Das war es dann wohl endgültig mit der guten alten IFA.100 Jahre war diese Messe neben der CES wohl das Highlight in Sachen Unterhaltungselektronik in Bild und Ton und zuletzt auch mit Weißer Ware, bis Corona dem Ganzen eine zwischenzeitliche Pause verordnete. Im letzten Jahr wurde aus der IFA eine Messe, deren Sinn wohl niemand so richtig verstand und bis heute nicht versteht. Bei allem Unverständnis ist es nun auch amtlich, denn mit einem Rebranding, also einem neuen Logo und einem neuen Claim wird aus der ehemaligen Internationalen Funkausstellung nun Innovation For All und damit das Argument, wirklich alles, wo Strom durchläuft, auch in den Messehallen am Funkturm zu präsentieren.
Statt TV, Lautsprechern und so vielen anderen technischen Gadgets der Unterhaltungselektronik werden sich die Besucher also zukünftig mit Nachhaltigkeit, eAutos und Wärmepumpen auseinandersetzen dürfen. Den Anfang machte ja letztes Jahr bereits LG. Der OLED-Pionier verzichtete darauf, auch nur ein Display, einen Monitor und so viele weitere technische Innovationen auszustellen, die das Unternehmen bis heute auszeichnen. Stattdessen war die riesige Halle vollgestopft mit Möglichkeiten zum Energiesparen. Und so viele andere Ehemalige zogen sich ebenfalls bereits mehr oder weniger zurück. Philips und Sony, bis dato in einer eigenen Halle vertreten, musste man in ihren Verstecken suchen. Während Philips zumindest in einer kleinen Nische drei TV präsentierte, schottete sich Sony mit einem Pressebereich vollkommen vom klassischen Besucher der IFA ab.
Freuen wir uns also auf smarte und energiesparende Gartenzäune, weitere eRoller, die zuletzt Stück für Stück aus dem Straßenbild verschwanden und tolle neue Heizungen, die für einen Großteil der Deutschen witzlos sind, da sie kein Eigenheim besitzen und ohnehin auf ihren Vermieter angewiesen sind. Nachhaltigkeit und Innovation in allen Bereichen in allen Ehren, aber mit diesem Konzept kann der klassische Besucher wohl eher wenig anfangen, wenn er denn Consumer Eletronics erwartet.
Mach`s jut, olle IFA, es war jedes Jahr ein Vergnügen, dich wiederzusehen. Aber eines noch – persönliche Sache eben:
Ich habe noch nie ein so langweiliges und so unfassbar komplett aussagefreies Logo wie das neue IFA-Logo gesehen. Ich frage mich, was damit zum Ausdruck gebracht werden soll? Wenn dieser Schriftzug für Innovation und Neuausrichtung stehen soll, dann habe ich die Befürchtung, die Messe ist am Ende, bevor sie überhaupt richtig angefangen hat. Zumindest Gratulation an die Agentur Highsnobiety, die dem IFA-Management das hat verkaufen können – Chepeau
Hier die originale Pressemitteilung des IFA-Managements:
Rebranding zum 100. Geburtstag – mehr als ein Logo für die Zukunft
Wenn im September die weltweit größte Messe für Consumer Electronics und Home Appliances ihren 100. Geburtstag feiert, präsentieren sich die bekannten IFA-Initialen in neuem Design. Doch das Jubiläum ist mehr als nur ein visuelles Makeover. Innerhalb der letzten sechs Monate hat die IFA Management GmbH in enger Zusammenarbeit mit ihren Gesellschaftern – der gfu Consumer & Home Electronics GmbH, Inhaberin der Markenrechte der IFA, und Clarion Ltd – einen tiefgreifenden Neugestaltungsprozess für das gesamte Markenumfeld der IFA eingeleitet. Für diese ambitionierte Aufgabe wurde Highsnobiety beauftragt. Die Agentur ist nicht nur auf Kommunikation spezialisiert, sondern genießt weltweit Renommee, wenn es um Lifestyle und Mode geht.
Die IFA ist eine der traditionsreichsten Messen weltweit und damit eine etablierte Marke im Messegeschäft. Das bisherige Logo hat über lange Zeit funktioniert und hatte seinen letzten Refresh bereits Anfang der 2000er Jahre. Es war mit seinen vielen Bestandteilen aus IFA-Schriftzug, Claim, dem jeweiligen Veranstaltungsdatum und dem sogenannten „Funk-Otto“, dem markanten, stilisierten roten Kopf und bisherigen Markenzeichen der IFA, nicht mehr auf der Höhe der Zeit. So war es angebracht, die Markenwelt der IFA zu überarbeiten – und der 100. Geburtstag stellt für alle Beteiligten den richtigen Zeitpunkt dar.