Klipsch ist seit Jahren mit krachendem Hifi am Markt unterwegs und nun wagt man sich mit mobilen Geräten auf bisher unbekanntes Terrain. Jetzt im September erscheinen erstmals in Deutschland zahlreiche neue kabellose Kopfhörer, ich habe als einer der ersten den neuen T5 True Wireless in den Fingern bzw. den Ohren. Ich kenne die Lautsprecher von Klipsch von einigen Vorführungen auf der High End und vom HiFi Dealer in Berlin, umso gespannter war ich, ob man in der Lage ist, das Image der doch basslastigen Lautsprecher auch auf die kleinen Kopfhörer zu übertragen?
Ich trage die kleinen T5 True Wireless, seitdem ich diese erhalten habe fast durchgängig und das, obwohl ich eigentlich aufgrund der seltsamen Anatomie meiner Ohren bisher kein wirklicher Fan von True Wireless Kopfhörern war. Das änderte sich aber mit dem letzten Test der Melomania 1 von Cambridge Audio. Offenbar legen die Hersteller inzwischen gesteigerten Wert auf Tragekomfort, statt sich ausschließlich auf den Klang zu konzentrieren. Was nützen mir auch perfekt klingende Stecker, wenn mir diese aus den Ohren fallen? Auch das Gewicht spielt für den Tragekomfort eine wichtige Rolle, jeder der Stecker wiegt jedoch nur 5 Gramm, so dass hier lange Tragezeiten nicht zum schmerzhaften Problem werden.
Die T5 True Wireless passen annähernd perfekt in meine Ohren. Die werksseitig aufgesteckten, ovalen Aufsätze aus Silikon in der mittleren Größe passen sich gut an, wahlweise liegen noch Stecker in den Größen klein und groß bei. Aufsätze aus Memory-Schaum sucht man aber vergeblich. Aber vor dem ersten Anpassen hat man erst einmal dieses optisch so überragende Case in den Händen.
Und wer dabei bewusst oder unbewusst den Vergleich zum bekannten Feuerzeug Hersteller Zippo zieht, liegt damit vollkommen richtig. Denn man hat sich beim Design der Ladebox tatsächlich am Feuerzeug orientiert, nicht umsonst gibt es in streng limitierter Auflage nun auch ein Zippo mit Klipsch-Logo zu kaufen. Die Box selbst wiegt keine 100 Gramm und passt mit 4,5 x 4 x 3 Zentimetern in fast jede Tasche.
Zum Packungsinhalt gehören neben den beiden Lautsprechern und dem Case ein USB-Kabel und eine Anleitung. Und diese ist tatsächlich der einzige Schwachpunkt im gesamten Set. Es ist lobenswert, wenn man einzig mit Zeichnungen die Installation und das Pairing von Bluetooth-Lausprechern erklären möchte, dann müssen diese Bilder aber wirklich selbsterklärend sein. Hier sind sie das leider nicht. Ich musste die Stecker etliche Male auf Werkseinstellung zurücksetzen, bis ich hinter das Geheimnis des Pairings kam. Statt also beide Kopfhörer wie in der Anleitung beschrieben anzuschalten, wird nur der rechte Stöpsel aktiviert. Das mobile Endgerät gibt danach endlich die Rückmeldung, dass nun auch der linke Stecker verbunden wird. Bis zu diesem Zeitpunkt – und das waren gut 90 Minuten experimentieren – konnte ich entweder nur auf dem rechten ODER linken In-Ear hören. Die Stecker bauten keine Verbindung zueinander auf.
Nachdem dieses Problem aber behoben war, scheinen die T5 True Wireless in meinen Ohren festgewachsen. Ich bin Fan harter und handgespielter Musik und nicht umsonst wird bei Vorführungen von Klipsch HiFi-Lautsprechern eben häufig dieses Musik-Genre gespielt. Denn auch die kleinen In-Ears wollen mit Dampf betrieben werden. Die Verwandtschaft zu den großen Geschwistern lässt sich einfach nicht verbergen. Und so sitze ich hier mit zahlreichen Playlists von Apple Music und Spotify und lasse mich von harten Gitarren-Riffs, wummernden Bässen und treibendem Schlagzeug mitziehen. Selbst beim Schreiben dieser Zeilen habe ich die T5 True Wireless in den Ohren – und das ist dann doch eher unüblich, weil mir bei Nebengeräuschen die Konzentration abhandenkommt.
So großartig die völlig kabellose Freiheit ist, ohne Strom funktioniert heutzutage kein Gerät mehr. Und lange Laufzeit bedeutet üblicherweise auch immer einen großen Akku. Das sieht man den Steckern aber nicht an. Die T5 True Wireless werden von Klipsch mit bis zu 8 Stunden Laufzeit angegeben. Dieser Wert kommt der Realität sehr nahe, die erste Batterie-Ladung hielt bei mir gemessene 7,5 Stunden. Sind die T5 endgültig am Ende ihrer Laufzeit, werden sie im Case wieder aufgeladen. Dies funktioniert zwei Mal, danach muss auch die Ladestation ans Netz, um neue Energie zu tanken. Aber mit diesen drei Ladungen kommt man auf gut 24 Stunden Laufzeit, ein wirklich guter Wert, der für die Flugreise rund um den Planeten ausreichen sollte.
