QLED? Da war doch was! Seit dem Jahr 2017 ist Samsung bei dieser Technologie führend, allerdings auch, weil das Unternehmen bisher als einziges auf QLED gesetzt hat. Nur Hisense war hier mit der Eigenentwicklung ULED ebenfalls mehr oder eher weniger in Europa präsent. Viele andere Hersteller hochwertiger TV-Technik haben sich hingegen für OLED entschieden. Nun nutzt auch TCL die besonderen Fähigkeiten des Quantum-Dot und veröffentlicht ab sofort mit den Modellen C71 und C81 die ersten eigenen QLED TV. Auf der einen Seite will man mit Qualität überzeugen, auf der anderen Seite lockt man mit einem im Gegensatz zur Konkurrenz schon fast unverschämt günstigen Preis. Nun steht hier der neue TCL C71 und wir sind gespannt, ob der TV den hohen Erwartungen an QLED gerecht werden kann?
QLED vs. OLED
Der Unterschied von OLED zu QLED ist grundlegend. Bei einem OLED leuchten im Gegensatz zu einem klassischen LED-TV die Dioden von allein, es wird daher kein zusätzliches Backlight benötigt. Diese organischen Leuchtdioden können sich einzeln abschalten, jedes einzelne Pixel kann praktisch auf Null gedimmt werden – und dass sind bei einem 4K-TV mit einer Auflösung von 3840 x 2160, also gut 8,29 Millionen einzelnen Bildpunkten eine ganze Menge. Das Ergebnis ist ein überragender Schwarzwert mit gestochen scharfen Kontrasten. Dies kommt auch zustande, weil bei dieser Technik kein Pixel in das nebenliegende hineinleuchtet.
Einen technisch anderen Weg geht QLED. Im Grunde ist ein QLED-TV ein klassischer LCD-TV mit LED-Beleuchtung und einer zusätzlichen Folie. Bei einem LCD-TV, also einem Flüssigkristall-Bildschirm, wird die Bildfläche von hinten beleuchtet. Dabei lässt jedes einzelne Kristall für jede der RGB-Grundfarben Rot, Grün und Blau mehr oder weniger Licht hindurch. Es entstehen somit in diesem Farbspektrum 16,8 Millionen mögliche Bildfarben. Bei einem QLED-TV passiert das Licht aber noch zusätzlich eine spezielle Folie, die mit Nano-Partikeln versehen ist – den sogenannten Quantum-Dots. Hier reagiert jedes einzelne Partikel noch einmal besonders auf das einfallende Licht. Allerdings strahlen diese Quantum-Dots ein reines Rot oder Grün ab. Zur benötigten Darstellung von Blau reicht hier der Blau-Anteil der LED-Beleuchtung zusammen mit LCD-Farbfiltern. Der Vorteil von QLED gegenüber dem hochwertigen OLED ist eine hohe und stabile Helligkeit und satte, kräftige Farben auch bei sehr hellen Bildern. Der Nachteil ist aber ein etwas schwächerer Kontrast gegenüber einem OLED, da hier die Helligkeit von Bildbereichen durch die Hintergrundbeleuchtung gesteuert wird und nicht für jedes Pixel einzeln.
Nun kündigte TCL überraschenderweise auf einem Corona-bedingten Online-Event im Mai die ersten eigenen QLED-Bildschirme an und die Erwartungshaltung war seitdem groß. Aber nur ein bestmögliches Display anzubieten, reicht schon lange nicht mehr aus, denn auch die Technik drumherum muss überzeugen. Die Zeiten des klassischen 20.15 Uhr TV-Abends sind lange vorbei. Heute muss ein TV in jeder Kategorie überzeugen. Das beginnt beim Serien- und Film-Marathon auf Netflix und Disney+ und setzt sich bei der Lieblingsserie auf Joyn fort, die Hürde Bundesliga auf DAZN und SKY muss genommen werden und Videospiele an der Playstation oder Xbox sind heute ebenfalls selbstverständlich. Es werden also umfangreiche Anforderungen an einen modernen TV gestellt. Der C71 erfüllt sie nach einem bisher drei Wochen andauernden Test so gut wie alle.
