Ich spiele FIFA, seit ich ein Pad halten und gezielt Knöpfchen drücken kann und ich gehöre zu den Wahnsinnigen, die sich jedes Jahr aufs Neue in den Fachmarkt um die Ecke begeben, um sich auch den aktuellen Teil zu kaufen. Dieses Jahr steht eine 17 auf der Hülle. Aber was soll das EA? Jedes Jahr ein neues FIFA und jedes Jahr wird das Neue angepriesen, als wäre es ein Sprung in der Evolution. Man fragt sich allerdings manchmal, in welche Richtung der Sprung geht?
Jedes Jahr wird ein neuer Modus oder eine neue Funktion vorgestellt, so auch bei FIFA 17. Neu ist diesmal der Journey-Modus in dem man die erste Profisaison des jungen Alex Hunter spielt. So weit, so gut, allerdings habe ich diese in neun Stunden durchgespielt.
Als in FIFA 16 die „neue“ Torwarttechnik eingeführt wurde, waren die Torhüter danach so schlecht, dass man sogar mit dem Zweitliga-Team aus Norwegen, FK Haugesund, aus dreißig Metern Entfernung ein Tor gegen Manuel Neuer schießen konnte. Anstatt nun aber die Torhüter in FIFA 17 wieder ein wenig kompetenter zu machen, wird stattdessen auch noch die Fernschuss-Qualität der Spieler verbessert. Diese sorgt nun auch noch dafür, dass der Torwart bei einem Zweikampf aussieht, als wäre er auf seiner eigenen Spucke ausgerutscht.
Seit FIFA 15 wurden also nicht nur die Torhüter an die Wand gefahren, sondern auch am Passsystem wird permanent herumexperimentiert. In einem Jahr kann man die gesamte Abwehr mit einfachen Doppelpässen auszaubern, im nächsten kommt kein einziger Doppelpass auch nur in die Nähe des gewollten Anspielpartners. Bei FIFA 17 ist es der Trickpass oder der scharfgespielte Flachpass, wobei die Technik mit dem Trickpass geübt werden muss. Steilpässe – ob hohe oder flachgespielte – sind wie der Mount Everest in diesem Spiel – entweder sie sind nur für Usain Bolt erreichbar oder sie landen direkt beim Gegner.
Auch die Grafik hat sich stark geändert. Man sieht nicht nur jede einzelne Kerbe im Rasen, sondern auch die Schweißflecken der Spieler auf dem Trikot. Nett, aber ganz ehrlich, wer braucht das?
Kommen wir nun aber zu den positiven Seiten des Spiels
Seit FIFA 11 verzückt uns Buschi mit immer den Gleichen Kommentaren, die wir so lieben. Sprüche wie: „Tja, mein Lieber, das sieht aus wie Eckfahnenzielschießen.“ versüßen uns auch bei FIFA 17 das Spiel, vor allem wenn man vorne liegt, denn sonst kommt es auch mal zu einem Wutanfall vor dem Fernseher.
Neuerungen, die lobenswert sind, sind die neuen Standards. Ob Freistoß oder Eckball, es ist jetzt möglich, auch ohne lange Übung, durch eine gezielte Flanke ein Tor zu erzielen. Zudem wurde das Elfmeterschießen komplett überarbeitet. Diese Änderung hilft schon am Anlauf zu erkennen, in welche Richtung der Schütze schießen wird. Das macht es dem Torwart das erste Mal möglich, wirklich gewollt einen Ball zu halten. In den Vorgängern war dies ein Glücksspiel.
Für die Singleplayer
In der eigentlichen Kariere wurde nicht viel geändert, da diese schon so gut wie perfekt ist. Ich persönlich spiele seit Jahren am liebsten die Spielerkariere, in der man sich selber einen Pro erstellt. Mit diesem bestreitet man seine eigene Kariere und im Gegensatz zur Journey kann man diese Karriere unbegrenzt lange vorführen und anschließend sogar als Trainer sein Team zum Sieg führen.
Ich spiele mit meinem Pro schon in der zehnten Saison für Hertha BSC. Man hat alle Entscheidungen selber in der Hand, sein Team zu unterstützen und muss nicht tatenlos zusehen, wie die eigene Mannschaft versagt, weil man nicht eingreifen kann. Hier ist also dauerhafter Spielspaß garantiert.
Was ich jedoch etwas nervig finde, ist das Training. Man muss mit seinem Pro die ewig gleichen Übungen und Einheiten absolvieren, um seine Fähigkeiten am Ball und sich auch körperlich zu verbessern.
Für die Multiplayer
Auch dieses Jahr wird der Modus „Ultimate Team“ fleißig gespielt, jedoch gibt es immer noch dasselbe Problem wie seit Jahren – PAY TO WIN. Wer hat schon Lust, mit seinem anfangs Bronze-Team in der Zehnten Liga gegen ein Team zu spielen, in dem Christiano Ronaldo neben Bale und Messi spielt? FIFA sorgt also auch weiterhin dafür, dass viele Spieler, die online spielen möchten, nochmal zusätzlich viel Geld in Pakete investieren müssen, um überhaupt eine reelle Chance zu haben. Wem`s gefällt?
Fazit:
Sollte man sich nun FIFA 17 kaufen oder doch lieber nicht? Meiner Meinung nach ist es kein Pflichtkauf, da sich die Grafik und das Gameplay nicht so drastisch geändert bzw. verbessert haben. Man ist in diesem Fall auch weiterhin mit FIFA 16 sehr gut bedient. Das gilt aber nur für Leute, die einfach nur Fußball spielen wollen.
Wer – wie ich – stets und ständig den aktuellsten Kader benötigt, um glücklich zu sein, obendrein auch noch Wert auf die Live-Form aller vorhandenen Spieler und Teams legt, der kommt um den aktuellen Teil auch in diesem Jahr nicht herum. Wem dies jedoch nicht so wichtig ist, kann auf Teil 17 gut und gerne verzichten, dafür sind die Änderungen wieder einmal zu marginal. Ich hingegen bin genau deswegen im ewigen FIFA Teufelskreis gefangen.
Beitrag: Jonas Schulz