Gran Turismo 5

Ich schreibe unwahrscheinlich gerne Re- und Previews zu Videospielen und habe meistens schon nach wenigen Minuten Spielzeit die ersten Ideen, in welche Richtung der entsprechende Beitrag zu einem Spiel laufen kann. Nun sitze ich seit Tagen vor Gran Turismo 5 und die Fragezeichen werden nicht weniger, zu umfangreich sind das Spiel und dessen Möglichkeiten.

Wenn ich diese Review also nicht ordentlich strukturiere, falle ich am Ende hinten runter und werde dem Titel nicht einmal ansatzweise gerecht. So starte ich mit dem, was ich als GT-Fan der ersten Stunde auch von einem guten Bericht erwarten würde …

Ein kurzer Exkurs in die Geschichte:

Entwickler Polyphony Digital revolutionierte mit Gran Turismo ab Dezember 97 in Japan und ab Mai 98 in den USA und Europa die Videospiel-Welt. Niemals zuvor gab es in einem Rennspiel einen dermaßen großen Umfang an Fahrzeugen und Strecken. Der Beiname „The Real Driving Simulator“ ließ nur erahnen, welch ungeahnte Tuning-Möglichkeiten und was für eine Realitätsnähe in Punkto Fahrphysik dem Spieler das erste Mal geboten wurden.

Aber ein Rennspiel lebt nicht nur von Tuning-Optionen. Die Detail-Verliebtheit der Entwickler geht sogar soweit, dass nicht nur alle physikalischen Merkmale eines jeden Fahrzeuges des gewaltigen Fuhrparks übernommen wurden, sondern obendrein für jedes Auto auch der entsprechende Motoren-Sound aufgenommen wurde.

Neben den inzwischen zahlreich vertretenen Original Rennstrecken dieser Welt wie Laguna Seca, Le Mans, Suzuka, dem Nürburgring oder Monaco, welcher hier noch immer Còte Azur heißt, genießen gerade die Gran Turismo eigenen Kurse wie Deep Forest, Grand Valley, Trial Mountain, High Speed Ring oder Autumn Ring unter den Fans der Serie Kultstatus und werden bei jedem neuen Titel als Gott gegeben vorausgesetzt und erwartet.

Aber Herzstück eines jeden Gran Turismo ist und bleibt die Sammelleidenschaft. Mit jedem Rennen gewinnt man neue Fahrzeuge, die dann wiederum für andere Rennen verwendet werden können. Kein Spiel bietet einen solch umfangreichen Fuhrpark, kein Spiel bietet so seltsame Fahrzeuge wie den Fiat 500, den VW Kübelwagen oder die Ente. Und dies ist das Alleinstellungsmerkmal, das auch Gran Turismo 5 wieder auszeichnet. Diese unfassbare Liebe zu Fahrzeugen aller Epochen, Baureihen und Herstellern geht so weit, dass dem Spieler in Gran Turismo 4 über 700 Fahrzeuge zur Verfügung standen. Aber diese Zahl wird im neuesten Ableger der Serie noch einmal getoppt: In GT5 rollen 1031 Fahrzeuge über den Asphalt, davon aber alleine 18 Honda S2000, 41 Nissan Skyline oder 22 Mazda MX-5. Diese relativieren die Zahl 1031 doch wieder gewaltig. Weiterhin gibt es den deutlichen Unterschied zwischen Standard-Fahrzeugen, die zum Teil scheinbar aus GT4 übernommen wurden und den 200 Premium-Fahrzeugen, die online nun sogar ein marginales Schadensmodell aufweisen und an denen jedes Detail bis hin zur Radmutter stimmt.

Und somit wird es Zeit, sich dem Spiel und  dem zu zuwenden, was bis heute für den Fan ein jedes Gran Turismo auszeichnet …

Der Karriere-Modus:

Wer Gran Turismo 5 das erste Mal in seine Playstation einlegt, muss Geduld haben. Denn gleich zu Beginn erwartet euch ein Update von über 140MB. Ist dieses durch, solltet ihr zur Minimierung von Ladezeiten zwingend weitere Daten von der CD auf die Festplatte kopieren, was noch einmal 8GB in Anspruch nimmt.

