Wer sagt, dass Kultur langweilig sein muss? Berlin platzt regelrechtrecht vor kulturellen Angeboten wie Theatern, Ausstellungen und Museen. Eines dieser Angebote ist das Computerspielemuseum, welches nach jahrelanger Wanderausstellung zu einer festen Institution in der Karl-Marx-Allee 93a geworden ist.
Nachdem nun der erste Hype um die Eröffnung abgeebbt ist, machte ich mich hoffnungsfroh mit meinem weihnachtlichen Saarlandbesuch auf, um zu schauen, was da so geboten wird. Um dem abschließenden Fazit schon in der Einleitung vorzugreifen: Mit dem Betrachten meiner eigenen Sammlung, wäre ich – mit Ausnahme einiger tatsächlich seltener Exponate – wahrscheinlich länger beschäftigt gewesen.
Was erwartet den Besucher nun aber beim Gang durch die Ausstellung? Begebe ich mich in die Nationalgalerie, möchte ich mich mir Werke alter Künstler auf Leinwand anschauen. Gehe ich ins Theater, Musical, Konzert oder Variete, erhoffe ich mir einen Abend mit vorzüglicher Unterhaltung, bei der der Funke von der Bühne auf das Publikum überspringt. Aber diese Besuche haben eines gemein: Der Zuschauer oder Besucher ist passiv, er lässt Eindrücke auf sich wirken, ohne ins Geschehen einzugreifen. Anderes erhoffte ich mir deshalb vom Computerspielemuseum. Ich wollte keine Ausstellung „hinter Glas“, um Konsolen zu betrachten, sondern wollte Geschichte „erspielen“. Leider ist aber genau dies nur in den wenigsten Fällen möglich.
Denn bis auf ganz wenige Ausnahmen wie der Painstation, dem Poly-Play und einigen alten Automaten wie Pacman, Asteroids oder Donkey Kong befindet sich fast die komplette Ausstellung hinter Plexiglas. Keine Chance, mal wieder das Oldschool-Board des Neo Geo AES in den Händen zu halten oder ein Philips CD-i in Aktion zu sehen. Stattdessen reiht sich Schautafel an Schautafel, Information an Information, ohne dass man wirklich live erleben kann, warum Videospiele so populär sind. Zugegeben, die Ausstellung bietet einige Stücke, die ich gerne noch in meiner Sammlung hätte, aber als unberührbares Ausstellungsobjekt, bei dem ich nicht einmal weiß, ob die Konsole überhaupt noch funktioniert, hätte mir ein Blick ins Internet genügt.
Das Museum nennt sich „Videospielemuseum“, aber genau die Spiele kommen viel zu kurz, Ausnahme ist die Wand der Meilensteine. Hier werden ab dem Jahr 1978 knapp 30 Titel als Trailer präsentiert – auch hier ist spielen nicht möglich -, angefangen beim Atari VCS und Pitfall, über das Mega Drive und Herzog und dem PC mit Ultima Online bis zur aktuellen Konsolen-Generation und Far Cry. Zu lesen gibt es einige Informationen, warum dieses oder jenes Spiel nach subjektiver Meinung der Aussteller die Geschichte maßgeblich geprägt hat. Subjektiv auch deshalb, weil meiner Meinung nach u.a. ein Bomberman auch an diese Wand gehört hätte. Erstaunlich obendrein, dass es zu Diablo II (USK 16) in Absprache mit der USK nur Standbilder zu sehen gibt, aber Far Cry (USK 18) als Video gezeigt wird.
Es handelt sich beim Videospielemuseum also in erster Linie um eine gut gemachte, übersichtliche Hardware-Ausstellung von Konsolen und Computern. Und damit ist der eigentliche Sinn und Zweck einer solchen Ausstellung aber irgendwie verfehlt. Konsolen dienen nur der Darstellung von Spielen. Anhand aber genau dieser Spiele kann man die Entwicklung seit den ersten Pong-Konsolen bis zur gerade aktuellen Wii U festmachen, ein Stück Plastik hinter einer Scheibe bleibt ein Stück Plastik, auch wenn Master System oder PC Engine darauf steht. So ist das Museum in erster Linie eine Ausstellung für Fans und Nerds, allen anderen bleiben der Reiz und die Faszination von Pacman, Mario, Zelda, Sonic, Lara Croft und unzähligen anderen digitalen Helden weiterhin leider verborgen.