Der neue TV steht, das Bild ist großartig, aber sobald man den Ton ein wenig aufdreht, erfolgt schnell die große Ernüchterung. Auch wenn so gut wie jeder TV-Hersteller mit Dolby-Raumklang oder sonstigen wohlklingenden Bezeichnungen wirbt, so kommt leider oftmals nur blechernes Getöse aus den internen Boxen des Bildschirms. Das mag beim abendlichen TV-Programm noch erträglich oder beim Dschungel-Camp sogar hilfreich sein, um den Trash-Faktor zu verstärken, sobald es an Action von der Blu-ray oder eine ausgiebige Game-Session geht, ist der Spaß schnell vorbei.
Nun hat nicht jedermann die Möglichkeit, sich ein vollständiges Heimkino-System mit 5.1 oder mehr Boxen in das Wohnzimmer zu stellen. So schön große Boxen auch sind, Voraussetzung ist immer ausreichender Platz. Wie gut, dass es eine Alternative dazu gibt – die Soundbar. Auch wenn diese auf den ersten Blick nicht unbedingt voluminöser als der Bildschirm scheinen mag, so sorgt doch die darin verbaute Technik für den Klang, den das Bild verdient.
Samsung hat uns die HW-N650 zukommen lassen und wir sollen uns anhören, wie aktuelle Videospiele im Gegensatz zum TV-Sound klingen können. Aber selbstverständlich lassen wir uns die Chance nicht entgehen, auch einen Film mit dem Riegel zu genießen. Üblicherweise nutze ich ein 5.1.2 Heimkino-System für meinen Sound, die akustische Messlatte für die Soundbar liegt also hoch.
Samsung bezeichnet die HW-N650 als 5.1 Flat Soundbar. Also soll der Barren auch Raumklang darstellen können. Bei echtem Raumklang stehen die Boxen rund um den Hörer verteilt. Dies ist jedoch mit einer Soundbar nicht möglich. Also simuliert man diesen mit einer besonderen Anordnung der innen verbauten Lautsprecher. Samsung nennt diese Technik Acoustic Beam. Bei geöffneter Bar erkennt man eine Reihe verschieden großer Öffnungen ähnlich einer Flöte. Alles ist eingebettet in einen Kanal.
Dieser Kanal sorgt nun mit seinen acht Lautsprechern und durch ausgeklügelte Algorithmen für eine breite Verteilung von Klängen im Raum auch an den Seiten. Von dort bricht sich der Klang an Wänden und sorgt somit für das Gefühl des Raumklangs. Deswegen darf diese Soundbar auch nicht in einem Phonoregal stehen, sondern muss frei vor dem TV stehen oder aber an der Wand montiert sein, damit sich der Schall ungehindert ausbreiten kann.
Soweit zur Theorie. Befreit man die HW-N650 aus ihrem inzwischen üblichen L-förmigen Karton ist man überrascht, wie zierlich die Soundbar in der Hand liegt. Hätte ich den Barren nicht schon einmal auf der IFA in einem Vorführraum gehört, wäre ich jetzt stutzig, wie dieses zierliche Gerät mit dem recht kleinen Subwoofer den TV-Sound aufbessern soll? Aber ich weiß es ja besser. Der Anschluss einer Soundbar ist keine Hexerei, die HW-N650 bildet da keine Ausnahme. Am HDMI-Ausgang mit ARC wird diese mit dem TV verbunden, der HDMI-Eingang dient für einen Zuspieler wie Blu-ray Player oder Videospielkonsole. Auspacken, aufbauen und anschließen ist in weniger als fünf Minuten unkompliziert erledigt.
Zusätzlich stehen ein optischer und ein AUX-Eingang, sowie ein USB-Anschluss zur Verfügung. Sollte der TV also nicht über HDMI verfügen, so dient der optische Anschluss der Verbindung zwischen Soundbar und TV. Sollte auch dieser nicht vorhanden sein, kann als letzte Möglichkeit der AUX-Eingang verwendet werden. Über den USB-Anschluss können entsprechende Datenträger zur Musikwiedergabe eingesteckt werden. Erkannt werden mp3, wma, aac, wav, ogg und flac Dateien. Musik kann aber auch über Bluetooth zugespielt werden. Was spätestens jetzt auffällt: Die Soundbar verfügt nicht über WLAN. Musik muss also immer von einem Bluetooth-fähigen Mobilgerät kommen. Ebenso müssen Updates über den USB-Stick eingespielt werden.
