Ein Rätsel-Spiel mit Perspektive – Kopfzerbrechen in Viewfinder!

Für mich ist es quasi schon ein Ritual. Zu Beginn eines jeden Steam-Sales gehe ich in meine Wunschliste, sortiere nach Rabatten und schaue, welche Prozente mich am meisten überzeugen können. Das geht sogar so weit, dass ich bei manchen Spielen ganz genau weiß, dass sie im Angebot sind, und für wie viel Prozent – einfach, weil sie es nahezu immer sind. Aber um diese Spiele geht es diesmal nicht, sondern um das 2023 erschienene Viewfinder. Zwar habe ich dieses Jahr schon mehr als genug Rätsel-Spiele bezwungen, dieses scheint aber ein ganz besonderes zu sein. Der Name soll Programm sein, indem die Hauptaufgabe des Spielers ist, die richtige Perspektive zu finden. Und da die einzigartigen Mechaniken die das Spiel versprechen schon seit Release in meiner Wunschliste verstauben, wird es nun Zeit, das zu ändern. Die grüne „-65%“ lassen das Herz jedes Schnäppchenjägers höherschlagen, also rein in den Warenkorb, installieren und spielen!

Oehlbach Gaming - New Game

Aus dem Nichts erwache ich in einer unbekannten Welt. Um mich herum ist es grün und sauber, aber auch steinig und verwuchert. Außerdem entdecke ich verschiedene Möbel. Im Hintergrund befinden sich Berge und ein blauer Himmel. Ich sage: „Zeit zu erkunden!“ und das tue ich. Ich gehe in ein kleines Häuschen. Sah so die Welt einst aus? Hier sieht es unordentlich aus; ein paar Bücher sind aus dem Regal gefallen und ein Schrank liegt auf dem Boden. Ich komme in eine Art Vorhof. Vor mir ein Pavillon, der über hölzerne Brücken erreichbar ist. Ich gehe über eine dieser Brücken. Plötzlich stürzt sie ein und ich falle herunter. Wehgetan habe ich mir nicht. Per Knopfdruck kann ich das soeben geschehene einfach wieder rückgängig machen. Merkwürdig. Ich stehe wieder oben, die Brücke ist wieder da.

Mit meinem neuen Wissen wähle ich eine andere Brücke, diese hält. An einem aufgestellten Brett hängt ein Foto. Ich wundere mich über dessen Anwesenheit, also nehme ich es an mich… es scheint sowieso nicht hierher zu gehören. Ich halte es vor mich und schwups! Das Bild ist zur Realität geworden! Ich kann in das Bild, welches ich soeben noch in der Hand gehalten habe, einfach hineingehen. An dessen Ende befindet sich ein Teleporter. Ich lege meine Hand drauf und bin auf einmal an einem neuen Ort.

Nun befindet sich vor mir ein weiterer Teleporter. Dieser benötigt jedoch Energie. Ein Verbindungsstück und eine Art Generator suggerieren mir, dass ich drei Batterien finden muss. Eine befindet sich bereits auf dem Generator. Ich gehe weiter in eine Art Atelier. Hier befindet sich eine weitere Batterie. Ich trage sie zum Generator, eine fehlt noch. An einer Leinwand entdecke ich ein weiteres Foto. Auch dieses nehme ich, halte es vor mich und zack! Wieder habe ich die Realität verändert. Ich gehe ins Foto, befinde mich im selben Atelier wie eben, nur diesmal in schwarz-weiß. Die dritte Batterie liegt am selben Ort wie die zweite, das macht es einfach. Ich stapfe also durch das graue Atelier, durch das bunte Atelier, zum Teleporter, platziere die Batterien und lege erneut meine Hände auf den Teleporter.

Diesmal befindet sich das nächste Foto direkt vor mir. Ich greife es, verändere die Realität und bemerke: Mist! Alles befindet sich auf dem Kopf. Ich hätte es vorher drehen müssen. Glücklicherweise kann ich einfach zurückspulen und meinen Fehler beheben. Ich gehe ins Foto, zum Teleporter und will meine Hände auf ihn legen. Doch ich bemerke, dass noch eine Batterie fehlt. Ich schaue mich um und entdecke eine weitere Leinwand mit Foto. Ein weiteres Mal erfreue ich mich an meiner neu gewonnen Fähigkeit. Danach hole ich die Batterie, stoße die herumliegenden Plastikstühle in den Abgrund (für die Wissenschaft) und gehe erneut zum Teleporter.

Diesmal ist etwas anders. Statt einer einfachen Dachterrasse befinde ich mich jetzt eher in einer Villa die von Klaviermusik begleitet wird. Mehrere Räume laden zum Erkunden ein, finden lässt sich jedoch nichts. Außer einem scheinbar kaputten Teleporter, wie ich ihn reparieren kann, erkenne ich aber nicht. Ich gehe die Treppen zur Dachterrasse hinauf, aber auch hier nichts, was mich weiterbringt. Ich beschließe, einen Moment auf der Hängematte zu liegen und der Musik zu lauschen. Nachdem ich mich genug ausgeruht habe, schaue ich mich weiter um. Eins muss man sagen, der Einrichtungsstil trifft wirklich meinen Geschmack. Ich komme zu einem Teleporter, der funktioniert. Ich habe schon befürchtet, ich muss den Rest meines Lebens hier verweilen. Wobei, es gibt auch Schlimmeres.

