gamescom 2009 – Hallo Köln … und dafür ist die Messe umgezogen?

Die Games Convention und Leipzig sind endgültig Geschichte … leider. Habe ich in den letzten Jahren Leipzig doch kritisiert, vermisse ich den alten Standort nach der ersten gamescom in Köln schon jetzt. Das beginnt für mich alleine mit der räumlichen Nähe zu Leipzig und den dortigen örtlichen Begebenheiten: Ein Fahrtweg von knapp 2 Stunden, das Messegelände am Rand der Stadt, Parkplätze im Überfluss direkt am Messegelände und gefühlt mehr und liebevoller gestaltete Ausstellungsfläche.

Selbst am komplett gefüllten Wochenende hatte man nicht das Gefühl von den Massen zertrampelt zu werden. In den Übergängen von einer Halle zur anderen waren Terminals zum Zocken aufgestellt, man fand Chilling-Zonen, um sich kurzfristig mal entspannen zu können und alles wirkte mehr die Bedürfnisse des Spielers zugeschnitten.

Köln 2009: Ein Fahrtweg von circa 5 1/2 Stunden wurde durch Unfälle, gezählten 9 Baustellen und den damit verbundenen Staus zur Tortur mit knapp 8 Stunden Fahrzeit. Endlich angekommen sind Parkplätze in der Stadt verteilt, so dass man dann auch noch einen Shuttle-Bus besteigen darf, um endlich an das Messe-Gelände zu kommen. Orientierungslose Messe-Angestellte sind nicht in der Lage, den Fachbesucher-Eingang benennen zu können, so dass man zum Abholen der entsprechenden Unterlagen einmal komplett durch das Messegelände stapfen darf. In den Hallen selbst tobt das Chaos: Menschenmassen drängen sich dicht an dicht durch die Hallen, keine Chance ein Spiel ohne längere Wartezeit anspielen zu können. Und solche Wartezeiten scheinen in Köln Programm zu sein: Einige Schlangen waren am Samstag dermaßen lang, dass zum Anspielen von begehrten Spielen mit Wartezeiten von bis zu 4 Stunden zu rechnen war!!! Und an dieser Stelle hört der Spaß dann für mich auf. Einerseits ist die Messe nach Köln gezogen, um die Besuchermarke von 200.000 zu knacken, die ja mit 245.000 Besuchern klar übertroffen wurde, aber andererseits kommt man dann mit den entsprechenden Menschenmassen nicht klar?

Leipzig war voll, aber überschaubar. Köln ist nur voll, da das Messegelände dann subjektiv doch nicht mit genug Ausstellungsfläche dienen konnte, obwohl Halle 10 zwar zugänglich, aber komplett leer war. Es ist klar, dass Ausstellungsfläche Geld kostet, aber angeblich kostet die Messe in Köln die Aussteller die Hälfte dessen, was Leipzig verlangt hat. Warum also wird von den Publishern bei den zu erwartenden Besucherzahlen nicht auch die Ausstellungsfläche entsprechend angepasst? 4 Hallen sind dann einfach mal zu wenig, um der Massen Herr zu werden. Hier hätte man mit wenig Aufwand die leerstehende Halle 10 zur Entspannung und Verpflegung nutzen können. Auch passt die Aussage eines Publishers nicht, dass sich die Spieler an Einsparungsmaßnahmen gewöhnen müssten, weswegen bei weitem weniger Give-aways ausgegeben werden. Einerseits boomt die Branche, die Umsätze zeigen nur in eine Richtung, die Messekosten sind angeblich überschaubarer als in Leipzig und andererseits wird an Kleinigkeiten wie Schlüsselbändern etc. gespart? Aber solange Spieler sich in Schlangen einreihen, um ein Demo eines Spieles anspielen zu können, haben die Aussteller keinerlei Grund etwas an ihrer Strategie zu ändern. Für mich persönlich ist mit dieser Messe vieles vom Reiz des Außergewöhnlichen auf der Strecke geblieben. War die Messe bisher eher etwas für „Freaks“ oder Gleichgesinnte ist sie nun nicht besser als eine gewöhnliche Autoausstellung oder die jährliche IFA.

Aber natürlich gab es auch dieses Jahr wieder persönliche Highlights. Unser Besuch bei Microsoft im Business-Center war wieder einmal ein Highlight. Neben informativen und menschlich äußerst angenehmen Gesprächen mit Timo Sülzle und Frank Halgasch, sowie einer Vorführung zum neuen Dashboard der XBOX 360 mit last.fm, Twitter und Facebook nutzten wir die Gelegenheit Halo 3 ODST und Forza Motorsport 3 ausgiebig und ohne Wartezeiten anspielen zu können. Der angespielte Level bei ODST erinnerte auf Anhieb ein wenig an ein sehr beliebtes aber indiziertes Spiel, in dem sich die Troopers gegen immer stärker und zahlreicher auftretende Gegnermassen zur Wehr setzen müssen. Sind die ersten Runden noch überschaubar, steigert sich der Anspruch mit jeder neuen anrückenden Welle von Gegnern. Und wir hätten ganz sicher noch ein wenig weiter zocken können, wenn unser Lars nicht aus welchen Gründen auch immer aus dem Spiel ausgestiegen wäre 😉 Und für Fans der Serie hat Microsoft diesmal eine Special Edition am Start, die den Namen auch verdient. Neben dem Spiel gibt es einen streng limitierten Halo 3 ODST Controller im entsprechenden Design.