Optisch schmiegt sich die zierliche und fast rundherum vergitterte Soundbar mit nur 110 Zentimetern Breite und 10 Zentimetern Tiefe unauffällig in das Gesamtbildvor dem Bildschirm. Aber entscheidend bei einem Barren ist immer die Höhe. Wird hier das sichtbare Bild des TV eingeschränkt, ist das auf Dauer ärgerlich. Die HW-N650 gehört aber mit ihren weniger als 6 Zentimetern zu den flachen Vertretern ihres Genres. Dennoch sollte man vor dem Kauf den verfügbaren Abstand des TV beachten. Aber selbstverständlich ist auch die Wandmontage möglich. Mit einer Ausgangsleistung von 200 Watt sollte selbst Fans von ganz großem Kino genug an Pegelkraft zur Verfügung stehen.
Damit die Bässe nicht zu kurz kommen, liefert Samsung zur Bar auch gleich den passenden Subwoofer mit. Dieser macht im Gegensatz zur eigentlichen Soundbar optisch nicht viel her. Schlichtes Holzfurnier rundherum, einzig die Front präsentiert sich im gleichen Gitterdesign wie der Barren. Die Rückseite wird von einer großen Bassreflex-Öffnung unterbrochen, daher darf der Subwoofer nicht zu dicht an einer Wand stehen. Kann sich die austretende Luft nicht frei bewegen, sondern bricht sich an einer Wand, wird der Klang des Basses verfälscht, es entstehen störende Nebengeräusche. Der Sub selbst leistet 160 Watt Ausgangsleistung, auch diese reicht von der Papierform, um es sich unter Umständen mit den Nachbarn zu verscherzen.
Ein echter Hingucker ist dafür die Fernbedienung des Systems. Wie schon beim zuletzt getesteten TV Q9FN ist diese auch hier klein und mit nur wenigen Knöpfen versehen. Die Übersichtlichkeit und Haptik sind auf Anhieb einwandfrei. Fernbedienungen von Samsung haben ihren eigenen Charme. Wer aber nicht ohne sein Smartphone kann, lädt sich die Samsung Audio Remote App aus seinem Store und steuert das System darüber. Als allerletzte Maßnahme lässt sich das System über einige wenige Knöpfe an der rechten Seite zumindest rudimentär bedienen.
Aber genug der Theorie, denn die ist sprichwörtlich nur grau. Vor dem ersten Anschalten werden Soundbar und Subwoofer per Funkverbindung miteinander gekoppelt, ein Kabel ist nicht nötig. Dies ist eine Sache von Sekunden und schon kann es mit dem Klang losgehen. Da der TV ohnehin läuft, wird als Quelle auf der Fernbedienung TV-ARC gewählt und – sofern der TV auf die Soundausgabe per HDMI eingestellt ist – ertönt der erste Klang aus der Soundbar und dem Subwoofer. Auch die Einrichtung ist wie schon der Aufbau selbst für Laien verständlich und mit wenigen Handgriffen erledigt. Die online zur Verfügung gestellte Bedienungsanleitung ist verständlich und gut geschrieben.
Aber Samsung möchte, dass ich das System vornehmlich einem Spieletest unterziehe. Die Frage ist demnach, ob die HW-N650 auch Gaming-tauglich ist? Also wird als Sound Programm Game ausgewählt und die PS4 gestartet. Ein sehr kleines Matrix-Display auf der rechten Seite mit nur drei Zeichen Breite zeigt den ausgewählten Modus an. Als erstes wandert das Remake eines in Deutschland einstmals indizierten Klassikers in den Schacht. Resident Evil begründete mit dem Horror ein vollkommen neues Genre, der zweite Teil wurde 1998 aufgrund von Gewaltdarstellungen und massenhaften Zombies kurzfristig wieder vom Markt genommen. Das Spiel gab es nicht einmal unter der Ladentheke zu kaufen.
Resident Evil 2 wurde jetzt – 20 Jahre nach dem ersten Release auf der Playstation One – komplett an die Fähigkeiten der Playstation 4 angepasst. Das gilt nicht nur für die Grafik, die aufgrund von Dunkelheit und immer noch massenhaft Zombies und sonstigen Gestalten allein für sich schon Beklemmung vermittelt, sondern auch und gerade für den Sound. Düstere Musik sorgt für einen stetig hohen Adrenalinpegel, denn jederzeit könnte etwas passieren.
Großartig sind die Soundeffekte. Hier stöhnt rechts im Flur hinter der Ecke ein Zombie, dort knarrt eine Treppe, man hört die eigenen Schritte und die Spielfigur atmet vernehmlich. In den nicht wenigen Szenen, in denen von den zahlreichen Schusswaffen Gebrauch gemacht werden muss, knallen Pistolen oder donnert die Schrotflinte. All diese Effekte sind ein Vergnügen auf der HW-N650. Die Soundbar ist in der Lage, vor dem Spieler eine wirklich breite Bühne an Klangeffekten aufzubauen, die weit über das sichtbare Bild des TV hinausgeht. Was allerdings auffällt, ist der doch moderate Bass. Selbst im höchsten Pegel, hielt sich der Subwoofer merklich zurück.
