Im Mai 2013 war ich eingeladen auf das 125-Jahre-Yamaha Flagship Event und lauschte beinahe ehrfürchtig dem, was da an Klang aus den neuen Soavo Boxen kam. Filmtrailer brachten den Saal zum Beben, Musik ging unter die Haut. Nun habe ich dieses Gefühl erneut, denn mit den Standlautsprechern NS-F901, den Regallautsprechern NS-B951, dem Center Lautsprecher NS-C901 und dem Subwoofer NS-SW300 steht ein vollständiges 5.1-System für einen Test nun hier zu Hause und nicht mehr in einem Kinosaal eines Hamburger Hotels.
Doch vor dem Vergnügen steht erst einmal der Schweiß. Mit seinen Maßen von 1060 x 270 x 425 Millimetern bei einem Gewicht von 30,7 Kilogramm pro Frontlautsprecher sollte man mehr als nur eine helfende Hand zum Aufstellen zur Verfügung haben. Stehen aber die Boxen erst einmal, beeindruckt sofort die perfekte Verarbeitung und das edle Design. Für die hochglänzende Oberfläche verwendet man bei Yamaha das gleiche Lackierverfahren, welches auch bei Yamaha Konzertflügeln angewendet wird. Das Ergebnis ist beeindruckend, denn der hochglänzende schwarze Klavierlack sorgt für Exklusivität, egal aus welcher Position man den Lautsprecher auch betrachtet.
Das Design der Boxen stammt im Übrigen von Toshiyuki Kita. Dieser ist japanischer Industriedesigner, der nach seinem Studium bereits 1967 sein eigenes Designstudio gründete. Im Laufe der Jahre entwickelte Toshiyuki Kita unter anderem Möbel und Fernseher, für die er mehrfach mit Preisen ausgezeichnet wurde. Viele seiner Arbeiten sind inzwischen in berühmten Museen wie dem Museum of Modern Art in New York und der Pinakothek der Moderne in München zu bewundern (www.toshiyukikita.com).
Bestückt ist jeder Frontlautsprecher NS-F901 mit einem 3 Zentimeter Hochtöner, einem 13 Zentimeter Mitteltöner und zwei 16 Zentimeter Tieftönern. Jeder einzelne davon ist ein Kunstwerk in Optik und Technik. Der Hochtöner ist aus Aluminium gefertigt und mit einem Neodym Magneten bestückt. Eingefasst ist das Ganze in eine optisch elegante Aluminiumplatte, die unerwünschte Resonanzen am Gehäuse verhindert. Für den Schutz des empfindlichen Materials und für eine gleichmäßige Verteilung des Schalls sorgt ein stabiles Frontgitter über dem Hochtöner.
Yamaha erwähnt in der Produktbeschreibung zum Mitteltöner die A-PMD Technologie (Advanced Polymer-injected Mica Diaphragm). Hierbei handelt es sich um eine über Jahre ständig verbesserte Kombination von verschiedenen Harzen und Kunststoffen, die einerseits für geringes Gewicht bei gleichzeitiger Stabilität sorgt und andererseits eine hohe Dämpfung verspricht. So soll mit dieser Technik eine besonders natürliche Wiedergabe von Klang aus hochauflösenden Quellen ermöglicht werden, eben der Yamaha typische Natural Sound. Ebenso wie beim Hochtöner kommen auch beim Mitteltöner Neodym Magneten zum Einsatz. Alles ist eingefasst in einen stabilen Aluminiumkorb, der für präzisen Klang selbst bei hohen Pegeln sorgt.
Beide Tieftöner werden mit einem großen Ferrit Magneten betrieben. Die Basswiedergabe wird dadurch ungeheuer genau und dynamisch. Der nach vorne gerichtete Bassreflexkanal nimmt den rückwärtig abgestrahlten Schall auf und verstärkt ihn in Kombination mit dem Innenvolumen der Box. Damit es hier zu keinen Störungen mit dem Mitteltonbereich kommt, sind Hoch- und Mitteltöner sowie die beiden Tieftöner in separaten Kammern im Inneren des Gehäuses untergebracht. Dadurch sorgt neben der Technik der Tieftöner ebenso die Konstruktion der Box für eine exzellente Basswiedergabe auch ohne Hinzuschaltung eines externen Subwoofers.
