Als ich mich vor einer Weile mit Nubert wegen eines neuen Testbeitrages unterhielt, kam das Gespräch auf die nubert nuLine 334. In Zeiten, in denen alles immer kleiner wird, stechen wuchtige Standlautsprecher aus der breiten Masse der immer kompakteren Design-Anlagen heraus. Deswegen haben die nuLine 334 dort auch die interne Bezeichnung Männerbox, einfach weil man bei der Anschaffung zweier solch gewaltiger Klangkörper entweder Single sein muss oder aber ein eigenes Musikzimmer sein eigen nennen darf. Auf Frauen wirken die beiden doch sehr hohen Säulen eher einschüchternd.
Wer aber akustisch aus dem Vollen schöpfen kann und will, ohne dafür ein unendlich tiefes Loch in die Haushaltskasse zu reißen, wird früher oder später eben bei genau diesem System landen. Nubert steht schon seit langer Zeit für hohe Qualität zu überschaubaren Preisen. Und trotz ihrer Größe fallen auch die nuLine 334 in genau diese Kategorie. 36,5 Kilogramm verteilen sich hier auf 121 x 21 x 39 Zentimeter. Weil aber 21 Zentimeter in der Breite nur mangelnde Standfestigkeit bieten würden, liefert man Traversen mit, die einfach unter das Gehäuse geschraubt werden und so mit dann 27 Zentimetern für sicheren Halt sorgen.
Von vorn betrachtet wirken die nur 21 Zentimeter in der Breite doch recht zierlich, aber durch die entsprechende Tiefe entsteht ausreichend Volumen. Und doch sind die nuLine 334 mit ihrer Höhe nicht einnehmend. Im Gegenteil, einmal aufgestellt ist man überrascht, wie sehr sich diese massiven Boxen optisch doch zurücknehmen. Gerade bei mir bietet das Weiß einen optisch schönen Nebeneffekt, denn das Ambilight meines Philips TV wird vom Lack der nuLine 1:1 reflektiert und sorgt so für ein noch intensiveres Farbenspiel.
Auch wenn die Optik bei Standlautsprechern zwar wichtig ist, so sollte der Klang immer im Vordergrund stehen. Was nützt mir eine Box im schönsten Design, wenn sie einfach nicht klingt? Trotz der zurückhaltenden Optik fällt bei den nuLine 334 jedoch sofort die Anzahl der Tieftöner auf. Nubert verbaut gleich drei parallel betriebene 18 Zentimeter Basstreiber im Gehäuse. Das verleitete mich selbst beim intensiven 4K Heimkino-Abend dazu, auf das gewohnte 5.1.2 System zu verzichten und die nuLine auch mal im reinen Stereo-Betrieb zu testen. Nicht jeder hat den Platz für ein umfangreiches System mit zahlreichen im Zimmer verteilten Boxen. Von daher musste der Film auch in Stereo akustisch überzeugen, wenn eben nur zwei Boxen zur Verfügung stehen.
Da laut Nubert diese sechs Tieftöner eines Paares über so viel Membranfläche wie ein handelsüblicher Subwoofer verfügen, war ich tatsächlich nicht überrascht, wie imposant die Bässe in Filmen klingen. Da aber jeder ein anderes Empfinden für Bässe hat, bietet Nubert hier noch einige Möglichkeiten, die Lautsprecher den persönlichen Bedürfnissen entsprechend einzurichten.
Da sind zum einen die beiden nach hinten gerichteten Bassreflexöffnungen, die mit jeweils einem Dämpfer aus Schaumstoff offen oder geschlossen betrieben werden können. Zusätzlich sorgt die Trichterform der Öffnungen Strömungsgeräuschen beim Luftaustritt entgegen. Zum anderen lässt sich über einen Kippschalter die Intensität der Bässe schalten. Gerade bei wandnaher Aufstellung lohnt es sich hier, mit den beiden verschiedenen Einstellungen neutral oder reduziert zu experimentieren.