Am nächsten Ort stehe ich sichtbar vor einem Problem. Aber eigentlich ist das eher unsichtbar. Denn ich muss augenscheinlich auf die gegenüberliegende Seite, zwischen mir und dieser befindet sich jedoch nichts. Also mache ich mich auf die Suche nach einem weiteren Foto. Dieses finde ich auch nach kurzer Zeit. Ebenso einen Hinweiszettel mit der Aufschrift: „Vergiss nicht, deine Pflanzen zu gießen. :)“. Wahre Worte. Auf dem Foto ist eine Brücke zu erkennen. Daher scheint offensichtlich, was meine Aufgabe ist. Hinstellen, perfekt justieren und tada! Eine perfekte Brücke! Dachte ich zumindest. Beim Rumlaufen um die Brücke fällt mir jedoch auf, dass es durchaus auch besser hätte sein dürfen. Sie ist kaum begehbar.

Auf der anderen Seite wartet ein verschlossenes Tor. Auf einem Tisch liegt ein Foto mit einem offenen Tor. Aufgabe erkannt und gelöst. Rechts um die Ecke und eine kleine Treppe hoch komme ich auf eine weitere Terrasse. An einem Teller klebt ein neues Foto; sichtlich das Bild einer Fassade. Außerdem sehe ich, wie mich von oben eine Katze angrinst. Ob sie mir den Weg weisen möchte? Ich beschließe, mein Foto dazu zu nutzen, um zur Katze zu gelangen. Sollte es der falsche Weg sein, kann ich immer noch zurückspulen. Ich gehe die schräge Fassade hoch, streichle die Katze und sehe den nächsten Teleporter. Sie hat mir wirklich den Weg gewiesen. Leider muss ich die Zeit aber zurückspulen, denn der Teleporter ist nun für mich unerreichbar. Mit meinem zweiten Versuch erreiche ich den Teleporter und lege meine Hände drauf.

In der nächsten Welt benötige ich wieder drei Batterien, wobei eine bereits vor Ort liegt. Ein kurzes Stöbern in der Gegend hilft mir nicht weiter. Ich kann zwar eine neue Batterie sehen, diese liegt aber hinter Gittern versteckt. Auch meine Suche nach grauen Fotos ergibt kein Ergebnis. Da ich nicht wirklich weiterkomme, beschließe ich, mir die Welt genauso anzusehen. Dabei fällt mir auf, dass ein aufgestellter Sichtschutz, der mit Farbe und Deko beschmückt ist, außerdem drei bunte Fotos an sich kleben hat. Da ich nur auf graue Bilder geachtet habe, ist mir das völlig untergegangen. Eins zeigt einen Sonnenuntergang, eins einen blauen Himmel und eins die Polarlichter. Da die fotografierten Bilder weit weg sind, sind sie auch nach der Realitätsveränderung weit weg. Ich kann sie also nicht als Brücke oder ähnliches nutzen, dafür aber, um im Weg stehende Wände verschwinden zu lassen. Da ich nicht die dahinterliegenden Gegenstände auch verschwinden lassen möchte, kommt alles auf die richtige Perspektive an. So kann ich nun Räume betreten, die vorher verschlossen waren und durch Mauern durch, die mir zuvor die Sicht versperrten. Ein paar Mal habe ich aus Versehen die Batterie aus diesem Universum verbannt; durch das Zurückspulen war das aber kein unlösbares Problem.

Der Teleporter führt mich in eine neue Welt. Ich sehe einen weiteren Teleporter, weit entfernt. Und ein Foto, in diesem befindet sich ein weiteres Foto. Ich verändere die Realität, gehe in das Foto, nehme das Foto und verändere erneut die Realität und so weiter und baue mir so eine Brücke über den Abgrund. Bis ich aus Versehen den Teleporter verschwinden lasse. Das System stürzt ab, überall befinden sich Error-Wahnungen und die Welt verschwindet langsam vor mir. Auf einmal bin ich in einer Art Labor. Was sich hinter der Tür verbergen mag?

Viewfinder ist ein Rätsel-Spiel, welches mit einer einmaligen Mechanik glänzen kann. Dabei bedient sich das Spiel im Laufe der Geschichte immer neuer Kniffe, aber auch neuer Mechaniken. Genau in dem Moment, in dem man denkt: „Ist ja ganz nett und schön, aber war das alles?“ schafft es das Spiel, mit einer geheimnisvollen und größtenteils subtilen Story den Spieler am Haken zu halten. Dabei kann man die Story auch beinahe komplett ignorieren; da mich die melancholische und philosophische Geschichte allerdings mehr mitgenommen hat, als sie vermutlich sollte, kann ich nur jedem empfehlen, sich die Zeit zu nehmen und dieses Spiel entspannt und aufmerksam anzugehen. Die Katze „Cait“ ist mir dabei wirklich ans Herz gewachsen. Aber auch die Rätsel verdienen noch ein paar Sätze. Diese sind kreativ und abwechslungsreich gestaltet. Der Schwierigkeitsgrad ist in Ordnung, bis auf manche Ausnahmen muss man nicht allzu lange grübeln, im Zweifel bietet das Spiel auch Hinweise an, sollte man welche benötigen.