Amber Monastery und Diplomacy is not an Option gemeinsam im Test – das mittelalterliche Team

Ich bin seit der ersten Pong-Konsole und allem, was danach folgte, echter Konsolenspieler. Hier stapeln sich fast alle Konsolen, die jemals in Europa erschienen sind, neben einigen Raritäten, die nur in den USA, Japan oder sogar Brasilien erhältlich waren. Auf meinem letzten Gaming-PC liefen noch die Die Siedler und Anno 1602, danach hatte ich den Kanal voll davon, regelmäßig aufrüsten zu müssen und verblieb vollständig bei den Konsolen. Nun aber brauchte ich für die anstehende High End 2025 in München einen Gaming-PC im bezahlbaren Rahmen und meine Wahl fiel auf den Amber Monastery von King Mod, den ich mir spontan bei Caseking kaufte.

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Ich bin Ästhet und das Design nahm mich beim ersten Klick auf die Website mit. Ich brauche keine 127 verschiedenen RGB-Beleuchtungen, auch wenn der Amber Monastery das ebenfalls bietet, mir ging es um das Design des Gehäuses und da unterschiedet sich der PC so grundlegend von allen anderen. Allein das Aussehen eines mittelalterlichen Doms durch den UV-Druck der Scheiben und dem Rahmen aus Walnuss-Holz machen alles optisch so herausragend, dass es genau dieser PC sein musste.

Selbstverständlich sind wie bei allen technischen Spielereien auch im Preis nach oben keine Grenzen gesetzt, aber die Ausstattung mit einem AMD Ryzen 5 7600, einer GeForce RTX 4070 Super und der 2 TB Kingston NV3 NVMe-SSD erschien mir nach Rücksprache mit meinem PC-Profi Tim aus der Redaktion als vollkommen ausreichend, um genau wieder in das Genre einzutauchen, dass ich so liebe und auf Konsolen weitestgehend vermisse – Strategie aller Art. So fehlte nur noch der Komplett-Umbau meines PC-Arbeitsplatzes, um neben meinem Rechenknecht für den Job auch meinen neuen Gaming-PC in einem Regal, statt auf dem Boden aufstellen zu können. Der Schreibtisch ist zu klein, um dort einen, geschweige denn gleich zwei PC zu platzieren.

Da Anno 1800 erst am 01. Mai im Xbox Game Pass erschien, musste also bis dahin irgendetwas her, was meinen Spieltrieb in Sachen Strategie befriedigen konnte. Der zum PC gehörende Titel Kingdom Come: Deliverance 2 ist nicht meine Welt, also meldete ich mich bei Steam an und schaute mich um. Und ein Titel sprang mir sofort ins Gesicht –  Diplomacy is not an Option. Burgen bauen, die Verteidigung optimieren und sich gegen zahlreiche Angreifer zur Wehr zu setzen, erschien mir als genau das Spiel, was ich nicht wirklich gesucht hatte, aber welches mich sofort mitnahm. Also schaute ich ein paar Videos zum Titel, las ein paar Beiträge und lud das Spiel dann herunter. Die Aussage, dass Diplomacy is not an Option von allen als bockschwer angekündigt wurde, ignorierte ich einfach – bis mich bereits die zweite Angriffswelle in der Kampagne überrollte und meine Stadt dem Erdboden gleichmachte.

Aber von vorn. Ich liebe alles, was mit Aufbau zu tun hat. Auf der Xbox verbrachte ich Wochen in Cities Skylines, bis die Stadt florierte. Allerdings überrannten mich da auch keine Gegnerhorden, die alles in Schutt und Asche legten. Ich hatte also sowohl die Begriffe „Echtzeitstrategie“, als auch „bockschwer“ beiseitegedrängt und so scheiterte ich bereits in der 2. Mission der Kampagne. Dabei ist das Spielprinzip so simpel. Verteidige deine Burg bzw. dein Rathaus um jeden Preis. Und wie jedes gute Aufbauspiel startet auch Diplomacy is not an Option mit einem Holzfäller für den Aufbau aller im Spiel vorhandenen Gebäude und Waffen. Dazu kommt ein Steinbergwerk und eine Fischerhütte zur Nahrungsversorgung. So weit, so easy.

Gestartet wird mit einem Trupp von 5 Schwertkämpfern, 4 Bogenschützen und einem Katapult. Mit diesem Gespann erkundet man die nähere Umgebung, um eigentlich schon Sekunden später auf die ersten feindlichen Lager zu treffen und mit ein wenig Pech oder Dummheit bereits die ersten Kämpfer im Gefecht zu verlieren. Also muss als nächstes eine Kaserne her, um neue Kämpfer in die bevorstehenden Schlachten schicken zu können. Aber ohne neue Häuser keine neuen Einwohner und somit keine neuen Soldaten. Und die wollen gefüttert werden, weil die sonst einfach da tot umfallen, wo sie gerade herumstehen. Also müssen die nächste Fischerhütte und der nächste Beerenpflücker her. Und schon ist man mittendrin im Chaos. Baut man zu viele Häuser, hat man zu viele Mäuler, die man durchfüttern muss. Die Kunst ist also bereits zu Beginn, hier ein gesundes Maß zu finden.

