Statt ohne persönliche Anwesenheit aus der Ferne über die Zukunft von Spielen, Plattformen und der Messe im Allgemeinen zu philiosphieren, veröffentliche ich an dieser Stelle einen Gastkommentar von Michael „Arminator“ Arm, der nicht nur Profi in Sachen Games und Merchandising ist, sondern der sich ebenfalls durch wertvolle Beiträge und zahlreiche Hilfestellungen im Xbox-Forum einen Namen unter den Spielern gemacht hat. Der Beitrag bezieht sich auf meinen Blick in die Kristallkugel zur gamescom 2014 und den tatsächlichen Erlebnissen auf der Messe.
Dann muss ich mal zu Deiner Zukunfts-Prophezeihung was sagen: Deine Kristallkugel muss leicht nachkalibriert werden…
Dank teurem Telekom Hotel WLAN und Internet-Problemen nach Umzug nur mal als Kommentar meine 2014′er Gamescom Impressionen:
Da die Fachbesuchertickets dieses Jahr nur bis Freitag gegolten haben, ich Samstags zu einer Taufe musste (und die nur noch als Ein-Tagestickets erhältlichen Eintrittskarten für Samstag sowieso ausverkauft waren), muss ich sagen, dass das Samstägliche “Mitschwimmen in Besuchermassen” an mir vorbei gegangen ist. Keine Ahnung also, was am Wochenende in den Hallen wirklich abgegangen ist.
Den Fachbesuchertag empfand ich aber entspannter als an vorigen Messen. Keine 6 Jährigen “Fachbesucher”, und auch kein übermäßig langes Anstehen. Es gab zwar Warteschlangen, aber die waren durchaus ertragbar.
Dafür waren am Fachbesuchertag trotzdem die Messe-Lanyards für das Ticket entweder nach Öffnung der Hallen “noch nicht da”, oder “schon alle weg”.
Abgesehen von der etwas entspannteren Menschenmenge, gab es in meinen Augen nur wenige Highlights abgesehen von den typischen Fortsetzungen.
Ein spielbares “The Evil Within” war im Demo rätsel- und grusellastiger als das im letzten Jahr vorgespielte Demo bei der der Protagonist mit viel Muniton umher-ballernd vor einem Riesenmetzger wegrennt.
Mit einer Oculus Rift im Virtuellen Cockpit von EVE Valkyre zu sitzen hat mich für alle vorigen Jahre “Games Convention” und “Gamescom” Gedränge entschädigt. Diese Hardware steht bei mir noch vor Platz 1 auf meiner Wunschliste. Ja, sogar noch vor Weltfrieden. Das Gerät ist einfach nur atemberaubend.
“Quantum Break” von den “Max Payne” und “Alan Wake” Leuten Remedy zeigt beindruckende Spezialeffekte (die Raum-verbiegenden und wabernden Zeitblasen sehen klasse aus). Die Atmosphäre ist beklemmend stimmig, und fühlt sich für mich nach einem “Day One Purchase” an.
Aber mein absolutes “Underdog” Überraschungs-Game: “Bernd das Brot und die Unmöglichen”. Ein klassisches Point&Click Adventure mit Dialogen der original Autoren. Ich hab’ den Test abgebrochen, als ich vor lauter Lachtränen den Monitor nicht mehr erkannt habe.
Unentschlossen bin ich noch bei “Forza Horizon 2″. Wie es sich für ein Forza gehört, sehen die Autos aus, als wären es die echten Gefährte aus Hochglanz-Prospekten.
Die neuen Regeneffekte auf dem Lack und die auch gutaussehende Scheibenwischer-Animation mit Wasserschlieren sieht realistisch aus.
Dass man mit einem Lamborghini aber quer über ein Stoppefeld pflügt… Naja. Aber beim Vorgänger haben die “Virus” Multiplayer-Modi ja auch offroad auf dem Carson Golf Kurs brutal Spaß gemacht.
Wenn man aber (angespornt von dem Standpersonal: “Für die Plätze 1-3 gibts eine Sammelkarte für einen Schlüsselanhänger”) nach mehreren Fahrten ein gutes Gefühl für die Strecke hat, mit leichten Remplern die Computergegner in den Gegenverkehr drängt, und über dreiviertel der Strecke eigentlich “uneinholbar” auf Platz 1 rast, bloß um dann wenige Meter vor dem Ziel dann von einer Gummi-Band-KI die nicht nachvollziehbar aus einer Kreuzung geschossen kommt, auf den vierten Platz durchgereicht zu werden, brodelt der Frust schlimmer, als bei Mario Kart von einem blauen Panzer getroffen zu werden.
