Fostex TH808 im Test – ein fast schon analytischer High-End-Kopfhörer für Fans brillanter Mitten

Im Bereich der High-End Kopfhörer gibt es zahlreiche wunderbare Vertreter, die den persönlichen Geschmack ihres Hörers in allen Bereichen abdecken. Die Palette reicht dabei von Bass-orientierten Schallwandlern bis hin zu solchen, die sich eher im oberen Bereich der Frequenzen wohlfühlen. Allerdings hatte ich bisher noch keinen Kopfhörer im HiFi-Bereich auf den Ohren, der fast schon gnadenlos den Gesang in den Mitten wiedergibt, wie der neue Fostex TH808.

Ein wirklich cooles Design

Es heißt, das Auge isst mit und so erwartet den Käufer des Fostex TH808 ein optisch wirklich schick designter Kopfhörer in eher klassischem Schwarz, der aber durch seine braunen Echtholzschalen aus Schwarznuss und der damit verbundenen Maserung seinen ganz eigenen Stil offenbart. Ich mag solch individuelle Maserungen, da sie – wenn auch in einem kleinen Rahmen – die Lebendigkeit von Holz widerspiegeln und somit selbst einen Kopfhörer in ein kleines Kunstobjekt verwandeln.

Auch der Aufbau von Kopfbügel und Halterungen der Ohrmuscheln ist richtig gut gelungen. Der kleine Rahmen, der die Muscheln hält, sowie die Halterung dieses Rahmens selbst am Kopfbügel wurde mit kleinen silbernen Nieten bewerkstelligt, die dem insgesamt dunklen Aussehen kleine optische Highlights hinzufügen. Auffällig ist dabei aber der mangelnde Bewegungsspielraum der Muscheln. Dennoch sitzt der Fostex TH808 auf Anhieb, wenn auch erstaunlich locker. Aber dieser mangelnde Anpressdruck auf Kopf und Ohren verleiht der ganzen Konstruktion eine gewisse Leichtigkeit.

Da man als Hersteller bei einem Kopfhörer wenig Designmöglichkeiten hat, bleibt bis die Wahl des Materials einzig das außen sichtbare Inlay der Ohrmuscheln übrig. Dieses besteht beim TH808 aus zwei übereinandergelegten Rautenmustern aus Aluminium, von Fostex Dual-Layer-Applikationen genannt. Angeblich soll dieses Gitter durch ein Ätzverfahren je nach Lichteinfall und Betrachtungswinkel verschiedene Farbeindrücke vermitteln, aber hier blieb das Schwarz auch im strahlenden Sonnenschein und in den verschiedensten Positionen dennoch einfaches Schwarz.

Cooler Aufbau und bester Tragekomfort

Neben dieser optischen Leichtigkeit tragen nicht nur auch das geringe Gewicht der vom Hersteller angegebenen 370 Gramm ohne Kabel bei, sondern auch die sehr weichen und damit anschmiegsamen Polster aus Kunstleder. Diese umschließen das gesamte Ohr, sitzen selbst bei Brillenträgern einwandfrei am Kopf und sind bei Bedarf ohne großen Aufwand auszuwechseln.

Etwas schmal hingegen erschien mir beim ersten Anfassen der Kopfbügel. Dieser ist kaum gepolstert, so dass vermeintlich im Laufe einer längeren Hörsession vielleicht Druck auf dem Kopf entstehen kann? Aber ich hatte mich hier geirrt, denn selbst nach einer langen Playlist büßte der TH808 nichts von seinem Komfort ein. Trotz der offenen Bauweise wurden jedoch die Ohren zumindest bei diesen Außentemperaturen dann doch warm. Aber das ist offenbar der Preis für einen nahezu perfekten Sitz der Polster.

Die Bügel der Ohrmuscheln sind aus Aluminium gefertigt, was der gesamten Konstruktion bei geringem Gewicht dennoch Stabilität verleiht. Leichtgängig, ordentlich und in sieben Stufen einstellbar arbeitet das Raster für die Größenverstellung. Zumindest auf normal große Köpfe passt der Fostex TH808 somit einwandfrei.

Technik? Wie langweilig!

Mich persönlich interessieren technische Daten kaum, weil ich Musik hören und mich nicht in Zahlen ergehen will. Wer genaues dazu wissen will, schaut ohnehin auf der Seite des Herstellers nach. Ein Kopfhörer muss klingen, da können unter dem Strich noch so vermeintlich großartige Werte aufgeführt sein. Trifft der Sound nicht meinen persönlichen Musikgeschmack und Einsatzzweck, ist dann zumindest dieser Schallwandler für meine Präferenzen nicht das richtige Gerät. Mein persönlicher Referenzkopfhörer zu Hause ist mein Focal Elegia. Dieser spielt so natürlich auf, wie ich das mag. Aber selbstverständlich bin ich nicht das Maß der Dinge, andere legen Wert auf ein anderes Klangbild. Daher muss man beim Test eines solchen High-End-Kopfhörers wie dem Fostex TH808 immer aufpassen, nicht den persönlichen Geschmack zum Maß der Dinge zu machen.

