Auch wenn es seltsam erscheint, auf einer eigentlich den Videospielen vorbehaltenen Website über andere Dinge zu berichten, ist es mir immer wieder ein Bedürfnis, auch über die Erlebnisse jenseits von Bits, Bytes und Pixeln zu schreiben. Daher heißt diese Rubrik ja auch „Real Life“ 😉
Reviere zum Mountainbiken gibt es in Deutschland einige, aber auf das mir am nächsten gelegene bin ich bisher noch nicht gekommen, den Harz. Warum also in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt relativ nah? Nachdem bereits letztes Jahr die Seite der Volksbank Arena Harz mit reichlichen Tourenvorschlägen bei mir über den Monitor flimmerte war klar, dass der nächste Kurzurlaub dort stattfinden sollte. Aber auch der Harz ist groß und weitläufig, also setze ich meine Prioritäten nach der Unterkunft. Und da blieb ich auf einer Seite hängen, die mir auf Anhieb symphatisch war: Das Waldhotel Untermühle. Alleine die Aussage, dass der Chef selbst fährt, war Grund genug anzufragen und zu buchen. Und so ging es vom 09.05. – 13.05.2012 nach Clausthal-Zellerfeld.
Im Vorfeld des Kurztrips wird wieder einmal klar, dass wenn der Arsch der Welt einen Pickel hat, Saarbrücken genau dort liegt. Denn statt Freund Lars irgendwo vom Zug in Harznähe abzuholen, musste der arme Kerl mit seinem Cube über den Brocken hinweg nach Berlin fliegen, um dann mit mir im Auto zurück nach Clausthal zu fahren. Der Flug ist billiger und schneller als das vielgepriesene Bahnticket, von fast achtstündiger Fahrzeit mit dreimaligem Umsteigen innerhalb der paar Kilometer einmal abgesehen. Anscheinend hat der Stress den Lars dann auch so verwirrt, dass der zu einer seit Monaten geplanten MTB-Tour mal vorsichtshalber die Hälfte seiner Klamotten zu Hause vergisst. Bei ca. 5-7 Grad Außentemperatur sollte man seine Windjacke sowie lange Hosen und Shirts schon im Koffer haben 😉
Das Waldhotel selbst ist rustikal eingerichtet, damit urgemütlich und liegt abgelegen abseits aller Straßen mitten im Wald. Wir bekamen schon fast eine Ferienwohnung, denn zwei Schlafzimmer und ein separates kleines Wohnzimmer sind schon aller Ehren wert. Aber da wir uns dort nur zum Erholen und Regenerieren aufhalten wollten, saßen wir knapp 30 Minuten nach unserer Ankunft bereits auf den Bikes, um die ersten Kilometer abzuspulen. Und wieder einmal bewahrheitet sich, dass Berge sich nicht simulieren lassen, man muss sie (er)fahren.
Da wir ganz offensichtlich nicht die ersten sind, die ihren MTB-Urlaub im Waldhotel verbringen, hat Inhaber Frank Tolle diverse vorbereitete Touren der Volksbank Arena Harz zur Hand, die man dann abfahren kann. Allerdings hätten wir hier doch zum GPS greifen sollen, denn es offenbart sich bereits am ersten Tag die ganz große Schwäche der Strecken im Harz: Entweder fehlen Schilder vollständig oder irgendwelche Clowns machen sich einen Spaß, die wenigen vorhandenen zu verdrehen und Ortsunkundige in die Irre zu führen. Haben wir am ersten Tag noch über unsere scheinbare Unfähigkeit gegrinst, offensichtlich keine Karte lesen zu können, war der Spaß am zweiten Tag dann aber vorbei. Für eine geplante Tour von Clausthal über den Granestausee Richtung Goslar und Umgebung machten wir bei 35 angegebenen Kilometern gute 20 Kilometer Umweg. Zur geplanten Tour G2 fanden wir auf der gesamten Strecke genau 3 Schilder, der Rest war Gefühl, der Stand der Sonne und ein Kompass auf einem Smartphone. Auf dem Rückweg stand an einer Kreuzung ein Schild, welches den Weg nach Hahnenklee mit knapp 800 Metern auswies. Letztendlich führte der Weg aber um den kompletten Gipfel … und so standen dann knappe 5 Kilometer auf dem Tacho.
Aber egal, denn die Tage 3 und 4 nutzten wir, um die diversen Singletrails in der Umgebung abzuklappern. Auch hier hatte Frank wieder die richtigen Tipps und so fuhren wir Strecken, von denen ich in Berlin und Umland nur träumen kann. Mit kilometerlangen Trails jenseits von Forstwegen vorbei an Flüssen und Seen über Steine und Wurzeln mitten durch den Wald bietet der Harz alles, was das Mountainbiken so einzigartig macht. Aber auch die zahlreichen Forstwege haben ihren Reiz, denn so anstrengend bergauf ist, man belohnt sich mit teilweise kilometerlangen schnellen Abfahrten auf der anderen Seite. Weil der Lars dann auch mal ein Fully fahren wollte, gönnte er sich und seinem Hintern am letzten Tag dann auch noch ein Rose Uncle Jimbo, denn das Waldhotel ist nebenbei auch noch Rose-Testcenter. Man muss also nicht einmal das eigene Bike dabei haben …
Wer viel fährt, muss viel essen. Und davon gab es reichlich und lecker im Waldhotel. Angefangen beim sportlichen Frühstücksbüffett bis hin abends zum Rehbraten wurde vom Feinsten aufgetischt. Und zum Essen schmeckt ein Radler immer noch am Besten 😉
Wer also nun trotz der unzureichenden Beschilderung Lust hat, den Nordwestharz und das Oberharzer Wasserregal mal querfeldein per Bike zu erkunden, kann sich ja bei Frank Tolle im Waldhotel Untermühle melden. Neben ruhigen und gemütlichen Zimmern gibt es eine Sauna, einen abschließbaren Fahrradkeller, eine Werkstatt und den Verleih von GPS-Geräten sowie den neuesten Rose-Mountainbikes. Wir sind auf alle Fälle wieder da.