Für mich beginnt ein Spiel immer mit einem Vorspann, der die Vorfreude auf das Spiel noch einmal auf die Spitze treibt und mich in die Handlung einführt. Gran Turismo 5 wird mit einem Video eingeleitet, das in einem Stahlwerk beginnt, über die computerisierte Fertigungsstraße eines Autobauers führt, um letztendlich Autos aller Klassen in Aktion auf den verschiedenen Rennstrecken zu sehen … allerdings werden diese 5 Minuten von einem psychotischen Klavierspieler begleitet, also ansehen und genießen … oder wundern 😉

Ist die CD dann geladen und das GT-Logo erscheint auf dem Bildschirm, begibt sich der echte Fan ohne Umwege dahin, wo bisher ein jedes Gran Turismo seinen Anfang nahm: In den Karriere-Modus. Nach der Anpassung seines persönlichen Fahrers und des Begrüßungsbildschirms fand ich allerdings ein Menü vor, dass ich so nicht erwartet hatte, denn aufgeräumt ist anders. Sage und schreibe 28 (!) verschiedene Menüpunkte erwarten den Spieler, angefangen beim A- und B-Spec-Modus, der Autobörse, den Händlern, der Fotoreise, den Tuning-Shops, der Garage, den Lizenzen und etlichen anderen. Alle Symbole sind dabei mehr oder weniger unstrukturiert auf dem Bildschirm verteilt. Wäre der Menübildschirm eine Website, könnte ich trotz der Unordnung damit leben, so hüpft der „Maus“-Zeiger einem DVD-Menü gleich von Bild zu Bild, bis man endlich dort ankommt, wo man hinmöchte.

Hat man sich mit dem Menü-Umfang ab- bzw. durch diesen hindurch gefunden, darf der Profi sich das erste Mal wundern, denn das ungeschriebene Gran Turismo-Gesetz „du musst erst in die Fahrschule und Lizenzen erwerben, bevor du Rennen fahren darfst“ , wurde komplett über Bord geworfen. Lizenzen sind nun optional, sie sind nicht mehr maßgebend, an welchen Rennklassen ihr teilnehmen dürft. Stattdessen wird ein neues Level-System eingeführt, das darüber entscheidet, welche Rennen für euch zugänglich sind. Ihr erhaltet nun für jedes Rennen, für jede Lizenz und für jede Spezial-Aufgabe neben dem dringend benötigten Bargeld Erfahrungspunkte, die euren Level ansteigen und euch so Schritt für Schritt voran kommen lassen.

Ausgestattet mit einem kleinen Betrag steht ihr vor der wichtigsten Entscheidung zu Spielbeginn: Wie viel Auto bekomme ich für mein Geld und noch wichtiger, an welchen Rennen darf ich mit meiner Neuerwerbung dann teilnehmen? Während ihr euch in anderen Rennspielen hinter irgendein Steuer setzt und dann von Rennen zu Rennen hastet, zeichnet Gran Turismo seit je her seine Vielfalt an den unterschiedlichsten Events aus. Das einzige zu Beginn verfügbare Rennen ist der Sunday Cup, für alle anderen Rennen benötigt ihr dann schon entsprechende Fahrzeuge. So gibt es Rennen für Heck- oder Front-angetriebene Fahrzeuge, Klassiker und Sportwagen aus allen Kontinenten, Marken-Cups und etliche weitere. Weiterhin ist die Zulassung zu solchen Events auch noch nach abhängig von Leistung, Gewicht oder Baujahr.

Aber ihr erhaltet durch den Gewinn eines Rennens mehr oder weniger regelmäßig ein Fahrzeug, das ihr dann für ein anderes Rennen verwenden könnt. Allerdings ergeben manche Fahrzeuge so gar keinen Sinn, außer vielleicht den Sammeltrieb zu befriedigen. So erhielt ich für den Gewinn einer Rennserie den VW Lupo Cup Car GTI, der entsprechende Wettbewerb ist aber erst ab Level 13 erreichbar. Nachdem ich diese Hürde genommen und den Lupo-Cup auf der Nürburgring-Nordschleife gewonnen hatte, erhielt ich als Preis einen VW Lupo 1.4, welchen ich definitiv nirgendwo sinnvoll einsetzen kann.

