Hardwaretest: Miller & Kreisel Movie 5.1 System – großartiges Heimkino selbst auf engstem Raum

Ich war mehrfach auf der High End in München und dachte bisher, mich im HiFi-Segment doch vernünftig auszukennen. Ich muss jedoch gestehen, dass mir der Name Miller & Kreisel bis dato nicht wirklich geläufig war. Aber kein Problem, Wissen kann man sich aneignen, vor allem, wenn man das Movie 5.1 System des Herstellers zum Test bekommt. Gegründet 1973 werden Jonas Miller und Ken Kreisel beauftragt, dem Bass eines Studiomonitors des Musikproduzenten Steely Dan mehr Leistung zu verschaffen. Heraus kommt der erste Subwoofer der Welt. Im Jahr 1976 kommt das weltweit erste Satelliten/Subwoofer-System mit dem Namen David & Goliath auf den Markt – der Beginn einer Erfolgsstory.

Seitdem nutzen weltweit führende Musik- und Filmemacher Systeme von Miller & Kreisel. Die Liste derjenigen, die den Kaliforniern (obwohl inzwischen in Dänemark produziert wird) in Sachen bestem Klang vertrauen, ist tatsächlich das Who-is-Who Hollywoods. Von den Warner Bros. über 20th Century Fox, Disney, Lucas Film bis hin zu HBO, Universal und Paramount ist alles vertreten, was Rang und Namen hat. Die Produktionen Star Wars Episode I, II und III, Die Unglaublichen, Pearl Harbour, Herr Der Ringe, Black Hawk Down, Fluch der Karibik und King Kong wurden sogar mit einem Oscar für den besten Ton ausgezeichnet. Ich darf also davon ausgehen, dass das Miller & Kreisel Movie 5.1 System für den Heimgebrauch ebenso perfekt abgestimmt ist, wie es sich die Produzenten für die Kinoleinwand vorgestellt haben. Meine Anspruchshaltung und Vorfreude steigen demnach bereits vor dem Auspacken und dem ersten Ton gewaltig.

Heimkino – aber wie?

Wer auf der Suche nach einem Heimkino-System ist, wird dabei an allen Ecken und Enden des Netzes fündig. Jeder Hersteller von Klang hat mindestens ein vollständiges Set im Angebot. Wer sich seine Konfiguration selbst zusammenstellen möchte, wird von der Vielzahl an Möglichkeiten fast erschlagen. Am Ende entscheidet jedoch stets der verfügbare Platz über die Größe des Lautsprecher Systems. Ich bekomme eben keine gigantischen Boxentürme auf wenigen Quadratmetern Raum unter. Die (Not-)Lösung ist dann meist eine Soundbar, vielleicht noch mit passenden Satelliten-Boxen hinter dem Sofa. Dass es aber auch vollkommen anders und vor allem ohne akustische Einschränkungen geht, beweist Miller & Kreisel mit dem Movie 5.1 System.

Das gesamte System ist auf die Wandmontage ausgelegt und damit extrem platzsparend. Jeder der im Set enthaltenen Lautsprecher verfügt von Hause aus über eine entsprechende Aufhängung. Damit der Lautsprecher nicht direkt an der Wand anliegt und somit vielleicht der Klang unter Vibrationen leidet, ist jeder Speaker mit dicken Schaumstofffüßen versehen, die einen Abstand gewährleisten. Überraschend ist, dass alle Frontlautsprecher dieselbe Typenbezeichnung haben. Denn statt eines Paares Front-Speaker und eines gesonderten Center findet man hier im Karton mit dem K50 LCR gleich drei identische Schallwandler. Wenn man allerdings verstanden hat, wofür die Abkürzung LCR steht, dann macht das Sinn. LCR bedeutet Left Center Right, somit kann jeder der drei Lautsprecher vertikal wie horizontal die entsprechende Position vor dem Hörer einnehmen.

Die K50 sind mit ihren 25 x 13 Zentimetern optisch zurückhaltend und wirken neben einem TV ab der Größe von 55 Zoll schon fast ein wenig verloren – aber eben nur bis zum ersten Ton. Die Tiefe von nur 7,5 Zentimetern ohne Abdeckung schließt dafür sehr gut mit jedem TV ab, der ebenfalls an der Wand montiert ist. Die Lautsprecher ragen somit optisch nicht störend in den Raum hinein. Das Gewicht von 1,62 Kilogramm verspricht hingegen eine hochwertige Verarbeitung im inneren des Gehäuses. Aber auch das Äußere des 2-Wege-Lautsprechers weiß zu gefallen. Das mattschwarze Design ist ein Blickfang, gerade ohne die Abdeckung kommen der 1 Zoll Hochtöner und der 4 Zoll Treiber für Mitten und Bässe schön zur Geltung. Die Rückseite beinhaltet einzig die vergoldeten Kabelanschlüsse.

