Hardwaretest: LG CineBeam HU85LS – perfektes 4K Heimkino

Wer über ein eigenes Heimkino nachdenkt, wird unweigerlich irgendwann einen Beamer in seine Überlegungen mit einbeziehen. Setzt man sich dann näher mit einem solchen Gerät auseinander, verwirft man diese Überlegungen meistens recht schnell wieder. Der Aufwand für Aufbau, Verkabelung und Leinwand erscheint viel zu groß. Außerdem ist die Alltagstauglichkeit als Ersatz für einen TV nicht gegeben.

Meist steht das nur bei Bedarf aufgestellte Gerät irgendwo mitten im Raum, man wirft Schatten auf die Leinwand, wenn man dann doch einmal kurz vom Sofa aufsteht. Will man einen Beamer also richtig nutzen, kommt man um eine feste Montage – vielleicht sogar gleich an der Decke – nicht herum. Dazu kommen dann Kabel für Strom und Bildübertragung, die ordentlich in einem Kabelkanal verlegt werden wollen. Spätestens hier machen der innere Ästhet oder die bessere Hälfte dicht. Aber es geht auch vollkommen anders.

Die Lösung heißt Ultrakurzdistanz Projektor und im Gegensatz zu einem klassischen Beamer steht ein solcher Kurzdistanzbeamer direkt vor der Leinwand. Damit eröffnen sich schlagartig völlig neue Möglichkeiten zum Aufbau und zur Gestaltung des eigenen Kinos. Denn meistens steht ohnehin ein Phonoregal, auf dem üblicherweise der TV thront. Auch sind alle notwendigen Kabel bereits verlegt, so dass der Anschluss des Beamers an das Soundsystem und die Zuspieler in wenigen Minuten erledigt ist. Perfekte Voraussetzungen eigentlich zum Test des LG CineBeam HU85LS. Jetzt musste nur noch eine entsprechende Leinwand her.

Wir erhielten von der Projektor AG die celexon Expert UST, eine Leinwand speziell für Ultrakurzdistanz Projektoren, um in den vollen Genuss aller 4K-Bilder zu kommen. Dem Test stand also kaum mehr etwas im Wege – außer der Aufbau der 2,20 x 1,24 Meter großen Leinwand und der Aufstellung derselben inklusive Einrichtung des Beamers. Wer sich ein Heimkino einrichten möchte, sollte hier unbedingt vorher genau planen. Wir waren vielleicht ein wenig blauäugig, was den Aufwand für diesen Test anging.

Ich habe mir den LG CineBeam HU85LS das erste Mal auf einer Veranstaltung im kleinen Kreis auf der IFA 2019 anschauen können und war vom ersten Moment an gefesselt. Was LG technisch hier präsentierte, war bisher nur aktuellen TV vorbehalten. Eine Projektion in einer solchen Größe mit solch gestochen scharfen Bildern war beeindruckend. Das war trotz der offenen Präsentation in Reihe mit anderen Geräten schon fast Kino-Feeling.

Ich durfte bereits im letzten Jahr den kleinen Bruder CineBeam HF65LS testen und somit meine ersten Erfahrungen zu Ultrakurzdistanz Beamern sammeln. Umso mehr freute ich mich nun auf den HU85LS, allerdings war der Respekt vor diesem Gerät mindestens genau so groß. Denn während der kleine HU65LS mehr auf Mobilität getrimmt ist und schnell mal transportiert und aufgebaut werden kann, ist der große HU85LS für eine feste Installation vorgesehen. Ein solcher Beamer dient als TV Ersatz mit größtmöglicher Darstellung und soll dabei die gleiche Funktionalität und Bedienungsfreundlichkeit bieten.

Der HU85LS bietet eine Diagonale von 90“ – 120“, das sind also 2,28 Meter bis hin zu maximal 3,05 Meter sichtbarer Fläche. Aktuelle TV in vielleicht noch bezahlbaren Regionen kommen hier auf 88 Zoll Diagonale. Die Größe des sichtbaren Bildes wird bei einem Ultrakurzdistanz Projektor durch den Abstand zur Leinwand geregelt. Der LG kommt bei 5,6 Zentimetern auf 90 Zoll, bei 18 Zentimetern erreicht er seine volle Größe von 3,05 Metern. Man ist also beim Aufstellen flexibel und kann sich hier nach der Fläche der verfügbaren Leinwand richten.

