Hardwaretest: Audio-Technica ATH-ANC900BT – der Dauerläufer

Der ATH-ANC900BT ist einer von drei On-Ear Active Noise Cancelling Kopfhörern, die Audio-Technica aktuell im Portfolio hat. Das aktuelleste Modell ist ausgestattet mit Bluetooth 5.0, drei verschiedenen ANC Modi, einer „Hear-through“ -Funktion, einem fest verbauten Lithium Polymer Akku und wiegt 263 Gramm. Der Kopfhörer deckt den Frequenzbereich von 5 bis 45.000 Hz ab und hat eine Impedanz von 35 Ohm. Geladen wird der Akku über ein Micro USB Kabel, das im Lieferumfang enthalten ist. Die Akkulaufzeit beläuft sich laut Audio-Technica auf beeindruckende 35 Stunden.

Außerdem ist es möglich den Kopfhörer via Kabel zu betreiben. Ein entsprechendes Kabel von 1.2mm Klinke auf 3.5mm liegt dem Kopfhörer ebenfalls bei. Da der Kopfhörer auch für unterwegs gedacht ist, ist dieser faltbar und wird in einem schlichten aber dennoch schicken Transportcase geliefert. Der Kopfhörer an sich ist matt schwarz und ohne große Verziehrungen. Lediglich das Firmenlogo ist auf beiden Hörmuscheln zu sehen. Eine kleine LED zeigt zudem den Betriebszustand des Kopfhörers an. Diese ist aber sehr dezent und fällt nicht weiter auf. Optisch gefällt mir dieser Kopfhörer schon mal sehr gut.

Per App kann an dem Kopfhörer noch ein bisschen Feinjustierung vorgenommen werden. Hier können die drei verschiedenen ANC Modi ausgewählt werden, verschiedene Audio-Codecs eingestellt und auch die Sprachführung kann hier wahlweise ein- oder abgeschaltet werden.
Die drei ANC Modi sind verschiedenen Umgebungen angepasst. So gibt es einen „Airplane“ -Modus, der speziell Motorengeräusche in einem Flugzeug ausblenden soll. Einen „On the Go“ -Modus, bei dem Umgebungsgeräusche im Freien wie Verkehrslärm oder Menschen gefiltert werden und als letztes gibt es noch einen „Office/Study“ -Modus, der auf störende Geräusche in eigentlich ruhigen Umgebungen ausgerichtet ist.

Während der Wiedergabe des ATH-ANC900BT erfolgt die Steuerung über Touch-Gesten auf der linken Hörmuschel. Eine Beschreibung dazu befindet sich im Benutzerhandbuch, eine Kurzanleitung dazu findet man aber auch in der App von Audio Technica. So wird die Lautstärke über einfaches Tippen im oberen oder unteren Bereich der Hörmuschel reguliert, Play/Pause mit einem Tippen in der Mitte und auch das Vor- bzw. Zurückspringen funktioniert mit einer Geste bei der man entweder von unten nach oben oder von oben nach unten über die Hörmuschel streicht mit einem Finger. Legt man die Handfläche auf die linke Seite kann man zwischen ANC und Heart-through Modus wechseln.

Ich hatte während meines Tests immer wieder ein paar Schwierigkeiten mit dieser Art der Steuerung, da nicht immer alle Kommandos korrekt verstanden wurden und statt einen Song zu überspringen der Kopfhörer auf einmal die Wiedergabe gestoppt hat. Auch das Wechseln zwischen ANC und Hear-Through hat nicht immer geklappt, sodass die Steuerung meistens übers Smartphone lief. Es scheint so, als wenn auf der linken Hörmuscheln nur bestimmte Bereiche dazu in der Lage sind, diese Gesten überhaupt zu empfangen, wenn man diesen Bereich nicht trifft, passiert nichts, oder etwas, was man gar nicht wollte. Diese User Experience deckt sich mit dem, was wir im Test des ATH-ANC700BT schon beschrieben haben.