Wie diesen sinnfreien Lupo sammeln sich über kurz oder lang reichlich Autos in eurer Garage, die ihr zwar anschauen und Probe fahren könnt, die euch aber im Spiel nicht weiterbringen, weil ihr sie nicht einsetzen könnt. Eine Ente mit 10KW lässt sich eben nicht soweit tunen, dass sie in einem Oldtimer-Event bestehen könnte. Ihr seid also gezwungen, eure sauer verdiente Kohle beim Händler eurer Wahl in weitere Modelle zu investieren. Und hier steht ihr vor weiteren, unter Umständen kostspieligen Entscheidungen: Kauft ihr euch den Mini, den ihr höchstwahrscheinlich nur für dieses eine London-Marken-Rennen braucht, oder investiert ihr lieber doch in die Dodge Viper, die ihr beim Muscle-Car, im Super-Car und im FH-Rennen einsetzen könnt? Euch fehlt die Kohle? Dann heißt es weiter Rennen fahren, bis das Geld beisammen ist.

Und damit komme ich zur Krux von Gran Turismo 5. Ihr haltet euch einen Großteil des Spiels im Menü auf, vergleicht Fahrzeuge und Leistung, schaut, in welchem Rennen ihr welches Auto verwenden könnt und hofft, dass ihr ein Auto gewinnt, das euch eine kostspielige Neuinvestition erspart. Ihr geht also ins Renn-Menü, klickt auf einen Cup und kontrolliert, ob ihr ein entsprechendes Fahrzeug bereits in der Garage habt. Solltet ihr das haben, stellt ihr fest, dass eure Gegner euch in allen Leistungs-Belangen weit überlegen sind. Nun wird in das Fahrzeug gewechselt, der Tuning-Shop aufgesucht und das immer gleiche Muster des Tunings nimmt seinen Lauf: Motor-Tuning Stufe 1, Motor-Elektronik, Sport-Auspuff, Schwungscheibe, Kupplung  und weitere Teile bringen die dringend benötigte Leistung. Seid ihr zufrieden, klickt ihr euch wieder bis ins Rennen durch, gewinnt dieses hoffentlich und hofft am Ende der Serie auf ein klasse Auto.

Habt ihr dann ein neues Fahrzeug gewonnen,  ist der Ablauf irgendwie nicht wirklich zu Ende gedacht. Nicht nur, dass euch jeder einzelne Klick jedes Mal einiges an Ladezeiten kostet, warum wird der gewonnene Wagen nicht sofort in der Garage präsentiert? Ihr dürft stattdessen auf den LKW, die sogenannte Autobörse klicken, werdet aus vollkommen unverständlichen Gründen gefragt, ob ihr das Ticket für das gewonnene Auto auch wirklich benutzen wollt, um dann den Wagen aus einer unübersichtlichen und hässlichen Frontansicht präsentiert zu bekommen. Nun dürft ihr euch noch entscheiden, ob ihr gleich in das Fahrzeug wechseln wollt, um es euch dann nach weiteren Klicks in der Garage anzusehen. Und warum muss ich erst die Rennserie verlassen, um im Hauptmenü zu erfahren, dass ich ein weiteres Auto gewonnen habe?

Ladezeiten sind auszuhalten, wenn man die technischen Fähigkeiten der PS3 kennt. Was mich ärgert, sind Situationen, an denen das Spiel nicht wirklich vorwärts geht. Ich habe 8 von 9 Rennen der Anfänger-Serie abgeschlossen und benötige nun dringend für das letzte Rennen einen japanischen Klassiker, Baujahr 1979 oder älter. Aber leider gewinne ich den nirgends, obwohl ich bereits die 3 Klassen Anfänger, Amateur und Profi befahren darf. Selbstverständlich hat auch kein Neuwagen-Händler ein solches Modell vorrätig, so dass ich also gezwungen bin, nach jedem Event, nach jeder Lizenz und nach jedem Spezial-Rennen den Gebrauchtwagen-Händler aufzusuchen, um nach einem geeigneten Modell Ausschau zu halten. Als ich dann endlich einen 68er Mazda finde, nach diversen Tuning-Maßnahmen das japanische Klassiker-Rennen gewinne und somit die komplette Anfänger-Serie abschließe, erhoffe ich mir zur Belohnung endlich ein Sahnestückchen, schließlich kann ich schon die Gran Turismo Weltmeisterschaft mit den entsprechenden Super-Touren-Sportwagen ansteuern. Aber zu früh gefreut, denn zum Abschluss aller Anfänger-Rennen erhalte ich einen Mitsubishi FTO, der mich nicht einen Schritt vorwärts bringt. Es bleibt mir also nichts anderes übrig, als meine Viper bis zum Anschlag perfekt zu tunen und einzustellen und dann …