Sunset Overdrive macht höllisch Spaß, die Waffen sind abgedreht, aber die Cartoon Explosionen sind “undurchsichtig”. Ballern also alle aus dem Team mit Propangaswerfern, explodierenden Teddybären und sonstigen pyrotechnisch beeindruckenden Schießprügeln, sieht man vor lauter Flammen, Funken und Rauchfahnen keine Gegner mehr. Dafür kann man aber relativ fix auf Häuserdächer springen, nach “Jet Set Radio”- oder “Sonic”-Manier über Kanten und Seile grinden, und sich “von Oben” einen hoffentlich besseren Überblick verschaffen, und erstmal woanders Energy-Drink-geschädigte Zombies beharken, bis der in Feuer und Rauch gehüllte Straßenzug wieder einsehbar ist.
Sonst gab es reihenweise wieder neuen Wein in alten Schläuchen: Als Fifa-Verschmäher sah Teil 15 für mich genauso aus wie 14 (der einzige Fifa Titel, den ich besitze, weil der bei der Day One Edition meiner Konsole dabei lag).
Borderlands the Pre-Sequel: Ist auch dasselbe. Aber weil “dasselbe” einfach nur gut war, ist das für mich ein Kauf.
“Metal Gear Solid: Phantom Pain” sah genauso gut aus wie in der E3 Präsentation, und in der vorspiel-Demo wurden viele Seitenhiebe auf die vorige Demo gemacht (so gab es eine riesige Reklametafel, die den Aussichtspunkt der E3 Demo auf der anderen Seite des Canyons auswies).
War es die ersten paar Male herrlich blödsinnig komisch betäubte Gegner, ahnungslose Schafe oder Jeeps die durch Pferdeäpfel ins Schleudern kamen einfach “in die Luft” zu schicken, nutzte sich dieses Gimmick in meinen Augen schnell ab. Und Soldaten die auf Pappkartons nicht mehr reinfallen, solange kein Pin-Up Bikini-Girl drauf ist erinnern an frühere Metal Gear Teile, bei denen man eben Porno-Zeitschriften auf den Boden gelegt hat.
Battlefield Hardline Multiplayer hat Spaß gemacht, genauso wie Call of Duty Advanced Warfare. Aber hätte nicht draufgestanden, welcher Teil es ist, hätte es genausogut auch “First Person War Gaming: The Generic Conflict” sein können.
Nicht falsch verstehen: Die Spiele haben Spaß gemacht, und haben kleine und feine Neuheiten, aber es ist “nur” eine leichte Evolution von bereits bekannten Spielmechaniken.
Bei CoD:AW wetzt man nun also mit Exoskeletten umher, und kann genauso hoch springen wie ein Pilot bei Titanfall. Und bei Hardline besetzt man nun Fahrzeuge, und fährt mit ihnen umher, statt Checkpunkte A, B und C einzunehmen.
Apropos Evolution: Das von den Left 4 Dead Machern geschaffene Asymmetrische Gameplay (ein Monster, 4 Jäger) hatte seine Momente, würde mich aber nach den Testspielen mit unkoordinierten Teammitgliedern noch nicht zum Kauf bewegen. Ebenso beobachte ich mal noch Fable Legends, wo 4 Helden versuchen gegen einen “bösen Rollenspielleiter” zu bestehen. Fable bestach immer durch charmante Storys und britischen Humor. Wenn man aber mit 4 Xbox-Live Leuten durch die Gegend zieht, die ständig mit meiner Mutter kopulieren wollen, weiß ich nicht, ob das Spiel wirklich funktioniert.
Mal sehen was die Zukunft bringt. Ich probiere lieber aus, als mich auf Prophezeihungen zu verlassen (oder wie der Nazi-Wissenschaftler bei Indy 4 gesagt hat: “Vee do not guess! Vee must TEST!”)
Und vielleicht hast Du ja doch mal wieder Lust durch die Messehallen zu flanieren, wenn nicht gerade zwei Konsolen neu vorgestellt werden.
Lieber Micha, ich flaniere wieder durch Messehallen, wenn ich nicht mehr als Fachbesucher anstehen muss, wieder wie in Leipzig die Möglichkeit habe, mit Entwicklern ungezwungen das eine oder andere Gespräch zu führen und ich nicht die drölfzigste Fortsetzung eines FIFA etc. zu sehen bekomme. Solange also die Messe weiterhin in Köln angesiedelt ist und sich Besucher auf die Füße treten, werde ich den Spaß lieber aus der Ferne beobachten. 😉