Games Convention 2006 – Quo Vadis Games Convention?

Treue Besucher unserer Seite kennen unsere jährlichen Berichte der Games Convention. Vor dem Besuch der diesjährigen Messe stand für mich neben der Vorfreude auf die GC ganz klar wieder die Berichterstattung und die Vermittlung der persönlichen Eindrücke von Spieler zu Spieler im Vordergrund.

Leider verlief die diesjährige GC nicht wie gehofft und erwartet, deswegen auch der etwas ungewöhnliche Titel. Aber wo fängt man an, wenn aus Sicht derjenigen, die die Messe schon mehrfach besucht haben, die diesjährige Veranstaltung ungewöhnlich schlecht war ? Man geht zurück zu den Wurzeln und lässt Vergangenes Revue passieren …

Die Games Convention hat sich im Laufe ihrer ganz kurzen Geschichte als größte europäische Spielemesse etabliert. Ständig wachsende Besucherzahlen und jährliche Besucherrekorde gaben dem Konzept Recht, so wie es bisher praktiziert wurde. Der Spieler konnte sich vor Ort über die neuesten Spiele und technischen Entwicklungen informieren und sich mit Gleichgesinnten und selten auch mal einem Entwickler austauschen. Das es nebenbei reichlich gute Fanartikel wie Prospekte, Schlüsselbänder und andere Gimmicks gab, machte die Messe umso symphatischer. Die zahlreich vertretenen Aussteller warben mit großen Präsentationen um den Spieler als zahlenden Kunden. Denn der Spieler war bisher das Objekt der Begierde der Hersteller, da dieser letztendlich als Käufer über Erfolg oder Misserfolg eines Spieles zu entscheiden hatte. Denn nicht alles, was von einem Hersteller als Innovation oder Spiel der Superlative angepriesen wurde, war schlussendlich auch ein Verkaufsschlager für den Produzenten.

Im Jahr 2006 erwarteten die Besucher ein ähnliches oder größeres Spektakel als in den vergangenen Jahren, zumindest diejenigen, die die Messe schon mehrfach besucht hatten. Im Vorfeld stand die Vorfreude auf Nintendos Wii und Sonys PS3, die jedoch schon kurz vor der Messe in Ernüchterung umschlug. Nintendo kündigte kurz zuvor an, den Wii nur dem Fachpublikum zu präsentieren und bei Sony war klar, das die PS3 nicht anspielbar sein wird. Was also blieb dann von dieser Games Convention übrig ? Selbstverständlich gab es einige neue und gute Software zu bestaunen und zu spielen, aber letztendlich gab es auf der gesamten GC keine Innovation, kein Titel, der nicht schon bekannt war oder einen Titel, der anders war als andere. Die gesamte Messe bestand aus Aufgüssen alter Titel, Umsetzungen für andere Systeme, bekannten Konzepten und alten Spielen in neuem Gewand. Beispiele gefällig ? FIFA, NHL, Tony Hawk, PES, Metal Gear Solid, Star Wars, Splinter Cell, NHL 2K, Call of Duty, Need for Speed, Dragonball, Die Sims, Mortal Kombat und etliche andere mit neuer Jahreszahl, neuer Durchnummerierung oder Zusatz im Titel … einzig das bereits erschienene Test Drive Unlimited versprach zwar mit altem Titel aber völlig neuem Online-Konzept ein wenig Spannung.

Da Nintendo die Wii nicht den Spielern präsentierte, sollte man glauben, dafür praktisch zum Trost ersatzweise einen Messestand der Superlative vorzufinden. Aber weit gefehlt. Steriles Weiß soweit das Auge reichte und DS-only mit bekannter Software als alleiniges Wundermittel gegen den Wii Verzicht. Dazu alte Videos auf Großleinwand, die seit Wochen und Monaten ohnehin durch das Internet bekannt waren und Gogo-Tänzerinnen im Schulkindalter. Als Gimmick gab es selbstverständlich wieder das bekannte Game-Tester T-Shirt, wenn man denn trotz des Andranges dazu kam, einen DS zu spielen. Weiterhin war auf dem gesamten Stand nicht ein Gamecube zu finden. Diese Konsole ist beerdigt, bevor der Wii das Licht der Videospielwelt erblickt hat. Durch Insiderinformationen erfuhr ich dann allerdings, dass dieses Geschäftsgebahren von Nintendo Japan angeordnet war. Selbst Mitarbeiter von NoE werden über den tatsächlichen Sachstand des Wii im Unklaren gelassen. Man darf also hoffen, dass Nintendo zur Premiere noch die eine oder andere Überraschung für den Spieler parat hat.

