Nachdem wir vor Kurzem schon den überragenden Ultrasone GO in den Fingern hatten, gibt es diesmal das Einstiegsmodell Performance 820 auf die Ohren. Auch hier fällt als erstes die schicke Optik auf. Eine diagonal angeordnete Kombination von mattschwarzen und glänzendem Kunststoff sorgt nicht nur für ein ungewöhnliches Äußeres, sondern obendrein für ein geringes Gewicht von nur 244 Gramm. Die Ohrmuscheln und der Kopfbügel sind mit einem weichen Proteinleder bezogen und runden das Design ab.
Die Ohrmuscheln umschließen das gesamte Ohr. Somit dringt so gut wie kein Klang nach außen, aber auch keine Geräusche von außerhalb stören den Musikgenuss. Wie schon beim GO sind auch beim 820 die 40 Millimeter Schallwandler dezentral angeordnet. Somit entsteht tatsächlich ein räumlicher Klang mit klarer örtlicher Trennung von Instrumenten, gleichzeitig wird dadurch der Schalldruck beim gleichen Lautstärkeempfinden um 40% reduziert. Ultrasone nennt diese patentierte Technologie S-Logic Plus.
Die große und vor allem sehr weiche Polsterung auf den Ohren und auf dem Kopf bietet einen extrem hohen Tragekomfort auch über lange Zeiträume. Der Verstellmechanismus der Bügel rastet sauber und gut fühlbar ein, auch große Köpfe sollten aufgrund der Weite keine Probleme mit dem 820 bekommen. Die Scharniere der Ohrmuscheln haben nur wenig Spiel, sie passen sich dennoch gut der Form des Kopfes an. Wird der 820 an ein Telefon angeschlossen, stellt Ultrasone dafür sogar eine kleine App zur Verfügung. Mit dieser lassen sich mit der im Kabel integrierten Fernbedienung verschiedene Funktionen wie der Titelsprung bei der Musikwiedergabe oder auch die Rufannahme festlegen.
Einziger Kritikpunkt in Sachen Verarbeitung ist tatsächlich das Anschlusskabel. Dieses verfügt zwar über ein Mikrofon und einen vergoldeten Bajonettstecker, aber es ist dünn und kann qualitativ schon optisch nicht mit der Verarbeitung des 820 mithalten. Selbst der kleinere GO bot ein besseres Kabel. Die Länge ist mit 1,20 Metern auch zu knapp bemessen, es sei denn, man benutzt den 820 an einem tragbaren Gerät.
Die Klangwiedergabe macht aber dieses kleine Manko locker wieder wett. Zum Einstieg widmen wir uns Bullet for My Valentine und dem aktuellen Album Venom. Bereits mit dem Einsteiger No Way Out belastet Lead-Sänger Matthew Tuck seine Stimmbänder auf Extremste. Bei diesem Song geht es von Anfang an mit allen Instrumenten in die Vollen, Gitarrenriffs werden sauber aufgelöst, das Schlagzeug und der Bass sorgen für gute Laune im Tieftonbereich, ohne dass Bässe dominieren, sondern sich harmonisch ins gesamte Klangbild einfügen.
Als nächstes widmen wir uns Disturbed mit einer brillanten Cover-Version von Sound of Silence. Das Original von Simon & Garfunkel hat uns lange nicht so bewegt, wie es diese Version schafft. Die Stimme von Sänger David Draiman wird so intensiv und mit allen rauhen Nuancen wiedergegeben, dass es einem Schauer über den Rücken jagt. Dazu kommen die glasklare Begleitung von Gitarre und Klavier, die jede Note so fein an das Ohr des Hörers transportieren. Unbedingt hörenswert!
Den musikalischen Abschluss des Tests bildet Schandmaul mit Dein Anblick vom Album Narrenkönig. Schandmaul spielen deutschsprachigen Mittelalter-Folk-Rock mit vielen ungewöhnlichen Instrumenten. So gehören zu den üblichen Verdächtigen auch Violine, Drehleier, Schalmei, Dudelsack sowie auch verschiedene Pfeifen zum Repertoire der Band. Auch hier erfolgt eine wunderbare akustische und räumliche Trennung aller verfügbaren Instrumente, so dass das Gefühl entsteht, mitten im Publikum vor der Bühne zu stehen.