Einrichtung & Technik
Befreit man den Bildschirm aus seiner Verpackung, fallen sofort die Standfüße und die zweifache Möglichkeit der Anbringung auf. So lassen sich die zierlichen Ständer entweder ganz außen montieren oder aber auch innenliegend. So sollte selbst auf schmalen Phonobänken Platz für den 55 Zoll großen Bildschirm zu finden sein. Auch wenn TCL das Modell als rahmenlos bezeichnet, so gibt es diesen dennoch. Allerdings ist er mit seinen 3 Millimetern in der Frontansicht so schmal, dass er kaum auffällt und das Bild tatsächlich optisch fast mit den Kanten abschließt. An Anschlussmöglichkeiten bietet der TCL C71 einiges, so kommt er mit drei HDMI-Anschlüssen daher, die allerdings bisher alle nur den Standard 2.0b erfüllen. Aber vielleicht schiebt hier TCL irgendwann ein Update auf HDMI 2.1 nach? HDMI 1 ist ARC-fähig, und HDMI 3 beherrscht sogar DVI-In. Dazu kommen zwei USB 2.0 Eingänge, der trotz WLAN-Fähigkeit übliche LAN-Eingang und die Eingänge für TV-Signale via DVB-T2, Kabel- oder Satellit. Wer nicht ständig vom Google Assistent abgehört werden möchte, findet einen Kippschalter, mit dessen Hilfe sich das eingebaute Mikrofon abschalten lässt. Der Aufbau und Anschluss des C71 ist damit innerhalb weniger Minuten erledigt und man macht sich an die Einrichtung.
Menü & Klang
TCL stattet den C71 mit dem kompletten und aktuellen Android TV-Paket aus, so dass die Einrichtung klassisch manuell oder aber über das Android-Smartphone erfolgen kann. Beide Wege sind zielführend, so dass der TV nach wenigen Minuten einsatzbereit ist. Mit Druck auf den Home-Button erstrahlt bereits das Android-Menü in einer selten erlebten Helligkeit. Warum man bei TCL allerdings die kleine und so hervorragende, dem 55EC780 bereits beigefügte Fernbedienung aus Metall wegrationalisiert hat und stattdessen nur ein Modell aus Kunststoff beilegt, ist mir ein Rätsel. Denn allein diese edle Fernbedienung machte bereits den EC780 hochwertig.
Das Video zum TV
Nun könnte man bereits loslegen und sich die ersten Filme auf Amazon Prime oder Serien auf Netflix anschauen, aber die Grundeinstellungen des C71 waren mir persönlich zu hell, zu kräftig und zu intensiv. Also begibt man sich das Menü des TV und erstellt sich seine eigenen Präferenzen für Film, Sport oder Spiel. Und wenn es am TV wirklich etwas zu bemängeln gibt, dann ist es das zwar simpel und meistenteils übersichtlich gestaltete Menü, aber die dahinter liegenden Eigenschaften geben zuweilen Rätsel auf.
So habe ich die Funktion gesucht, die statt der TV-Lautsprecher mein Heimkino über HDMI anspricht. Hierbei wird automatisch zusammen mit dem TV der Receiver gestartet und der Ton wird über das Heimkino und nicht die TV-eigenen Lautsprecher ausgegeben. Üblicherweise findet man in den Ton-Einstellungen einen solchen Menüpunkt zur Soundausgabe. Diesen suchte ich aber hier vergeblich. So musste ich zuerst in den erweiterten Einstellungen auf Eingänge gehen, um dort einzustellen, dass sich verbundene HDMI-Geräte automatisch mit dem TV einschalten. Das schaltete dann zwar mein 5.1.2 Heimkino ein, aber brachte noch immer keinen Ton aus diesem. Stattdessen liefen weiterhin die TV-Lautsprecher. Fündig wurde ich letztendlich in den System-Einstellungen unter dem Menüpunkt T-Link, der mit der Erläuterung weitere CEC-Geräte steuern versehen ist. Erst nachdem hier alles aktiviert war, gab es auch Sound über die Heimkino-Lautsprecher. Ein unbedarfter Benutzer, dem der Begriff CEC – nämlich Consumer Electronics Control – und die damit verbundenen Funktionen nicht geläufig sind, wird hier entweder ewig suchen oder aber genervt aufgeben, zumal auch die Bedienungsanleitung hier nicht hilfreich ist, weil sie darauf mit keinem Wort eingeht.