Aber im Gegensatz zu den meisten billigen Kopfhörern bestehen die nuLine 334 eben nicht nur aus ihrer Basswiedergabe. Was nützen mir wummernde Explosionen bei Action, wenn man brechendes Glas in den Höhen oder Dialoge in den Mitten nicht vernünftig darstellen kann? Gerade die Höhen sind es, an denen sich so manche Geister des guten Klangs scheiden. Was dem einen sauber und klar erscheint, mag dem nächsten schon wieder zu intensiv oder sogar schrill klingen. Um dem unterschiedlichen Hörvermögen der Nubert Nutzer gerecht zu werden, lässt man diesem auch hier die Wahl. Denn wie schon für die Bässe gibt es auch hier einen Kippschalter für die Höhen. Die Einstellungen brillant, neutral und sanft sollten für jeden Hörer oder bei unterschiedlichen Raumgrößen das passende Ergebnis liefern.
Gefertigt ist der Treiber aus einer Seidengewebekalotte mit 26 Millimetern Durchmesser. Nubert nennt seine Treiber nuOva, diese verrichten ihren Dienst inzwischen in einigen Modellen. Was optisch sofort auffällt ist, dass die Treiber asymmetrisch angeordnet sind. Jedes Paar Boxen hat tatsächlich ihren festen Stellplatz auf der rechten und linken Seite der heimischen Anlage.
Sind die Hoch- und Tieftöner gewölbt, fällt beim näheren Hinsehen die Bauweise des Mitteltöners auf. Dieser ist komplett flach gehalten und schließt zudem auch noch bündig mit der Oberfläche der Box ab. Laut Nubert soll diese Anbringung den Abstrahl-Eigenschaften des Klangs zugutekommen. Es wurde viel technischer Aufwand betrieben, die Eigenschwingungen einer flachen Membran zu minimieren. Die Mehrschichtmembran mit Bienenwabenstruktur wurde somit optimiert, um störende Eigenresonanzen auszuschließen.
Es nützen die besten Treiber nichts, wenn das Gehäuse hier nicht Schritt halten kann. Was bringen drei Tieftöner, wenn die Box mit störenden Eigenresonanzen den Basseffekt zunichtemacht? Nubert lässt die Chassis von einem externen, erfahrenen Tonmöbel-Spezialisten fertigen. Herausgekommen ist dabei ein massives Gehäuse aus MDF mit Materialstärken zwischen 19 und 38 Millimetern. Exakt berechnete Innenversteifungen verhindern Eigenschwingungen der Faserplatte, der Klang kommt damit aus den Treibern und wird nicht in das Holz übertragen.
Hat man die jeweils fast 37 Kilogramm Box vorsichtig aus der Packung gehoben, die Traversen angebracht und die Boxen an ihren Aufstellort geschoben, steht guter Musik, Heimkino und Gaming kaum mehr etwas im Wege. Gute Boxen benötigen jedoch zwei Tage Einspielzeit. Diese Luft habe ich auch den nuLine 334 gegeben, bevor ich mich daran machte, überhaupt an die ersten schriftlichen Aufzeichnungen zum Test zu denken.
Ich habe meine Liebe zum Vinyl wiederentdeckt, die nuLine wurden also an den Yamaha RX-A1050 angeschlossen, der die Songs vom Yamaha Vinyl 500 an die Boxen weitergibt. Was also lag da näher, den Boxen alte und neue Platten zur Verfügung zu stellen und zu schauen, was die damit machen? Und da ich momentan – warum auch immer – an weiblichen Interpreten meinen musikalischen Spaß habe, lag als erstes Album Kate Bush – Hounds of Love mit Running up that Hill von 1985 auf.
