Hardwaretest: JBL Quantum 600 – angekommen in der Welt des Gaming

JBL ist den meisten als Hersteller von Audiosystemen bekannt. Hier sind besonders die mobilen Lautsprecher hervorzuheben, die gerade bei der jüngeren Käuferschicht aufgrund ihres hohen Bassanteils besonderen Anklang finden. JBL verfügt also über ausreichend Erfahrung im Bereich des Sounds, es wurde demnach Zeit, sich auch ein großes Stück vom gigantischen Gamer-Kuchen abzuschneiden Bereits auf der CES 2020 vorgestellt, musste der Release Corona-bedingt aber immer weiter nach hinten bis fast ans Jahresende 2020 verschoben werden. Da wir hier im Laufe der Zeit auch schon zahlreiche Gaming-Headsets auf den Ohren hatten, ließ man uns nun den Quantum 600 zukommen.

Das Quantum 600 ist durch und durch für das Gaming konzipiert, hier steht aufgrund der Software QuantumENGINE der PC klar im Vordergrund, aber auch an Playstation 4 und 5 macht das kabellose, über ein Dongle verbundene Headset eine gute Figur. Einschränkungen gibt es wie üblich nur bei der Xbox. Microsoft lässt seit Jahren keine Peripherie per USB zu, so muss an der Xbox One oder Series X/S der 3,5 Millimeter Klinkenstecker am Joypad genutzt werden. Aus diesem Grund wurde das JBL Quantum 600 in erster Linie am PC und der Playstation 4 getestet – auf meine PS5 warte ich leider seit dem letzten Jahr noch immer.

Wirft man einen Blick auf das Preisschild, staunt man über den äußerst überschaubaren Preis von nur knapp 150€. Denn allein die Verpackung lässt hier ganz andere Sphären vermuten. Ganz selten ist ein preiswertes Produkt wie das Quantum 600 so aufwändig und edel verpackt. Der Magnetverschluss klappt auf wie bei einem Buch. Ist bereits die Außenseite mit der Mischung aus Hochglanz- und Matt-Druck farbenfroh und informativ gestaltet, steht die Innenseite dieser in nichts nach. Hier erhält der neue Besitzer die ersten Informationen über die QuantumENGINE und die Funktionsweise von JBL Quantum Surround. Auf der rechten Seite findet sich dann im Blisterpack der eigentliche Kopfhörer. Auch hier springt der Schriftzug Sound Is Survival sofort ins Auge. JBL macht also aus den Fähigkeiten des Quantum 600 gar keinen Hehl, sondern stellt diese offensiv zur Schau.

Hält man das Headset dann endlich in den Fingern, fallen viele Dinge sofort auf. Wenn man sich wie ich viel mit HiFi- und Gaming-Kopfhörern befasst, dann ist zuerst die Verarbeitung wichtig. Knarzen die Gelenke der Ohrmuscheln, wie ist das Raster zur Größenverstellung verarbeitet oder welche Materialien sind verbaut? Der JBL Quantum 600 ist komplett aus Kunststoff gefertigt. Was beim Lesen dieser Zeile vielleicht billig wirkt, macht in der Praxis bei längeren Gaming-Sessions dann durchaus Sinn. Kunststoff ist bei weitem leichter als Metall jeglicher Art. Während man seinen hochwertigen HiFi-Kopfhörer vielleicht mal für eine Playlist oder die zwei Seiten einer Schallplatte auf dem Kopf hat, dauert das virtuelle Treffen mit Freunden beim gemeinsamen Zocken doch meistens viel länger. Mit seinen nachgemessenen 352 Gramm ist der Quantum 600 recht leicht und so wurde das Headset hier beim Test und entsprechend ausgiebigen Sessions nicht schwer auf dem Kopf.

