Was Spieler weltweit ja schon immer wussten, wird in den USA bestätigt. EA sichert sich erneut den „Golden-Poo“, wörtlich übersetzt: Den goldenen Haufen … Fäkalien. Electronic Arts hält damit einen einsamen Rekord, denn noch nie schaffte dies ein Unternehmen in zwei aufeinanderfolgenden Jahren. Die Leser des „Consumerist“ wählten auch 2013 EA mit weitem Abstand auf den ersten Platz vor der Bank of America. Dabei ließ die Spieleschmiede so renommierte Konkurrenten wie T-Mobile, Paypal, Microsoft oder Walmart hinter sich. Gratulation, Electronic Arts!
Eine Überraschung ist dies jedoch nicht. Zu viele Fehler eines Managers, der keine Ahnung von der Spielebranche und vom Kunden an sich hat, trotzdem jede Fehlentscheidung aus seinem Elfenbeinturm heraus konsequent durchzog, kosteten EA nicht nur Geld, sondern vor allem Vertrauen und Renommee. Nun ist EA-Chef John Riccitiello gegangen (worden). Der Mann nimmt nebenbei die Kleinigkeit von geschätzten 8 Millionen Dollar Abfindung mit. Wo die allerdings noch herkommen, nachdem der Aktienkurs des ehemaligen Spieleriesen während Riccitiellos Amtszeit von 40$ auf 15$ fiel und das Unternehmen dabei gut 2 Milliarden Dollar Verlust machte, bleibt unklar.
Aber nun wird alles besser! Wird es das wirklich? Eher nicht, denn wenn man die Stellungnahme des Chief Operating Officer Peter Moore liest, herrscht bei EA keinerlei Einsicht. Schuld sind weder Origin, noch DLC oder Microtransaktionen. Und auch Free-to-Play und der permanente Online-Zwang in Sim-City haben nichts damit zu tun. Schließlich nutzen ja weltweit 45 Millionen Menschen den Dienst. Schuld sei nur der Spieler, „dem der Sportler auf dem aktuellen Madden-NFL-Cover nicht gefällt“. Obendrein wäre „der Protest gegen mögliche homosexuelle Beziehungen in EA-Titeln durch homophobe und konservative Webseiten“ ein Problem. Alles klar? Nicht katastrophale Fehlentscheidungen wie die, dem Spieler schon vor dem Release eines Titels unendlichen DLC anzukündigen, der eigentlich gleich in das Spiel gehört, Free-to-Play in allen Spielen oder unüberschaubare, kostspielige Microtransaktionen sind schuld, nein, die Spieler haben sich das alles selbst zuzuschreiben.
Dabei muss man nicht einmal wühlen, um Fehler über Fehler aufzudecken. Diese sind so offensichtlich, dass sie jeder außer EA erkennt. Studios wurden (nur?) gekauft, um sie zu schließen, mögliche Konkurrenz wurde somit ausgeschaltet. Und wenn man allein nur auf die Liste der Titel schaut, die EA in den letzten Jahren sehenden Auges gegen die Wand gefahren hat, kann es einem schon schwindlig werden. Star Wars: The Old Republic, Dead Space 3, Mass Effect 3 oder zuletzt Sim-City lasen sich einmal wie das Who-is-Who der Superstars. Davon ist nichts mehr übrig geblieben. Seit Jahren halbgare Software, die versuchte, es allen Spielern gerecht zu machen, statt sich auf eine Zielgruppe zu konzentrieren. Es gibt eben einfach Spiele, da greift der Casual-Gedanke nicht.
Nun haben die Amerikaner gewählt. Sie haben EA zum zweiten Mal eine donnernde Ohrfeige verpasst. Aber statt diese erneute Pleite als Herausforderung anzunehmen und sich wieder auf die Produktion guter Spiele zu konzentrieren, ergeht man sich bei EA in fadenscheinigen Ausflüchten. Man geht in die Offensive, statt in sich. Die Schuld an der Misere weist man von sich und schiebt die Rolle des Buhmanns den Spielern zu. Doch noch greifen genug Spieler in schöner Regelmäßigkeit zu einem „neuen“ EA-Titel. In Deutschland gibt es den „Consumerist“ nicht, aber wir haben eine andere Wahl: Wenn man schlechte Produkte mit Missachtung straft und diese im Regal stehen lässt, hat ein Unternehmen zwei Möglichkeiten. Man konzentriert sich und findet wieder zu alter Stärke zurück oder man macht so weiter und riskiert es, vom Markt zu verschwinden.
EA hat mit der Aussage von Peter Moore seine Entscheidung bereits getroffen …