Monopoly Streets

Gehe in das Gefängnis! Begib dich direkt dorthin und gehe nicht über LOS! Seit nunmehr 75 Jahren ziehen Spieler des Brettspiel-Klassikers neben vielen anderen auch diese Karte. Und dieses Jubiläum ist für EA Grund genug eine weitere Versoftung des Spiels zu veröffentlichen, von dem es auch als Brettspiel inzwischen unzählige Varianten gibt. Warum also nicht auch eine weitere digitalisierte Version?

Allen, denen das Spiel aus mir unerfindlichen Gründen nichts sagt, hier die Kurzfassung: Vier Spieler würfeln sich um ein Spielbrett, kaufen Straßen, bauen Häuser und Hotels und versuchen, den Gegenspieler in den Bankrott zu treiben. Denn wenn das gewürfelte Ziel nicht im eigenen Besitz ist, wird Miete fällig, die je nach Bebauung mehr oder weniger teuer wird. Dabei gilt: Je weiter ich mich vom Startpunkt entferne, desto teurer werden die Straßen und Mieten. Nebenbei gibt es Ereignisfelder, die für weitere Spannung mit Verlusten oder Gewinnen sorgen.

Nachdem EA bereits im letzten Jahr Monopoly auf den Markt brachte, das leider aufgrund seiner nicht zu deaktivierenden Soundoptionen für beträchtliches Nerven- und Ohrenleiden sorgte, folgt nun eine grafisch aufgebohrte und optisch opulentere 3D-Variante. Und glücklicherweise lassen sich hier in Monopoly Streets sämtliche Geräusche deaktivieren, denn bereits nach wenigen Spielzügen gehen euch die Brabbel-Geräusche der KI-Spieler auf den Keks. Leider wird aber damit dann auch Mr. Monopoly himself gleich mit stumm geschaltet. Egal, es geht bei Monopoly darum, Kohle zu machen und nicht um Geräusche oder Sprachsamples. So startet man dann das Spiel und stellt fest, dass von den nur zwei spielbaren 3D-Varianten eine noch gesperrt ist. Diese schaltet sich dann im Verlauf des weiteren Spiels aber frei.

Und endlich darf ich die schöne neue Monopoly-Welt mit meinem eigenen Avatar erobern. Mit Druck auf den Y-Button wechsele ich von der Standard-Spielfigur zum Avatar und suche mir jetzt noch schnell den passenden Spielstein wie Zylinder, Hund, Schiff, Schubkarre oder Auto aus. Eine nette Option zum Start: Monopoly lässt sich nur zu viert spielen, aber die weiteren Plätze werden als menschliche Mitspieler belegt, so dass etwaige atmende Spielpartner jederzeit nachträglich ins Spiel einsteigen können.

Wie üblich beginnt der Spieler mit der höchsten gewürfelten Zahl und schon ist man mittendrin, statt nur dabei in Monopoly Streets. Die Spielfiguren stehen mitten auf der Straße, würfeln und bewegen sich dann mit ihrem Spielstein zum entsprechenden Ziel. So klettert die KI ins Auto und fährt los, der Kapitän besteigt sein Schiff und die Schubkarre wird über das Spielfeld geschoben. Während des Spielzuges sieht man die verschiedenen Grundstücke, Avatare flanieren über die Gehwege und (der leider ewig gleiche gelbe) LKW befährt die Straße. Allerdings sind diese immer gleichen Animationen nur die ersten paar Minuten interessant und so drückt man sie dann entweder mit dem B-Button weg oder deaktiviert sie gleich in den Optionen.

Landet man nun auf einem Grundstück, ist dies zumindest anfangs entsprechend kenntlich. Ein großes „zu verkaufen“ Schild und unbebautes Brachland machen deutlich, dass man hier sein Geld investieren kann. Ist das Bauland gekauft, erscheint eine kleine Villa und der Spieler erhält die entsprechende Besitzkarte. Ist man im Besitz aller drei Straßen einer Farbe, geht es an den Bau von Häusern und später des Hotels. Dieses wirkt dann besonders imposant im Stadtbild.

