Sega`s letzter großer Wurf war wohl der Saturn. Als Nachfolger des Mega Drive und direkter Konkurrent zur Sony Playstation, war dies Sega`s Einstieg in den damaligen Next Generation Bereich. Sega war Mitte der 90er Jahre riesig im Spielhallen-Segment vertreten und Spiele wie Daytona USA waren der Hit schlechthin.
Was also lag da näher, für die erste CD-only-Konsole für den Massenmarkt eben genau diese Spielhallenhits für den Heimbereich zu produzieren? Und so wurde Daytona USA neben dem damals überragenden Virtua Fighter das Zugpferd für die einstige Edelkonsole. Edel deshalb, weil zu diesem Zeitpunkt 750,-DM, also heute etwa 370,-€ ein gewaltiger Preis für eine Spielkonsole waren. Ausserdem stand der Saturn einige Monate früher als geplant (!!!) in den Regalen der Kaufhäuser, während Sega eigentlich dem Kunden noch suggerierte, mit dem Mega-CD und dem 32X das Maß aller Dinge im heimischen Wohnzimmer zu haben.
Zum Spiel: Ladezeiten waren beim Saturn noch nie ein Thema, so daß sich der Daytona USA Spieler ganz schnell im einfach gehaltenen Startmenü wiederfand. Hier wurde in den Optionen zwischen dem Arcade-Modus, der exakt das Automaten-Vorbild wiederspiegelte, oder dem Saturn-Modus gewählt. Zur Verfügung standen 3 verschiedene Rennstrecken und 3 verschiedene Schwierigkeitsgrade, die sich aber nur in der Anzahl der Runden unterschieden. Der Stärke der Computer-Fahrer ließ sich ebenfalls den eigenen Bedürfnissen anpassen. Zur Wahl standen anfangs nur 4 verschiedene Fahrzeuge, 6 weitere wurden durch das Erreichen von entsprechend guten Platzierungen freigeschaltet. Diese unterschieden sich dann in Geschwindigkeit, Handling oder Beschleunigung. Heute selbstverständlich, damals eine Sensation: Der Saturn speicherte Rundenzeiten und freigespielte Autos über eine interne Pufferbatterie ab, so daß die Jagd nach Bestzeiten auch nach dem Neustart nicht von vorne beginnen musste.
Daytona USA war nach Sega`s erstem 3D-Rennspiel Versuch Virtua Racer auf dem Mega Drive und dem 32X das erste echte 3D-Rennspiel. Tribünen und Umgebung blieben nicht wie bisher üblich am Horizont, sondern man hatte zum ersten Mal das Gefühl, sich in einem realistischen Rennspiel zu befinden. So bietet der erste Kurs zwar ein renntechnisch schlichtes, aber landschaftlich abwechslungsreiches Oval und schon dort war es möglich, an die Boxengasse zu fahren. Das einzige grafische Problem bei soviel Landschaft war der späte Aufbau von Grafikelementen am Horizont. Diese bauten sich vergleichsweise spät auf, was dem Spieler an sich beim Fahren aber kaum auffiel (siehe großes Foto).
Heute bei Gran Turismo noch immer ein Thema, bei Daytona USA schon integriert: Ein echtes Schadensmodell! Selbstverständlich war das nicht so ausgereift wie heutzutage bei Forza Motosport 2, aber immerhin, es war vorhanden. Denn auch bei Daytona USA galt, ohne Bremsen in die Mauer einzuschlagen führte unweigerlich zum Überschlag. Und noch eine Feinheit, die heute selbstverständlich ist, zeichnete das Spiel aus: Der Spieler konnte zwischen 4 verschiedenen Perspektiven wählen, von denen jeweils 2 Innen- und 2 Außenansichten spielbar waren. Alle diesen kleinen aber feinen Features reichten aus, Daytona USA zu dem Kaufgrund für einen Saturn zu machen. Noch heute gehört Sega`s schwarze Edelkiste für mich zu den absoluten Meilensteinen der Videospiel-Geschichte und für ein paar Runden Daytona USA lasse ich ab und an sogar meine XBOX 360 aus.
Und weil 3 Kurse auf Dauer doch nicht der Motivation letzter Schluß waren, bauten die Entwickler kleine Cheats in das ansonsten schon perfekte Spiel ein. Diese möchte ich euch nicht vorenthalten, vielleicht schaltet der eine oder andere seinen Saturn mal wieder an, um dies zu testen ;o)
Wem die Auswahlmöglichkeit von nur 2 Fahrzeugen zu Beginn zu wenig war, konnte mit gleichzeitigen Drücken im Startmenü von Pad rechts-unten, L, R, C, Y und Start alle Fahrzeuge schon zu Beginn freischalten. Weiterhin konnte man im Saturn-Modus einen Mirror- und einen Time-Trial-Modus aktivieren. Dazu musste lediglich bei der Strecken- oder Fahrzeugauswahl die Start-Taste gedrückt gehalten werden. Und was die wenigsten wussten: Man konnte Daytona USA sogar mit einem Pferd statt einem Auto spielen. Dazu wurde im Saturn-Modus der Game-Modus, Difficulty und Enemy Level auf normal gestellt und alle 3 Kurse mussten mit dem ersten Platz abgeschlossen werden. Das Pferdchen bringt satte 325km/h auf die Piste.
Das ultimative Gespann ist aber ein echtes, nämlich Pferd mit Fohlen. Um dies zu aktivieren war echte Arbeit notwendig: Alle 3 Kurse mussten im Endurance-Mode mit einem ersten Platz abgeschlossen werden. Das Gespann bringt dann aber sogar 329km/h auf der Zielgeraden.
Viel Spaß beim Probieren …