Ich habe den Kopfhörer während meines Tests in alltäglichen Situationen getragen, in denen ich normalerweise immer Kopfhörer trage, sprich auf dem Weg zur Arbeit und nach Hause, im Büro, beim Einkaufen oder beim Spazierengehen. Beim Sport habe ich ihn allerdings nicht getragen, da er mir dafür nicht geeignet und zu schwer erschien.

Als Erstes habe ich den ATH-ANC900BT an einem Samstagvormittag auf eine Shoppingtour ins Bikini Berlin mitgenommen. Mit eingeschaltetem ANC-Modus und mittlerer Lautstärkeeinstellung bin ich so mit der U-Bahn gefahren und durch die Läden gelaufen. Der „Airplane“-Modus ist hierbei standardmäßig in der App eingestellt.

In der U-Bahn selbst habe ich leider nicht viel vom ANC-Modus gemerkt. Gespräche anderer Passagiere waren hörbar und übertönten teilweise die Musik. Auch Ansagen in der Bahn und besonders die Hinweistöne beim Schließen der Türen waren sehr stark hörbar und sogar unangenehm laut.

Im Bikini Berlin habe ich die Kopfhörer in den „On-the-Go“-Modus umgeschaltet und bin durch die Läden geschlendert. Hier wurden Umgebungsgeräusche schon deutlich besser gefiltert, als im „Airplane“-Modus, obwohl auch hier Geräusche von Außerhalb die Wiedergabe ein wenig gestört haben. So waren Gespräche von Leuten, die hinter oder vor mir auf der Rolltreppe standen, immer noch dumpf zu verstehen und auch Geschrei von Kleinkindern konnte nicht durch das ANC gefiltert werden.

Relative Ruhe trat hier erst mit dem Erhöhen der Musiklautstärke ein. Auch auf dem Rückweg in der U-Bahn waren mit dem „On-the-Go“-Modus die Stimmen der Mitfahrenden noch hörbar. Auch hier kann das durchs Erhöhen der Lautstärke noch weiter eingedämmt werden, man wird damit aber auf wenig Gegenliebe der anderen Passagiere im Zug stoßen, da diese dann ebenfalls die Musik hören.

Dies sollte auch beachtet werden, wenn der ATH-ANC900BT z.B. im Büro zum Einsatz kommt. Je höher die Lautstärke eingestellt ist, desto mehr ist auch nach außen zu hören. Im „Office/Study“-Modus können normale Geräusche wie Tippen auf der Tastatur oder auch Mausklicken gut ausgeblendet werden, Gespräche in normaler Lautstärke werden hier auch gut gefiltert.

Vor allem die Eindrücke, die ich beim ersten Test in der U-Bahn gesammelt habe, haben sich auch nach 2 Wochen täglicher Benutzung nicht sonderlich verbessert. Der „Hear-Through“-Modus erscheint daher in dieser speziellen Situation wenig sinnvoll, da auch mit eingeschaltetem ANC alle Ansagen und andere Geräusche nach wie vor hörbar und verständlich sind, je nach Musiklautstärke natürlich. Und auch hier gibt es wieder die Parallele zum Vorgängermodell, wo das ANC auch als wenig effektiv empfunden wurde. Der Kopfhörer kann gewisse Geräusche dämpfen, aber sie werden nicht gänzlich ausgeblendet.

Aber nun zum Klang des Kopfhörers. Ich habe den ATH-ANC900BT in meiner Wohnung getestet, wo es relativ ruhig ist und ich nicht von Geräuschen außerhalb abgelenkt werde. Normalerweise höre ich zu Hause nur über meine kabelgebundenen Studiokopfhörer Musik, deshalb war dieser Teil des Tests besonders spannend und, wie sich herausstellte, auch der spaßigste Teil.

