Die Kooperation von Nintendo und Lego treibt seltsame Blüten

Älteren Spielern ist das Nintendo Entertainment System, kurz NES bestens bekannt. Die Konsole erschien 1983 in Japan, 1985 dann in den USA und erst 1986 in Europa. Mit fast 60 Millionen verkauften Einheiten war sie lange Zeit die am meisten verkaufte Spielkonsole weltweit – und das zu einer Zeit, als Videospiele noch Nischenprodukte waren und es keinen Massenmarkt wie heute gab.

Mit der Konsole erlebte auch Mario seinen Durchbruch. Kaum eine Spiele-Serie verkauft sich länger und als erfolgreicher als der italienische Klempner, der seine Karriere mal als hüpfender, Fässer ausweichender und Plattformen erklimmender Prinzessinnen-Retter in Donkey Kong begann. Zahlreiche Ableger mit Mario wurden ebenfalls erfolgreich. So musste man in Dr. Mario in einem klassischen Match-3-Game farbige Pillen korrekt anordnen, damit diese vom Bildschirm verschwinden. Und Mario Kart ist bis heute eines der erfolgreichsten Rennspiele der Welt.

Aber auch andere Titel, die heute wie selbstverständlich gespielt werden, erhielten durch das NES Starthilfe. So wurden Zelda, Castlevania oder Final Fantasy zuerst auf dem kleinen 8-Bit Gerät veröffentlicht.

Im letzten Jahr gab der dänische Klötzchen-Konzern Lego nun bekannt, eine Kooperation mit Nintendo einzugehen. An sich sind Kooperationen immer eine zweischneidige Sache, denn einerseits gibt es interessante Sets, andererseits kommt für die Käufer aufgrund von Lizenzgebühren meist ein happiger Preis zustande. Bestes Beispiel dafür sind wohl die Harry Potter und Star Wars Sets von Lego. Und nun kommt eben Nintendo hinzu.

Statt nun aber spannende 3D-Welten aus dem Mario- oder Zelda-Universum zu veröffentlichen, gibt es als ersten echten Bausatz tatsächlich einen NES Nachbau mit einem fast schon antiken Röhren-TV. Der TV enthält im Inneren ein Laufband, welches über einen Kurbelmechanismus bedient wird. So wird auf dem Bildschirm der Eindruck eines echten Mario-Levels erweckt. Aber damit nicht genug. Die Konsole hat einen echten Schließmechanismus, damit ein ebenfalls selbstgebautes Mario-Modul in den Schacht geführt werden kann. Man ist also wirklich sehr nah an der Realität.

Und genau das ist das Problem. Ein echtes NES mit Mario Bros. bekomme ich beim bekannten Auktionshaus für ganz kleines Geld förmlich hinterher geworfen. Dabei habe ich dann die Chance, das Spiel auch wirklich zu spielen, denn selbst moderne Flachbildschirme verarbeiten das Signal des NES und stellen ein Bild dar. Habe ich kein Interesse an zahlreichen Modulen, kaufe ich eben das vor vier Jahren erschienen NES Classic Mini, welches sogar über einen HDMI-Anschluss und 30 fest installierte Spiele im Inneren verfügt.

Ich bin absoluter Lego-Fan, hier stehen mit den Modular Buildings zahlreiche aufgebaute Sets, viele andere stehen noch ungeöffnet im Schrank, bis ich wieder die Zeit finde, etwas Neues zu starten, aber mir persönlich ist das Lego-Set Nr. 71374 doch ziemlich unverständlich. Der NES-Bausatz erscheint am 01. August diesen Jahres, richtet sich in seiner neuen schwarzen Verpackung an den AFOL – adult Fan of Lego – und kostet mit 224,19€ nicht wenig Geld.

Für mich fällt dieses Set also definitiv aus, weil ich eben das originale NES mit zahlreichen Modulen und das NES Classic Mini zu stehen habe. Da brauche ich für mich keinen Nachbau aus Lego. Aber vielleicht stehe ich ja mit dieser Meinung auch vollkommen allein da?

Fotos: LEGO + Sammlung Michael Schulz