HEDD Audio A-Core Serie im Gaming-Vergleich – Kommt es auf die Größe an?

Erst lädt es, dann öffnet es sich und los geht das Intro zu Baldurs Gate 3 auf den – einem Spiel, von dem ich zwar viel gehört und gesehen, aber es selbst noch nie gespielt habe! Eine dunkle Kulisse wird gezeigt und etwas Schleimiges öffnet sich. Eine Art Eingang, aus dem ein großer Schatten ragt. Streicher spielen im Hintergrund der Szene und etwas gleitet geheimnisvoll in den Raum während sich kurz darauf eine Art Kapsel öffnet. Nimmt mich diese Szene schon mit, so haben mich die HEDD Audio 07 A-Core bereits beim ersten Ton fest im Griff.

Oehlbach Gaming - New Game

Später erfahre ich, dass diese Person ein Githyanki ist. Lae’zel ist grün, hat ein spitzes Näschen und spitze Ohren. Sie ist eine Kriegerin. Unter ihren Augen vermutet ich erst Schatten. Doch es ist schwarze Kriegsbemalung. Sie und ich öffnen die Augen. Durch einen Spalt der Kapsel sehe ich mich atmen und stelle fest, dass sich eine Art Kessel mit einer Flüssigkeit öffnet.

Dieses Alien – auch Mind Flayer genannt – entnimmt diesem Kessel ein egelartiges Tier. Das Tier gibt leise quiekende Geräusche von sich. Er legt sich das Tier auf die Hand und kommt Lae’zel immer näher. Es wird ihr auf die Wange gesetzt und der Egel krabbelt mit seinen Beinchen zielgerichtet auf das Auge zu. Lae’zel stöhnt auf und versucht sich wegzudrehen.

Ihre Bewegungen ziehen an den Befestigungen der Kapsel. Kurz darauf verschwindet der Egel in ihrem Auge vollständig. Sie schreit gedämpft und ihre Kapsel in diesem Raum schließt sich wieder. Geheimnisvolle Musik ertönt und der Mind Flayer, der mir direkt in die Augen sieht, dreht sich zu mir. Man hört in der Musik die Bläser rechts und links und es wirkt bedrohlich, wie er das Tier in den Händen hält.

Seine leuchtenden Augen wirken mit der Musik entschlossener denn je. Er hält mir das Vieh direkt ans Auge. Ich sehe wie die kleinen Tentakeln schwanken und es öffnet sich das widerliche Maul des Egels. Es schreit mich fiepend an und plötzlich wird nach dem Schrei meines Charakters alles schwarz! Musik läuft und man sieht den Mind Flayer aus meiner Perspektive sehr verwackelt, so als wäre mir schwindelig. Das Alien verlässt den Raum und schaut hochachtungsvoll im Gang zu seinen verstorbenen Kameraden.

Während als dieser Szenen wird die Musik lauter und wilder. Gesang setzt ein. Aus einem Dimensionsloch kommen ein paar Drachen geflogen, die das fliegende Schiff angreifen. Man hört den Wind, das Schlagen der großen Flügel und die Schreie der Drachen. Ein Drache speit Feuer und ein anderer reißt geräuschvoll einen Tentakel vom Schiff, welches kurz darauf abstürzt und das Spiel beginnt. Schon im Intro nimmt mich der Klang der HEDD Audio 07 A-Core hat mich vollständig gepackt, so viele Sound-Details, so eine Power bringen mich zum Grinsen.

Was lange währt wird nun gut und findet jetzt einen Anfang. Nachdem wir letztes Jahr auf der beatcon 2024 in Berlin waren, ist mir HEDD sehr positiv in Erinnerung geblieben. Dort hatte das Unternehmen auf dessen Stand die knallorangenen Type MK2 Monitore aufgestellt. Diese Farbe hat sich regelrecht bei mir eingebrannt und ich wollte danach unbedingt ein Set von HEDD in Sachen Gaming testen! Aber um dieses Modell soll es hier tatsächlich gar nicht gehen, sondern um die A-Core Serie von HEDD.