Hier hilft die Menüleiste oben, denn hier wird angezeigt, wie viele Bewohner die Häuser hergeben. Sterben Soldaten in der Schlacht oder vor Hunger oder aber Einwohner wegen Krankheit, kommen entsprechen viele neue Bewohner am nächsten Morgen wieder hinzu. Eine weitere Anzeige informiert über den täglichen Nahrungsbedarf. Wenn man diese beiden Zahlen von Beginn an im Blick hat, hat man die ersten Einstiegshürden bereits überwunden. Es nützt also nichts, zahlreiche Häuser zu bauen, wenn man die Bewohner nicht mit Nahrung versorgen kann, weil die sonst einfach tot umfallen. Besetzt man einen Turm mit 9 Bogenschützen und die Leute leiden Hunger, wundert man sich somit nur noch anfangs, dass da nur noch 4 Bogenschützen stehen. Die anderen sind einfach vor Hunger verendet.

Dies ist aber nur die halbe Wahrheit eines so unfassbar schweren Real Time Strategy Games. Denn der Aufbau der Stadt ist nur Mittel zum eigentlichen Zweck und der heißt, verteidige deine Burg um jeden Preis mit Mann und Maus. So dauert es nicht lange, bis die erste Horde über die Stadt herfällt. Auf einer Übersichtskarte wird angezeigt, wann und aus welcher Richtung die ersten Feinde über das noch junge Reich herfallen. Man hat somit nur wenig Zeit, seine Truppen zu verlegen und vielleicht noch die Verteidigung mit anfangs Holzmauern und -Türmen zu verstärken. Und diese erste Horde ist tatsächlich bloß zum Warmwerden und dient als Kanonenfutter. Aber ab dann wird es kernig, da ab jetzt jede weitere Horde zahlenmäßig unfassbar überlegen ist.

Nun beginnt die strategische Planung der Festung im Kopf. Da Holz auf Dauer den anstürmenden Massen nicht standhält, muss also das Rathaus auf die nächste Stufe gebracht werden, um endlich Befestigungen aus Stein bauen zu können. Dazu kommen die Ingenieure, um mit neuen Katapulten hinter den Mauern für mehr Sicherheit zu sorgen. Da Fische und Beeren irgendwann erschöpft sind, baut man nun auch die ersten Höfe für ausreichend Nahrung.

Bei der Planung von Verteidigungsanlagen sollte auch immer die Landschaft mit in Betracht gezogen werden. Statt kilometerlanger Mauern nutzt man natürliche Bergmassive oder Seen, um seine Mauern dort abschließen zu lassen, denn zum Glück können die Gegner nicht schwimmen. Aber diesen Nachteil machen sie durch ihre schiere Masse wieder wett. Wenn hunderte oder tausende von Bauern, Rittern oder auch Zombies gegen die eigenen Mauern branden, geht es in erster Linie darum, die eigenen Soldaten und Fernwaffen entsprechend zu postieren.

Denn glücklicherweise sind die Horden nicht sonderlich schlau. Diese strömen solange gegen eine Mauer, bis diese entweder nachgibt oder aber der letzte Gegner erledigt ist – und das kann auch mal mehrere Minuten lang dauern. Ist die Mauer allerdings durchbrochen, stürzen sich die eingedrungenen Gegner auf alles, was da herumsteht.

Werden auf diesem Weg Höfe, Fischerhütten und Speicher vernichtet, bricht augenblicklich eine Hungersnot aus, die wiederum euren Soldaten das Leben kostet. Von daher ist es also sinnvoll, bei einer anströmenden Horde ganz schnell eine zweite Mauer zu errichten und Katapulte entsprechend zu platzieren. Als absolut effektiv haben sich zahlreiche Türme mit Armbrustschützen erwiesen, die durch abgeschlossene Forschung dann auch 4x so schnell nachladen und schießen können, als in der Standardversion.

Das alles funktioniert solange gut, wie man sich nur einer Horde stellen muss. Das jedoch wäre auf Dauer zu simpel und so nähern sich dann auch mal drei oder vier Horden aus verschiedenen Richtungen gleichzeitig eurer Festung. Ab diesem Moment bricht dann das wirkliche Chaos aus. Habe ich genug Türme mit Bogenschützen errichtet und stehen meine Katapulte ordentlich? Habe ich genug Fußsoldaten, um einen eventuellen Durchbruch aufhalten zu können? Und habe ich genug Holz und Stein in meinen Lagern, um im Notfall schnell neue Truppen aufstellen zu können?

Ist eine Schlacht erfolgreich beendet, beginnt man zwar nicht seine Toten zu zählen, diese aber schnellstmöglich vom Totengräber einsammeln zu lassen. Passiert dies nämlich nicht, erheben sich diese als Zombies und vernichten die Einrichtungen innerhalb der Festung. Dazu kommen weitere Zombies außerhalb der Mauern, die versuchen, diese an verschiedenen Orten einzureißen. Und nichts ist nerviger als die dauerhafte Meldung, dass die eigenen Gebäude angegriffen werden, obwohl nirgendwo eine Horde in Sicht ist.

Mit zunehmender Spieldauer lassen sich Gebäude und Befestigungen aufrüsten und es werden neue Waffen entwickelt. Besonders effektiv sind dabei Fassminen, die den Horden in den Weg gelegt werden und die zahlreiche Gegner vernichten, bevor diese die eigenen Mauern erreichen. Auch neue Fernwaffen, die auf Türmen platziert werden können, schaffen ein paar Sekunden Luft, bevor Hunderte Gegner einfach nachrücken.

Diplomacy is not an Option auf Steam