Die FIFA Fussball Weltmeisterschaft gehört neben den Olympischen Spielen zu den größten Sportereignissen auf diesem Planeten. Und so regelmäßig diese Ereignisse sind, erscheinen in noch größerer Regelmäßigkeit Spiele von EA. Und so ist es keine Frage, dass auch zur WM in Deutschland ein „neues“ FIFA auf den Markt erscheint.
Nachdem FIFA – Road to World Cup zum Launch der XBOX 360 der sprichwörtliche Schuss in den Ofen war, sollte der verärgerte Spieler eigentlich erwarten können, dass EA im zweiten FIFA-Teil innerhalb eines halben Jahres etwas gelernt und verbessert hätte … aber die Hoffnung auf ein gutes Fussballspiel aus dem Hause EA stirbt zuletzt … und immer wieder mit jedem neuen FIFA Teil.
Mein letztes FIFA, welches ich käuflich erworben hatte, war FIFA zum Erscheinen der PS2. Schon damals hatte ich mich über die nicht vorhandene Spielbarkeit geärgert. Nach diversen Testberichten und Fragen in einigen Foren entschloss ich mich letztlich aufgrund der WM im eigenen Land zum Kauf des neuen FIFA WM 2006 … schade um das Geld. Diese 55,-€ hätte ich besser in Gummibärchen angelegt, das anschließende Übergeben wäre bei den Gummibärchen nur einmalig gewesen …
Zum Positiven: Wie immer ist die Präsentation bombastisch. 147 Nationalmannschaften und alle WM-Stadien versprechen ein großartiges Spielerlebnis. Klar gibt es bei einem WM-Spiel wenige Spiel-Modi (Freundschaftsspiel, Quali und Turnier), aber hier gibt es zusätzlich 40 Ereignisse vergangener Turniere zu bewältigen, die dann doch für ein wenig Langzeitmotivation (bis FIFA 07 ?) sorgen. Einige Spielermodelle sind klasse gelungen … Ronaldinho und einige andere sind als solche zu erkennen. Wie üblich gibt es ebenfalls reichlich Kamera-Perspektiven, von denen aber (auch wie üblich) nur zwei wirklich spielbar sind …
Leider überwiegt wieder einmal das Negative. Das Wichtigste an einem Fussballspiel sind Spielbarkeit, KI und Animationen der Spieler und Ballphysik. EA hat in allen Punkten geschlampt. So ist es fast unmöglich einen Gegenspieler vom Ball zu trennen, denn nach jedem Körperkontakt bleibt der gesteuerte Spieler wie angewurzelt stehen, nachdem er fünf Schritte gestrauchelt ist und sich gerade noch auf den Beinen halten konnte (siehe Foto). Und warum zum Teufel schaltet das Spiel beim Knopfdruck zum nächsten Mitspieler nicht auf denjenigen, der dem Ball am nächsten steht ? So entsteht wildes Gedrücke bis der passende Spieler angewählt werden kann. Ebenfalls ein Witz sind die Passfunktionen, denn die wenigsten Pässe kommen bei dem Mitspieler an, den ich als Spieler und nicht das Programm anspielen möchte … wenn man denn einen Mitspieler findet. Meistens schaut man auf das Radar und sucht seine Kameraden. Oder man schaltet die Kamera so hoch, dass man Spieler nicht mehr erkennen kann. Aber wenigstens weiß man dann, wo Mitspieler stehen könnten.
Eine merkliche KI ist weder bei Mit- noch bei Gegenspielern erkennbar. So hatte ich bei einer 3:0 Führung Anfang der zweiten Halbzeit am eigenen Strafraum den Ball die komplette Halbzeit am Fuss ohne ein einziges Mal angegriffen zu werden. Es liefen 45 Minuten ab, ohne dass ich meine Spielfigur einmal bewegt hätte !!! Und wenn unsere realen Kicker sich im Turnier so bewegen, wie ihre virtuellen Ebenbilder in FIFA WM 06 animiert sind, haben sie danach Termine beim Orthopäden. Abgehackte, eckige, hölzerne Bewegungen wohin man blickt. Und die Torwartanimationen hat man wohl bei Tim Wiese abgeschaut: Bei den lächerlichsten Bällen macht der Keeper eine Rolle vorwärts, oder hechtet wie wahnsinnig durch seinen Strafraum. Die Ballphysik kann man bestenfalls als durchschnittlich bezeichnen, ich hatte beim Spielen das Gefühl abwechselnd einen Luftballon oder Medizinball zu kicken.
Unter dem Strich ist FIFA WM 2006 eine tolle Demo, was grafisch auf der XBOX 360 möglich ist, auch durch die in Videoclips dargestellten Turnier-Stadien und -Städte. Spielerisch ist das Game für mich wie immer eine Enttäuschung. Mein Tip an EA: Spielt mal eine Weile Pro Evolution Soccer und lernt wie Fussballspiele heute auszusehen haben. Und vielleicht sollten die Programmierer mal gegen einen echten Ball treten. Die sind bis heute garantiert der Meinung, ein Ball hüpft, weil da ein Frosch drinnen sitzt … FIFA WM 2006 war nach Need for Speed: Most Wanted mein definitiv letztes Spiel von Electronic Arts, mir reichts bis Oberkante Unterlippe unausgegorene, halbfertige Software präsentiert zu bekommen … aber wir Spieler sind selbst schuld: Solange wir so etwas wie FIFA regelmäßig kaufen hat EA keinerlei Veranlassung irgendetwas zu verändern … denkt mal drüber nach.