Was macht eigentlich ein Spiel zu einer Seltenheit? Warum wird für das eine Spiel mehr geboten, wenn es denn zum Verkauf steht, als für ein anderes? Die Antwort ist jedem halbwegs intelligenten Menschen klar: Wie bei allen Waren wird die Preisbildung durch Angebot und Nachfrage geregelt.
(… ich höre gerade Klein-Fritzchen … „Hääää????“). Ganz einfach: Je seltener ein Artikel ist und je mehr Menschen diesen Artikel haben möchten, desto teurer wird dieser, es gibt also mehr Nachfrage als Angebot. Da aber in unserer Gesellschaft kein Mangel herrscht, außer offensichtlich an Benzin, denn anders kann ich mir den Preis nicht erklären, beschränkt sich die obige Aussage auf Dinge, die nicht mehr erhältlich sind. Eines dieser Dinge sind alte Videospiele.
Ein Leser meiner Seite machte mich auf eine ebay-Auktion aufmerksam (danke Alex ;)), bei der ich beim Anblick des Preises ins Grübeln geriet. Ein Engländer löste seine Sammlung auf und bot neben den klassischen Spielen, die es zu Hunderten an jeder Ecke gibt, auch Masters of Combat an. Nun wird dieser Titel den wenigsten etwas sagen, aber ein Sammler von Master System Spielen bekommt bei Nennung des Namens feuchte Augen, ähnlich wie bei Die Schlümpfe reisen um die Welt, Buggy Run, Championship Hockey oder Dr. Robotnik`s Mean Bean Machine. Nun werden die Schlümpfe aber inzwischen gut einmal im Jahr angeboten und der Preis sinkt dadurch kontinuierlich. Das Spiel wurde anfangs für vierstellige Summen gehandelt, inzwischen sind 400,-€ ein Spitzenbetrag.
Und da bin ich wieder bei Angebot und Nachfrage, denn die anderen oben aufgeführten Titel werden so gut wie nie angeboten. Das mag daran liegen, dass die wenigsten wissen, was sie in den Händen halten, wenn sie es auf dem Dachboden oder im Keller finden. Die Schlümpfe 2 hat man vielleicht als Rarität noch auf dem Schirm, aber Masters of Combat, Sonic Spinball oder eine Great Soccer Card? Eher nicht! Also gehen diese Titel den Weg alles Irdischen, sie landen irgendwann im Müll. Und so gibt es einerseits immer mehr Sammler, die aus Spaß sammeln, Spiele vielleicht als Wertanlage betrachten oder einfach das Spiel mal besessen haben und nun wieder zocken wollen und andererseits immer weniger der alten Games.
In den 80er Jahren, als Spiele noch Spiele waren und die Leute nicht allein oder online um Avatar Awards, Trophies oder Achievements gezockt haben und als es mit Glück alle vier Wochen einen neuen Titel im Kaufhaus gab, da waren diese Games keine millionfach produzierten Artikel. Spiele waren etwas für eine Minderheit, dementsprechend klein waren die Auflagen. Und viele dieser ohnehin schon nicht zahlreich produzierten Spiele überlebten schon kaum die nachfolgende Konsolengeneration. Sie wurden entweder einfach nicht mehr verkauft, verschwanden in Lagerhäusern oder privaten Kellern und wurden Jahre später als Staubfänger einfach entsorgt. Ebenso verschwanden die Leute, die diese Spiele produziert oder vertrieben haben. Ihr werdet heute bei Sega Deutschland niemanden mehr finden, der euch erklären kann, woher der Master System Koffer wirklich stammt oder – noch simpler – welche Spiele jemals in Deutschland für das Master erschienen sind. Man hat entweder kein Buch geführt oder die Unterlagen wurden irgendwann im Reißwolf geschreddert. Und dabei reden wir hier von knapp 30 Jahren rückwärts in der Zeit. Selbst über die Dinosaurier und die Entstehung der Welt weiß man heute mehr, als über die Produktion der Schlümpfe 2!
Alles änderte sich, als ebay auf der Bildfläche erschien. Mit einem Male entstand ein Markt für diese alten Games und der Begriff retro war in aller Munde. Jeder fing an, seine Keller und Dachböden nach Dingen zu durchforsten, die mehr oder weniger die Haushaltskasse aufbessern konnten. Ein Großteil des ebay-Angebotes bilden noch heute die Spiele. Nun kann man über das Auktionshaus schreiben und denken, was man möchte, Fakt ist, ohne ebay kein Markt für alte Spiele! Wenn man nicht das Glück oder die Zeit hat, auf Flohmärkten über den einen oder anderen Titel zu stolpern, bleibt nur ebay übrig. Und hier treffen dann alle zusammen: Der Verkäufer, der weiß, was er verkauft, der Ahnungslose, der sich wundert, wieviel Geld ein Spiel bringen kann (oder auch nicht) und vor allem diejenigen, die wissen, was eine echte Rarität ist. Und so regelt die Nachfrage nach einem seltenen Spiel den Preis. Je mehr Sammler das Spiel haben wollen, desto mehr werden darauf bieten.
Und damit bin ich wieder bei Masters of Combat. Ich habe das Spiel vor Jahren für einen Spottpreis bei ebay erwerben können, da entweder die mir bekannten Sammler kein Interesse daran hatten oder die Auktion einfach verpasst haben. Das Spiel steht seitdem bei mir im Regal und ich erfreue mich in unregelmäßigen Abständen daran, dass ich es besitze. Das ist es, was eine Sammelleidenschaft auszeichnet. Und wenn ich nun sehe, dass das Spiel inzwischen mehr wert ist, als Les Schtroumpfs Autour Du Monde grinse ich in mich hinein. Denn Masters of Combat wird eben nicht jedes Jahr als Rarität angeboten, genauso wenig wie all die anderen Perlen, die einträchtig daneben stehen und regelmäßig entstaubt und gereinigt werden.