Markantestes Element sind wohl die Drums, die diesem Song seinen so unvergleichlichen Rhythmus geben. Jeder Abschlag ist so sauber und einwandfrei zuzuordnen, dass man sich dabei ertappt, dem Rest des Songs kaum Beachtung zu schenken. Das aber wird der facettenreichen Stimme Kate Bushs nicht gerecht. Hier leisten die Mitteltöner ganze Arbeit, denn sowohl ihre, als auch die Stimmen des kurzzeitig einsetzenden Chors sind klar und voller Charakteristik.
Was jedoch schon beim ersten echten Test auffällt:
Die nuLine 334 wollen mit Pegeln gehört werden. Erst ab mittlerer Lautstärke entfalten sie ihr Leistungsvermögen, ohne jedoch auf Krawall gebürstet zu sein. Der Begriff Männerboxen scheint also nicht von ungefähr zu kommen?
Eines der besten Alben dieses Jahres ist mit Sicherheit Gary Clark jr. mit This Land. Ich liebe großartige Gitarren, aber was Gary Clark jr. hier mit seinem Instrument abliefert, verursacht schon mit den ersten Tönen absolute Gänsehaut. Das gesamte Album ist so vielschichtig, dass es sich dem Hörer beim ersten Anspielen aufgrund der zahlreichen verschiedenen Genres kaum erschließen kann. Am ehesten kommt dem wohl der ehrliche, handgespielte Rock am nächsten. Wer sich auf das brillante Gitarrenspiel des titelgebenden Songs einlässt wird spätestens jetzt wissen, mit den Nubert Boxen den richtigen Kauf getätigt zu haben. Allerdings musste ich für mich die Höhen hier auf die Stellung neutral bringen, da mir persönlich die höchste Auflösung zu intensiv war.
Um die drei Tieftöner zu testen, wandert nun The Police mit So Lonely auf den Plattenteller. Gerade bei dieser 3-Mann-Kombo kann man sich sehr genau auf den Bass, der von Sänger Sting gespielt wird, konzentrieren und alles andere drumherum ausblenden. Und hier erfahre ich dann, was es mit den beiden Stopfen auf sich hat, mit denen man die Bassreflexöffnungen verschließen kann. Kann die Luft nicht mehr nach hinten entweichen, kommt mit einem Male Bewegung in die drei Treiber. Schlagartig wird der Bass dynamischer, er erhält mehr Kontrolle und wird schneller. Bei The Police hat mir persönlich die Einstellung neutral mit einem Stopfen am meisten zugesagt.
Ähnliches gilt beim Synthesizer Bass von 30 Seconds to Mars. Der Song Birth vom Album Love Lust Faith + Dreams ist für mich noch immer der Test für Tieftöner. Hier verwende ich keine Stopfen und ich habe zum Glück wirklich Test- und schallresistente Nachbarn, so konnte ich dann die Basstreiber ein wenig fordern. Durch die Kombination von Schalter und Stopfen findet mit Sicherheit ein jeder die Einstellung, die persönlich am meisten zusagt oder aber am besten zur abgespielten Musik passt.
Die nuLine 334 sind aber nicht nur Boxen für den reinen Musik-Genuss, die Lautsprecher müssen auch bei Filmen Schritt halten. Trotz vollständigem Heimkino-System laufen die beiden Nuberts zum Test hier als reines Stereo-Paar ohne Center-, Dolby-Atmos- oder Surround-Speaker. Ich will einfach hören, wie sich die Boxen als Solisten anstellen.
Ich liebe Action mit Dwayne Johnson, auch wenn Skyscraper zu seinen eher schlechteren Filmen gehört. Aber gut, die die inhaltliche Qualität eines Films steht bei einem Hörtest dann doch im Hintergrund. Wichtig ist hier nur, dass die beiden Lautsprecher die zahlreichen, mit Soundeffekten nur so vollgestopften Szenen zumindest akustisch perfekt an den Zuschauer bringen. Und diese beginnen dann ab Minute 25, als das Feuer im Hochhaus gelegt wird und die Sprinkler-Anlage einsetzt, die hier höheren Frequenzen werden dabei sauber dargestellt.