An einem Abend, als meine Nachbarn sich entschieden eine wilde Technoparty feiern zu müssen und das ganze Haus unfreiwillig mitfeiern musste, setze ich mir den ATH-ANC900BT auf, in der Hoffnung meine eigene Party feiern zu können. Ich wählte den ANC Modus „On-the-Go“ aus und startete die Wiedergabe. Mit meinem aktuellen Lieblingssong „No Surrender“ der australischen Indie-Band MID CITY, der quasi das Mantra für diesen Abend festlegte, ging es los und es dauerte nicht lang, bis ich durch mein Wohnzimmer tanzte und sprang. Der ANC-Modus schluckt zwar etwas vom Drive des Songs, aber der kräftige Bass der Kopfhörer gleicht das ganz gut aus. Der Klang kam schon nahe ans Erlebnis eines Livekonzerts, mit mir als einziger Besucherin.

Ich war überrascht, wie viel Energie der Musik durch den Kopfhörer transportiert werden kann und dass er trotz schneller und ausladender Bewegungen meinerseits so gut wie gar nicht auf meinem Kopf rumrutschte.

Weiter ging es mit „Hypersonic Missiles“ von Sam Fender. Die ersten 30 Sekunden, wo die Vocals nur leicht von einer E-Gitarre begleitet werden, klingen sehr klar, die Lyrics sind sehr gut zu verstehen. Satter Sound ergibt sich etwas später, sobald der Rest der Band einsetzt. Das Klangbild wirkt voll und ausgewogen. Es knarzt und drückt nichts, es ist einfach nur ein sehr angenehmes Hörerlebnis.

Gleich danach setzt der Muse-Klassiker „Undisclosed Desires“ ein, mit dem ich mich dann vollständig in der Musik verliere. Kurzzeitig vergesse ich sogar, wieso ich überhaupt mit Kopfhörern durch meine Wohnung tanze, der Lärm der Nachbarn ist nämlich kein Bisschen mehr zu hören. Der Song ist vom Klang her etwas ganz Besonderes. Während die Verse etwas ruhiger sind und von der prägnanten Stimme von Frontman Matt Bellamy dominiert werden, hüllt einen der Refrain jedesmal ein eine wohlig weiche Decke aus Sound ein und lässt einen nicht los, bis es mit einem neuen Vers weitergeht.
Am Ende des Abends war ich rundum zufrieden und überrascht, wie gut das ANC doch unter ganz bestimmten Bedingungen funktionieren kann. 

Von der Akkuleistung bin ich schwer begeistert. Während andere Konkurrenzprodukte maximal eine Laufzeit von 25 Stunden schaffen, ist dort beim ATH-ANC900BT noch lange nicht Schluss. Der Kopfhörer macht hier laut Hersteller nochmal 10 Stunden länger, in meinem Test hat er sogar knapp 37 Stunden mit einer Akkuladung überstanden. Für mich ein großes Plus bei diesem Test.
Das Aufladen erfolgt über Micro-USB und dauert entsprechend den Herstellerangaben rund 5,5 Stunden.

 

Fazit:

Der ATH-ANC900BT kann beim Klang und der Akkuleistung punkten, aber das Mainfeature, die ANC Funktion, überzeugt leider nicht vollständig und wenn dann nur in Situtationen, die in der Benutzung im Alltag eher seltener vorkommen. Auch die Bedienung über die Touchgesten ist gewöhnungsbedürftig und am Anfang sehr schwierig.

Die zusätzlichen Einstellungsmöglichkeiten über die App der Kopfhörer sind sehr schön und nützlich, auch dass der Kopfhörer nicht nur per Bluetooth sondern auch optional per Kabel betrieben werden kann, finde ich gut.

Zum Tragekomfort ist zu sagen, dass sie sehr angenehm sind und nicht drücken. Auch als Brillenträger hat man hier keine Probleme, was nicht unbedingt selbstverständlich ist. Die Schaumstoffpolster sind weich und schließen gut mit dem Ohr ab.

Wem die ANC Funktion nicht so sehr wichtig ist bzw. wer es nicht als störend empfindet, dass Umgebungsgeräusche nicht ganz ausgeblendet werden können, wird von diesen Kopfhörern nicht enttäuscht werden.

 

 

Link zur Herstellerseite: Audio-Technica ATH-ANC900BT

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