So unscheinbar die drei K50 auf den ersten Blick erscheinen, mehr drängen sich dann die beiden Surround-Speaker K40T optisch auf. Statt des üblichen und unscheinbaren, rechteckigen Designs geht Miller & Kreisel hier einen anderen Weg, denn beide Lautsprecher weisen als Bauform ein Trapez auf. Das hat jedoch nicht nur kosmetische Gründe. Verfügen die beiden K40T an der Front über die gleiche Treiber-Bestückung wie die K50, so sind in den 45 Grad ausgestellten Seiten noch jeweils zwei 3 Zoll Breitbandtreiber untergebracht. Der Klang von hinten, der ein Heimkino eben erst zu einem solchen macht, strahlt damit gleichmäßiger ab. Der Sound ist diffuser, weiter gefächert und damit nicht eindeutig zuzuordnen. Es entsteht ein breites Klangfeld, das umso perfekter wirkt, je mehr Effekte aus den hinteren Lautsprechern erklingen. Durch die Bauform und die zusätzlichen Treiber wirken die hinteren Speaker ein wenig massiver als jene an der Front und dennoch fügen sich auch diese nahtlos in das bestehende System ein.   

Auf den Tiefton kommt es an

Ein Heimkino wird erst durch mindestens einen Subwoofer komplett. Und der ist beim Miller & Kreisel Movie 5.1 System aufgrund der kompakten Bauweise der Satelliten auch nötig. Auch wenn jeder Lautsprecher über einen Mitten-/Tieftöner verfügt, so reicht dessen Leistung allein nicht aus, die Action eines Filmes im Tiefton auch entsprechend zu transportieren. Zum Set gehört daher der Subwoofer V8 mit 150 Watt Ausgangsleistung. Die 8 steht hier für den 8 Zoll großen Tieftontreiber. Nun habe ich es schon viel zu oft erleben müssen, dass der einem beliebigen Set zugehörige Subwoofer zwar Krach macht und laut wummert, aber es leider auch dabei bleibt. Dabei steht und fällt jedes System bei Film und auch bei Musik genau mit diesen tiefen Tönen.

Es nützt mir nichts, wenn Bässe die Einrichtungsgegenstände zum Hüpfen bringen. Ein Subwoofer muss die Action eines Filmes punktgenau unterlegen, muss im richtigen Moment in der richtigen Dosierung die tiefen Töne durch den Raum schieben. Er muss bei Musik kontrolliert und dynamisch aufspielen und selbst schnellste Bässe verzögerungsfrei und wuchtig darstellen. Genau ein solches Modell ist der V8. Mit seinen gut 30 Zentimetern zu jeder Seite und ohne jegliche Bassreflexöffnung lässt sich der kompakte Sub überall im Raum positionieren. Hier entscheidet immer die eigene räumliche Gegebenheit über den besten Platz. Üblicherweise sollten Subs in Front zum Hörer stehen, aber auch seitliche Positionen können aufgrund von Raum und Einrichtung manchmal das bessere Ergebnis bringen. Vernichtend für Bässe ist aber meistens eine Aufstellung zu dicht an einer Wand oder in einer Ecke des Raums. Hier ist also einiges ausprobieren nötig, bis der Tiefton den eigenen Geschmack trifft.

Auf der Rückseite des Subs findet sich eine umfangreich ausgestattete Palette an Bedienmöglichkeiten. Drei auffällige Drehregler sorgen für die Trennfrequenz, Phase und Lautstärke, alles lässt sich stufenlos einstellen. Für Menschen, die gerne auf den persönlichen Stromverbrauch achten, bietet der kleine Kippschalter Auto On direkte Hilfe. Steht dieser auf Auto, schaltet sich der Subwoofer automatisch ein, sobald er Signale empfängt. Bleiben diese über mehrere Minuten aus, schaltet sich auch der Sub wieder aus. Wer sich darauf nicht verlassen mag, schaltet den Subwoofer über einen weiteren Kippschalter manuell an oder aus.

