Dezember 2013, meine nagelneue PS4 steht hier und ich kann mich vor Freude kaum halten. Rechtzeitig vorbestellt, erhalte ich die Konsole pünktlich zum Release. Leider hat Sony in ebenso großer Freude über die zu erwartenden Umsätze offensichtlich die Qualitätskontrolle vorzeitig in die Ferien geschickt.
Wie viele andere stirbt auch meine Konsole wenige Stunden nach dem ersten Anschalten. Amazon sei Dank bekomme ich am 23.12.2013 noch einen Ersatz. Hätte ich was versäumt, wäre es erst Januar oder Februar geworden?
Dezember 2014, meine PS4 steht … und steht … und steht und ich frage mich, wann denn dieses „Next-Gen“ endlich ankommt? Schließlich sollte diese Konsolengeneration einen ach so gewaltigen Schritt vorwärts machen, dass dem Spieler die Luft wegbleibt. Also gut, noch atme ich – und das vollkommen entspannt. „Next-Gen“ ist vollkommen unbemerkt zu „Current-Gen“ geworden. Konsole ist da und läuft – wenn sie denn mal läuft. Hier stapeln sich einige PS4-Spiele und keines bis auf Wolfenstein habe ich länger als 30 Minuten gespielt. Drei Titel sind noch verschweißt, ich hatte nicht einmal Lust, diese auszupacken, sondern nur aufgrund eines Sonderangebotes zugeschlagen.
Woran liegt es nun genau, dass mich Sonys Wunderkind nicht vom Hocker reißt, sondern mich auf diesem vor Langeweile gähnen lässt? Ich denke, es ist die unerfüllte Erwartungshaltung auf etwas, was man selbst nicht genau definieren kann. Was hatte ich für Vorstellungen von der neuen Grafik, welch sensationell neue Spiele wurden erwartet. Next-Gen bedeutete bisher bei jeder Generation immer eine Leistungsexplosion, hier ist es nur das langweilige Plopp eines Tischfeuerwerkes. Da weiß man auch immer vorher, was drin ist. Auch was nun tatsächlich an Spielen in den Händlerregalen steht, weiß ein jeder Videospieler selbst. Eine Fortsetzung jagt die nächste, ein Aufguss eines PS3 Titels folgt dem nächsten, bestes Beispiel für Ich-krieg-den-Hals-nicht-voll ist wohl GTA V. Hurra, Ego-Perspektive und mehr Details, jetzt sogar mit Rissen im Asphalt – ganz toll, und weiter?
Assassins Creed die 34.ste, Call of Duty in albernen Cyper-Rumhüpf-Anzügen, an Far Cry und Uncharted prangt inzwischen auch eine 4, Little Big Planet 3 jetzt mit 16 statt nur mit 3 Schichten für den Leveldesigner, ein DriveClub, bei dem die Server nicht funktionieren und ein Halo namens Destiny – soll das allen Ernstes „NEXT-Gen“ sein? Ein Evil Within war nett, brachte aber auch nichts wirklich Neues, ein Watch Dogs war am Ende nur ein Hype um heiße Luft und kennt man einen Batman, kennt man alle. Da muss doch noch irgendetwas kommen, das kann doch nicht alles sein?
Nächste Woche erscheint Lara Croft und der Tempel der Osiris. Wenigstens stimmt hier der Preis, auch wenn der Titel wahrscheinlich auch ruckelfrei auf der PS2 laufen würde. Einige andere Titel sind seit Monaten angekündigt, wahrscheinlich um mich bei Laune zu halten? Der Übergang von „hier, ganz neu“ nach „steht da hinten“ erfolgte also in aller Stille. Sony und viele andere haben es versäumt, den Spieler nach der anfänglichen Euphorie bei der Stange zu halten. Es interessiert mich dabei nicht, welcher Marketing-Stratege welches Spiel für ein finanzielles Risiko hält und welches Spiel allein aufgrund des Namens ein Triple-A Titel ist. Ich will doch einfach nur Spaß beim Zocken. Alle meine Hoffnungen ruhen jetzt bis ins nächste Jahr auf Projekt Cars.
Und auch wenn es lächerlich klingen mag, aber meine Wii U ist seit deren Release meine Lieblingskonsole, mit der ich diesen Spaß habe. Selbstverständlich ist auch hier nicht jeder Titel eine Offenbarung, aber hier gibt man sich Mühe, Titel für das Touch-Pad anzupassen und damit einem Spiel eine besondere Note zu verleihen. Bis heute ungeschlagen ist Rayman Legends! allein dieser Titel ist auch nach über einem Jahr nach seinem Erscheinen den Kauf der Konsole wert. Etliche andere gesellen sich dazu. Es muss nicht die Bombast-Grafik sein, es sind manchmal nur die Kleinigkeiten, die ein gutes von einem schlechten Spiel unterscheiden. Und da hat die Wii U bisher und auch in naher Zukunft vielleicht mit Amiibo die Nase vorn.
Wer in diesem Beitrag die Xbox One vermisst: Ich habe die gespielt und finde bisher keinen Grund, dafür Geld auszugeben. Identische Titel wie auf der PS4 und ein Halo, welches ich auf der ersten Xbox und der Xbox 360 schon nicht häufig gespielt habe. Dazu kommt, dass erst zahlreiche Updates die Konsole nun wieder nutzbar machen, aber Microsoft wollte ja mit aller Macht seine Vorstellungen einer guten Konsole und sein Kinect durchdrücken.
Ich befürchte, dass sich „Next-Gen“ in nur einem Jahr totgelaufen hat. Daher habe ich einen Plan für 2015, der mir schon lange Zeit vorschwebt. Ich werde mir meinen eigenen Spielautomaten für meine alten Konsolen bauen. Atari VCS, NES, SNES, Master System, Mega Drive und die eine oder andere Perle werden darin untergebracht. Wenn „Next-Gen“ nichts Neues bringt, werde ich eben wieder „retro“ … alt genug bin ich.