Mit dem Model FiiO FT3 bringt der chinesische Hersteller seinen ersten offenen Over-Ear-Kopfhörer auf den Markt. Ich habe mich sehr auf diesen Test gefreut, denn seit ich den in der Redaktion ausliegenden Focal Elegia und einige andere Kopfhörer hören durfte, bin ich fasziniert vom klanglichen Unterschied beim Vergleich von Headphones zu einer klassischen HiFi-Anlage. Ich konnte es daher kaum erwarten, das gute Stück auszupacken.
Bereits die dunkle Verpackung mit der holographischen Schrift macht einen sehr edlen Eindruck und spiegelt einen modernen Look wider. Der Kopfhörer befindet sich nicht lose in seinem Karton, sondern ist in einem Hard-Case aus Kunstleder zusammen mit einem 3 Meter langen Y-Kopfhörerkabel und drei zusätzlichen Adaptersteckern verpackt – sehr löblich, da sonst nur maximal 1,50 Meter Kabel beiliegen. Weiterhin ist das Kabel stoffummantelt, so dass Knicke und damit Kabelbrüche vermieden werden. Obendrein ist die Tasche ideal, um den Kopfhörer nebst Zubehör sicher und vor Staub geschützt aufzubewahren oder um ihn mitzunehmen.
Der FT3 verfügt über ein 3-Achsen-Schwenkdesign des Treibergehäuses. Das Gehäuse selbst besteht aus einer Aluminiumlegierung, die stabil und dennoch sehr leicht ist. Zusammen mit den Velour-Ohrpolstern aus Memory-Schaum und dem selbstjustierenden Kopfband bietet der FT3 idealen Tragekomfort und schmeichelt sich dicht an die Kopfform und damit den Ohren an. Dadurch wird die Abdichtung verbessert und die Klangqualität maximiert. Die Gestaltung des Treibergehäuses wirkt futuristisch, fast SciFi-inspiriert. Insgesamt wirkt das gesamte Auftreten des Kopfhörers elegant, modern und gradlinig.
Wagen wir den berüchtigten Blick hinter die Kulissen. Die wichtigste Komponente für den guten Klang eines Kopfhörers liegt in der Technik des Treibers und der Konstruktion des Gehäuses. Beim FT3 wurde auf eine dynamische Treibertechnik und ein offenes Design gesetzt. Der Treiber oder Schallwandler setzt die elektrischen Signale in akustische Signale um. Bei einem Mikrofon zum Beispiel erfolgt dieser Prozess genau umgekehrt.
Es gibt drei gängige Bauweisen von Treibern: elektrodynamisch, magnetostatisch und elektrostatisch. Die Treibertechnik des FT3 basiert auf dem elektrodynamischen Prinzip. Dies ist der am weitesten verbreitete Typ, da er robust und günstig in der Herstellung ist, aber dennoch großartigen Klang erzeugt. Die Technik dahinter ist recht simpel und ich werde versuchen sie möglichst einfach zu erklären.
Das elektrische Audiosignal der Tonquelle, in diesem Fall meinem Verstärker, wird in den Kopfhörer geleitet und auf eine Spule übertragen, die beweglich um einen Permanentmagneten gewickelt ist. Auf die Spule wirkt das Magnetfeld des Permanentmagneten. Fließt nun ein elektrisches Signal durch die Spule, wird hier ebenfalls ein Magnetfeld erzeugt. Wir haben also zwei Magnetfelder, die sich gegenseitig entweder abstoßen oder anziehen. Das Ziel ist es allerdings, einen bestimmten Takt zwischen dem Abstoßen und Anziehen zu erhalten. Diesen Takt, also die Änderung der Polarität pro Sekunde wird Frequenz genannt und durch den Wechselstrom ermöglicht. Da die Spule ja beweglich ist, wird sie linear bewegt.
Doch wie entstehen am Ende die Töne? Dazu schauen wir uns zuerst an, welche Informationen unser elektrisches Signal enthält. Ob wir hohe oder tiefe Töne hören ist von der Frequenz anhängig, also den Schwingungswechseln pro Sekunde. Je höher die Frequenz, desto höher der Ton. Je niedriger die Frequenz, desto tiefer der Ton. Die Lautstärke ist abhängig von der Amplitude, also der Höhe der Schwingung. Diese beiden Größen beeinflussen wie oft und wie stark die Spule ausschlägt. Die Membran ist an der Spule befestigt und imitiert die Bewegung. Dadurch werden Druckschwankungen erzeugt, welche die Luft bewegen. Und dieser erzeugte Schall trifft dann als Musik auf unsere Ohren.