Aber Laufzeit und Design machen noch lange keinen guten Kopfhörer. Unter dem Strich entscheidet immer der Klang. Und damit dieser auch bestmöglich vom Handy oder Tablet auf die In-Ears gelangt, stattet Klipsch die T5 True Wireless mit dem neuesten Bluetooth-Standard 5.0 und den Codecs aptX und AAC aus. Mein Smartphone zeigt beim Betrieb der T5 sogar an Using Qualcomm aptX. Auch audiophile Benutzer sollten mit dieser Technik unterwegs mehr als zufriedenzustellen sein. Damit der Klang auch entsprechend im Ohr ankommt, verbaut Klipsch in den In-Ears dynamische 5 Millimeter Treiber. Die Reichweite beträgt innerhalb meiner Wohnung aber wirklich nur ein paar Meter und reicht nur von einem Raum zum anderen, Stahlbetonwände sind Bluetooth gegenüber einfach abträglich.
Wie bereits erwähnt, machen die kleinen Klipsch In-Ears gerade bei Musik der härteren Gangart richtig Spaß. Im Moment habe ich Fear Inoculum von TOOL in den Hörern und genieße einen hervorragenden Stereo-Effekt. Das Schlagzeug arbeitet über die volle Breite der Kopfhörer und erzeugt damit eine unglaublich breite Bühne, dazu kommt ein dezenter Bass, der das Gespielte perfekt unterstützt, aber nicht dominiert.
Gleiches gilt bei Oh No!!! von grandson, auch hier ist der Bass zwar kräftig, drängt sich aber nicht auf und begleitet den Song. Eher langsam und gemächlich trudelt das Stück so vor sich hin, bis die Gitarre einsetzt. Und auch hier überraschen die T5 True Wireless. Denn auch die Höhen werden einwandfrei wiedergegeben, da gibt es keinen Stress in den Gehörgängen, weil die Spitzen das Trommelfell an die Schmerzgrenze treiben. Das gesamte System der T5 ist trotz des kräftigen Basses komplett ausgeglichen.
Aber es wäre unfair, die True Wireless von Klipsch einzig in die Hard Rock und Metal Ecke zu schubsen. Deswegen mussten auch Bishop Briggs und Blue October von der alternativen Schiene zeigen, ob die In-Ears auch mit ruhigeren Tönen umgehen können? Beide Künstler bzw. Bands habe ich auf allen erdenklichen Anlagen und Lautsprechern von allen möglichen Medien wie Vinyl, CD oder auch live gehört, daher kann ich sehr genau einschätzen, wie die T5 True Wireless mit zwei meiner Lieblingsinterpreten klarkommen.
Um es ganz kurz zu machen: Beides habe ich selten so gut wiedergegeben vernehmen können. Lautsprecher sollten sich immer an Musik messen lassen, die man in- und auswendig kennt und hier machen die Klipsch T5 einen einwandfreien Job. Egal ob es Sarah Grace McLaughlins so unglaublich dynamische Stimme beim Song River ist oder ob mir Justin Furstenfeld mit Hate Me zum wiederholten Male eine Gänsehaut verursacht und mir die Tränen in die Augen treibt – wenn Kopfhörer solche Emotionen verursachen, gehören sie eindeutig zu den Guten.
Ach ja, telefonieren kann man mit den In-Ears auch, aber das ist für mich tatsächlich zweitrangig. Dennoch ist die Sprachqualität auch hier überraschend gut. Mein Gegenüber kommt bei mir wirklich vollkommen verständlich an und auch die Gegenseite versteht mich. Allerdings gibt es hier eine Rückkopplung, denn die andere Seite hört seine eigene Stimme überdeutlich als Nachhall. Wer also regelmäßig auch über Kopfhörer telefonieren muss, liegt mit den kleinen Klipsch zumindest nicht vollkommen daneben.
Fazit:
Klipsch hat mit seinem ersten Auftritt außerhalb der eigenen Komfortzone gigantischer HiFi-Lautsprecher einen wirklich klasse Job gemacht. Die kleinen T5 True Wireless sind sicher nicht für den Hörer klassischer Musik gemacht, sondern sie bedienen ganz klar die härteren Töne. Dabei sind sie dennoch in der Lage eine Emotionalität wiederzugeben, die ich mir als Fan genau solcher Musik von diesem Set wünsche.
Wer bisher keinen Kontakt zur Marke Klipsch hatte, schaut einfach mal über den eigenen Tellerrand und hört sich die T5 True Wireless genau an. Auch wenn die Anleitung Verbesserungsbedarf hat, so entscheidet letzten Endes immer der Klang über einen Kopfhörer. Und ich habe die T5 True Wireless seitdem sie mir überreicht wurden, fast durchgängig in den Ohren. Und das will schon etwas heißen!
Link zur Herstellerseite: Klipsch T5 True Wireless
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