Zum Lieferumfang gehört ein tatsächlich 3 Meter langes Kabel. Wie oft habe ich mich schon darüber geärgert, dass so viele Hersteller hier mit ihren 1,50 Meter kurzen (Gummi-)Strippen am falschen Ende sparen oder – böse Zungen behaupten das – auf den Kauf eines optionalen und längeren Kabels spekulieren? Das stoffummantelte und damit knicksichere Y-Kabel verfügt auf der einen Seite über einen klassischen, 6,35 Millimeter vergoldeten Klinkenstecker und auf der anderen über eher ungewöhnliche, zweipolige Stecker statt der sonst verwendeten Mini-Klinke. Im Inneren verwendet man bei Fostex sauerstoffarmes Kupfer. In Sachen Kabel liegt der TH808 damit ganz vorn.

Im Reich der Mitte

Es wird Zeit, endlich Musik zu hören und Tidal präsentiert mir aufgrund meiner Hörgewohnheiten einige Playlists, mit denen ich jetzt dem Fostex TH808 auf den Zahn fühlen will. Von reichlich großartigen Bands aus den 80er Jahren wie Talk Talk, Simple Minds, Tears for Fears oder den noch immer aktuellen Pet Shop Boys, die hier am Wochenende den fast ausverkauften Saal der Uber Arena mit einem 2 Stunden Auftritt ihrer Greatest Hits bespielten, reicht die Palette auf der einen Seite. Auf der anderen bietet mir der Streamingdienst Hard Rock und Metal von klassisch AC/DC über Judas Priest bis hin zu Heaven Shall Burn alles an, was mit den sonst genutzten Mission 700 Lautsprechern gelegentlich die Nachbarn in den Wahnsinn treibt.

Dennoch starte ich mit den Essentials von ZZ Top. Wer Hardware testet, muss Musik auch live genießen und so war ich am Samstag zum Konzert der alten Herren in der Zitadelle Spandau. Zugegeben, ich war enttäuscht, denn neben den alten Songs wie Gimme All Your Lovin oder La Grange, die alle mitgrölen konnten, bestand der Rest aus einer Zusammenstellung von Titeln, die mich weniger mitnahmen, auch wenn die Band ihre Instrumente traumhaft beherrscht. Außerdem war nach knapp 80 Minuten ohne Zugabe Schluss. Aber gut, dann eben noch einmal alles über den TH808.

Tidal bietet mit zwei Versionen des Songs La Grange an und ich starte mit der originalen Fassung aus dem Jahr 1973. Ja, klingt nett, aber zieht nicht wirklich die Wurst vom Brot, dafür benötige ich keinen teuren HiFi-Kopfhörer im Stile des Fostex TH808. Das gesamte Klangbild und meine Laune ändern sich schlagartig, als ich den gleichen Song in der remasterten Version von 2005 höre. Mit einem Male klingt anfangs jeder Takt des Schlagzeuges auf den Punkt genau, man kann Frank Beard förmlich vor dem geistigen Auge beim Spielen zusehen. Kurz darauf setzt die Stimme von Billy Gibbons ein und die Haare an den Unterarmen stellen sich auf – wie unfassbar gut kommt dieser Mann über den Fostex. Und als dann endlich der weltbekannte Rhythmus der Gitarre einsetzt, bin ich endgültig von diesem Kopfhörer überzeugt – der Fostex hat dafür tatsächlich nur knapp 30 Sekunden Spielzeit benötigt, um mich vollkommen einzufangen. Und der Song klingt hier tatsächlich besser abgestimmt, als am Samstag beim Live-Konzert! Es ist eine Freude zu hören, mit welcher Akribie und Detailgenauigkeit der TH808 aufspielt.

Aber natürlich kann der Kopfhörer noch viel mehr, als nur eine markante Stimme wiedergeben. Auch in den Höhen ist jedes Anschlagen einer Saite fast schon zu spüren, ohne dass die hohen Töne ins Nervige übergehen. Gerade extreme Höhen vermiesen mir persönlich die gute Laune an meiner Musik. Und auch der Bassbereich spielt druckvoll, aber nicht dominant auf. Ich persönlich bin Fan guter Bässe, die man zwar spürt, die sich aber eben nicht mit aller Macht in den Vordergrund drängen. Und auch diese Disziplin beherrscht der Fostex TH808 einwandfrei.

Aber natürlich geht es noch viel härter und schneller als ZZ Top. Jetzt muss der Fostex Heaven Shall Burn aushalten. Hardcore wird mit Death- und Trash-Metal kombiniert und fertig ist ein Mix, den nur Fans dieses Genres länger als ein paar Sekunden ertragen. Gerade sehr detailreiche Kopfhörer und auch Lautsprecher neigen bei dieser Art von Musik dazu, Gitarren überzubetonen. Von daher war ich gespannt, wie der Fostex diesen Stil verarbeitet?

Um es ganz kurz auf den Punkt zu bringen: Auch hier überzeugt mich der Fostex mit seinem in allen Richtungen ausgewogenen und dynamischen Klangbild. Selbst schnellste Drums, verschiedenste Gitarrenriffs, bei denen die Saiten förmlich glühen und auch Bässe, die in Live-Auftritten so manchen Herzschrittmacher in Funktionsstörungen treiben, verarbeitet der TH808 mit einer extremen Leichtigkeit. Dabei schafft er es, eine breite Bühne aufzubauen, auf der selbst Instrumente von Kombos wie Heaven Shall Burn einwandfrei zuzuordnen sind. Ich habe nach diesem Test einen neuen Wunsch an den Weihnachtsmann, weil man niemals genug gute HiFi-Kopfhörer besitzen kann!




Link zum Hersteller: Fostex TH808