Hardwaretest: TCL 55P815 (P81) – günstiger Android-TV mit guter Ausstattung

Die Marke TCL ist hierzulande noch immer relativ unbekannt, dabei ist der chinesische Konzern einer der größten Hersteller von Technik weltweit, in Nordamerika ist man sogar zweitstärkstes Unternehmen im TV-Markt. Man betreibt allein 18 Forschungs- und Entwicklungszentren, 20 Herstellungseinrichtungen und beschäftigt weltweit über 50.000 Mitarbeiter. Seit dem letzten Jahr nun versucht TCL auch in Europa richtig Fuß zu fassen, was im Bereich der TV aufgrund der Qualität und vor allem der überschaubaren Preise auch mehr und mehr gelingt. Wer heute durch den Elektronik-Fachmarkt seines Vertrauens schlendert, findet neben den üblichen Verdächtigen auch immer mehr TCL-Produkte. Ich durfte als eine der ersten Redaktionen überhaupt im letzten Jahr die neuen TCL-TV testen, nun steht hier der aktuelle 55P815, der der Einfachheit halber nur als P81 bezeichnet wird.

Ein TV muss heute mehr können, als nur ein Bild bestmöglich darstellen zu können. Er ist vom einfachen Bildschirm für das Abend-Programm zur Multimedia-Schaltzentrale im Wohnzimmer herangewachsen. Netflix, Amazon Prime, Disney und viele andere gehören inzwischen einfach dazu, weil das klassische „20.15 Uhr – TV“ ausgedient hat. Ein moderner Fernseher muss heute jederzeit auf Abruf Mediatheken, Filme, Serien oder Sport zur Verfügung stellen können. Hier gehen die Hersteller unterschiedliche Wege.

Android als Betriebssystem

Während Samsung beim Betriebssystem auf das hauseigene Tizen setzt, Panasonic mit My Home Screen arbeitet oder LG das eigene webOS anbietet, verlassen sich zahlreiche Hersteller auf inzwischen millionenfach Bewährtes. So war Philips der erste Hersteller, der den eigenen Displays den Smartphone-Ableger Android-TV zur Verfügung stellte. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat sich das System bewährt und auch TCL setzt auf dieses System. Inzwischen stehen für Android-TV Tausende Apps zur Verfügung, die sich nach den Vorlieben des Nutzers beliebig auf dem Bildschirm anordnen lassen. Wer keinen Sport mag, verzichtet eben auf den Eurosport-Player oder DAZN und installiert sich Apps eigener Wahl. Viele Sender stellen inzwischen ihre eigenen Mediatheken oder werden wie bei Joyn in einer App zusammengefasst. Man schaut seine Serie und sein Programm unabhängig von der Zeit der Ausstrahlung einfach wann man dazu Zeit und Lust hat.

Technische Ausstattung

Der TCL P81 ist ein 4K Einstiegs- oder Mittelklasse-TV, der im Gegensatz zum bereits getesteten C71 nicht über QLED verfügt. Er erfüllt aber alle technischen Ansprüche, die an ein Gerät dieser Preisklasse gestellt werden. So verfügt der P81 über HDR10, HLG und Dolby Vision, also die Bildformate, die das Bild bunter und kontrastreicher machen. Dazu kommt die Funktion Smart HDR, die SDR-Inhalte, also Bilder geringerer Qualität, aufbereitet. So werden über verschiedene Algorithmen Bilder automatisch aufgewertet und in HDR-ähnlicher Qualität wiedergegeben. Diese künstliche Intelligenz im Hintergrund sorgt ebenfalls dafür, dass dunkle und helle Szenen angepasst werden und somit kontrastreicher erscheinen. Ein wichtiges Feature bei allen TV ist eine Funktion, die Bewegungsunschärfe minimiert oder sogar völlig eliminiert. Gerade bei Sportübertragungen wird das Bild bei schnellen Bewegungen unscharf. Hier sorgt Motion Clarity Pro für flüssige Bewegungen.

