Hardwaretest: Ultrasone NAOS – kleine Ursache, große Wirkung

HiFi zu Hause ist der pure Musikgenuss – entsprechendes Equipment vorausgesetzt. Aber auch mit wenig Aufwand lassen sich hier ansprechende Ergebnisse erzielen.
HiFi unterwegs hingegen war zwar bisher keine Katastrophe, aber vernünftiger Klang sieht definitiv trotz exorbitanter Preise für mobile Endgeräte noch immer anders aus.
Da konnte der Kopfhörer noch so gut sein, wenn die Datei so komprimiert ist, dass nichts mehr in den Ohren ankommt oder der Kopfhörer-Ausgang am teuren Smartphone oder Tablet das billigste aller verbauten Teile ist, dann müssen Lösungen her.

Und diese Lösung heißt immer mehr DAC oder D/A-Wandler. Die Abkürzungen stehen für digital-audio-converter oder schlicht und ergreifend digital-analog Wandler. Ein solcher Wandler soll ein schlechtes digitales Signal in ein gutes bis perfektes analoges umwandeln. Das erreicht man üblicherweise mit einem HiRes-fähigen Chip und einer analogen Ausgangsstufe.

Was technisch anspruchsvoll klingt, ist es auch. Denn so viel Technik benötigt ihren Platz – normalerweise. Einen komplett anderen Weg geht nun Ultrasone. In der bayerischen Kopfhörermanufaktur hat man sich Gedanken gemacht und herausgekommen ist der NAOS. Statt stationärer oder unhandlicher mobiler Technik ist der NAOS ein nur 6 Gramm schweres Gerät, dass somit an keinem Kopfhörerkabel ins Gewicht fällt.

Das einem USB-Stick nicht unähnliche Gerät wird verwendet, wie man es inzwischen bei aktuellen Handys gewohnt ist. Die flache Bauweise lässt keinen Platz mehr für einen Klinkenstecker, also wird der Kopfhörer über einen Adapter angeschlossen. Dabei ist der NAOS unabhängig von Betriebssystem oder Modell. Egal ob ein i-Gerät oder eines mit Android verwendet wird, zum NAOS-DAC werden deswegen gleich vier verschiedene Adapter geliefert.

Man wählt also den passenden Adapter, steckt den NAOS an und schließt an diesem den Kopfhörer an, fertig ist die Konstruktion. Einen internen Akku besitzt der kleine D/A Wandler nicht, seinen Saft bezieht das kleine Gerät über den des Mobilgerätes, ohne dass dies dort merkbar die Leistungsdauer minimieren würde. Die Steuerung von Musik erfolgt wie gewohnt über das Handy oder Tablet. Einziges Manko: Eine im Kopfhörerkabel integrierte Fernbedienung wird dann nicht mehr unterstützt.

Zum Test habe ich hier zum Ultrasone Performance 860 gegriffen. Diesen kenne ich durch den Sirius Test inzwischen gut genug, um klangliche Unterschiede ausmachen zu können und die Leistung des NAOS richtig einzuschätzen. Leider gibt Ultrasone kaum Daten zu seinem DAC an, so dass man sich tatsächlich ganz subjektiv auf sein Gefühl und Hörvermögen verlassen muss. Auch eine Anzeige welche die Auflösung bzw. Samplingrate anzeigt, hat der NAOS nicht.

Aber gut, dann vertraue ich eben auf meine Ohren. Und was da in Verbindung mit dem NAOS ankommt, hat mich doch verblüfft. Ich hatte nicht damit gerechnet, klanglich solche Unterschiede ausmachen zu können, aber da habe ich mich wohl geirrt. Klar, für unterwegs war der Klang vom Smartphone mit dem Performance 860 immer gut genug, weil man eben doch auf andere Dinge statt nur die Musik konzentriert ist. Kaum etwas wäre ärgerlicher, als Musik zu hören und vom Bus getroffen zu werden.

Aber jetzt, in der Ruhe meines Wohnzimmers, spielt der NAOS Töne, die ich vorher nicht so wahrgenommen habe. Und die gehen durch alle Frequenzen. Höhen gewinnen klar an Details und verlieren manche Spitze, Mitten werden klarer und strukturierter, Bässe bekommen mehr Wucht und vor allem Genauigkeit. Was der kleine NAOS hier an neu gewonnener Dynamik abliefert, überrascht wirklich.

So wurden dann zahlreiche Songs aus vielen Genres durch den Kopfhörer gejagt – immer mit und ohne NAOS. Das Ergebnis war immer das gleiche. Der NAOS wertet jeden Song noch einmal hörbar auf, da wirkt Musik ohne den kleinen DAC fast schon langweilig, weil einfach die Momente fehlen, die jeden einzelnen  Song so einzigartig machen.

Sei es die Stimme von Justin Furstenfeld von Blue October, die noch einmal so unglaublich an Emotionen gewinnt, die Lead-Gitarre bei Life Changes von Good Charlotte oder das Keyboard bei der gefühlt 27. Neuauflage der Greatest Hits von Tears for Fears, der NAOS nimmt es mit allem und jedem und in jeder Tonlage auf. Klar, es ist und bleibt ein kleiner Adapter, der zwar nicht die High-End-Anlage ersetzt, aber der eben das Beste aus einem mobilen Endgerät holt.

Fazit:

Wer bisher noch keinen Kontakt zu einem DAC oder D/A Wandler hatte, sollte sich das Vergnügen gönnen, digitale Musik mal über den NAOS zu hören. Die Unterschiede sind auch für das ungeübte Ohr auszumachen und je länger man sich mit diesem kleinen Gerät beschäftigt, desto schwerer fällt es nachher, darauf zu verzichten. Man gewöhnt sich einfach sehr schnell an besseren Sound.

 Dazu kommt, dass der NAOS am Kabel nicht auffällt. Der Anschluss mit dem passenden Adapter ist simpel, das Gewicht praktisch nicht vorhanden und endlich bekommt auch das Smartphone jenseits der 800,- Euro den Klang, den es verdient.
Einziger Kritikpunkt ist tatsächlich, dass man nicht wirklich weiß, welche Samplingrate am NAOS anliegt.

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Link zur Herstellerseite: Ultrasone NAOS

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