Hardwaretest: YSP-3300 – die neue Dimension des Raumklangs

Um die Fähigkeiten seines neuen Soundprojektors YSP-3300 vorzuführen, hatte Yamaha bei der letztjährigen IFA einen Raum aus Glas errichtet. Die Ausstattung bestand aus einem TV, einem mittig platzierten Sofa und dem Soundprojektor YSP-3300 inklusive Subwoofer. Die Aussage, dass der Projektor ein komplettes 7.1 System ersetzt, wurde von vielen Besuchern – einschließlich mir – neugierig bis skeptisch aufgenommen.

Wie auch soll ein einzelnes Gerät, welches nur vor dem Fernseher positioniert wird, echten Raumklang abgeben, ohne dass zahlreiche Boxen korrekt ausgerichtet sind? Keine fünf Minuten später war ich um die Erfahrung reicher, dass dies tatsächlich möglich ist.

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Eine Soundbar, wie die hier bereits getestete YAS-201, soll den Klang von TV und Blu-ray-Player mit virtuellem Surround Sound aufwerten. Die einzigen Anschlussmöglichkeiten sind daher zwei optische Eingänge. Ein Soundprojektor unterscheidet sich in seiner Funktionsweise aber vollständig von einer Soundbar, auch wenn sich die Geräte in Optik und Aufstellung ähneln. Das sind aber dann auch die einzigen Gemeinsamkeiten. Die Technik der YSP-3300 ist bei Weitem umfangreicher und komplizierter und auch die Einrichtung verlangt einiges mehr an Vorbereitung. Wer diesen Mehraufwand aber nicht scheut, wird mit einem Heimkinoerlebnis der ganz besonderen Art belohnt.

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Die Optik von Projektor und Subwoofer ist Yamaha-typisch absolut hochwertig. Mattschwarzer Aluminium-Kunststoff-Mix wechselt sich mit Einfassungen in Klavierlackoptik ab. Alternativ ist die YSP-3300 auch mit silberner Einfassung erhältlich. Eine technische Augenweide sind die sechzehn in einer Reihe angelegten Beam-Lautsprecher, die außen von den beiden 6,5 Zentimeter Tieftönern eingefasst werden. Das Punktmatrix-Display ist groß dimensioniert, dabei blendfrei und bietet alle benötigten Informationen im Betrieb. Die YSP-3300 hat die Abmaße 99,5 x 16 x 8,6 Zentimeter und passt somit vor jeden gängigen Flachbildschirm. Sollte trotz der extrem flachen Bauweise dabei der Infrarot-Empfänger am TV blockiert werden, leitet der Projektor die Signale der TV-Fernbedienung an den Bildschirm durch. Der funkgesteuerte und damit kabellose Subwoofer NS-WSW160 lässt sich beliebig hochkant auf dem Boden oder waagerecht im Regal positionieren. Die Standfüße können entsprechend montiert werden. Mit insgesamt 262 Watt lassen sich mit dem System auch größere Räume sehr gut mit Sound versorgen.

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Die YSP-3300 ähnelt mit den vorhandenen Anschlüssen einem klassischen Verstärker oder Receiver. Der Projektor verfügt über vier HDMI-Eingänge und einem ARC fähigen HDMI-Ausgang mit 4K Pass-Through, 3D und CEC-Funktion. Der Ausgang wird mit dem TV verbunden, um so nicht nur Videosignale von Blu-ray-Player, Spielkonsole und Kabel- oder Satelliten-Tuner an den TV zu geben, sondern auch den Sound des TV an den Projektor zurückzureichen. Reichen die vier vorhandenen HDMI-Anschlüsse der YSP-3300 nicht aus, weil noch weitere Geräte angeschlossen werden sollen, ist es kein Problem, diese direkt an den TV anzuschließen. Der Sound wird dank ARC trotzdem an den Projektor abgegeben. Das Display zeigt dann TV-ARC statt des entsprechenden HDMI-Eingangs an. Für nicht HDMI-fähige Geräte stehen zusätzlich zwei optische Eingänge sowie jeweils ein Stereo-Cinch- und ein coaxial digital-Eingang zur Verfügung. Verfügt der TV nicht über ARC, wird er stattdessen über das mitgelieferte optische Kabel mit dem Projektor verbunden. Die Anschlüsse selbst sind tief in der Rückseite der YSP-3300 angebracht. Die HDMI-Stecker ragen damit kaum über den Rand des Gehäuses hinaus und so ist mit dem optional erhältlichen SPM-K20 auch die Wandmontage möglich.

