Electronic Arts dominiert offiziell seit 1993 den Markt mit FIFA. Damals auf dem Sega Mega Drive hieß der Titel noch FIFA International Soccer und bestand aus ein paar Nationalteams, die in isometrischer 3D-Ansicht über den grünen Rasen stolperten. Zugegeben, die Animationen waren für die Zeit überragend, gut spielbar war der Titel selbst für damalige Verhältnisse nicht wirklich.
Im Laufe der Jahre änderte sich nicht nur die Jahreszahl und der aktuelle Profi auf dem Cover, EA führte regelmäßige Neuerungen ein, verwarf einige davon im nächsten Teil wieder, drehte an der Temposchraube, verdiente ganz nebenbei mit dem kostenpflichtigen Ultimate-Team, aber letzten Endes ähnelte sich das Spiel Jahr für Jahr. Außerdem wurde die Steuerung immer komplizierter – oder ich älter und ungeschickter. Und jedes Jahr kämpft man mit dem Momentun: Als Spieler weiß man entgegen aller EA-Beteuerungen schon anhand einiger Aktionen auf dem virtuellen Grün, dass der Computer mit dem nächsten Angriff einen Treffer erzielen wird. Egal welche Fingerakrobatik ich am Pad auch vollführe, der nächste Torschuss schlägt unwiderruflich ein – siehe Video >>>
Wie also will man den Spieler motivieren, Jahr für Jahr den nächsten Teil zu kaufen, in dem Messi mit Barca und Ronaldo mit Real ohnehin die dominierenden Figuren sind, der Rasen ein wenig grüner und die Konturen noch ein wenig feiner erscheinen? Offenbar gab die im Sommer in Kanada stattfindende Frauenfußball WM den entscheidenden Anreiz: Zum ersten Mal wird es im neuen FIFA auch Nationalmannschaften der Frauen geben. Wie immer werden die Animationen und Spielabläufe perfekt sein, die virtuellen Spielerinnen gleichen schon im ersten Video ihren realen Ebenbildern wie ein Ei dem anderen.
Nun kann man darüber streiten, ob es die seit Jahren bei EA eintreffenden Petitionen sind, die eben auch Frauenfußball fordern oder die Angst, den Käufern nichts gravierend Neues mehr bieten zu können? Ist der Markt abgegrast, sucht man neue Käuferschichten – und die sind ab September offensichtlich fußballbegeisterte Mädchen und Frauen. Ganze zwölf Frauenteams wird es geben, mehr wagt man beim ersten Versuch nicht. Und auch Japan scheint kein Markt für FIFA zu sein, denn den Weltmeister aus dem Land der aufgehenden Sonne sucht man im Spiel vergeblich. Und weil man ja auf Realismus bedacht ist, wird auch es keine Spiele Frauen gegen Männer geben, weil die ja in der Realität auch nicht stattfinden. Man implementiert also ein FIFA im neuen FIFA.
Der Blick in die Kristallkugel ist demnach ebenso müßig wie Spekulationen. Entscheidend wird sein, ob die Frauenteams Kaufanreiz genug sind, aus einer Evolution eine Revolution zu machen? Und wer weiß, vielleicht stolpert auch EA in den kommenden Monaten über den aktuellen FIFA-Skandal? Man darf gespannt sein, was die Ermittler noch alles an Dreck ans Tageslicht befördern. Eine echte Revolution wäre demnach, erst einmal die Korruption auszumerzen, die Joseph Blatter nun nach Jahren der Vetternwirtschaft hoffentlich den Kopf kosten wird. Bis dahin wird die Mafiaorganisation FIFA dank verkaufter Lizenzrechte an jedem verkauften Spiel FIFA wieder mitverdienen.
Copyright Teaser Bild: Electronic Arts