So nett wie das bis hierher klingt, so unübersichtlich wird es leider, wenn das angesteuerte Grundstück bereits im Besitz eines anderen Spielers ist. Man sieht zwar, dass hier bereits eine Villa oder sogar schon Häuser stehen, aber man kann nur mit Mühe ausmachen, wem das Grundstück gehört. Denn die auf einer Straßenlaterne positionierte Spielfigur, die die Immobilie als vergeben ausweist, wird am rechten oberen Bildschirmrand von den in den Ecken platzierten Optionsanzeigen der Mitspieler fast vollständig verdeckt. Auch die Anzeige, wer wem nun wie viel Miete schuldet, wird zu kurz eingeblendet. So hat man denn ständig ein Auge auf eben die Optionsanzeigen, um seine Gegner und dessen Gewinne und Straßen genau beobachten zu können. Ist man selbst am Zug, kann man sich einen Überblick verschaffen, indem man per Druck auf X das klassische Spielbrett einblendet oder aber mit B Straße für Straße mit der Kamera abfährt. Hier bleibt es aber irgendwie beim Versuch, die mangelnde Übersicht wieder herzustellen, weil man sich einfach merken muss, was sich in wessen Besitz befindet.

Und damit wird auch das große Manko der 3D-Version recht schnell deutlich: Spieler, die mit Monopoly bisher wenig Berührung hatten, finden sich einfach kaum zurecht. Ich als alter Monopoly-Hase weiß eben, dass nach dem roten Opernplatz der Nordbahnhof, die gelbe Lessingstraße und dann der grüne Rathausplatz folgen und somit die Immobilien immer wertvoller und die Mieten immer teurer werden. Ein Neuling oder Gelegenheitsspieler weiß das nicht und irrt mehr oder weniger planlos über das Spielbrett, der taktische Tiefgang des Spiels erschließt sich ihm damit kaum. Aber zum Glück gibt es ja auch wieder die klassischen 2D Monopoly-Bretter, die 1 zu 1 aus dem Vorgänger übernommen wurden.

Neben vielen verschiedenen Spielmodi, wie dem Tempo-Würfel, bei dem ein dritter Würfel das Spiel beschleunigt oder Bullenmarkt und Jackpot, hat EA vor allem an der KI der digitalen Mitspieler gearbeitet. So sind diese nun nicht mehr zu jedem Tauschhandel bereit und ihr müsst, um ein vollständiges Set an Straßen zu bekommen, nun manchmal erst mit dem einen verhandeln, um mit dem anderen ins Geschäft zu kommen. Auch die Versteigerungen wurden noch einmal verbessert. Wird eine Immobilie nicht gekauft, habt ihr nun 15 Sekunden Zeit, um diese zu ersteigern. Hierbei könnt ihr per Knopfdruck die Summe anheben oder senken, um an die gewünschte Straße zu kommen. Und auch der gewünschte Online-Modus hat endlich Einzug ins Spiel gehalten.

Fazit:

Monopoly Streets ist eine weitere Version des klassischen Brettspiels und hat sich seit meiner ersten digitalen Ausgabe für das SNES nicht wesentlich verändert. Der neue 3D-Modus macht Profis Spaß, aber überfordert Anfänger leider durch seine doch mangelnde Übersicht. Dabei macht die Grafik in ihrem sympathischen Comic-Stil wirklich was her, während der Kaufhaus-Sound durch eigene Musik ersetzt werde sollte.

Wer Monopoly als Brettspiel mag, aber zu selten die benötigten Mitspieler an den Tisch bekommt, sollte sich die neueste  digitale Version des Evergreens anschauen. Wer aber ohnehin der Meinung ist, Monopoly ist das klassische Brettspiel, wird sicher auch mit den vielen Spielmodi und der schicken 3D-Ansicht nicht warm. Ich persönlich finde das Spiel aber trotz der kleinen Unstimmigkeiten gelungen.  Ein auch etwas längerer Blick auf das Spiel lohnt sich allemal.