Das wichtigste Element bei einem Projektor ist das Bild. Der HU85LS ist ein 4K Laser Beamer, das heißt LG setzt statt einer Lampe als Lichtquelle einen blauen und roten Farblaser ein, welche die drei Primärfarben erzeugen können. Bei einem herkömmlichen Beamer werden die Farben über ein von hinten beleuchtetes, schnell rotierendes Farbrad erzeugt. Dadurch werden Farben aber nicht gleichzeitig, sondern schnell hintereinander erzeugt. Man nutzt bei dieser DLP-Technik die Trägheit des menschlichen Auges, welches diese schnell dargestellten Einzelbilder nicht voneinander trennt.

Der Vorteil eines Lasers gegenüber einer herkömmlichen Birne liegt auf der Hand. Während Birnen naturgemäß nur eine begrenzte Lebensdauer haben und Ersatz entsetzlich teuer ist, halten Laser über den avisierten Zeitraum und auch darüber hinaus. Der HU85LS ist somit vollkommen wartungsfrei. LG gibt eine Laufzeit von 20.000 Stunden an, in denen die Laser ihre Farbe und Helligkeit originalgetreu wiedergeben können. Auch danach wird es nicht schlagartig dunkel, sondern die Laser verlieren langsam aber beständig an Leuchtfähigkeit.  

Befreit man den CineBeam HU85LS endlich aus seinem Karton und stellt ihn an seinem vorgesehenen Platz auf wird klar, warum bei diesem Gerät eine Mobilität kaum gegeben ist. Mit seinen Maßen von rund 68 x 35 x 13 Zentimetern und einem Gewicht von 12,2 Kilogramm stellt man diesen Beamer auf, richtet ihn ein und genießt. Dieser Projektor will TV Ersatz sein und nicht seinen Dienst an wechselnden Orten verrichten. Und damit das auch wirklich so ist, hat LG sich beim Design wirklich Mühe gegeben.

Steht der HU85LS einmal, stören keine Kabel die Ästhetik, denn sämtliche Anschlüsse liegen an der Vorderseite, also zwischen Beamer und Leinwand. Die Rückseite mit dem überraschend guten Soundsystem ist mit einem Stoff der Marke Kvadrat bespannt, die Seiten zieren große Lüftungsschlitze. Das gesamte Design ist minimalistisch und ansprechend. Optisch fügt sich der Beamer in jedem Raum ein, ohne diesen für sich einzunehmen.

Wer sich ein Heimkino einrichtet, achtet nicht nur auf das Bild, sondern auch auf den Klang. Auch wenn der HU85LS über eigene Lautsprecher mit 2 x 5 Watt Ausgangsleitung verfügt, so kommt echtes Kino-Feeling nur mit dem dazu passenden Sound auf. Der große CineBeam verfügt daher über einige Anschlussmöglichkeiten wie 2 x HDMI, von denen Port 1 mit ARC ausgestattet ist, 2 x USB-A, einen USB-C Anschluss und für den Fall, dass TV oder Receiver nicht über HDMI verfügen, auch über einen optischen Eingang zur Übermittlung von Klang. Selbstverständlich kann der HU85LS auch per Kabel oder WLAN ins heimische Netzwerk eingebunden werden, um auf die vorinstallierten Streaming-Dienste von Netflix und Amazon zuzugreifen.

Jedoch steht bei allen Beamern vor dem Spaß die Einrichtung – und die kann eine Weile dauern und so einige Nerven kosten. Stichworte Trapez-Einstellungen und einpassen in eine Leinwand. Und noch immer heißen diese Trapez-Einstellungen bei LG Edge-Einstellungen. Hat man diese bereits einmal gesucht weiß man das, Anfänger müssen sich durch das Menü klicken. Der LG bietet zwar eine elektronische 12-Punkt-Korrektur, aber bis hier durchweg gerade Kanten erreicht sind, haben wir gut 45 Minuten justiert.

Das liegt einerseits am Untergrund, auf dem der Beamer steht und andererseits an der Leinwand. Beide müssen für das perfekte Bild absolut eben sein. Selbst kleinste Unebenheiten im Tuch der Leinwand lassen die Einrichtung zu einer Verzweiflungstat werden. Wer also beim Aufbau der Leinwand schlampt, wird später mit unschönen Bildfehlern bestraft. Der Beamer selbst ist zum Ausrichten mit vier verstellbaren Füßen versehen. Auch muss die gesamte Front absolut parallel zur Wand ausgerichtet sein, bereits Schiefstellungen von nur wenigen Millimetern verzerren das Bild auf der Leinwand. Erst wenn Beamer und Leinwand perfekt zueinander stehen, kann mit der Justierung des Bildes über die Trapez-Einstellungen begonnen werden.