Und trotz kleiner Ungereimtheiten und Rechtschreibfehler ist das Menü verständlich. Es gibt vier Untermenüs, die den Nutzer durch die wichtigsten Einstellungen führen. Unter dem Punkt Bild lassen sich alle persönlichen Justierungen für die Farben, Helligkeit oder Bewegung vornehmen. Einfache Schieberegler helfen, das persönliche optimale Bild zu erstellen. War man erfolgreich, kann man diese Einstellungen nur auf dem veränderten Programmpunkt wie Standard oder Kino anwenden oder man übernimmt diese gleichzeitig für alle anderen Punkte auch. Dies ist allerdings nicht ratsam, weil die Voreinstellungen mit Sicherheit nicht jedermanns Geschmack treffen werden. So ist in der Einstellung Sport der Rasen bei einem Fußballspiel dermaßen grün, dass man fast geblendet nach der Fernbedienung sucht, um hier etwas zu verändern. Aber solche Einstellungen nimmt man üblicherweise nur einmal am Anfang bei der Einrichtung des Gerätes vor.
Beim Sound gibt es ähnliche Einstellungsmöglichkeiten, je nach Genre kann der Klang angepasst werden. So möchte man im Modus Kino deutlich mehr Bässe genießen, als man diese bei Musik oder Standard bräuchte. Die beiden Lautsprecher bieten jeweils 10 Watt und strahlen den Klang nach unten ab. Das vom Hersteller beworbene Dolby Atmos war aber im Echtbetrieb kaum zu bemerken. Das System ist wie bei einem solch flachen TV natürlich einer Soundbar oder einem kompletten Soundsystem mit zahlreichen Lautsprechern unterlegen, macht aber seinen Job dennoch ordentlich. Jedoch sollte man bei einem Flachbildschirm, den man auch für den ausgiebigen Kinoabend nutzen möchte, vielleicht auch immer mindestens eine Soundbar im Budget mit einplanen. Wer das nicht mag, greift ein Regal höher zum TCL C81, dieser wird mit kompletter Onkyo-Soundleiste ausgeliefert. Dass das funktioniert, durften wir im Test des 55EC780 bereits erfahren.
Bild & Android
Das Android-Menü reagiert zügig, man ist fast augenblicklich im Home-Menü des TV. Netflix ist bereits vorinstalliert, aber allen anderen Apps wie Disney+ oder Joyn, die für den Film- und Serienfan wichtig sind, lassen sich ganz einfach nachinstallieren, nicht benötigte Apps werden einfach gelöscht. Ein Druck auf den Button Apps öffnet den entsprechenden Marktplatz, die Installation ist ähnlich wie bei einem Handy oder Tablet innerhalb weniger Augenblicke erledigt und dem TV-Vergnügen steht nichts mehr im Wege.
Trotzdem definiert sich ein TV immer über sein Bild. Und hier zeigt der TCL C71 dann ganz klar auf, was er dann zu leisten in der Lage ist. Mit einer 4K-Auflösung mit 3840 x 2160 Pixel, QLED-Technik und der Fähigkeit, die neuen HDR-Farbformate mit Milliarden von Farben darzustellen, investiert der zukünftige Käufer in eine sichere TV-Zukunft. Während man noch vor kurzer Zeit für das perfekte Bild beim Kauf eines neuen TV eine Entscheidung zwischen HDR10+ oder Dolby Vision treffen musste, ist der TCL C71 hier vollkommen außen vor, denn er beherrscht beide Formate. Gerade Streaming-Dienste wie Netflix, Disney+ und Amazon stellen immer mehr 4K-Filme in HDR zur Verfügung. Also wurde für einen ersten Test meine momentane Netflix-Lieblingsserie Blacklist angeschaltet. Laufen endlich die ersten Bilder über den Bildschirm, ist man von der Farbenpracht und Helligkeit vom ersten Augenblick an begeistert. Die QLED-Technik macht ein wirklich großartiges Bild möglich. Auch wenn der Bildmodus Kino bereits eine wirklich gute Abstimmung ab Werk liefert, so habe für mich in den Menüs dennoch einige Einstellungen vorgenommen, um das Bild meinen persönlichen Bedürfnissen und Sehgewohnheiten entsprechend anzupassen – ab diesem Moment lief die Serie in Dauerschleife.