Die Funktionsweise eines Soundprojektors ist eine technische Meisterleistung. Denn statt wie bei einem herkömmlichen Heimkinosystem bis zu sieben verschiedene Boxen in einem Raum aufzustellen – entsprechenden Kabelsalat inklusive – wird der Klang von nur einer Komponente erzeugt. Und trotzdem ist das Ergebnis nahezu identisch. Um also den Effekt des Surroundklangs zu ermöglichen, sendet der Projektor sogenannte Soundstrahlen zur Ermittlung des Raumes und der Sitzposition aus. Diese werden von Wänden und größeren Möbelstücken reflektiert. Die dafür notwendige Messung wird über IntelliBeam realisiert. Dazu wird das mitgelieferte Mikrofon an der Hörposition aufgestellt, die folgende Einmessung erfolgt dann innerhalb weniger Minuten automatisch. Das Mikrofon empfängt die ausgesendeten Signale und erstellt so das bestmögliche Klangbild. Der Abstand zwischen Projektor und Mikrofon sollte aber mindestens 1,80 Meter betragen, da es ansonsten zu Fehlermeldungen kommen kann.

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Nach Einmessung steht dann aber nicht nur 7.1 Surround Sound in zum Beispiel Dolby TrueHD zur Verfügung. Das System verfügt über gleich acht verschiedene Darstellungsmöglichkeiten für ausgehenden Klang. So sind ebenfalls 5.1, 3.1, verschiedene Stereo-Modi, ein Klangbild namens My Surround und ein sogenannter Target-Modus möglich. Bei diesem lässt sich der Sound in eine gewünschte Richtung lenken. Zu diesen verschiedenen Modi gesellen sich zehn verschiedene Cinema DSP-Programme. Dies sind voreingestellte und über die übersichtliche Fernbedienung aufzurufende Klanglandschaften, die den bestmöglichen Kino- und Musikgenuss bieten sollen. So stehen für Movie die Einstellungen Sci-Fi, Spectacle und Adventure zur Verfügung. Bei den Musikeinstellungen sind es Concert, Jazz Club und Music Video und bei Entertainment Sports, Drama, Talk Show und Game. Über die Memoryfunktion ist es sogar möglich, bis zu drei verschiedene Einstellungen – wie zum Beispiel verschiedene Hörplätze – zu speichern.

Entspricht das Hörergebnis trotz automatischer Messung nicht den Erwartungen, lassen sich die Einstellungen über das übersichtliche OnScreen-Menü noch einmal feinjustieren. So können durch entweder eine erneute Messung oder auch manuell die Beam und Klang Funktionen noch einmal individualisiert werden. Dabei kann der Abstrahlwinkel ebenso verändert werden, wie die Pegel einzelner Kanäle oder die Weglänge. Der Effekt ist tatsächlich vergleichbar mit der räumlichen Umstellung einer realen, physischen Box. Da jeder Mensch Akustik anders wahrnimmt, kann mit der manuellen Justierung unter Umständen noch einmal eine deutliche Verbesserung des Surround Effekts erzielt werden.