Auch hier ist Fingerfertigkeit und Geduld gefragt. Das Trapez muss einwandfrei in die Leinwand passen, da dieses die späteren Außenkanten des Bildes darstellt. Das Problem dabei ist nämlich folgendes: Die anzufassenden Punkte lassen sich nur nach innen, aber nicht nach außen verschieben. Man muss also von vornherein den Beamer so justieren, dass die Außenkanten des Trapezes möglichst parallel zum Rahmen liegen. Will man den Beamer also dauerhaft aufstellen empfiehlt es sich, erst das Bild auf dem Hintergrund – zum Beispiel der Wand oder der Tapete – zu markieren und dann erst die Leinwand zu befestigen. Eine spätere Höhenverstellung des Bildes ist kaum mehr möglich, außer man verändert über die Standfüße die Neigung des Beamers.

Wer aufgrund dessen auf eine Leinwand verzichten will, kann auch gleich auf den Beamer verzichten. Jede Unebenheit auf einer Wand – und gerade auf einer Tapete – zerstört sichtbar die Auflösung durch die veränderte Reflektion des Lichts. Jeder Fehler wird gnadenlos sichtbar, an 4K ist somit kaum noch zu denken. Gerade bei einem Ultrakurzdistanz Projektor, bei dem das Licht von unten auf den Hintergrund fällt, spielt die Leinwand eine überaus wichtige Rolle.

Da auch bei Licht das einfache physikalische Gesetz Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel gilt, muss auch eine entsprechende UST (Ultra Short Distance)-Leinwand verwendet werden. Eine solche Leinwand verfügt über Mikrolinsen, die in der Form ähnlich eines Sägeblattes angebracht sind. So wird das von unten einfallende Licht nicht beim Aufprall an die Decke, sondern in Richtung des Zuschauers abgegeben. Obendrein ist diese Konstruktion durch spezielle Beschichtungen unempfindlich gegen Lichteinfall von oben oder der Seite, so dass ein Kurzdistanz Beamer auch bei Tageslicht betrieben werden kann und trotzdem ein leuchtstarkes und helles Bild darstellt. Wir verweisen an dieser Stelle noch einmal auf unseren Beitrag zur celexon Expert UST, an der wir den LG CineBeam HU85LS getestet haben.

Bisher war man es von Beamern gewohnt, dass man diese nach Möglichkeit nur in abgedunkelten Räumen betrieb. Je heller der Raum ausgeleuchtet war, desto kontrastärmer war das dargestellte Bild, Schwarz war als solches nicht mehr zu erkennen, alles wurde zu einem einheitlichen Grau. Der LG bietet eine Leuchtstärke von 2700 Lumen. Mit der entsprechenden Leinwand ist es also hier problemlos möglich, auch bei Tageslicht ein scharfes Bild mit guten bis sehr guten Kontrasten und  Schwarzwerten zu erhalten. Da hat so mancher LCD-Bildschirm größere Probleme.

Wir haben uns für den Test des LG CineBeam HU85LS dieses Mal auf die Xbox One X und damit auf die Wiedergabe von 4K Filmen und Games konzentriert. Selbstverständlich verfügt der Projektor über sein eigenes webOS 4.5, welches sich mit der für LG so typischen Fernbedienung auch hervorragend bedienen lässt. Mit Druck auf die Home-Taste gelangt man in die wunderbare Welt der Apps, vorausgesetzt der Beamer ist auch mit dem heimischen Netzwerk verbunden. Zahlreiche vorinstallierte Apps wie Netflix oder Amazon Prime laden zum ausgiebigen Serien-suchten ein, weitere stehen zur Verfügung. Die Liste der Funktionen ist umfangreich, so lassen sich Fotos vom Handy kabellos streamen, Medienserver im Netzwerk werden erkannt oder wer es klassisch mag, steckt den USB-Stick zur Wiedergabe ein. Selbstverständlich funktionieren auch Bluetooth Geräte problemlos.

Die Menüführung ist eingängig, auch wenn tiefergreifende Funktionen erst in Untermenüs zu justieren sind. Wer sich nicht mit allen Funktionen beschäftigen mag oder kann, findet bereits im Hauptmenü alles, um Bild und Ton an die persönlichen Vorlieben anzupassen. Allein die verschiedenen Bildmodi bieten einige Möglichkeiten für Kino- oder Sport-Fans. Richtig kleinteilig wird es aber erst beim Klick auf alle Einstellungen, denn hier kann für jeden Bildmodus noch einmal jeder relevante Punkt feinabgestimmt werden. Gleiches gilt für den Sound, denn auch dieser kann entsprechend dem ausgewählten Genre eingestellt werden.