Identisch mit den Hoch- und Tieftönern der Frontlautsprecher sind die Regallautsprecher NS-B951 bestückt. Allerdings ist der Name „Regal“ hier etwas irreführend, denn mit einem Gewicht von knapp 10 Kilogramm und den Abmaßen von 220 x 380 x 353 Millimetern pro Box sollte ausreichend Platz und vor allem Stabilität vorhanden sein. Alternativ verwendet man die optional erhältlichen Standfüße SPS-900. Diese geben den Boxen den bei diesem Preis benötigten sicheren Stand, auch wenn hier das Design sicherlich nicht jedermanns Geschmack trifft.
Technisch ebenfalls identisch mit Hoch- und Tieftönern versehen wie die NS-F901 ist der Center Lautsprecher NS-C901. Dieser ist aber vor allem optisch ein absolutes Highlight vor dem TV. Allerdings hat die hochwertige Ausstattung eine Kehrseite, denn durch die überwältigenden Abmessungen von 500 x 170 x 271 Millimetern passt der Lautsprecher in kaum ein klassisches Phonomöbel. Wir waren deshalb endlich „gezwungen“, uns für den Test des Systems mit einem neuen Phonoregal auszustatten. Positiver Nebeneffekt bei einem solchen Komplettumbau ist der, dass man bei einer solchen Gelegenheit auch gleich vollständig neue und hochwertige Boxenkabel verlegen kann. Wir bedanken uns an dieser Stelle für kompetente und freundliche Beratung bei der Firma HIFIplay >>> in Berlin.
Sorgen allein die Tieftöner der Standlautsprecher schon für den puren Bassgenuss, ist ein 5.1 System aber erst mit einem hochwertigen Subwoofer vollständig. Der NS-SW300 fügt sich durch sein dezentes Äußeres nahtlos in das gesamte Soavo-System ein. Auffällig ist jedoch sofort die speziell für diesen Subwoofer entwickelte Bassreflexöffnung. Statt wie üblich einen ebenen Kanal zu verwenden, sind die Öffnungen hier beidseitig leicht verdreht. Dieses Twisted Flare Port genannte System verhindert Luftwirbel an den Ausgängen und damit störende Nebengeräusche. Doch nicht nur der neue Port allein, sondern auch die exklusive und weiterentwickelte Advanced Active Servo Technology II, die enge Wickelung der Schwingspule mit quadratischen Kabeln und der PWM Digital Verstärker ermöglichen im Zusammenspiel eine dermaßen präzise und kräftige Basswiedergabe. Für eine optimale Bedienung sorgt ein kleines Bedienfeld an der Front. Bei Verbindung mit einem Verstärker sorgt die Auto Standby Funktion zusätzlich für eine automatische Abschaltung des Subwoofers, wenn dieser kein Signal empfängt. An der Rückseite lässt sich obendrein einschalten, ob der NS-SW300 bei Musik oder Filmen betrieben werden soll. Da aber allein die Tieftöner der Standlautsprecher beim reinen Stereo-Klang für mehr als ausreichenden Bass sorgen, schalten wir den Subwoofer somit nur bei Games und Filmen hinzu. Dann aber mit aller Macht!
Wir sind seit je her bekennende Fans handgespielter Musik der härteren Gangart. Der Rock in all seinen Facetten wird hier jeder anderen Musikrichtung vorgezogen. Einige in letzter Zeit besuchte Live Konzerte von u.a. Volbeat, 30 Seconds to Mars, Tenacious D und In Extremo sprechen für sich. Dennoch sorgt der überragende Klang der beiden Soavo Standlautsprecher im Stereo-Modus dafür, dass man sich (endlich) wieder mit Musik jedweder Richtung intensiv beschäftigt. Weg also vom schlichten Musikkonsum nebenbei, zurück zum echten Genuss auf dem Sofa. Somit wurden über Wochen nicht nur die üblichen Verdächtigen von AC/DC bis ZZ Top gespielt, sondern auch Stile wie Klassik und elektronische Musik bis hin zu Songwritern und -singern neu- und wiederentdeckt.
Und trotz der Vielfalt in den Musikrichtungen haben wir uns zum Test der Soavo vor allem auf das neue Rise Against Album „The Black Market“ gefreut. Wer nach dem 2011 erschienenen Album „Endgame“ gehofft hatte, dass Rise Against so punkrockig weitermachen wie bekannt und erwartet, wird schon beim Intro des ersten Songs „The Great Die-Off“ überrascht. Denn hier beginnen Streichinstrumente, um Augenblicke später von Gitarren abgelöst zu werden. Ein eher untypischer Einstieg in ein Album dieser Band. Dieser zieht sich dann wie ein roter Faden durch „The Black Market“ und so finden sich dann in fast allen Songs neben den bekannt harten Riffs und Akkorden auch immer wieder melodische Passagen in Richtung Pop Rock. Richtig folklastig wird es dann aber bei „People Live Here“, wenn die akustische Gitarre von Streichern begleitet wird. Doch egal welches Instrument auch gerade die Melodie oder Begleitung eines Songs bestimmt, die Soavo bringt alles dynamisch und ungefiltert an das Ohr des Hörers, auch wenn genretypisch hier mit höheren Pegeln gearbeitet wird. Doch selbst bei Lautstärken, die auch den Nachbarn zum Mitsingen animieren, gibt es weder nach oben noch nach unten unschöne Verzerrungen im Klang.