unauffällig auffällig

Die Verarbeitung aller Komponenten ist einwandfrei. Auch wenn man an einem Lautsprecher wenige Design-Möglichkeiten hat, so kann man dennoch ganz viel falsch, aber auch so viel richtig machen. Miller & Kreisel macht für meinen Geschmack beim 5.1 Movie System alles richtig und versieht alle Lautsprecher und den Sub mit einer mattschwarzen Oberfläche, jede Kante ist dabei sanft abgerundet. Das verleiht allen Speakern das gewisse Etwas, wenn man wie ich auf Design Wert legt. Allerdings ist diese Oberfläche etwas empfindlich gegen Berührungen, so dass zum Packungsinhalt tatsächlich ein paar weiße Handschuhe gehören. Diese sollte man auch wirklich nutzen, wenn man die Lautsprecherkabel befestigt oder die Boxen aufstellt. Sonst gibt es sichtbare Abdrücke, die allerdings auch leicht zu entfernen sind. Hier passt jede Schraube, jede Kante und jedes Spaltmaß und wer mag, versieht die kleinen Speaker mit den passenden Abdeckungen mit dem herrlich auffälligen Miller & Kreisel Emblem.

Klang wohin man hört

Stehen alle Lautsprecher am gewünschten Ort, kann es endlich mit der heiß ersehnten Hörprobe losgehen. Wenn Miller & Kreisel klangtechnisch schon bei einigen Oscars für den besten Sound mitgeholfen haben, dann müssen die Star Wars Episoden I, II und III auch gleich für den ersten Eindruck des Systems herhalten. Und was gibt es hier aufregenderes, als das schon so oft angeschaute Pod-Race von Anakin Skywalker? Zahlreiche verschiedene Pods und Umgebungen wie offene Flächen in der Wüste, Schluchten und Tunnel sorgen für ein akustisches Effekt-Feuerwerk. Ich bin fast schon fassungslos, was diese kleinen Speaker an Druck und Dynamik hervorbringen.

Aber auch der epische Kampf der Lichtschwerter zwischen Qui-Gon Jinn, Obi-Wan Kenobi und Darth Maul fasziniert nicht nur optisch aufgrund der Choreographie immer wieder. Es ist vor allem der Sound, der diesen Kampf zu etwas besonderem und auch die Episode I zum besten Teil der neueren Star Wars Titel macht. Der Raum ist erfüllt vom Zischen und Dröhnen der verschiedenen Schwerter, das kleine Miller & Kreisel Movie 5.1 System lässt den Zuschauer großartig daran teilhaben und schafft eine so intensive Atmosphäre. Auch wenn man weiß, wie der Kampf endet, hofft man insgeheim doch immer wieder auf ein anderes Finale.

Action kann das Set also mit Leichtigkeit. Woran Sound-Systeme noch immer scheitern sind Dialoge und deren perfekte Wiedergabe. Gerade die Mitten leiden manchmal unter scharfen Zischel-Lauten oder aber umgekehrt, die Sprache klingt dumpf, wenn ein Speaker die Kommunikation nicht ordentlich ausgeben kann. Zum Test habe ich deswegen Quentin Tarantinos Kill Bill Volume 2 angeschaut. Kaum ein Film bietet eine so umfangreiche Menge an Dialogen zwischen den Protagonisten. Auch wenn der Film bereits aus dem Jahr 2004 stammt, so tut das dem gesamten Sound des Filmes keinen Abbruch. Gerade der Dialog zwischen Bill und Budd vor dessen heruntergekommenen Wohnwagen in der Wüste gehört – warum auch immer – zu meinen persönlichen Highlights. Die K50 LCR spielen hier großartig mit und fangen die Atmosphäre zwischen den beiden Brüdern akustisch hervorragend ein.

Musik 2.1 statt Movie 5.1

Aber Quentin Tarantino zeichnet sich nicht nur durch seine Action und seine Dialoge aus. Absolutes Highlight ist immer die Musik. Tarantino selbst äußerte sich in einem Interview zum Film, dass er in sein privates Aufnahmestudio geht, dort in seiner Plattensammlung nach der Musik sucht, nach der sich sein Film dann bewegen muss. Erst wenn er den Song für die Eröffnungssequenz gefunden hat, kann er den Film fühlen. Das glaubt man dem Regisseur unbesehen, wenn man alle Tracks eines Filmes auf sich wirken lässt. Nicht umsonst sind zahlreiche Bands, deren Songs in einem Tarantino Film gespielt wurden, danach bekannt geworden. Bestes Beispiel dafür ist wohl Tito and Tarantula mit After Dark aus dem Film From Dusk Till Dawn.