Bei der Gehäusekonstruktion wurde eine offene Variante gewählt, bei der die Rückseite des Treibers geöffnet ist. Offene Kopfhörer erzeugen einen natürlicheren Klang, da eine bessere Luftzirkulation stattfindet und übermäßige Resonanz verhindert wird. Zudem baut sich durch die offene Bauweise weniger Druck auf den Ohren auf, was sie bequemer für längeres Tragen macht. Aber Achtung: Aufgrund der Bauweise können Geräusche von außen eindringen und die Musik ist ebenfalls von außen hörbar. Sie sind also nicht unbedingt dafür geeignet, um Musik in der Bahn zu hören. Doch ich finde sowieso, dass man dieses Klangerlebnis am besten entspannt zuhause genießen sollte.
Und genau das habe ich getan. Zur Bedienung gibt es gar nicht viel zu sagen, das Y-Kabel wird auf der einen Seite mit dem Kopfhörer verbunden und am anderen Ende in den Verstärker gestöpselt. Und dann kann es auch schon losgehen. Ich beginne beim Testhören meistens mit Liedern, die ich bereits in- und auswendig kenne. Dadurch kann ich gut einschätzen, ob und wie sich die klangliche Vielfalt gegenüber meiner Anlage mit meinem Bluesound NODE und meinen DALI Oberon verändert.
Ich habe also damit begonnen ein ums andere Album von Imagine Dragons zu hören, um ein Gefühl für den Kopfhörer zu bekommen. Und was soll ich sagen, es war wie ein Schweben auf Wolken. Der Sound klingt natürlich und klar und irgendwie frei. Vor allem beim Hören der eher akustischen Alben „Mercury 1&2“ und dem elektronischen Album „Origin“ überkam mich laufend eine Gänsehaut. Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich manchmal einfach nur in meinem Sessel saß und es genossen habe, der Musik zu lauschen. An manchen Tagen tut es gut einfach dazusitzen und die Musik auf sich einwirken zu lassen, aber an anderen Tagen und vor allem bei besonderen Liedern kann mich einfach nichts mehr auf dem Stuhl halten und ich muss tanzen und mich bewegen. Und genau diese Emotionen vermittelt der FiiO FT3.
Das 3 Meter lange Kopfhörerkabel ermöglicht dabei einen großen Tanzbereich und erlaubt es, sich voll und ganz der Musik hinzugeben. Ein weiteres besonderes Hör-Highlight war das neue Album „eternal sunshine“ von Ariana Grande. Ihr letzter Albumrelease ist schon einige Jahre her und ich habe mich sehr gefreut, dass ich dieses langersehnte neue Album über den FiiO FT3 hören konnte. Der FT3 macht all die sorgsam überlegten Nuancen und Feinheiten in ihren Liedern hörbar und lässt einen die Musik fühlen. Einzig der Bass könnte für mich persönlich an der einen oder anderen Stelle ein wenig intensiver sein, aber das ist Geschmackssache.
Fazit:
Dieser Test war ein Genuss für die Sinne. Ich habe mich in den FiiO FT3 und das Sound-Erlebnis, welches er bietet, verliebt. Der Kopfhörer überzeugt mit hochauflösendem, satten Sound und einer feinen Verarbeitung. Er bietet optimalen Tragekomfort und spart auch nicht am Zubehör – und das alles für einen Preis, bei dem ich bei anderen Herstellern gerade ein Kabel erhalte. Denn nur 299€ sind ein überraschend günstiges Angebot für so viel Musik, egal ob ich zur 32 Ohm oder zur 350 Ohm Version greife.
Der FT3 erlaubt es, sich der musikalischen Klangwelt für einen Moment vollkommen hingeben zu können. Musik hören wird mit diesem Kopfhörer zu Musik erleben. Ich habe meine Lieblingslieder noch einmal völlig neu kennengelernt, denn plötzlich konnte ich viel mehr klangliche Nuancen wahrnehmen, die beim „normalen“ Musikhören verloren gehen. Der FiiO FT3 wirkt in seiner ganzen Aufmachung und in seinem Design futuristisch, als würde er einen in eine andere Welt mitnehmen wollen – und genau das tut er auch.