… ab auf die Piste:

Gran Turismo Profis überfällt augenblicklich das Gefühl, wieder zu Hause zu sein, endlich wieder Rennen auch mit normalen Straßen-Autos fahren zu dürfen und die Gesetze der Fahrphysik ausreizen zu können. Aber hier komme ich kurz wieder zum Unterschied zwischen den bereits oben erwähnten Standard- und Premium-Fahrzeugen. Davon abgesehen, dass sich alle Standard-Autos auf der Strecke irgendwie ähnlich anfühlen, haben diese zwar die Ansicht hinter dem Fahrzeug, die Motorhauben- und Kühlergrill-Ansicht, aber keine Cockpit-Perspektive. Diese ist nur den 200 Premium-Karossen vorbehalten. Und wieder relativiert sich die Zahl 1031 ein wenig.

Ist das Rennen erst einmal gestartet, ist das unaufgeräumte Menü vergessen, ebenso die fast schon quälenden Ladezeiten bis zum Start. Alles verschwindet in einer rosa Blase der Glückseligkeit, denn ich fahre endlich wieder Rennen. Ich genieße die perfekt ausgewogene Fahrphysik und taste mich mit jeder Runde, mit jedem Fahrzeug näher an eine neue Bestzeit. Ich spüre jede Bodenwelle, ich merke, wenn mich das Heck meines TVR Cerbera Speed nach einer Kurve zu überholen beginnt und steuere sanft dagegen, bis die Spur wieder gefunden ist, finde neue Bremspunkte, um noch eine Zehntel-Sekunde aus der Runde zu quetschen und das Grinsen zwischen meinen Ohren wird nicht weniger. Das hier ist Gran Turismo 5 … endlich!!! Dafür ist die PS3 da!!!

Dabei spielt es keine Rolle, ob ich mich mit dem Toyota Vitz, Mini Cooper oder Mazda MX5 in einem Marken-Cup bewege oder einen McLaren F1, Honda Raybrik NSX oder das Sauber Mercedes C9 Race Car über Suzuka hetze. Jedes Auto übt mit eigener Fahrphysik seinen ganz eigenen Reiz aus und fordert den Spieler heraus, Grenzen immer wieder neu auszuloten. Und ab hier wird dann Gran Turismo 5 auch zum „The real Driving Simulator“, denn ihr werdet Rennen erleben, in denen ihr mit einem Super-Car über den Rundkurs von Daytona jagt, aber feststellt, dass ihr einfach zu wenig Endgeschwindigkeit aufbaut. Ab jetzt geht ohne halbwegs intelligente Tuning-Maßnahme wenig. Neben entsprechender Motorsierung ist nun ein manuell verstellbares 6-Gang-Getriebe gefordert. Dieses wird so justiert, dass ihr zwar langsamer beschleunigt, aber letztendlich die benötigten 380 km/h gegen den Lamborghini auf die Gerade bringt. Ihr seid schnell, aber euer Untersatz lässt sich durch keine Kurve mehr bewegen? Dann wird es Zeit für den individuell einstellbaren Federsatz, um euren Traumwagen ein wenig tiefer zu legen und ihm so Spurtreue auch bei hohen Kurvengeschwindigkeiten zu verpassen. Dabei kommt ihr bei Gran Turismo 5 vom Hundertsten ins Tausendste und ihr werdet es genießen.

Weniger genießen werdet ihr aber über kurz oder lang die KI eurer Computer-Gegner. So viel Sorgfalt und Liebe in die Gestaltung der Fahrzeuge gesteckt wurde, so vernachlässigt wurden erneut eure Gegner. Diese fahren ihrem Fahrzeug entsprechend mit, aber so manches Mal scheint die Ideal-Linie eine Schiene zu sein, denn gebremst oder ausgewichen wird selten. Und wer genau hinschaut, erkennt bereits nach spätestens 2 Runden, wo die KI ihre Bremspunkte setzt, um diese Schwäche durch gnadenlos späteres Bremsen in den eigenen Vorteil umzuwandeln.