Auch an technischer Konnektivität bietet der P81 eine Menge. Neben drei HDMI-Eingängen, die seltsamerweise im Datenblatt mit Version 2.0b und 2.1 beschrieben werden, stehen zwei USB 2.0 Anschlüsse, ein optischer Eingang und ein Kopfhörer-Eingang zur Verfügung. Alle HDMI-Eingänge sind 4K- und HDCP 2.2 tauglich. Dazu kommen drei Tuner für Kabel, Satellit und Antenne, so dass hier nicht mit einer zusätzlichen Set-Top-Box hantiert werden muss. Internet wird dem P81 über Kabel oder WiFi zugeführt. Wer lieber mit seinem TV spricht, statt die kleine und gut gelungene Fernbedienung zu nutzen, kommt mit Alexa und Google auf seine Kosten. Nach der Einrichtung eines Google-Kontos stehen hier die Funktionalitäten des Assistenten zur Verfügung.

Der P81 im täglichen Gebrauch

Soweit zur Theorie. Der TV ist im Handumdrehen aufgebaut, der Standfuß besteht aus drei Teilen, zum Anbringen an den TV müssen hier aber erst Schrauben aus dem Gehäuse entfernt werden, danach steht der TV sicher auf seinem gebogenen Ständer. Ich habe für diesen Test einzig den SKY-Decoder angeschlossen, der Sound wird während des Tests über das interne System des P81 ausgegeben. Wie schon beim C71 und beim 55EC780 sind beim Anschluss eines externen Soundsystems die Anleitung und das Menü leider wenig hilfreich. Während andere Hersteller in den Tonoptionen eindeutig machen, über welche Lautsprecher der Ton ausgegeben werden soll, steht man als TCL-Neukunde hier erst einmal wie die Kuh vor dem neuen Tor. Der maßgebliche Punkt nennt sich in den System- (und nicht in den Ton-) Einstellungen T-Link, hier wird die CEC-Steuerung (Consumer Electronics Control) anderer Geräte eingestellt. Erst wenn der T-Link aktiviert ist, lässt sich auch ein externes Soundsystem nutzen. Der TV verfügt über drei 4K-fähige Eingänge, aber nur HDMI 1 bietet ARC, also den Audio Return Channel, um Ton über eine Soundbar oder einen AV-Receiver auszugeben. Da ist beim Anschluss dringend darauf zu achten.

Nach dem Einschalten startet der TV augenblicklich – wenn man in den Geräteeinstellungen im Punkt Betrieb die Soforteinschaltung aktiviert hat. Ansonsten benötigt der TV gut 30 Sekunden, bis ein Bild dargestellt wird, weil er hierbei aus dem Energiesparmodus startet. Das voreingestellte Bild trifft mit Sicherheit nicht jeden Geschmack, von daher lassen sich im kleinen Menü sämtliche Einstellungen den persönlichen Ansprüchen entsprechend justieren. Wie es der Zufall so wollte, hatte ich den TV pünktlich zum Start der Bundesliga aufgestellt. Gerade Fußball stellt so manch preiswerten Bildschirm vor Probleme. Der Ball zieht dann bei Bewegung einen Schweif wie eine Sternschnuppe hinter sich her. Hier leistet der P81 jedoch auch ohne zugeschaltetes Motion Clarity Pro gute Arbeit. Auffällig war hingegen bei einer Snooker-Übertragung, dass beim Zuschalten dieses Modus das Bild begann zu flackern. Man muss also schauen, wann man Motion Clarity Pro einsetzt.

Laufen Bewegungen flüssig, sieht es allerdings bei den Farben zu Beginn anders aus. Im Sportmodus ist der Rasen so unfassbar grün, dass dieses auch stellenweise die Farben von Trikots der Spieler verfälscht. Also wurden im Menü die verschiedenen Bild-Modi durchgeschaltet, um ein annähernd realistisches Bild zu erhalten. Und erstaunlicherweise boten hier Standard und Kino die besten Bilder, obwohl es sich um eine Fußballübertragung handelt. Aber das mag mein persönlicher Geschmack sein.