Doch geringes Gewicht allein macht noch lange keinen Tragekomfort. Dazu gehören immer Ohrmuscheln und ein Kopfband. Beides ist aus einem extrem weichen Kunstleder gefertigt, welches sich regelrecht an den Kopf anschmiegt. Die Ohrmuscheln sind obendrein richtig groß und liegen komplett über den Ohren. So dringt selbst im hitzigsten Gefecht kaum ein Geräusch nach außen, umgekehrt stören Außengeräusche nicht das Spiel. Allerdings ist das Kunstleder nicht atmungsaktiv, wer also zu warmen Ohren neigt, wird das Quantum 600 des Öfteren abnehmen, um frische Luft an die Ohren zu lassen. Die Gelenke sind beweglich und absolut geräuschlos, sie lassen sich sogar um 90 Grad drehen, so dass beim Ablegen des Headsets auf den Schultern die Muscheln bequem aufliegen. Das für die Größenverstellung so wichtige Raster ist leichtgängig und rastet sauber und hörbar ein. Trotz seiner dezent fragil anmutenden Mechanik hält es jedoch auch bei heftigen Kopfbewegungen seine Position.

Eine typische Schwachstelle bei einem Headset sind immer die Kabel. Auch hier ist man bei JBL nicht knauserig und spendiert dem Kopfhörer mit Stoff ummantelte und damit äußerst stabile Kabelverbindungen. Gleiches gilt für das mitgelieferten USB-Kabel und den Klinkenstecker. Das Mikrofon ist typischerweise an einem Schwenkarm angebracht, dieser ist jedoch nicht steif, sondern lässt sich in einem gewissen Rahmen zurechtbiegen, um eine möglichst klare Verständigung zu ermöglichen. Zu dieser Verständigung gehört auch ein kleiner Windschutz über dem Mikro, welcher tatsächlich Atemgeräusche eliminiert. So atmet seinem Gegenüber akustisch nicht ins Ohr. Ist das Quantum 600 kabellos über das Dongle mit dem PC oder Playstation verbunden, lässt sich das Mikro durch einfaches Hochklappen muten. Dieses wird durch ein deutlich vernehmbares Klicken akustisch dargestellt. Hat man zusätzlich noch die Akku-Laufzeit beeinträchtigenden LEDs an, leuchtet bei Stummschaltung eine kleine LED in Rot am Mikrofon.

Überhaupt das Design. Der JBL Quantum 600 ist der typische Vertreter der Gattung Gaming-Headset. Durch die zuschaltbaren LEDs ist alles ein wenig auffälliger, man zeigt seiner Umgebung auch im Dunkeln mit wechselnd leuchtender Schrift, welche Marke man auf dem Kopf trägt. Das kann man mögen, muss man aber nicht, zumal diese optische Spielerei – wie bereits erwähnt – die ohnehin mit knapp 12 – 13 Stunden bemessene Laufzeit noch einmal einschränkt. Das vollständige Aufladen selbst benötigt dann gut 2 Stunden.

Die Bedienung ist wie bei vielen Headsets heute üblich komplett in der linken Ohrmuschel untergebracht. Hier werden sowohl die Lautstärke der eingehenden Sounds, als auch das Verhältnis zwischen Chat- und Game-Lautstärke reguliert oder auch über eine Taste das Mikro stummgeschaltet. Wofür diese Taste aber sinnvoll ist, erschließt sich mir nicht ganz, denn auch das Hochklappen des Mikrofons schaltet dieses aus? Dafür befindet sich der Power-Schalter einsam in der rechten Ohrmuschel. Ihr vermeidet damit in der Hitze etwaiger Feuergefechte das versehentliche Abschalten des Headsets. Wer das Quantum 600 über den Klinkenstecker betreiben muss, kann das Mikro über einen im Kabel angebrachten Schalter ausschalten oder die Lautstärke anpassen.

Technisch ist der JBL Quantum 600 auf der Höhe der Zeit oder vielleicht in dieser Preisklasse mit seinen großen 50 Millimeter Treibern sogar ein Stück darüber hinaus. Die beiden Dynamikmembranen liefern bei 32 Ohm einen Frequenzbereich von 20 Hz bis 20 KHz. Das Mikrofon ist rein auf Sprachausgabe ausgelegt und bietet die üblichen 100 Hz bis 10KHz. Die Einrichtung per Dongle ist so perfekt wie simpel: Dongle einstecken und Kopfhörer anschalten, die Verbindung steht auf Anhieb. Sollte das nicht der Fall sein, wird am Dongle ein Knöpfchen gedrückt und am Kopfhörer der Power Schalter über die Startposition hinaus geschoben. Gesendet wird dann auf der 2,4 GHz Funkverbindung, eine Melodie zeigt an, dass das Headset eingeschaltet ist. Und ab diesem Moment bricht das Sound-Gewitter herein …

