Auf der letzten High End in München stellte ich fest, dass ich mich inzwischen auch als Fachbesucher in die Riege der im Alter fortgeschrittenen Liebhaber von HiFi und Musik einsortieren muss. Nach meinem Empfinden war der jüngste Besucher der Messe Anfang 50 und Nachwuchs war auch in diesem Jahr weit und breit nicht in Sicht.
Nun stellt sich dabei die Frage, ob sich die zahlreichen Aussteller damit zufrieden geben oder schlicht keine Idee haben, wie man sich auch Jüngere für großartiges HiFi heranzieht? Nach zahlreichen netten und positiven Gesprächen mit spannenden Menschen kam ich mit einer Idee von der Messe, die ich in Zusammenarbeit mit weiteren großartigen Menschen in den letzten Wochen begonnen habe umzusetzen und nun in Kooperation mit einigen Herstellern auch vertiefe und fortführe. Das neue Webdesign war erst der Anfang.
Nachwuchs für ein Hobby fällt nicht von den Bäumen, also muss man aktiv daran arbeiten. Man muss begeistern, erklären und den Spaß an guter Musik vermitteln. Dass das funktioniert, durfte ich letztens erst wieder in meinem eigenen Umfeld herausfinden. Eine junge Dame, zu der ich durch das Hundetraining schon seit einigen Jahren Kontakt habe und die bereits meinen Bullterrier in Urlaubspflege hatte, fragte nach Empfehlungen für Lautsprecher und Verstärker. Was dabei herausgekommen ist, lest ihr im folgenden Gastbeitrag von Tessa selbst.
Mir hat dieser Beitrag so gut gefallen und Tessa war so begeistert vom Schreiben, dass sie sich nun unserem Team angeschlossen hat und demnächst den einen oder anderen Beitrag für konsolenfan.de verfassen wird. Willkommen Tessa, ich freue mich auf das, was da kommen wird 🙂
Auf die HiFi-Anlage gekommen
Ich liebe Musik. Musik bedeutet Emotionen. Sie versteht, sie berührt und sie fühlt mit. Musik ermöglicht es für einen Moment, in eine andere Welt einzutauchen. Und doch habe ich mein ganzes Musikliebhaber-Leben diese Musik nur über die Kabelkopfhörer meines iPhones konsumiert. Eine Schande, ich weiß. Jeden Musik-Enthusiasten wird es jetzt vermutlich ordentlich schütteln. Doch keine Sorge, Besserung ist in Sicht. Vor ungefähr acht Monaten zog meine erste eigene HiFi-Anlage bei mir ein. Hinter diesem Kauf steckt eine kleine Geschichte, die ich hier gerne teilen möchte.
Als ich noch jünger war übernachteten mein Bruder und ich oft an den Wochenenden bei unseren Großeltern. Diese wohnten in Neukölln in einem hübschen kleinen Haus mit einem riesigen Garten und einem Pool. Ein Highlight für jedes kleine und große Kind. Ich erinnere mich gerne an all die Sommertage zurück, in denen mein Bruder und ich dort Wasserschlachten machten und Arschbomben-Wettkämpfe abhielten, bis wir schließlich abends völlig erschöpft in unsere Betten fielen.
Doch ich erinnere mich auch an all die Herbst- und Wintertage, an denen wir Karl May Filme in Dauerschleife schauten und unsere Oma in den Wahnsinn trieben, weil wir Deckenburgen aus all ihren Patchworkdecken bauten. Doch der Höhepunkt für mich war, wenn wir abends mit einer Tasse schwarzem Tee auf der Couch saßen und der Musik des Plattenspielers lauschten. Mein Opa besaß ein riesiges Regal mit etlichen Schallplatten verschiedenster Genres, aus welchem er uns jedes Mal eine Platte aussuchen ließ.
Ich beobachtete ihn dabei, wie er das Vinyl aus dem Cover nahm, immer darauf bedacht, dieses nur auf dem Label und an der Seite anzufassen. Er legte die Platte auf und schloss die Haube. Dann überließ er es mir, den Start-Knopf zu drücken. Wie gebannt standen mein Bruder und ich vor dem Plattenspieler und verfolgten das Spektakel. Der Tonarm erhob sich, schwenkte hinüber und setzte federleicht auf die sich drehende Platte auf. Ein kurzes Knistern in den Boxen und dann setzte die Musik ein. Es blieb selten bei nur einer Platte, schließlich war die Auswahl enorm groß.
Der Abend wurde oft von einer Platte mit unterschiedlichen Volksliedern abgerundet, bei der meine Oma immer inbrünstig mitsang. Diese Erinnerungen haben etwas Magisches an sich und machen mich gleichzeitig unglaublich wehmütig. Meine Großeltern sind Ende letzten Jahres beide kurz hintereinander verstorben.
Menschen sterben, das wissen wir alle und trotzdem kann man sich nicht auf den alles überrollenden Schmerz vorbereiten, den der Tod einer geliebten Person mit sich bringt. Es klafft eine Lücke im eigenen Herz. Man versucht sich an den gemeinsamen Erinnerungen festzuhalten und das Gefühl der Wärme und der Liebe zu erhalten. Als meine Großeltern starben, erbte ich ihren Plattenspieler. An dem Plattenspieler hängt für mich mehr als nur die Passion zur Musik. Ich habe versucht, einen für mich wichtigen Moment zu konservieren.
