Avantone Planar the II im Test – fast quadratisch, aber praktisch und mehr als gut

Messen sind nicht nur ein Ort, an dem man sich und seine Produkte präsentiert, auf Messen kann man – und das ist fast noch wichtiger – interessante Menschen kennenlernen. So durften wir auf der beatcon 2024 die Kopfhörerbar leiten, auf der wir zahlreiche hochwertige Kopfhörer vorführen konnten. Und auch Jan Grimm vom Audiowerk stellte uns den Avantone Planar the II für den Stand zur Verfügung. Aber ein Headset auf einer Messe oder zu Hause in der gewohnten Umgebung zu hören, sind zwei verschiedene Dinge. Nun also liegt dieser ungewöhnliche Kopfhörer hier für einen Test.

Design und Verarbeitung – der Planar passt sofort

Holt man den Planar the II aus seiner Verpackung, verwundert zuerst das ungewöhnliche Aussehen. Ein Kopfhörer hat runde Ohrmuscheln, Punkt. Dies scheint ein ungeschriebenes Gesetz zu sein. Nicht jedoch der Avantone. Dessen Optik weicht so vollständig von dem ab, was man üblicherweise in den Händen hält. Dieses rechteckige Design ist zwar nicht gänzlich unbekannt, wird so aber nur von ganz wenigen Herstellern umgesetzt. Aber genau deswegen hebt sich das Headset eben von der so breiten Masse ab. Auch wenn man anfangs den rechteckigen Ohrmuscheln etwas skeptisch gegenüberstehen mag, so verfliegt dieser Eindruck mit dem ersten Aufsetzen.

Ja, der Planar the II ist mit Sicherheit kein Leichtgewicht, auch wenn die gelochten Seitenplatten für die offene Bauweise nun aus Aluminium und nicht mehr aus Stahl gefertigt sind. Dennoch stehen hier 510 Gramm Gewicht auf dem Tacho. Aber diese Gramm verteilen sich durch das Kopfband so perfekt, dass mir hier auch längere Sessions keinerlei Probleme bereitet haben. Dieses Kopfband ist mit 7,5 Zentimetern nämlich extrem breit, so dass es auf einer wirklich großen Fläche bequem aufliegt. Dazu kommen die automatische Einstellung und Anpassung an den Schädel des Nutzers. Ein Zugmechanismus sorgt für den stets perfekten Sitz, ohne dass hier ein Raster justiert werden muss.

Das neben dem Klang wichtigste Element bei einem Kopfhörer ist dessen Verarbeitung. Nun ist heute Kunststoff kein Merkmal mehr für mangelnde Qualität, aber eben gerade bei preiswerten Modellen das Maß der Dinge. Auch hier hebt sich Avantone mit dem Planar the II ab, denn sämtliche Bauteile sind aus stabilem Aluminium gefertigt. Nun hat dieses Headset genau zwei Gelenke, nämlich die Aufhängung der Ohrmuscheln, aber hier stört kein Geräusch bei Bewegung. Einmal aufgesetzt passt der Kopfhörer mit angenehmem Druck wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Die weichen Polster tun ein Übriges zum nahezu perfekten Tragegefühl. Diese sind mit Klett befestigt und somit austauschbar.

Auffälligstes Merkmal sind jedoch neben der rechteckigen Bauweise die gelochten Platten der Ohrmuscheln, da es sich beim Planar the II um einen offenen, für das Studio konzipierten Kopfhörer handelt. Diese Platten sind mit einem Wabenmuster versehen und verleihen dem Headset so noch einmal ein ganz eigenes Äußeres. Dazu kommen drei verschiedene Farben, so dass der geneigte Käufer hier die Wahl hat.

Namensgebend für das Headset ist die den Schall erzeugende Membranfolie. Diese Folie ist mit 21 μm extrem dünn, der Permamagnet sorgt für die entsprechende Bewegung dieser Folie. So soll damit die gesamte Membranfläche in Bewegung versetzt werden und damit mit einer äußerst geringen Verzerrung arbeiten. Durch die großen Flächen und die hervorragende Passform der Ohrmuscheln ist der Klang stets identisch, egal wie der Kopfhörer getragen wird. Selbst wenn das Gewicht einmal zu viel werden sollte und ich das Headset quer mit den Händen am Kopf gehalten habe, waren hier keine klanglichen Unterschiede zu vernehmen. Aber egal welches Prinzip ein Kopfhörer auch verwenden mag, unter dem Strich steht immer das, was die Ohren des Hörers erreicht.

Technik – zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Mit einem Frequenzgang von 30 Hz bis zu 30 KHz überfordert der Kopfhörer rein technisch das Gehör, ganz einfach, weil der Planar mehr Frequenzen abbilden kann, als das menschliche Ohr wahrzunehmen in der Lage ist. Ich habe einen neuen freien Mitarbeiter, der sich hauptberuflich um das Mischen von Sound für Musiker kümmert. Fred steckt also in der Materie Studio-Kopfhörer viel tiefer drin, als ich das jemals erreichen könnte. Von daher hat auch Fred das Headset für das Mixing von Sounds verwendet und mir dessen Vorzüge, aber auch Schwächen erklärt.