Für alle, die HEDD noch nicht kennen: Heinz Electrodynamic Designs (HEDD) ist ein Berliner Audiohersteller, der seit 10 Jahren professionelle High-End Studiomonitore in Deutschland entwickelt und produziert. Der Mitbegründer von Adam Audio, Klaus Heinz, rief zusammen mit dem lieben Freddy Knop, diese Marke ins Leben und seither ist auch HEDD für die Air Motion Transformer (AMT) Hochtöner bekannt. Auf diese Hochtöner wird im folgenden Testbericht noch eingegangen – also etwas Geduld!

Doch während sich Adam Audio mehr auf den HiFi-Bereich konzentriert, hat HEDD sich auf präzises Arbeiten im Studiobereich spezialisiert! Im Studio wird eine analytische Wiedergabe von Klängen bevorzugt bzw. ist unabdingbar, um alle Details hörbar zu machen. Linear, ehrlich, fast schon brutal und ohne Schönfärbung muss es also sein und genau das hat sich HEDD auf die Fahne geschrieben – ganz anders als es im HiFi-Bereich der Fall ist, bei dem der Klang der Speaker anders ausgegeben wird.

Habt ihr euch nachdem jetzt die Frage gestellt, ob Studio-Sound und Gaming-Sound zusammenpassen oder ob Studio-Monitore im Allgemeinen auch tauglich für die Sound- und Effektausgabe von Spielen sind? Nein? Ich schon. Und auch bei HEDD fand man die Idee, deren Speaker mal im Gaming zu testen, interessant, weshalb ich die 07 A-Core zum Test geschickt bekommen habe. Wie es aber zwischenzeitlich der Zufall so wollte, stehen nun zeitglich auch die 05 A-Core Monitore hier. Konnte ja niemand ahnen, dass mein Mann als Musik-Produzent auf einem Event zwei schwarze HEDD 05 A-Core gewinnt … ups 😊

Bevor es an den Test für das Gaming geht, müssen Grundsätzliches wie Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Modelle geklärt sein. Die 05 A-Core sind im Vergleich zu den 07 A-Core kleiner. Die 05er kommen so mit einem Gewicht von 6,2kg auf 308x180x245mm in Höhe, Breite und Tiefe pro Speaker und die 07er ihre 9,7kg pro Speaker auf 370x220x300mm in Höhe, Breite und Tiefe verteilen.

Natürlich gibt es noch ein paar weitere Unterschiede zwischen den beiden. Beispielsweise die Tieftontreibergröße, die bei den 05er 5 Zoll groß ist und bei dem 07er 7 Zoll beträgt. Demnach sind die Grenzwerte der unteren Frequenzen um ca. 5 Hertz verschieden. Die 07er haben da die Nase mit 38 Hertz etwas weiter vorn.

Und wer hätte es geahnt, preislich gibt es auch einen Unterschied. Die 05 A-Core bekommt man bereits ab 589,00€ pro Stück oder, wenn es der Geldbeutel und die eigenen Gegebenheiten zulassen, liegt man bei 668,00€ pro Stück für die 07 A-Core. Hierbei ist wichtig zu beachten, dass die Monitore nicht paarweise, sondern einzeln zu kaufen sind, somit doppelt sich dann der Preis, im Gegensatz zum klassischen Stereo-Set für das HiFi.

Aber was heißt das jetzt für die Praxis? Hast du mehr Material im Tieftonbereich, hörst es eher laut, hörst du generell besonders gern bassigen Sound und besitzt vor allem einen größeren Raum sind die 07 A-Core grundsätzlich besser für dich geeignet. Arbeitest du eher vor dem PC und hast einen kleineren Raum zu beschallen, sind die kompakten und leichteren 05er die bessere Wahl. Hier wirkt das größere Modell dann tatsächlich überdimensioniert. Ich persönlich finde die technischen Unterschiede beim Klang doch marginaler als erwartet. Beide Modelle der A-Core Serie ähneln sich erstaunlicherweise und so kommen wir direkt zu den Gemeinsamkeiten.

Beide Modelle sind in neutralem und klassischem Schwarz im Handel zu finden und werden, wie oben schon erwähnt, in Deutschland handgefertig. Ein Blick hinter den Monitor verrät, dass sowohl beide Serien ihre Signale analog empfangen. Sie haben symmetrische XLR-Eingänge und Klinke und mit Cinch/RCA auch unsymmetrische Line-Eingänge. Manuelle Anpassungen wie Lautstärke, Input-Selector und einige andere können durch den High/Low Shelf-Filter vorgenommen werden. So kann man noch individueller auf die räumlichen Begebenheiten eingehen.