Spannend wurde es dann endlich, als wir die Xbox One X an den CineBeam HU85LS anschlossen. So eine Bildschirmdiagonale bei Videospielen ist der Traum eines jeden Gamers – nicht mehr auf den Monitor oder den TV starren, sondern so realitätsnah wie nur möglich im Supersportwagen sitzen, den über die Piste jagen und dabei nicht von der Umgebung abgelenkt sein. Also wurde ausgiebig Forza Motorsport 7 gespielt. Wichtig war uns hierbei zu sehen, wie der Beamer mit den ständig wechselnden Lichtverhältnissen auf dem Stadtkurs in Brasilien umgeht? Hier erfolgt nicht nur eine Passage durch einen Tunnel, sondern durch die Häuserschluchten findet auch ein stetiger Wechsel zwischen Schattenspielen und grell von der Sonne ausgeleuchteten Passagen statt.

Mit der Xbox One x schaltet der Beamer zuerst automatisch in den Instant Game Response Modus, es wird also automatisch die Übertragung mit der geringsten Latenz gesucht – üblicherweise der integrierte Gaming-Mode. Obendrein wird automatisch ULTRA HD Deep Color aktiviert und dem Spaß am Gaming steht nichts mehr im Wege. Macht Forza Motorsport an einem TV schon Spaß, toppt der Beamer hier einfach alles. Und das nicht nur in der Größe, auch die Bildqualität ist einwandfrei, auch wenn wir zeitweilig Sonnenlichteinfall von der Seite haben. Dennoch bleiben alle Details erkennbar und auch dunkle Passagen oder die Cockpitansicht sind detailreich.

Gleiches gilt bei Wreckfest, in dem es – wie es der Name vermuten lässt – darum geht, entweder seine Gegner in einer Arena zu schrotten oder aber ein Rennen zu gewinnen und nebenbei Punkte für das Zerlegen anderer Teilnehmer zu erhalten. Dadurch, dass es an jeder Ecke knallt, fliegen hier aufgrund des detaillierten Schadensmodells zahlreiche Blechteile, Reifen und sonstige Anbauteile kleinteilig durch die Gegend. Auch diese kann der Beamer problemlos auch in höchstem Tempo darstellen. Das einzige, was uns zum perfekten Rennerlebnis fehlt, ist ein entsprechender Racing Seat.

Beim Film haben wir uns für Angel Has Fallen im Bildmodus Kino entschieden, da auch hier zahlreiche Szenen in der Dunkelheit spielen oder aber bildschirmfüllende Explosionen für Adrenalin sorgen. Aus „nur ein paar Minuten schauen“ wurde wie üblich der gesamte Film. Aber so konnten wir am Ende ein einstimmiges Resümee ziehen welches da hieß, wir alle brauchen mindestens einen größeren TV, wenn nicht sogar einen Beamer. Noch besser kann man Kino in den eigenen vier Wänden kaum genießen. Der Blick auf den eigenen Kontoauszug holte uns dann aber schnell wieder in die Realität zurück.

Fazit

Wer mit dem Gedanken an ein eigenes Heimkino spielt, wird den LG CineBeam HU85LS ganz sicher in die enge Auswahl einbeziehen. Ein Ultrakurzdistanz Projektor wie der LG spart im Gegensatz zu einem herkömmlichen Beamer Platz und verhindert große Umbauten im eigenen Wohnzimmer. Einzig eine entsprechende Leinwand sollte in die Planung mit einbezogen werden, da ansonsten der Spaß am großen Bild doch getrübt wird. Optisch passt der HU85LS durch sein schlichtes, aber damit so ansprechendes Design ohnehin in jeden Raum.

Technisch hat uns der Beamer überzeugt, die Frage ob ein Beamer einen TV ersetzen kann und nicht nur als gelegentliche Alternative für den Film oder das Sportereignis taugt, stellt sich hier nicht. Mit dem CineBeam HU85LS hat man bis zu 120 Zoll große Argumente, die auch in der Alltagstauglichkeit dafür sprechen. Selbst bei Tageslicht bietet der Beamer ein besseres Bild, als so mancher TV.



Link zur Herstellerseite: LG CineBeam HU85LS