Und weil ich gerade bei Musik bin, höre ich mir zum Test des Systems auch gleich den Soundtrack zu Kill Bill Volume 1 an. Allein der erste Titel Bang Bang (My Baby Shot Me Down) von Nancy Sinatra ist untrennbar mit dem Film verbunden. Auf der einen Seite die intensive Stimme, auf der anderen die wimmernde Gitarre machen den Song so einzigartig. Und wer war nicht vom Pfeifen des Songs Twisted Nerve von Bernard Herrmann genervt, weil jedes dritte Handy im persönlichen Umfeld dieses als Klingelton missbrauchte? Die Songs habe ich alle in Stereo, also nur mit den beiden Frontboxen und dem Subwoofer gehört und auch hier machen die K50 einen tollen Job. Das System kann also auch anstandslos Musik.

Musik und Film – darf es noch etwas Gaming sein?

Trotz Filmen und Musik muss ein Heimkino-System heute mehr als nur deren Wiedergabe beherrschen. Denn auch die Videospiele haben in den letzten Jahren gerade beim Sound eine faszinierende Entwicklung genommen. Kein Spiel muss heute mehr mit dem Speicherplatz haushalten, so dass auch über die aktuellen Konsolen Playstation 4, Xbox One und sogar die Nintendo Switch umfangreiche Musikkompositionen möglich sind. Aber selbstverständlich sind es nicht nur diese teilweise schon orchestralen Stücke, gerade bei einem Spiel kommt es oftmals auf die kleinen, vielleicht eher unscheinbaren Effekte an. In einem Shooter muss ich auch akustisch zuordnen können, wo mein Gegner lauern könnte, ein Rennspiel lebt von seinen Motorengeräuschen und all dem, was sich in und unter dem Auto bewegt. Selbst ein profanes Jump`n`Run bezieht seine Atmosphäre oftmals aus seinen Sound-Effekten.

Ich habe also zahlreiche Games angespielt, um das Miller & Kreisel Movie 5.1 System zu fordern. Als Beispiel soll hier einfach das aktuelle Jump`n`Run Ori and the Will of the Wisps auf der Xbox One herhalten. Bei diesem märchenhaften Spiel erwartet man als Spieler von Anfang an einen sanften Sound, der sich der Waldatmosphäre anpasst. Allein der Soundtrack im Vorspann bringt mich in die richtige Stimmung, um Ori auf der Suche nach der kleinen Eule Ku zu helfen. Aber auch die Endgegner und deren ganz eigene Effekte sorgen akustisch für Adrenalin. Sei es der gigantische Wolf oder der gewaltige Feuerkäfer, jeder kommt mit seinen eigenen Geräuschen und Effekten daher, während das Orchester im Hintergrund anschwillt. Allein wenn der Käfer über den Bildschirm rennt und springt, erbebt die Kulisse. Hier spielt das gesamte Set hervorragend auf und macht es damit auch für Videospieler zu mehr als nur einer Alternative in Sachen Videospiel-Sound.

Fazit:

So viel Kino-Feeling aus so wenig Lautsprecher hätte ich niemals erwartet. Das Miller & Kreisel Movie 5.1 hat mich auf ganzer Linie positiv überrascht. Es muss also nicht immer das gigantische Heimkino mit mannshohen Lautsprechern sein, es darf für den geringen Platz im eigenen Wohnzimmer auch gerne dieses System sein. Jeder Speaker kann dabei sowohl im Regal stehen, als auch an der Wand befestigt werden.

Beim Filmton ist das Movie 5.1 ganz in seinem Element. Egal ob großartige Action oder aber authentische Dialoge, die Atmosphäre fesselt beim Sound von der ersten bis zur letzten Minute eines Films. Und daran hat auch der so präzise Subwoofer einen nicht unerheblichen Anteil. Was hier mit nur wenigen Kubikzentimetern Volumen an tiefen Tönen erzeugt wird, zaubert jedem Film-Fan ein Lächeln ins Gesicht. Ich persönlich habe Miller & Kreisel jetzt auf dem Schirm, wenn ich das nächste Mal nach einem Heimkino-System mit kleinem Platzbedarf angesprochen werde.



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