Sowohl der 05 A-Core, als auch der 07 A-Core nutzen den gleichen Hochtöner und lösen dementsprechend die Höhen und Mitten gleich bzw. je nach Raumverhältnis zumindest sehr ähnlich auf. Die Treibertechnologie im Hochtonbereich ist ebenfalls dieselbe, nämlich die Air Motion Transformer Technologie (AMT). Es ist ein spezielles Prinzip zur Schallerzeugung in Lautsprechern, bei dem keine klassische Membran, sondern eine gefaltete Folie verwendet wird. Diese goldene Folie sieht man auch bei beiden Modellen, denn sie sitzt dort, wo sonst die zweite kleinere Kalotte sitzen würde. Im HiFi-Bereich ist gerade Piega für sein koaxiales Mittelhochton-Bändchen für diese Fertigungstechnik bekannt.

Auf dieser Folie sind Leiterbahnen aufgebracht. Wenn jetzt ein Klang erzeugt wird, fängt die Folie durch das Magnetfeld und den Wechselstrom sich an zu bewegen. Die Falten der Folie ziehen sich seitlich zusammen und wieder auseinander, wodurch die Luft quer hinausgepresst und wieder angesaugt wird, statt wie bei einer Kalotte vor- und zurückgeschoben zu werden.

Die beschriebenen Vorteile lassen sich hören – vor allem, weil ich zuvor andere, gleich große Lautsprecher ohne den gefalteten Hochtöner, sondern mit klassischer Membrantechnik zu stehen hatte. Selbst bei langen Gaming-Sessions über 6 Stunden klingt der jeder Sound kristallklar, detailliert und nicht gezerrt.

Zu Beginn hatte ich euch die Introszene von Baldurs Gate 3 beschrieben, weil diese im bildhaften Aufbau und klanglich meines Erachtens besonders schön gelungen ist. Diese Szene war sowohl durch die 05 A-Core, als auch durch die 07 A-Core mehr als immersiv und ich hatte das Gefühl, dass ich die Geräusche durch den analytischen Klang gut verorten konnte. Ob das Knacken von links oder rechts kam, woher die Atemgeräusche kamen, aus welcher Ecke die Drachen angeflogen sind. Ich habe mich zu keinem Zeitpunkt von einem Sound angesprungen, sondern stattdessen abgeholt gefühlt.

Das gilt auch für zahlreiche andere Games, die ich selbstverständlich während der Testphase gespielt habe. Mich hat diese Dynamik bei gleichzeitiger Neutralität im Klang zugegebenermaßen anfangs etwas irritiert, aber mit zunehmender Spieldauer fand ich den Klang vielleicht genau deshalb so immersiv. Ich habe den Gaming-Sound diverser Games später auch gestreamt, um einen Vergleich zu haben, aber dafür sind die Speaker nicht gemacht. Zum klassischen Musikhören nutze ich dann tatsächlich echte HiFi-Speaker. Aber gerade im Gaming, wenn man auf das Geschehen auf dem Display konzentriert ist, hat mich der Klang derHEDD Audio 07 A-Core perfekt begleitet.

Beide HEDD Modelle klingen nicht feinjustiert wie klassische HiFi-Boxen. Tiefen, Mitten und Höhen sind auf dem Punkt gebracht und klingen durch das Analytische etwas gedämpfter als HiFi-Boxen. Sie sind einfach ehrlich, präzise und klingen dennoch nicht kühl analytisch, sondern tatsächlich warm und voll.

Mein persönliches Highlight war es, als ich realisiert habe, dass genau dieser Klang so vom Sounddesigner durch ähnliche Speaker gegangen ist, dieser es abgenickt hat, dieser mit seiner Arbeit zufrieden war und soundtechnisch dann auch exakt alles so gewollt ist! Aber wie man das auch dreht und wendet. Die HEDD A-Core sind ursprünglich echte Studiolautsprecher, die man jedoch für das Gaming wirklich gut zweckentfremden kann! Ich war wirklich überrascht, wie mich der komplette Sound ab dem ersten Intro mitgenommen hat. 


Link zum Hersteller: HEDD Audio 07 A-Core

Produktfotos: Fred Christians