider gibt das Spiel aber vor dem wiederholten Betreten keinerlei Hinweis, ob der Schatz in diesem Level bereits gefunden ist.
Jedes begehbare Gebäude entspricht in der Oberwelt einem spielbaren Level. Aber wie bei jedem Lego-Spiel ist nicht jeder Level sofort lösbar, denn ohne die richtigen Begleiter lassen sich manche Aufgaben nicht lösen. So benötigt man an mit Blümchen markierten Stellen einen weiblichen Charakter, da zumindest im Legoland die Damen höher springen, Mutt als Träger eines Schraubenschlüssels zur Reparatur defekter Maschinen oder zur Zerstörung von glänzenden Kisten und Gegenständen einen russischen Soldaten mit Panzerfaust. Und apropos Zerstörung: Selbstverständlich lässt sich auch in Lego Indiana Jones 2: Die neuen Abenteuer einfach wieder alles in die kleinstmöglichen bunten Bausteine zerlegen, zerschießen oder sprengen, um dann Münzen oder Gegenstände freizugeben. Diese Münzen haben wie immer den Nutzen, neue Figuren wie mit Lanzen bewaffnete Buschmänner, Geheimagenten oder der Fantasie der Designer entsprungene Figuren, sowie Fahrzeuge zu kaufen, um eine komplette Oberwelt zu 100% abzuschließen.
Die Steuerung ist wie schon beim Vorgänger erfrischend simpel und eingängig gehalten. Drei Tasten genügen für Aktionen wie Peitsche schwingen, Springen oder dem Tausch von mitgeführten Gegenständen. Und es bleibt diesmal auch nicht beim Schwingen der Peitsche. Indi kann sich über Abgründe hangeln, Gegenstände heranziehen und nun auch Gegner fesseln und hinter sich her ziehen. Mit dieser simplen Steuerung kann jeder Spieler egal welcher Erfahrung sofort loslegen und alles in Schutt und Asche legen, was irgendwie aus Legosteinen zusammengesetzt ist und Münzen einbringen könnte. Lego-typisch ist wieder die Kamera. In Abschnitten wie dem Urwald herrscht gelegentlich bei herabhängenden Ästen zu wenig Übersicht und man ahnt mehr, als das man sieht. Aber der verbesserte 2-Spieler-Modus macht dieses kleine Manko wieder wett. Waren im Vorgänger Koop-Modus beide Spieler auf den gerade sichtbaren Bildschirmabschnitt angewiesen, teilt sich dieser diesmal in allen Richtungen und Winkeln und gibt jedem Spieler damit die bestmögliche Sicht auf seine Figur und die Umgebung. Die Frage „wo bist du gerade?“ wird nicht nur bei unseren Ausflügen aufgrund der Größe der Level und Oberwelten zu hören sein. Denn gerade zu zweit vor der Konsole entfaltet Lego Indiana Jones 2: Die neuen Abenteuer sein volles Spielspaß-Potential!
Kaum ein Spiel verlangt dem Fan so viel Sofa-Teamwork ab und bietet dabei soviel Fun, wie es die Lego-Spiele tun. In den Schatz-Leveln wird beim Eintreten darauf hingewiesen, welche Figuren zum Lösen des Levels benötigt werden. So gibt es einen Level voller roter Ameisen, bei deren Berührung sich alle Legofiguren in ihre kleinsten Bausteine zerlegen. Die einzige Ausnahme bildet hier Oxley, der den Kristallschädel trägt und vor dem die Ameisen zurückweichen. So wandelt dann Indi in Oxleys Fußspuren, um unbeschadet durch den Level zu gelangen. Aber auch als Einzelspieler ist Lego Indiana Jones 2: Die neuen Abenteuer einfach ein Spaß aller bester Güte. Ist kein Partner zur Hand, wechselt man mit der Y-Taste zwischen den benötigten Figuren hin und her, wobei hier dann ein Charakter von der CPU übernommen wird.
Dreht sich ein Großteil des Spiels um den letzten Film, spendierten die Entwickler aber auch dem treuen Fan neue und unbekannte Level zu den bisher bekannten Filmen. Denn statt die alten Level aus den legendären Abenteuern einfach ins Spiel zu implementieren, wurden diese von Grund auf neu gestaltet, so dass auch Spieler des letzten Indi-Teils bedenkenlos zugreifen dürfen. Keine Spur von Recycling. Die Neuerung schlechthin ist aber wohl der Level-Editor und die Möglichkeit, eigene Abenteuer zu erstellen. In einem ausführlichen Tutorial bekommt man erklärt, wie Level errichtet werden. Denn fast jeder Gegenstand, der in einem der Level irgendwann auftaucht, darf von seiner Bauarbeiter-Figur auch zum Level designen verwendet werden. Schluss ist erst bei voller Stein-Anzeige. Somit sind die Möglichkeiten, sich seine eigene Lego-Welt zu erstellen, um sie letztendlich wieder zu zerlegen, fast unendlich!
Im Abenteuer-Modus werden freigespielte oder selbst erstellte Level in beliebiger Reihenfolge zu einem Abenteuer kombiniert, so dass auch hier mit ein wenig Ideenreichtum unzählige Spiel-Varianten entstehen. Und so schließt sich der Kreis, denn kaum ein anderes Spielzeug steht für soviel Kreativität wie die bunten Bausteine aus Dänemark, sei es real oder nun auch virtuell.
Fazit:
Ich liebe dieses Spiel! Es ist bunt, es ist einfach zu verstehen, noch einfacher zu spielen und kein Spiel macht gemeinsam an einer Konsole so viel Spaß wie die Lego-Reihe, in die sich Lego Indiana Jones 2: Die neuen Abenteuer jetzt nahtlos einreiht. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die neue Gestaltung der Oberwelt, da man doch ab und an recht weit durch den Level rennt, um eine für den nächsten Level benötigte Figur zu finden. Aber allzu oft habe ich auf diesem Weg ein weiteres Geheimnis entdeckt, von denen es reichlich zu finden und zu lösen gibt.
Und auch für lange Spieldauer ist gesorgt, denn bis jeder Level gelöst ist, jeder Schatz gefunden ist, jede Figur und jedes Fahrzeug gekauft ist, dürfte reichlich Spielzeit ins Land ziehen. Wenn es nicht immer Action oder Autorennen sein muss, darf jeder Spieler mit ein wenig Liebe zu bunten Steinchen bedenkenlos auch einen längeren Blick auf das Spiel werfen.
Ich habe nur eine Bitte an die Entwickler: Das nächste Lego-Spiel darf einen Online-Koop-Modus enthalten. Der fehlt mir nämlich seit Lego Star Wars.