Aufgrund zahlreicher elektronischer Elemente nicht mehr nur dem Rock zuzuordnen, füllt Jared Leto mit 30 Seconds to Mars die Konzertsäle. Das Syntheziser-Intro „Birth“ des letzten Albums „Love Lust Faith + Dreams“ treibt dann auch die beiden Tieftöner zu Höchstleistungen. Und dies tun sie so überzeugend, dass der Subwoofer für diese fulminanten Bässe nicht vermisst wird. Finden sich bei 30 Seconds to Mars trotz zahlreicher elektronischer Passagen noch immer genug Rockelemente mit Gitarre und Schlagzeug, wurde für den Test der elektronischen Musik Daft Punk mit dem Soundtrack zu „Tron: Legacy“ gespielt. Auch hier bilden die Soavo den gesamten Bereich von den tiefsten Bässen bis in die Spitzen sauber und nuancenreich ab, auch wenn man manchmal nicht wirklich weiß, ob es sich hier nun um ein reales Orchester oder um einen Synthesizer handelt?
Ebenfalls beeindruckend, wie die Soavo auch mit klassischer Musik kann. Zum Test wurde das Erich Kunzel Cincinnati Symphony Orchestra mit dem Album „The Big Picture“ herangezogen. Das Orchester interpretiert hier bekannte Filmmelodien wie Mission Impossible oder Batman Forever in klassischer Form. Vor dem Hörer entsteht ein harmonischer Klang, der die Dynamik aller Instrumente wunderbar betont. Egal ob Streicher oder Blasinstrumente, es entfaltet sich eine fast schon unglaubliche Bühne, bei der selbst Klassik-Laien in der Lage sind, einzelne Instrumente zu orten und zu differenzieren.
Großartig geht die Soavo mit der Stimmwiedergabe von Anastacia, Pink und Justin Furstenfeld, dem Frontmann von Blue October um. Hier leben die Songs von den so einzigartigen Stimmen der SängerInnen und diese kommen so reich an Nuancen, so intensiv und so klar in allen Tonlagen vor dem Hörer an, dass es einem die Tränen in die Augen treiben kann. Wenn Justin Furstenfeld seinen ganzen Weltschmerz in „My Never“ legt oder er mit aller Kraft „Say it“ intoniert, wenn Anastacia bei „Stupid Little Thinks“ ihre tiefe Soulstimme bis in höchste Tonlagen treibt und mit „Stairing the Sun“ zeigt, dass sie trotz schwerer Krankheit nichts von ihrer Kraft verloren hat, wenn Pink mit „Try“ rockt oder im Duett mit Lily Allen von der „True Love“ singt, weiß man endgültig, wofür Musik gemacht wird. Es sind genau diese Gänsehautmomente! Die Soavo nimmt den Hörer mit als wollte sie sagen: „Setz dich, hör genau zu und genieße ganz einfach“.
Eine Referenz für überragenden DTS-HD-Kinosound ist Iron Man 3. Wir haben uns die Szene herausgesucht, als Tony Starks Anwesen von Hubschraubern angegriffen und fast vollständig zerstört wird, um abschließend ins Meer zu stürzen. Allein der orchestrale Klang dieser Szene füllt den vollständigen Raum. Dazu kommen Raketen, die durch das Wohnzimmer zischen, zerberstende Steine, sich biegendes Metall und splitterndes Glas. Ein Highlight ist der Moment, in dem Iron Man den Konzertflügel in Richtung des Hubschraubers schleudert und diesen damit zum Absturz bringt. Man hört förmlich jede einzelne Saite des teuren Instruments erst klingen und dann zerreißen. Der abrupte Wechsel in der Dynamik der Szene erfolgt in dem Moment, als Tony Stark begraben von Gestein in Richtung Meeresgrund versinkt. Ein bedrückender Übergang von brachialer Action in fast absolute Stille und damit klangtechnisch ein Highlight.