In diesem Menü kann jeder einzelne Bild-Modus manuell angepasst werden. Neben den bereits erwähnten Modi Standard, Sport und Kino stehen noch Dynamisch, Spiel, PC und HDR-verbesserung zur Verfügung. Hat man seinen Modus für Kino o.a. angepasst, lässt sich diese Einstellung entweder nur für die Blockbuster nutzen oder aber auf alle anderen Einstellungen übertragen – sinnvoll für Menschen, die nicht für jedes Programm einen anderen Modus einstellen wollen. Ist man mit den normalen Einstellungen noch nicht zufrieden, geht man in den Experten-Modus, um dort kleinteilig Helligkeitseinstellungen, Farbkorrekturen und andere Punkte vorzunehmen. Allerdings lässt das Menü wie schon beim C71 und 55EC780 einige Fragen offen. Öffnet man den Menüpunkt Klarheit, finden sich dort weitere Möglichkeiten. Ist die Bildschärfe noch logisch, ist unklar, was eine MPEG-Nummer bewirken soll? Ein weiterer Begriff, bei dem Einsteiger verwirrt sein können, ist der darunterliegende Punkt DNR. Dieser steht für Digital Noise Reduction und soll Artefakte und Körnung verhindern. Diese Einstellung kann schlechtes Bildmaterial verbessern, aber bei guten Bildern auch gegenteilig wirken. Am besten, man probiert aus, ob man einen Unterschied erkennt.

Der TCL P81 bietet 2 x 10 Watt Ausgangsleistung an zwei Lautsprechern, die nach unten ausgerichtet sind. Wie schon beim Bild gibt es auch beim Sound zahlreiche Modi, die das Klangerlebnis anpassen sollen. Aber obwohl hier mit Dynamisch, Standard und zahlreichen anderen Modi einiges zur Verfügung steht, bleiben es eben nur 10 Watt pro Lautsprecher. Der Klang ist ordentlich, aber große Unterschiede zwischen den einzelnen Einstellungen sind kaum festzustellen. Auch das angegebene Dolby Atmos ist kaum vorhanden – wie auch, wenn die beiden Lautsprecher nach unten abstrahlen? Es hat schon einen Grund, warum Heimkino-Systeme mit zahlreichen Lautsprechern verteilt im Raum daherkommen. Eine Überraschung beim Sound gibt es dennoch: Es gibt einen Modus Stimme, der Stimmen klarer und verständlicher macht und während eines Dialoges in den Vordergrund hebt. Gerade in Szenen mit zahlreichen Hintergrundgeräuschen tritt hier eine hörbare Verbesserung des Klangs ein.

Das Display

Auch wenn der P81 über ein extrem schmales Gehäuse verfügt, so zeigt sich im Betrieb doch ein durchgängiger schwarzer Rahmen auf dem Bildschirm. Dafür ist das fast spiegelfreie und matte Display eine Wohltat, selbst bei einfallendem Licht halten sich Spiegelungen in Grenzen. Je nach zugespieltem Material ist das Bild tatsächlich sehr kontrastreich und farbenfroh. Allerdings bilden sich gelegentlich Artefakte in hellen Bildbereichen, die jedoch kaum auffallen. Je nach Bildmaterial kann auch eine stellenweise erkennbare Körnung auftreten. Wem die Schwarzwerte als zu gering erscheinen, schaltet im Menü in den Bildeinstellungen hier noch eine Schwarz-Aufwertung hinzu. Allerdings erscheinen dann die Farben etwas grell und der Kontrast gerade in dunklen Bereichen nimmt merklich ab.

Und dennoch macht der P81 im täglichen Betrieb dann eine für einen LCD-Bildschirm gute Figur. Ja, er kann schon technisch nicht mit einem preislich bei weitem höher angesiedelten OLED-TV mithalten und auch hinter dem hauseigenen C71 mit QLED Technik fällt das Bild ab, aber dennoch erledigt der TV seinen Job rundherum fehlerfrei. Ich hatte das Display jetzt einige Wochen zum Test und bin trotz meines persönlich sehr hohen Anspruchs an einen Bildschirm zufrieden – ich nutze privat einen OLED-TV. Egal ob Netflix oder Sky, egal ob Serie oder Blockbuster, egal ob Fußball oder Snooker, der Bildschirm liefert.