Gleiches gilt für den Actionfilm, die Sportübertragung oder auch das profane Abendprogramm im klassischen TV. Der TCL C71 verfügt über zahlreichen verschiedene Modi, die das entsprechende Bild passend zum Genre zur Geltung bringen. Die Farbmischung des TV ist einwandfrei, gerade Hautfarben wirken zu oft unrealistisch, hier hat der C71 keinerlei Probleme in der Darstellung. Was jedoch auffällt ist, dass das Schwarz tatsächlich noch ein wenig mehr Dunkelheit hätte vertragen können und eine Streifenbildung bei dunklen Tönen im Standbild. Allerdings fällt diese nur bei der Ansicht von der Seite und bei wenigen Zentimetern Abstand zum Bildschirm auf. Dafür sind die Kontraste umso stärker, dunkle Szenen im Vordergrund mit sehr hellem Hintergrund zeichneten gestochene Kontraste, ohne scharfkantig zu wirken.
Gaming
Aber selbstverständlich ist ein TV heute mehr als nur für die Wiedergabe von Filmen zuständig. Auch der Videospieler will den TV für seine Games nutzen und erwartet dementsprechende Leistung von seinem Bildschirm. TCL hat auch beim C71 einen Gaming-Modus implementiert, der nach Aussagen des Herstellers Reaktionszeiten im Bereich zwischen 9 – 15 Millisekunden ermöglicht. Diese Latenzen sind selbst für den Shooter oder den Racer zu Hause ein hervorragender Wert, Modelle ohne eigenen Gaming-Modus liegen hier um Längen dahinter.
Dabei ist das Prinzip dahinter so einfach. Statt das Bild der Xbox oder Playstation hier softwareseitig im TV aufzubessern und damit durch die Bearbeitung Zeit einzubüßen, leitet der Modus für Spiele hier das Bild direkt von der Konsole an den Bildschirm. Auch wenn der TV durch HDMI 2.0b noch nicht über VRR verfügt, also die Variable Refresh Rate für einen steten Abgleich der Bilder zwischen Konsole und Bildschirm, so waren Bildfehler in der Action eines Spiels nicht auszumachen. Durch das dadurch ebenfalls nicht vorhandene ALLM, also die automatische Umschaltung des TV in den Modus mit der geringsten Latenz, nämlich der Spielemodus, muss der Spieler vor dem Beginn einer ausgiebigen Gaming-Session diesen manuell einstellen. Erst dann kommt man auch verzögerungsfrei in den vollen Genuss seiner Spiele.
Ich habe mich beim Gaming für The Last of us Part II entschieden, da in diesem Spiel ein steter Wechsel von hellen und dunklen Bereichen stattfindet. Einerseits bewegt man sich viel durch die von Tageslicht durchflutete Stadt Seattle, andererseits untersucht man dunkle Räume oder Keller, der TCL C71 muss hier also mit allen Szenen und Örtlichkeiten klarkommen, um dem Spieler stets den perfekten Überblick über die Situation zu gewährleisten. Wie schon in Filmen und Serien ist der Bildschirm hier richtig gut dabei. Stets ist man Herr der Lage, weil selbst in Dunkelheit Gegner perfekt auszumachen sind. Die Action-Passagen, in denen man sich gegen eine Überzahl von Infizierten auseinandersetzen muss, sorgen nicht nur für reichlich Adrenalin, sondern verlangen dem TV eine fehlerfreie Darstellung ab. Egal, welches Spiel auch im Schacht der PS4 oder Xbox One X landete, der C71 ist auch als Gaming-Bildschirm voll dabei.
Fazit:
Ist der Vergleich zwischen dem QLED-Branchenprimus Samsung und dem Neueinsteiger in diese Technologie TCL fair? Ein endgültiges und aussagekräftiges Urteil wird wohl erst mit der nächsten Generation von TCL TVs möglich sein, wenn man die ersten Erfahrungen gesammelt hat. Bis hierhin ist der TCL C71 ein hochwertiger TV mit einem guten Bild, der nicht nur mit sämtlicher HDR-Fähigkeit Dank HDR10+ und Dolby Vision daherkommt, sondern auch mit einem um Längen günstigeren Preis als die Konkurrenz aufwartet.
Wenn es etwas zu bemängeln gibt, dann ist es ein Menü mit einigen Fragezeichen. Hinter zu vielen Optionen erschließt sich der Sinn nicht auf Anhieb, sondern muss durch Try & Error erarbeitet werden. Leider ist auch die sehr kurze Anleitung an vielen Stellen wenig hilfreich. Aber das sind Punkte, an denen man arbeiten und die man verbessern kann.
Der zukünftige Käufer erwirbt mit dem TCL C71 einen modernen und schicken TV auf dem aktuellen Stand der Technik, der auch für das Gaming uneingeschränkt tauglich ist.
Link zur Herstellerseite: TCL C71