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Ideale Bedingungen für Aufstellung und Installation sind mehr oder weniger quadratische Räume mit möglichst mittig im Raum platzierten Komponenten. Obwohl mein Wohnzimmer im Dachgeschoss aufgrund von planerischer Freiheit des Architekten jedoch genau nicht über diese Idealmaße verfügt und an zwei Seiten obendrein Dachschrägen mit einer Drempelhöhe von 90 Zentimetern aufweist, ist das Klangerlebnis dennoch beeindruckend. Selbst unter diesen ungünstigen Voraussetzungen steht mit 5 Beam Plus 2 das bestmögliche Ergebnis zur Verfügung. Möglich macht dieses Sounderlebnis die neueste Quad-Field CINEMA DSP Technologie, bei der die Audio-Mikrochips vier unabhängige Klangfelder erzeugen. So entsteht ein Surround- Erlebnis mit bester Klangortung. Aber der eindrucksvollste Klang bringt wenig, wenn er nicht von einem entsprechenden Subwoofer untermalt wird. Durch die Advanced YST Technologie wird ein so kraftvoller Bass mit hohem Schalldruck erzeugt, dass bei entsprechender Lautstärke auch die Nachbarn etwas vom Film haben.

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ysp3300_banner_text_2In der Praxis erweist sich die YSP-3300 dann als echtes Heimkinoerlebnis, auch wenn das System nach tagelangem Dauerbetrieb für mich noch immer an Hexerei grenzt. Man ist einfach daran gewöhnt, für Surround Sound auch die entsprechenden Boxen im Raum vorzufinden, hier scheint der Raumklang buchstäblich aus dem Nichts zu kommen. Blu-ray Action mit Act of Valor, The Expendables 2 oder Iron Man sorgen für ein unglaubliches Hörerlebnis. Gelegentlich zuckt man aufgrund der Soundeffekte zusammen, da Geschosse, Gegenstände oder Hubschrauber mitten durch den Raum zu fliegen scheinen. Aber auch ruhigere Streifen wie Cloud Atlas, bei dem die Dialoge im Vordergrund stehen oder Animation mit Ralph reichts sorgen für perfektes Kinogefühl im eigenen Wohnzimmer. Besonders beeindruckend waren gerade hier die Szenen, als Ralph in Verkleidung eines Marines in das Spiel Hero`s Duty eindringt und sich dort gegen Millionen von Bugs zur Wehr setzen muss, sowie das abschließende Autorennen in Sugar Rush. Dabei sorgt der Subwoofer für hervorragende Bässe, ohne aufdringlich zu sein oder anderen Klang zu überlagern.

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Was bei Filmen schon stimmig ist, gilt gleichermaßen für viele Videospiele auf den aktuellen Next-Generation Konsolen XBOX 360, Playstation 3 und Wii U. Triple-A Titel wie Call of Duty, Far Cry 3 oder BioShock: Infinite, bei denen gerade die Action für Adrenalin sorgt, ziehen Videospieler mit wuchtiger Geräuschkulisse noch tiefer ins Geschehen, brachial und immer perfekt von tiefen Bässen hinterlegt. Besonders imposant war für mich persönlich jedoch Tomb Raider aufgrund des stetigen Wechsels zwischen erstklassigen Dialogen, die der fast perfekten Synchronisation, allen voran Nora Tschirner geschuldet sind und den zahlreichen Actionelementen. Obendrein wird das gesamte Spiel von immer zur Situation passender Musik und stimmigen Soundeffekten hinterlegt. Optisch schon ein Highlight, legt das Spiel durch den fantastischen Klang nochmals an Intensität zu. Aber bis zum Erscheinen von Rayman Legends bietet den besten Sound der Videospielgeschichte bis heute noch immer Rayman Origins. Alleine aufgrund dieser Musik lohnt sich die Anschaffung von Spiel und Soundprojektor. Werden allerdings alte Konsolen an den Flachbildschirm angeschlossen, steht „nur“ Stereo zur Verfügung. Konsolen wie Sega Saturn oder SNES waren eben noch nicht zu Raumklang fähig. Aber auch dabei imponiert die YSP-3300 mit einem exzellenten Hörerlebnis und akustischer Aufwertung von Retrospielen.