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Ein weiteres akustisches Meisterwerk ist StarTrek – Into Darkness. Eine der soundtechnisch großartigsten Szenen des Films ist jene, als die Enterprise nach einem Schaden am Warpkern Besuch von einem unbekannten und in der Größe überwältigendem Föderationsschiff erhält. Der anschließende Dialog zwischen Captain Kirk und Admiral Marcus schwankt zwischen der mit Hall versehenen Übertragung auf die Bordlautsprecher der Enterprise und der direkten Einblendung des Darstellers, während fast unbemerkt ein Orchester für den spannungsgeladenen musikalischen Hintergrund sorgt. Bei der anschließenden Verfolgungsjagd bei Warpgeschwindigkeit und dem darauf folgenden Gefecht, in welchem die Enterprise fast zerstört wird, zeigt der Subwoofer, wozu er schon bei geringer Lautstärke fähig ist. Selbst auf Stufe 4 von 10 tönen Bässe bei Einschlägen von Salven dermaßen kraftvoll, während das hochfrequente Pfeifen der Lasergeschosse quer durch das Wohnzimmer zischt. Und trotzdem verbleibt sämtliche Dynamik der Bässe vor dem Zuschauer, so dass man schon im angrenzenden Raum so gut wie nichts mehr vom Film mitbekommt.
Bereits die letzte Generation von Videospielkonsolen war in der Lage, hochwertigen Klang darzustellen. Die Playstation 4, Xbox One und Wii U schließen nahtlos daran an. Watch Dogs war einer der am meisten im Vorfeld gehypten und vom Spieler sehnsüchtigsten erwarteten Titel 2013, da das Spiel pünktlich zum Release der neuen Konsolengeneration im Laden stehen sollte. Dieses Game war der Grund unserer frühzeitigen Vorbestellung der PS4. Offensichtlich gehören Verschiebungen „zur Qualitätsverbesserung“ aber inzwischen zum PR-Gebaren zahlreicher Publisher, so dass das Spiel mit monatelanger Verspätung doch erst 2014 im Handel erschien. Vom einstigen Hype blieb dann jedoch nicht mehr viel übrig, zahlreiche Fachmagazine ließen kaum ein gutes Haar am Spiel.
Dies lag aber in erster Linie an den hochgesteckten Erwartungen zu Spielablauf und Grafik. Der Sound fand in so gut wie keinem Testbeitrag Beachtung. Dabei sind es gerade die zahlreichen Dialoge des Protagonisten, digitale Soundeffekte von technischen Geräten, die Action bei Verfolgungsjagden zu Fuß oder mit Fahrzeugen, das virtuelle Leben der unzähligen NPC und die so lebendige Stadt, die Watch Dogs zumindest in Sachen Akustik zu etwas Besonderem machen. Zahlreiche kleine und große Surround-Effekte sorgen für eine selten erlebte Kulisse, während Orchesterklänge für den dramatischen Hintergrund in zahlreichen Actioneinlagen sorgen. Eine annähernd perfekte Ortung von Stimmen und Geräuschen unterstützt den Spieler bei der Orientierung, wenn man sich zum Beispiel in der Dunkelheit an der Polizei vorbeischleichen muss. Selbstverständlich sind Videospiele noch immer in der Hauptsache visuelle Erlebnisse, in deren Vordergrund eine fesselnde Handlung stehen sollte. Hätten sich die zahlreichen Magazine jedoch die Mühe gemacht, auch den Sound zu bewerten, es wäre so mancher Prozentpunkt hinzugekommen. Aber wahrscheinlich lief keiner der Tests an so hochwertigen Boxen wie den Soavo?
Fazit:
Exzellenter Klang trifft auf ebenso exzellente Verarbeitung. Beides vereint sich in der Soavo und sorgt so für Yamahas Natural Sound. Es spielt dabei keine Rolle, welchem Musikstil der Vorzug gegeben wird, denn das System kommt durchweg mit allen Richtungen hervorragend klar. Filme erhalten endlich auch zu Hause die akustische Kulisse, die man sonst nur aus dem Kino kennt und Spiele wirken aufgrund der Lebendigkeit des Sounds noch einmal realistischer.
Die aktuellen Soavo-Boxen sind ein Kunstwerk in Akustik und Design, auch wenn diese aufgrund ihres in höheren Sphären angesiedelten Preises für die meisten ein Traum bleiben werden. Wer dennoch die Möglichkeit hat, sich dieses System einmal live anzuhören, wird zukünftig Klang mit ganz anderen Ohren wahrnehmen. Vielleicht wird dann aus dem Traum doch noch Realität?
Links zur Herstellerseite: NS-F901, NS-B951, NS-C901, NS-SW300
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