Trotz aller Staus in den zumeist ersten Kurven bleibt die Framerate stabil, nur in den seltensten Fällen erkennt ihr ein fast unmerkliches Zucken des Bildes, das aber das Spiel in keinster Weise ausbremst. Wer sich weiterhin die Zeit nimmt, während eines Rennens auch mal rechts und links neben die Piste oder an den Horizont zu schauen, wird dann doch die eine oder andere minimale technische Unzulänglichkeit bemerken. So stehen Zuschauer als 2D-Pappkameraden unbeweglich am Streckenrand oder auf Tribünen und auf dem London-Kurs ploppt die Häuserkulisse im Hintergrund kurz auf. Aber alles dies sind Dinge, die bei diesem Titel schon fast peinlich sind, sie überhaupt erwähnt zu haben.

Wer nun von Rennen zwischenzeitlich genug hat und sich nach echten Herausforderungen sehnt, wechselt zwischendurch in …

… die Spezial-Rennen und Lizenzen:

Kann man ein Rennen im Karriere-Modus durch den Kauf eines entsprechenden Autos oder durch Tuning-Maßnahmen in 9 von 10 Fällen für sich entscheiden, haben es die Spezial-Rennen aber richtig in sich. Hier erhaltet ihr vorgegebene Karossen und müsst mit diesen versuchen, eine bestimmte Position zu erreichen oder vorgegebene Zeiten zu schlagen. Hier müsst ihr zum Beispiel mit den verschiedensten Typen der Marke Mercedes auf der Nürburgring-Nordschleife Etappen-Zeiten unterbieten, fahrt Kart oder Nascar oder aber seid mit einem VW-Samba-Bus Baujahr 62 gegen 11 andere Busse dieses Typs im Rennen. Für absolute Chancengleichheit ist also gesorgt, hier entscheidet allein euer fahrerisches Können. Dieses ist auch im Nachtrennen Lambo gegen Lambo in der Toskana zwingend erforderlich … ein unglaublich spannendes Rennen mit garantierten Schwitzhänden!

Leider fast vollständig in den Hintergrund sind die Lizenzen getreten. Waren diese bisher immer das Maß der Dinge, welche Klassen und Rennen ihr fahren durftet, werden die Fahrschulübungen nun mehr oder weniger nebenbei erledigt. Wer diese Prüfungen schon aus den Vorgängern kennt, erlebt auch hier ein Deja Vù. Bremsprüfungen, Kurvenfahrten und Überholmanöver in den verschiedenen Klassen bieten nun leider nicht mehr den gewohnten Anreiz, diese Lizenzen auch zu erwerben. Außer Erfahrungspunkten und ein Fahrzeug zum Abschluss einer Lizenz bringen euch die Prüfungen nicht weiter. Aber bis hierhin sind dies nur KI-Gegner, denn endlich gibt es den …

… Online-Modus:

Die PS3 gibt ihn her und Gran Turismo 5 nutzt ihn … aber auch hier nur irgendwie halbherzig. Wollt ihr euer Können gegen menschliche Kontrahenten testen, bietet ein Online-Modus dafür eigentlich perfekte Voraussetzungen. Technisch ist bei GT alles im grünen Bereich, aber warum kann ich eigentlich keine Fahrzeuge definieren? Ich kann Strecken wählen oder Fahrhilfen deaktivieren, aber nicht vorgeben, dass das Rennen ausschließlich mit amerikanischen Muscle-Cars oder japanischen Straßen-Fahrzeugen mit maximal 150PS gefahren werden soll. Und so trifft sich in der Lobby alles, was Gran Turismo 5 spielt. Leider treffen so aber auch Anfänger und Profis aufeinander und damit ein im besten Fall getunter Golf GTI auf Ferraris, Lambos und Touren-Rennwagen. Anfänger sind von Beginn an außen vor und haben nur die Chance, sich im Karriere-Modus nach vorne zu spielen, um dann auch mit einem Zonda oder Toyota Supra eine Chance zu haben.