Sony war natürlich mit der PSP, die auch wieder ausgeliehen werden konnte, in großem Stil vertreten. Aber selbstverständlich richtete sich das Hauptinteresse auf die PS3. Hatte Microsoft im letzten Jahr die XBOX zwar auch unter Glas, aber in reichlicher Stückzahl und diversem Zubehör präsentiert, so hatte Sony genau eine (!) PS3 unter einem Glaskasten zur Ansicht ausgestellt. Erster Eindruck: Die PS3 ist riesig, die lackschwarze Oberfläche sollte nicht ohne Handschuhe berührt werden, da man auf dem Gehäuse schon jetzt jedes Staubkorn erkennen konnte. Da keine Konsole anspielbereit war, wurden selbstverständlich auch die angekündigten Spiele wie Motorstorm nur als Video auf diversen Großbildfernsehern gezeigt. Dabei scheiden sich natürlich wieder die Geister, ob das Gezeigte In-Game-Grafik oder ein vorgerendertes Video ist. Allerdings bin ich persönlich von den angekündigten Launch-Titeln noch nicht vollständig überzeugt, selbst wenn die gezeigten Videos Spiele-Grafik darstellen sollten.

Und damit kommen wir zum heimlichen Gewinner der GC 2006, wenn man denn den Ausdruck so verwenden möchte: Microsoft und die XBOX 360. Nicht nur das XBOX-Live-Gold-Mitglieder freien Eintritt hatten, sie wurden auch noch in einer speziellen VIP-Lounge (plus einer Begleitperson) mit 2 Freigetränken versorgt. Dort konnte man an reichlich Konsolen die neue Live-Kamera testen, sein Foto auf eine mitgebrachte Speicherkarte ziehen und natürlich ganz entspannt zocken. Dabei lernte man dann Menschen persönlich kennen, die man bisher nur über XBOX-Live und mit ihrem Nick kannte. Einige neue Spiele wurden ebenso präsentiert, wie der Marktplatz mit z.Bsp. UNO den XBOX-Neulingen nähergebracht wurde.

Alles in Allem war die diesjährige Games Convention nicht nur für mich eine herbe Enttäuschung, die nur durch die Hoffnung auf die nächste Messe und dann der Anwesenheit aller Konsolen ein wenig gemildert werden kann. Aber wenn man nun liest, dass die Hersteller sich vom bisherigen Konzept der E3 in Los Angelos verabschiedet haben, weil sie keinen ausreichenden Kosten-Nutzen Faktor mehr für eine solche Messe erkennen können, muss man als Spieler das Schlimmste befürchten. Nach der GC in Leipzig waren die Hersteller mit sich und dem Messeverlauf zufrieden, wie man den diversen Pressemitteilungen entnehmen durfte. Wie aber bitte kann das sein, wenn zahlreiche Besucher diese Messe als die schlechteste aller Games Conventions empfanden ? Klar hatte die GC auch dieses Jahr wieder einen neuen Besucherrekord zu verzeichnen, aber wenn die E3 schon verändert wird, folgen dann demnächst die Tokyo Game Show und die Games Convention ? Sind die Videospieler nicht der alleinige Kosten-Nutzen Faktor und geht es nicht in erster Linie um den Verkauf von Videospielen, Hardware und Zubehör ? Wenn Spiele oder Hardware nur noch ausgewählten Pressemitarbeitern zugänglich sein sollen, muss sich die Videospielindustrie fragen lassen, ob das der richtige Weg ist, bzw. wird. Der Spieler ist der zahlende Kunde, die Presse kauft keine Spiele und Konsolen. Und bei manchen Magazinen hat man leider das Gefühl, das Testberichte aufgrund der Größe des Distributors nicht immer ganz vorurteilsfrei bewertet werden (können).

Wohin führt nun der Weg der Videospielindustrie? Erinnert sich noch jemand an die Selbstherrlichkeit und Selbstzufriedenheit vieler Hersteller vor dem ersten Crash der Videospielbranche zu Zeiten eines Atari VCS? Auch dort ging die Industrie davon aus, das der Kunde jedes noch so schlechte Spiel kauft … ein folgenschwerer Irrtum !!!