Spannend die Szene, als Dwayne Johnson den Kran erklimmt, um in das Hochhaus zu gelangen. Zahlreiche Effekte wie der vorbeifliegende Polizei-Hubschrauber, das Prasseln der Flammen im Hintergrund der Szene, das Brechen von Glas und Biegen von Metall, als der Haken des Krans im Gebäude einschlägt oder aber die basslastige Filmmusik sorgen hier für Adrenalin, immer wieder unterbrochen von kurzen, ruhigen Sequenzen. Doch diesen steten Wechsel der Soundkulisse machen die nuLine 334 völlig entspannt mit. Auch Dialoge werden klar und jederzeit verständlich an den Zuschauer übermittelt.
Musik und Film können die Nuberts also, aber in zahlreichen Haushalten stehen inzwischen auch Spielkonsolen. Und bei Spielen wird neben bestmöglicher Grafik auch auf eine umfangreiche Soundkulisse geachtet. Nach dem etwas enttäuschenden ersten Teil von Tom Clancy`s The Division hat sich Massive Entertainment im zweiten unglaublich viel Mühe gegeben, alle alten Fehler auszumerzen. Aus einem wenig ausbalancierten Taktik-Shooter, in dem scheinbar nur die richtige Waffe zielführend war, hat sich ein erwachsenes Actionspiel entwickelt. Aber dieser Test soll ja kein Bericht über ein gelungenes Game werden, sondern dessen akustische Feinheiten über die nuLine 334 beschreiben.
Denn gerade der Spielspaß steht und fällt auch mit der Soundkulisse. Wie enttäuschend ist es, wenn auf kleinen Boxen die Pump Gun klingt wie das Werfen von Knallerbsen? Die Nuberts haben offensichtlich ihren Spaß mit The Division 2. Denn jede Waffe hat ihre eigene Charakteristik, man ballert stellenweise nur auf Dinge, um anschließend der brachialen Explosion zu lauschen. Oder man weicht einer Feuerwalze aus … oder über den Kopf zischt eine Rakete … oder, oder, oder. Aber nicht nur die Action steht im Vordergrund, es sind so häufig die kleinen, aber feinen Nebengeräusche, die eine Kulisse erst nahezu realistisch erscheinen lassen. Hier knirscht Sand unter den Stiefeln, dort hört man das Rufen vereinzelter Tiere in der entvölkerten Kulisse. Zu einem richtig guten Spiel gehört nicht nur ein tolles Bild, sondern auch Boxen, die genau diese Soundkulisse um den Spieler herum aufbauen.
Und das können die nuLine 334!
Fazit:
Allein aufgrund ihrer Größe sind die Nubert nuLine 334 ein echtes Statement. Über 1,20 Meter Höhe wollen der besseren Hälfte erst argumentativ verkauft und dann passend im Raum aufgestellt werden. Der bei Nubert mit einem Augenzwinkern verwendete Begriff Männerboxen hat also durchaus seine Berechtigung. Zumal diese Lautsprecher erst ab mittleren Pegeln beginnen, sich so richtig wohl zu fühlen.
Die Abstimmung ist gelungen, die Bässe erzeugen durch ihre Möglichkeiten der Personalisierung ein tiefes und druckvolles Fundament, dass jeden Song, jeden Film und jedes Spiel noch einmal Tiefe verleiht. Aber auch die Höhen lassen sich mit den verschiedenen Einstellungen an so gut wie jedes Umfeld und die eigenen Hörgewohnheiten anpassen. Ein großes Problem vieler Boxen ist die Sprachausgabe in den Mitten. Doch auch hier zeigen sich die nuLine 334 von ihrer besten Seite. Dialoge sind jederzeit klar und deutlich, egal was außen herum passiert.
Unter dem Strich sind die Nubert Lautsprecher das Paar für so gut wie alles. Musik, Filme und auch Spiele werden lebendig an den Hörer gebracht. Und mehr soll eine Box nicht leisten müssen.
Link zur Herstellerseite: nubert nuLine 334
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