Auch das Schadensmodell der Premium-Fahrzeuge wirkt aufgesetzt, zumal dieses nun regelmäßig per neuem Update nachgepatcht wird. Hier und da ein verschobener Kühler oder eine Delle im Lack trotz Volltreffer in die Bande sind noch nicht das Maß der Dinge. Somit hätte man konsequent bleiben sollen und entweder das Schadensmodell pflegen oder gleich komplett darauf verzichten sollen, statt 831 Standard-Fahrzeuge zu integrieren.

Der Arcade-Modus und der Streckeneditor:

Wer vom Karriere-Modus zwischenzeitlich genug hat und schauen will, was es noch an Autos zu erspielen gibt, klickt sich in den Arcade-Modus. Hier habt ihr die Wahl zwischen Arcade-Rennen, Zeitrennen, 2-Spieler-Splitscreen-Rennen und den inzwischen bei Rennspielen etablierten Drift-Rennen. In den Arcade-Rennen sucht ihr euch Strecke und Fahrzeug aus und dann ab auf die Piste, wie gehabt und nichts Neues. Für mich persönlich ganz wichtig und spannend sind die Zeitrennen, weil ich hier mit meinen eigenen Fahrzeugen experimentieren und versuchen kann, meine eigenen Rundenzeiten zu unterbieten. Kommt ihr in einem Karriere-Rennen nicht wirklich weiter, empfiehlt sich hier wirklich das Zeitrennen, weil ihr genau analysieren könnt, wo ihr Zeit liegen lasst und an welcher Stelle noch etwas aus der Runde gequetscht werden kann.

In den Driftrennen jagt ihr Punkte für besonders lange und spektakuläre Drifts. Ihr wählt Strecke und Auto, wobei zu Beginn der High Speed Ring und ein Heck angetriebenes Auto empfehlenswert sind. Erreicht ihr die erste Kurve, gibt euch ein Startpunkt vor, dass es nun um Drift-Punkte geht, die bei einem Banden-Crash aber komplett gestrichen werden. Spaßig und eine nette Zugabe zum eigentlichen Renngeschehen.

Der Streckeneditor ist ebenfalls eine nette Zugabe. Ihr sucht euch einen Untergrund aus, und erhaltet eine vorgegebene Strecke, die ihr in Kurvenradius und Straßenbreite verändern könnt, das war es auch schon, keine Randobjekte, keine Höhenunterschiede, keine frei zu verlegenden Straßenelemente. Und trotzdem weiß der Editor zu gefallen, wenn ihr ihn als freundliche Zugabe zu einem perfekten Rennspiel betrachtet.

Fazit:

Gran Turismo 5 ist der König der Rennspiele! Daran ändern auch die kleinen Unstimmigkeiten nichts, die man zum Teil aus den Vorgängern kennt und die scheinbar in diesem Bericht überwiegen. Aber das erscheint nur so. Ich spiele seit dem Atari VCS Autorennen auf allen Konsolen und kein Spiel schafft es jedes Mal aufs Neue, mich so in seinen Bann zu ziehen, wie es mit jedem neuen Gran Turismo der Fall ist.

Ich wusste vorher, was mich mit Gran Turismo 5 erwarten würde und ich habe mich darauf gefreut. Ich weiß, dass ich die Gran Turismo Weltmeisterschaft nur mit meiner perfekt abgestimmten Doge Viper GTS gegen die Touren-Wagen gewinnen kann, ich weiß, dass die Computer-KI wie an der Schnur gezogen fährt und ich weiß, dass ich auf Grand Valley wieder Schwierigkeiten mit der Tunneleinfahrt nach der Brücke haben werde. Ich weiß das alles und ich liebe es.

Und das Spiel bietet eigentlich noch mehr, als das dieser ohnehin schon viel zu lange Bericht aufzeigen könnte. Man kann über Fahrphysik schreiben, aber das Pad in die Hand zu nehmen und das selbst zu erleben, ist etwas vollkommen anderes. Ich habe auch kein Wort über die reichlichen Optionen oder den B-Spec-Modus verloren oder darüber, dass so ziemlich jedes am Markt erhältliche Lenkrad unterstützt wird.

Deswegen abschließend nur eines: Wer noch keine PS3 hat und sich als Rennspiel-Fan(atiker) nun keine kauft, dem ist nicht mehr zu helfen und er möge sich bitte ein anderes Hobby zulegen.