Da aber Filme und Spiele nicht der einzige Verwendungszweck für die YSP-3300 sind, wurden noch weitere sinnvolle Extras in das System integriert. Noch immer ein Ärgernis beim abendlichen TV-Programm sind überlaute Werbeblöcke. Trotz Einigung vieler TV-Sender, diese in der Lautstärke dem vorhergehenden Programm anzugleichen, scheint dieser Beschluss noch nicht zu allen vorgedrungen zu sein. Und so folgt Abend für Abend der hektische Griff zur Fernbedienung, um die Lautstärke auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Was die TV-Verantwortlichen nicht schaffen, besorgt dann eben UniVolume. Per Knopfdruck wird Werbung in der Lautstärke dem zuvor ausgestrahlten Programm angeglichen.

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Apple-Musikfans kommen mit der YSP-3300 ebenfalls voll auf ihre Kosten. Denn zum Lieferumfang gehört der YIT-W12 Transmitter zum Streaming von Musik von allen i-Geräten, in die noch nicht der neue 30-polige Dock-Connector verbaut ist. Die eigentliche Verwendung ist simpel: Den Transmitter an das i-Modul stöpseln und kurz warten, bis sich die Geräte verbunden haben, fertig. Auch der Anschluss an den Mac oder PC ist möglich, da zum Transmitter euch ein entsprechendes USB-Kabel gehört. Sollte der für mobile Endgeräte komprimierte und damit datenreduzierte Sound aber nun auf dem großen Soundprojektor zu wenig intensiv erscheinen, wird der Compressed Music Enhancer hinzugeschaltet. Die bei der Komprimierung entfallenen Obertöne und Bässe werden so wieder hinzugefügt. Das Ergebnis ist ein hörbar besserer Klang, dem Musikgenuss steht nun nichts mehr im Wege.

Fazit:

Die YSP-3300 ist ein unglaublich faszinierendes Stück modernster Technik, fast schon Magie. Ich ertappe mich immer wieder selbst dabei, mich umzusehen und nach einer Box zu schauen, obwohl ich weiß, dass da keine steht. Und das ist dann der gewaltige Unterschied zwischen einer Soundbar mit virtuellem Surround Sound wie der YAS-201 und einem Soundprojektor mit echtem Raumklang.

Die YSP-3300 ersetzt die üblichen Boxen und das damit verbundene Kabelchaos. Obendrein ist das gesamte System durch die verwendeten Materialien und die flache Bauweise auch optisch ein echter Hingucker. Es wird neben toller Technik auch perfekte Ästhetik geboten.

Film- wie Videospielfans kommen mit der YSP-3300 voll auf ihre Kosten, auch wenn das System mit seinem Preis bei manchem für kräftiges Schlucken sorgen wird. Das einzige, was ich vermisse, ist tatsächlich die Funkübertragung per Bluetooth, um gelegentlich auch einmal Klang über meinen Parrot Zik zu genießen. Wer überlegt, seine komplette Anlage gegen einen Soundprojektor auszutauschen, aber hier einen Tuner zum Radioempfang vermisst, greift noch ein Regal weiter nach oben sowie noch etwas tiefer in die Tasche und schaut sich die YSP-4300 an. Neben dem Tuner werden hier dann auch zweiundzwanzig statt der sechzehn Beam-Lautsprecher und ein zusätzlicher USB-Eingang geboten. Mehr geht dann wirklich nicht.

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Link zur Herstellerseite: Yamaha YSP-3300 >>>

Update 03.07.2013:

YAMAHA Soundprojektor YSP-4300 mit Red Dot Designaward ausgezeichnet

Vollendung in Form und Funktion. Der YAMAHA Soundprojektor YSP-4300 markiert die Referenz unter den Soundbar-Systemen. In seiner schlanken Hülle befinden sich 22 Lautsprecher, die über Reflexionen im Raum einen einzigartigen Surround-Kinoklang entfalten. Ein vollautomatisches Einmesssystem sorgt für eine kinderleichte Installation. Besonderes Augenmerk hat das YAMAHA Designteam aber auch dem edlen wie zeitlosen Design geschenkt: Die edle Formgebung harmoniert perfekt mit aktuellen Flachbild-TV-Geräten sowie mit modernen Wohnzimmer-Einrichtungen. Die Jury des renommierten Red Dot Awards prämiert diese außerordentliche Designleistung mit ihrem weltbekannten Siegel.

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