Auf der Xbox One X bin ich irgendwann aufgrund zahlreicher anderer Aufgaben bei Assassin`s Creed Odyssey hängen geblieben. Zeit also, das Spiel für diesen Test zu reanimieren und wieder einzusteigen. Ich war, bin und werde kein Assassin`s Creed Fan, keinen der hier liegenden Titel habe ich jemals bis zum Ende gespielt, zu faserig und verteilt war mir jedes Mal die Handlung. Dennoch hat mich der letzte Titel zumindest anfangs mitgenommen. Das mag vielleicht am alten Griechenland als diesmalige Örtlichkeit liegen? Was ich aber mit Sicherheit sagen kann ist, dass es mir die orchestrale Musik und die zahlreichen Soundeffekte sofort angetan haben.
Sei es das Schlagen von Hufen hoch zu Ross oder die zahlreichen Kämpfe, wenn Metall auf Metall klirrt, seien es die vielfachen Dialoge oder das Rauschen des Meeres mit seinen zahlreichen verschiedenen Klängen, Odyssey hat für den Fan von wirklich guten Soundeffekten einiges zu bieten. Und dafür sorgt nicht zuletzt die Samsung Soundbar. Wie schon bei Resident Evil 2 erwartet den Spieler eine herrlich breite Bühne verschiedener Musik oder Effekte. Schwerter klingen hell, Schlagkombinationen bei Volltreffern klingen hingegen martialisch und dumpf. Und doch könnte auch hier der Bass ein wenig mehr Kraft vertragen.
Aber wie oben schon erwähnt, kein Test ohne auch einen Film laufen zu lassen. Rampage Big meets Bigger ist – wie sollte es bei diesem Titel auch anders sein – eine Videospiel-Adaption eines wirklich, wirklich alten Videospiels von 1986, auch zu erkennen, weil im Hintergrund der ersten Büroszene im Energyne Gebäude eben genau dieser Arcade Automat steht. Dass die Handlung flach ist, spielt bei knapp zwei Stunden Popcorn-Kino keine Rolle. Ich liebe augenzwinkernde Action mit Dwayne Johnson 🙂
Um es kurz zu machen: Angelehnt an das Spiel, zerlegen drei versehentlich zu Monstern mutierte Tiere große Teile von Chicago höchst kleinteilig. Im grandiosen Finale des Films fliegen von den Monster erwischte Panzer und Hubschrauber unkontrolliert durch die Lüfte, überall regnet es Beton, Schutt und Asche, wenn sich die Kreaturen durch enge Häuserschluchten wälzen und an Gebäuden emporklettern. Explosionen ereignen sich zahlreich und das eingesetzte Kriegsgerät der Army feuert aus allen Rohren. Die HW-N650 hat richtig zu tun und macht ihre Arbeit einwandfrei. Allerdings gilt dies auch nur für die Soundbar selbst, denn gerade bei einem solchen Streifen hätte ich mir persönlich mehr Dynamik durch den Subwoofer gewünscht.
Bemerkenswert ist jedoch, dass die schmale Soundbar den Ton nicht nur einwandfrei in die Breite trägt, sondern auch in die Höhe. Gerade bei Dialogen hat man nie das Gefühl, dass Stimmen von unterhalb des Bildschirms, sondern direkt aus dem TV-Bild kommen. Es entsteht so ein noch intensiveres Sounderlebnis.
Fazit:
Die Samsung HW-N650 ist spieletauglich. Musik und Soundeffekte werden klar und in allen Tonlagen sauber dargestellt. Die Feindynamik hierbei ist großartig und steigert die Freude am Spiel. Wichtig ist jedoch die korrekte Aufstellung. Bricht sich der Schall nicht an Wänden, sondern in einer Gardine, fällt die Bühne zusammen. Das liegt aber nicht an der Soundbar und dem simulierten Raumklang sondern daran, dass Schall sich eben an solchen Materialien nicht fortsetzen kann.
Wieder einmal steht unter dem Strich die Erkenntnis, dass der beste TV ohne zusätzlichen Sound nicht viel taugt. Mag das Bild noch so schön sein, gerade der Klang sorgt für die so wichtige Emotionalität in Spiel und Film. Für diese sorgt die HW-N650 fast in Perfektion, wenn nur der Subwoofer ein wenig mehr Kraft hätte.
Link zur Herstellerseite: Samsung HW-N650
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