Gaming – ALLM, aber kein VRR

Was mich bereits bei der Vorstellung des P81 neugierig gemacht hat, war die Ankündigung von HDMI 2.1. Diese Version ist der Nachfolger des bisher genutzten HDMI 2.0b und kommt bei immer mehr Geräten zum Einsatz. So kann die Version 2.1 statt bisher nur 4K sogar bis zu 10K darstellen, während sich die Bildwiederholungsrate bei 4K von 60Hz auf 120Hz verdoppelt hat. Um dies zu nutzen, muss allerdings ein entsprechendes HDMI-Kabel verwendet werden, die Preise im Handel für sogenannte 8K-Kabel befinden sich inzwischen wieder auf einem bezahlbaren Niveau.

Und dennoch ist gerade der neue HDMI 2.1 Standard für Gamer und Besitzer der neuen Xbox Series X oder PS5 maßgebend für die Neuanschaffung eines TV, auch wenn die Playstation diese Modi erst in einem Update nachgeliefert bekommt. Denn nur mit HDMI 2.1 können die für Spieler so wichtigen Modi VRR (Variable Refresh Rate) und ALLM (Auto Low Latency Mode) verwendet werden. VRR sorgt für eine stetige Kommunikation zwischen Bildschirm und Konsole und verhindert so das berüchtigte Tearing, also dem Zerreißen von Bildern im Spiel, während ALLM automatisch in den Modus mit der geringsten Latenz schaltet, also üblicherweise den Gaming-Modus. Auch der P81 verfügt über diesen Gaming-Modus, laut Hersteller verkürzt sich die Latenz im Spiel damit auf bis zu 5 Millisekunden. Es wird also Zeit, die Xbox Series X an den TV anzuschließen.

Überraschenderweise meldet die Xbox nach dem Start, dass die Konsole an den TV angepasst werden kann. Was sich allerdings damit im Hintergrund abspielt, wird erst im nächsten Bildschirm klar. Hier bekomme ich die Meldung, dass nun VRR und ALLM zur Verfügung stehen. Nach der Bestätigung kontrolliere ich die Video-Einstellungen der Xbox. Und es folgt die nächste Überraschung, denn hier ist von VRR, also der variablen Bildwiederholungsrate keine Rede mehr, das Kästchen bleibt grau, eine Einstellung lässt sich nicht vornehmen. Allerdings ist ALLM aktiviert, die Konsole schaltet also beim nächsten Start automatisch in den Gaming-Modus, was eine Einblendung auf dem Bildschirm dann auch bestätigt.

Aber auch ohne VRR ist der P81 absolut Gaming-tauglich, da die meisten neuen Spiele laut Hersteller ohnehin nur mit maximal 60Hz programmiert sind. Kann ein Spiel tatsächlich 120Hz darstellen, geht dieser Gewinn an Geschwindigkeit auf Kosten der Grafik – je schneller das Bild, desto mehr grafische Zugeständnisse müssen gemacht werden.

Fazit:

Der TCL 55P815 oder P81 ist ein guter LCD-Bildschirm mit vielen technischen, aktuellen Raffinessen, die ein Display heute mit sich bringen muss – und das zu einem Preis, der unter dem vergleichbarer Geräte liegt. Mit HDR Pro und Dolby Vision ist der P81 für die Zukunft ausgerüstet, es gibt kein entweder/oder. Dazu kommt das komplette Android-Paket. Auch hier arbeitet der verbaute Chip zügig, Verzögerungen im Umsetzen von Tasten-Befehlen sind nicht zu erkennen.

Wie schon bei den vorher getesteten TCL-TV gibt es nur wenig zu kritisieren. Das eine ist das noch immer nicht wirklich logisch aufgebaute und an einigen Stellen nicht verständliche Menü, das andere sind Dolby-Atmos Versprechen, die zwei 10Watt Lautsprecher einfach nicht erfüllen können. Wer neben einem guten Bild auch Wert auf Kino-Klang legt, kommt um die Anschaffung einer Soundbar nicht herum – aber das gilt nicht nur für den TCL P81.


Link zum Hersteller: TCL P81