Mein persönliches Messe-Highlight als ausgewiesener Rennspiel-Fan war aber Forza Motorsport 3. Habe ich die ersten beiden Teile schon verschlungen, wird Nummer 3 wohl das ultimative Rennspiel aller Konsolen. Und das die Entwickler ihre Hausaufgaben gemacht haben, zeigte die vollkommen neu designte Strecke, die ich anspielen durfte. Stilgerecht im Recaro-Sportsitz mit Lenkrad im Porsche-Design auf 3 Monitoren hat man wirklich das Gefühl, in einem Audi R8 über die Strecke zu schmettern. Und arrogant, wie Profis nun mal sind, wurden sämtliche Fahrhilfen ausgeschaltet, weil man ja Teil 2 kennt … ein schwerer Fehler, wie der erste Crash in einer S-Kurve zeigen sollte. Hier hat dann aber Forza scheinbar Anleihen bei Racedriver Grid genommen: Nachdem ich den Wagen nicht mehr ordnungsgemäß auf die Strecke zurückbringen konnte (wo liegt bei einer Schaltwippe der Rückwärtsgang?)), aktivierte ein freundlicher MS-Mitarbeiter eine Rückspul-Funktion und schon stand ich ca. 150 Meter vor dem Crash auf der Strecke. Ein angemessener 3. Platz für das erste Rennen in Forza 3 war der Lohn für meine Mühe.

Und wenn ich schon dabei bin, möchte ich einen Vergleich der Platzhirsche des Rennspiel-Genres heranziehen: Ich konnte mir bei Sony das lang erwartete Gran Turismo 5 anschauen. Doch statt etwas neues und frisches zu entdecken, wurde dem Spieler eine Strecke präsentiert, die bereits in den Teilen 3 und 4 zu fahren war. Da kann man sich dann schon die Frage stellen, warum das Spiel, das ja mal zum Release der PS3 angekündigt war, nach so vielen Entwicklungsjahren subjektiv nicht wirklich einen Schritt nach vorn gemacht hat? Auch technisch hatte ich den Eindruck, dass die Grafik bei Forza 3 einfach ausgereifter wirkt. Flimmernde Kanten sind einer PS3 und Gran Turismo einfach unwürdig. Jahrelang war Gran Turismo das unbestritten beste Rennspiel aller Zeiten, aber ich gehe persönlich davon aus, dass sich in diesem jahr das Blatt wenden wird. Trotz allem werde ich mir beide Spiele zulegen und intensiv durchspielen, um dann einen echten Vergleich außerhalb des Messe-Trubels zu haben.

Ansonsten war die Messe das Übliche: Alle Publisher waren vertreten und nachdem Nintendo im letzten Jahr der letzten Games Convention fernblieb, gab man sich dieses Jahr in Köln wieder die Ehre. Hier gab es dann einen interessanten Trailer zu Mario Bros. Wii zu sehen. Ob man nun einen weiteren Mario benötigt, sei dahingestellt, mir persönlich gefällt das Spiel schon jetzt … klassische 2D-Perpektive ohne 3D-Schnick-Schnack von links nach rechts über den Bildschirm, genial einfach, einfach genial. Und einen Stand weiter war für Mario schon Weihnachten. Sega präsentierte Mario & Sonic bei den Olympischen Winterspielen schon jetzt unter Schnee und mit Weihnachtsbaum und wurde dafür prompt in der Kategorie Family Entertainment mit dem“best-of-gamescom“-Award ausgezeichnet. Groß präsentiert wurde ebenfalls Rockband „The Beatles“ und „Lego Rockband“, sowie Guitar Hero 5, welches aufgrund neuer Spielmodi und Staraufgebot wie Carlos Santana und Kurt Cobain einen ausgereifteren Eindruck gegenüber der Konkurrenz macht. Aber letztendlich waren Überraschungen wieder einmal Mangelware. Kaum ein Spiel oder Trailer, den man nicht schon vorher im Internet angekündigt hatte.

Ach ja, einen wesentlichen Vorteil gegenüber Leipzig haben wir dann aber doch ausmachen dürfen: Die Verpflegung ist bei weitem besser. Hatten wir uns letztes Jahr noch an einer „Rostbratwurst“ fast vergiftet, gab es diesmal zumindest Standard-Fastfood, welches auch genießbar war. Allerdings sind 6,90€ für ein Stück Mini-Pizza schon fast unverschämt.