Ich hatte nun also einen Plattenspieler, einen Dual CS 626 aus dem Jahr 1982. Aber zum tatsächlichen Musikhören reichte dieser alleine nicht aus. Ich brauchte einen Verstärker und ich brauchte Lautsprecher. Ich bin kein Experte für HiFi und die schier unendliche Auswahl an Schallwandlern und Verstärkern hat mich geradezu überwältigt. Worauf muss ich beim Kauf eines qualitativ hochwertigen Verstärkers achten? Welche Lautsprecher passen zu mir und meinen Bedürfnissen? Welche technischen Anforderungen müssen die Geräte besitzen, damit sie mit meinem Plattenspieler kompatibel sind und welche sind überflüssig?
All diese Fragen und noch weitere habe ich mir beim Durchforsten der Homepages von sämtlichen HiFi-Anbietern gestellt. Ich hatte die Qual der Wahl und war damit überfordert. Also wendete ich mich an den größten mir bekannten HiFi-Freak und Musik-Liebhaber den ich kenne: Michael Schulz, Inhaber und Chefredakteur von konsolenfan.de. Micha erklärte mir, auf welche technischen Anforderungen ich beim Kauf achten soll und schlug mir zahlreiche Lautsprecher und Verstärker verschiedenster Marken vor.
Nach diesem Gespräch war ich schon ein ganzes Stück schlauer als vorher, doch die Erleuchtung für welche Geräte ich mich tatsächlich entscheiden sollte blieb leider aus. Um mir bei dieser Entscheidung zu helfen, nahm mich mein Papa mit zu HiFi im Hinterhof, einem Laden geschaffen für HiFi-, Musik- und Heimkinofans, in der Großbeerenstraße am Mehringdamm in Berlin. Das Geschäft verfügt über mehrere Vorführräume, in denen probegehört und -gesehen werden kann. Perfekt also für HiFi-Neulinge wie mich, die erst einmal ein Gefühl für die Technik bekommen wollen.
Ich hatte im HiFi-Studio die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Lautsprechern und Verstärkern hin- und herzuschalten, um herauszufinden wann meine Lieblingslieder für mich am besten klangen. Je länger ich mich damit beschäftigte und je häufiger ich zwischen den einzelnen Speakern umschaltete, desto mehr konnte ich die feinen Unterschiede im Klang der verschiedenen Lautsprecher wahrnehmen. Meiner Meinung nach hat hören auch viel mit fühlen zu tun.
Ein System hatte einen sehr klaren Klang, fast schon kreischend in den hohen Tönen. Auf mich wirkte dieser klare, prasselnde Klang aufbrausend und rastlos. Es mag zwar sein, dass diese Lautsprecher die klangliche Palette des Musikstückes breit wiedergaben, doch wenn mir der Klang nicht gefällt, sind es schlicht und einfach nicht die richtigen Speaker für mich.
Die Boxen, für die ich mich letztendlich entschieden habe, die Dali Oberon, klingen warm und dunkel. Beim Hören der Musik empfand ich ein Gefühl von Ruhe und Wohlbefinden.
Das ist der entscheidende Punkt. Es gibt beim Musikhören kein richtig und falsch. Der „richtige“ Klang hängt vom eigenen Empfinden ab.
Bei dem Verstärker entschied ich mich für den Bluesound Powernode. Dieser ist kompatibel mit meinem Plattenspieler, ermöglicht kabelloses Musik-Streaming und er kann an einen Fernseher angeschlossen werden, um Filme mit extra viel Sound zu genießen. Dieses Trio aus Plattenspieler, Verstärker und Boxen passt perfekt zu mir und meinen HiFi-Bedürfnissen und ich bin unglaublich zufrieden damit.
Um mir den Traum der eigenen HiFi-Anlage zu erfüllen, habe ich als Studentin des Maschinenbaus über einige Monate hinweg Geld angespart. Eine solche Anschaffung ist nicht gerade günstig, doch auch bei einem kleineren Budget gibt es eine große Auswahl großartiger Verstärker und Lautsprecher, bei denen man garantiert fündig wird.
Eine letzte Sache fehlt natürlich noch, um Musik vom Plattenspieler zu hören: eine Platte. Bei meiner ersten eigenen Vinyl handelt es sich um das Album Mercury Act 1 von Imagine Dragons. Diese Schallplatte hatte ich mir zusammen mit meinem besten Freund gekauft, der ebenfalls leidenschaftlicher Sammler und -hörer ist. Inzwischen hat sich meine Sammlung bereits um einige Platten erweitert.
Das Hören von Vinyl ist ein ganz besonderer Moment. Es ist ein bewusstes Musikhören, ein Hinhören und sich Zeit nehmen. Für mich ist es ein Moment, der eine schöne Erinnerung wiederaufleben lässt. Und dieser Moment hat in all den Jahren nichts von seinem Zauber verloren. Jetzt mache ich mich daran, meinem geliebten Dual eine neue Nadel anzupassen, da die jetzige schon einige Umdrehungen schon hinter sich hat.
Tessa-Katharina Hoyer