Ich habe AC/DC das erste Mal 1980 in der Berliner Deutschlandhalle live zur Back in Black Tour gesehen. Allerdings war ich mit damals zierlichen 14 Jahren noch zu jung, das Konzert allein zu genießen. So erbarmte sich mein alter Herr, mich zu begleiten, allerdings nicht ohne Verstärkung durch einen damaligen Kollegen. Das Konzert war ein einschneidendes Erlebnis – für mich, weil ich seitdem zeitlebens an AC/DC hängen blieb, für meinen Vater, weil der noch heute traumatisiert ist.
Als AC/DC vor sechs Jahren zur Europa-Tour unterwegs waren, besorgten wir uns Karten für Leipzig. Ein Jahr darauf kamen die Australier doch noch nach Berlin, auch das Konzert war eine Pflichtveranstaltung. Und für alle, die das nicht mehr so auf dem Schirm haben – Vorband war damals VOLBEAT 😉
Die diesjährige Tour stand aber bereits im Vorfeld unter einem schlechten Stern. Malcolm Young erkrankte an Demenz und Phil Rudd muss sich in Australien einer Klage wegen Anstiftung zum Mord und Drogenbesitz stellen. So wurde Malcolm durch seinen Neffen Stevie an der Rhythmus-Gitarre ersetzt, am Schlagzeug übernahm Chris Slade, der bereits Ende der 1980er Jahre die Sticks schwang.
So schön ein ausverkauftes Olympiastadion ist, die Arena ist für ein Konzert dieser Lautstärke akustisch einfach nicht ausgelegt. Daran ändern auch die vier riesigen Mashall-Boxentürme nichts. Die ersten Songs sind wie bereits vor fünf Jahren hoffnungslos übersteuert, es dauert eine Weile, bis die Tontechniker das im Griff haben. Dafür ist der Bühnenaufbau wieder imposant. Allerdings fällt sofort auf, dass der meterlange Steg mitten ins Publikum diesmal fehlt. Es wird also kein Angus-Solo mitten im Stadion geben. Na gut, der Mann ist 60 Jahre alt, die Wege werden länger.
Die Show an sich ist wie immer ein Brett. Jeder Ton sitzt, man besinnt sich auf das, was man kann. Leider fehlt zum allerersten Male The Jack und man fragt sich, ob Angus vielleicht doch zu alt ist, die Hosen fallen zu lassen? Ansonsten spielen AC/DC alles vom aktuellen Rock or Bust über Whole Lotta Rosie mit einem fulminanten Angus-Solo bis hin zu Highway to Hell. Den Abschluss bildet wie immer For Those To Rock – diesmal in moderaterer Lautstärke, da vor fünf Jahren die Kanonenschläge die LED-Wände in die Knie zwangen. Diese blieben irgendwann schwarz.
Eines der Highlights war tatsächlich ein Brautpaar, welches seine Hochzeit im Innenraum feierte. Man kann sein Eheleben kaum besser starten.