Der Planar the II ist als Kopfhörer für die Studio Produktion ausgeschrieben. Die Packung erwähnt hier Mixing Reference und Musician Monitoring. So ist die Impedanz des Headsets mit nur 32 Ohm aber äußerst gering. Andere Studio-Kopfhörer starten hier mit 64 Ohm. Einfach erklärt: Je höher die Impedanz, desto mehr Spannung wird benötigt. Diese Spannung bringen aber weder Smartphone, noch Tablet mit, um einen hochohmigen Kopfhörer mit entsprechender Lautstärke auch an diesen Geräten betreiben zu können. Mit seiner geringen Impedanz kann man den Planar also auch mobil betreiben – aber wer will ein solches Headset wirklich am Handy nutzen? Ein solches Gerät gehört einfach an die heimische Anlage oder den Kopfhörer-Verstärker.

Weiterhin wird unter Home Use das Podcasting und Live Streaming erwähnt. Jedoch werden aufgrund der Nutzung von Mikrofonen in diesen Bereichen lieber geschlossene System verwendet. So vermeidet man, dass unerwünschter Schall durch die offenen Ohrmuscheln wieder ins Mikrofon zurückstreut. Es bleibt also der Gebrauch zu Hause an der eigenen Anlage. Und hier spielt die offene Bauweise dann all ihre Stärken aus. Denn diese Offenheit ermöglicht ein herrlich weites und räumliches Klangbild – etwas, was geschlossene Kopfhörer so nicht bieten können. Dennoch muss man bedenken, dass eine offene Bauweise nicht einen solchen Bass-Druck entwickeln kann, wie das geschlossene System zu leisten vermögen. Es wird also endlich Zeit, Musik zu hören.

Klang – der Planar the II lässt Musik simpel erscheinen

Metal ist hier das Maß der Dinge, obwohl ich durch meine neuen Mission 700 Lautsprecher auch die Liebe zu den 80er Jahren wiederentdeckt habe. Kaum ein Tag vergeht, an dem ich nicht irgendeine Playlist aus dieser großartigen Dekade der Musik rauf- und wieder runterspiele. Aber hier geht es um den Planar the II und auch dieser muss sich meinen zahlreichen Playlists und den damit verbundenen unterschiedlichen Genres stellen. Um es jedoch ganz kurz zu machen: Jeden Song und jedes Genre spielt der Planar mit erstaunlicher Leichtigkeit – wenn man sich denn darauf einlassen kann und mag, hier jeden Titel ungeschönt auf die Ohren zu bekommen.

Ich suche mir für einen jeden Test immer einen Song raus, der mich aus irgendeiner Playlist besonders mitnimmt und der es wert ist, auf mehreren verschiedenen Schallwandlern gehört zu werden. So stolperte ich letztens über einen Titel, der hier inzwischen regelmäßig abgespielt wird. Das liegt aber nicht an seiner Radio- oder massentauglichen Abstimmung, sondern schlicht an den wenigen Instrumenten ohne Drums und einer faszinierenden Stimme. Die Rede ist von PJ Harvey mit dem Song To Bring You My Love.

Das besondere an diesem Song ist für mich tatsächlich die konsequente Wiederholung der immer gleichen Melodie des Basses über fast die gesamten 5 Minuten des Songs, der zuerst einsetzt, um dann von PJ Harveys markanter Stimme begleitet zu werden. Im Hintergrund untermalt ein Synthesizer den Song, der erst zum Ende hin das Stück solo abschließt. Dazwischen spielen kurz zwei Gitarren drei kurze Riffs, mehr ist nicht. Aber eben diese Auflösung, diese räumliche Breite und Tiefe des Songs und das fast schon sichtbare Zupfen der Bass-Saiten machen diesen Song zu etwas Ungewöhnlichem, das der Planar the II so locker und unangestrengt darstellt.

Ein weiteres, allerdings aktuelles Stück, dass hier momentan regelmäßig läuft, ist Linkin Park mit Two Faced. Nach dem Tod von Sänger Chester Bennington 2017 war es lange Zeit still um die Band, einzig Alben mit bisher unveröffentlichten Songs wurden präsentiert. Jetzt ist man aber mit Sängerin Emily Armstrong offenbar auf dem Weg zurück nach oben. Nur wenige Bands schafften es, mit einer neuen Stimme an alte Erfolge anzuknüpfen – hier sei AC/DC erwähnt, die nach dem Tod von Bon Scott mit Brian Johnson und dem Album Back in Black seit 1980 Erfolg an Erfolg reihen. Ich will mich nicht als alt bezeichnen, aber dieses Konzert durfte ich als kleener Bengel in der Berliner Deutschlandhalle live erleben und es hat mich für das Leben geprägt.

Der Titel Two Faced ist genau das, was man von Linkin Park erwartet, wenn man mit einer neuen Stimme auftritt. Und von der hat Emily Armstrong reichlich. Von weit oben bis in den Keller reicht deren Repertoire und das ist es, was diesen Song trägt. Gerade die Kombination aus Rap und Metal macht den Stil der Band so einzigartig und genau diese Mischung transportiert der Planar the II so unfassbar genau. Seien es die halbwegs leisen Abschnitte, in der die Rap-Elemente dominieren und das Scratching in den Vordergrund tritt oder aber die Heavy-Passagen, in denen jeder sein Arbeitsmaterial fast schon malträtiert – die Auflösung eines jeden Instruments und die räumliche Zuordnung machen mit diesem Kopfhörer einfach Spaß.


Link zum Vertrieb: Avantone Planar the II