Selbstverständlich bietet eine jede Blu-ray Disc heutzutage Raumklang unter voller Ausnutzung aller zur Verfügung stehenden Boxen. Und dennoch kann man Filme auch mit dem Ultrasone 820 in Stereo genießen. Zum Test haben wir uns deshalb den relativ aktuellen Streifen San Andreas und hier die erste Rettungsszene herausgesucht. Ein Auto stürzt in eine Schlucht, hängt an einem Felsen und der Heli naht zur Rettung der holden Maid. Jede Einstellung in dieser Szene lässt die Rotoren anders klingen – mal innerhalb, mal außerhalb des Hubschraubers – alle Dialoge werden klar und zentral an die Ohren gebracht, selbst Flugszenen, in denen der Heli von links nach rechts über den Bildschirm schwirrt, werden authentisch wiedergegeben. Der Klang folgt dem Bild. Der Tieftöner leistet hervorragende Arbeit, ohne dass die Bässe eine Szene oder gar Dialoge überschatten. Selbst kleinste Details wie das Einstellen eines Funkkanals, das Knacken von Kopfhörern bei Gesprächen der Crew oder das metallische Reißen von Blech, wenn das Auto absackt, werden vom 820 nahezu perfekt herausgearbeitet. Die dezentrale Anordnung der Treiber sorgt tatsächlich für ein annäherndes Raumgefühl auch bei Filmen.
Und dennoch benutzt man Kopfhörer hauptsächlich zur Wiedergabe von Musik. Wie gut, dass pünktlich zum Test des Ultrasone Performance 820 die PS4 Version von Rock Band und die Xbox One Version von Guitar Hero hier eingetroffen sind. Waren die PS3 und Xbox 360 Versionen noch fast identisch, so gehen die beiden Konkurrenten auf den aktuellen Systemen getrennte Wege. Und damit man beim Zocken weder der Familie noch den Nachbarn die Nerven raubt, weil man einen Song bis zur Perfektion üben möchte, hat sich zu diesem Zweck eben ein Kopfhörer bewährt. Denn die Playlists beider Spiele sind umfangreich. Weit über 100 Songs wollen erst einmal gespielt werden, wie gut, dass der 820 einen so guten Tragekomfort bietet. Ausdauernden Trainings-Sessions steht damit nichts im Wege.
Die Playlists enthalten neben überwiegend Rocksongs von Queens of the Stone Age, Paramore oder Judas Priest auch einige Mainstream- und ältere Titel, die aber den 820 vor keinerlei Probleme stellen. Egal ob Gitarre, Gesang, Bass oder Schlagzeug, auch beim Spielen macht der Kopfhörer eine sehr gute Figur. Nervös könnte einige Spieler nur machen, dass man eben mit Kopfhörer den eigenen Abschlag am Gitarren-Controller nicht mehr wahrnimmt. Und auch hier nervt wieder das viel zu kurze Kabel.
Fazit:
Wie schon der kleine Ultrasone GO ist auch der Performance 820 ein tolles Stück Technik. Höhen werden klar und detailliert dargestellt, Tiefen kommen kräftig aus den Treibern. Bemerkenswert ist auch die hohe Pegelfestigkeit, denn selbst bei Lautstärken bis an die Schmerzgrenze gibt sich der 820 keine Blöße. Dabei macht es keinen Unterschied, ob der Klang von Musik oder Filmen wiedergegeben werden soll, selbst bei aktuellen Videospielen gibt es einwandfreien Sound. Alles ist ausgeglichen und sehr gut ausbalanciert.
Die Verarbeitung und Optik sind einwandfrei. Die diagonale Kombination aus Hochglanz und Matt machen den 820 zu einem schönen Hingucker auf den Ohren. Das geringe Gewicht, das weiche Proteinleder und der weite Verstellmechanismus der Bügel sorgen für einen nahezu perfekten Sitz auch über lange Zeiträume. Und weil man im Hause Ultrasone von der eigenen Qualität überzeugt ist, gibt es auch gleich 5 Jahre Garantie. Der einzige Kritikpunkt ist tatsächlich ein zu dünnes und kurzes Kabel, welches diesem tollen Kopfhörer einfach nicht gerecht wird.
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