JBL ist bekannt für brachiale Bässe, die neuen Gaming-Kopfhörer bilden da keine Ausnahme. Gerade in Shootern jagen die Explosionen quer durch den Kopf und der Bass bringt bei entsprechender Lautstärke auch mal sinnbildlich die Zähne zum Klappern. Aber auch die Mitten bei Sprachausgaben und die Höhen bei zersplitterndem Glas werden einwandfrei an die Ohren des Spielers transportiert. Und so verliefen die ersten Stunden intensiven Zockens bei einem durchweg dynamischen und glasklaren Sound. Man merkt, aus welcher Ecke des Klangbereichs JBL eigentlich kommt. Aber das waren bisher nur die Grundeinstellungen ohne jegliche Software-Unterstützung.

Wird die Software QuantumENGINE installiert, sind dem persönlichen Spieltrieb in Sachen Einstellungen und der Personalisierung von Klang kaum Grenzen gesetzt. Ab jetzt werden im Equalizer zahlreiche Schieberegler verschoben und der Sound entsprechend den eigenen Vorlieben angepasst. So kann man sich entweder ein Headset erstellen, welches zwar Klang transportiert, aber doch eher der Kommunikation zwischen den Spielern dient oder aber ein Monster, welches jeden Soundeffekt durch den eigenen Kopf wirbeln lässt. Eben jeder so, wie er es mag. Sogar DTS ist möglich, aber hier zeigte mir die persönliche Erfahrung, dass diese Einstellung von Spiel zu Spiel unterschiedlich klingt. Es muss also ein wenig experimentiert werden, bis man seinen „eigenen“ Sound gefunden hat. Aber Lautstärke können auch 10€-Headsets vom Krabbeltisch, allerdings merkt man dann auch schnell, dass billig gekauft 2x gekauft ist.

Die wahre Qualität eines guten Gaming-Kopfhörers zeigt sich erst bei den zahlreichen leisen Tönen, die sonst üblicherweise unerkannt für die entsprechende Atmosphäre sorgen. Ich habe zu diesem Zweck Little Nightmares II gespielt und der Grusel-Faktor war allein durch die zahlreichen, teils auch so unscheinbaren Soundeffekte um ein Vielfaches höher. Wer abgeschieden von der Außenwelt unter seinem JBL Quantum 600 in diesem Spiel versinkt, wird das eine oder andere Mal vor Schreck japsen oder aufschreien. Und wenn ein Gaming-Headset das zustande bringt, macht es seinen Job hervorragend.

Natürlich ist ein Gaming-Headset nicht für den audiophilen Musik-Genuss oder das ganz große Kino ausgelegt, dass ist nicht die Kernkompetenz. Dennoch habe ich die eine oder andere Playlist durchgehört und einige Filme geschaut. Selbst hier ist das JBL Quantum 600 einigen anderen Kopfhörern voraus – immer vorausgesetzt, man steht auf die Dynamik durch kraftvollen Bass.



Fazit:

Willkommen in der Welt des Gamings, JBL! Auch wenn das Design mit viel Kunststoff und noch mehr Bling-Bling auf den Ohrmuscheln Geschmackssache ist, so spricht die Qualität des Sounds für sich. Aber die Leuchteffekte lassen sich ja in der Software abschalten. Dazu kommt durch das geringe Gewicht und die weichen Polster ein wirklich guter Tragekomfort auch über Stunden hinweg, der den Kopf nicht schwer werden und die Nackenmuskulatur nicht versteifen lässt.

Über der Qualität steht ein Preis, der auch den jungen Gamern kein unüberschaubar tiefes Loch in die Taschengeld-Kasse reißt. Auch wenn die Optik eher die jüngeren Zocker anspricht, so dürfen auch Profis gerne einmal probehören. Wenn es wirklich etwas zu bemängeln gibt, ist es die vielleicht etwas dürftige Akku-Laufzeit von knapp 13 Stunden – ohne zugeschaltete Leuchteffekte. 


Link zum Hersteller: JBL Quantum 600