Im Test: Audeze Maxwell – das High End Gaming-Headset der gehobenen Preisklasse

Ich war drei Wochen vor diesem Beitrag auf dem Cherry Kick-Off Event zur Präsentation neuer Gaming-Tastaturen in Köln und habe mich dort im Laufe des Abends mit professionellen eSportlern und Streamern aus Europa unterhalten können. Ich kenne zahlreiche Menschen, die Videospiele schlicht als Hobby oder aber auch ernsthaft mit Ambitionen betreiben. Aber so gut wie jedes Mal, wenn man im Gespräch den Namen Audeze ins Spiel bringt, erhält man ein Kopfschütteln oder Schulterzucken. Der eine oder andere hat von Audeze gehört, aber niemand verwendet deren Gaming-Kopfhörer.

Das mag daran liegen, dass die bekanntesten Hersteller wie JBL, Razer oder Logitech fast schon allgegenwärtig im zumindest europäischen Bereich des Gamings sind, dazu kommen mit Astro, Steel Series, Teufel oder Audio-Technica weitere bekannte Namen, die den Markt unter sich aufteilen. Und dabei sind das noch die bekanntesten Marken, zahlreiche weitere Hersteller produzieren inzwischen ebenfalls richtig gute Headsets. So kommt es, dass man Audeze einfach (noch) nicht auf dem Schirm hat oder aber deren hochwertige Kopfhörer aufgrund der gehobenen Preisklasse nicht in die engere Auswahl einbezieht. Dabei bringt Audeze nun mit dem Maxwell den bereits vierten Gaming-Kopfhörer auf den Markt.

Ich hatte die drei Vorgänger Mobius, LCD-GX und Penrose zum Test und war jedes Mal aufgrund des Klangs und der Qualität begeistert. Der Mobius gehört aufgrund seines Headtrackings noch heute zu den besten Gaming-Kopfhörern, die ich jemals auf den Ohren hatte. Wie schon beim Penrose kommt auch der Maxwell in den Versionen für Playstation oder Xbox.

Beide Versionen unterscheiden sich im Umfang der Ausstattung. So kommt die Xbox-Version mit einer Dolby-Atmos Lizenz, die Playstation-Version wirbt hier auf dem Karton mit der Kompatibilität zum Sony-eigenen Tempest 3D Audio Format. So lassen sich die Headsets zwar per Kabel auf der jeweils anderen Konsole nutzen, man muss aber auf die entsprechenden Features verzichten. Beide sind dann nur noch als klassische Stereo-Headsets zu nutzen. Mir liegt hier die Playstation-Version des Maxwell vor.

Was ist drin?

In der Audeze-typisch schlichten Umverpackung ruht der Maxwell sicher eingebettet in einem dicken Schaumstoffpolster. Der aufliegende Packdeckel zeigt auf der Rückseite bereits die ersten Schritte zur vielfältigen Verwendung des Kopfhörers. So kann ich das Headset per Dongle oder Miniklinken-Kabel an die PS5 anschließen, obendrein ist aber auch Bluetooth möglich – schon jetzt ist das ein Unterschied zu den meisten klassischen Gaming-Headsets. Wenn ich mag, kann ich den Maxwell auch zum mobilen Musikhören nutzen. Auch das werde ich später tun, nicht umsonst ist Audeze berühmt für seine großartigen HiFi-Kopfhörer.

Unter dem Schaumstoff verbirgt sich ein unscheinbarer Pappkarton mit allem weiteren Zubehör. Auch wenn heute kaum noch jemand eine Anleitung liest, weil Technik inzwischen fast selbsterklärend ist, muss man vielleicht doch einmal einen Blick in das Papier werfen. Leider gehört auch Audeze zu denjenigen Herstellern, die auf Lesbarkeit keinen gesteigerten Wert legen. Ein mehrsprachiges, in 2 Pixel großer Schrift bedrucktes Faltblatt ist leider keine Anleitung, sondern Altpapier, welches ungelesen wieder im Karton verschwindet. Bei einem Kaufpreis des Maxwells von knapp unter 400€ für die Playstation-Version sollte eine übersichtliche Anleitung auch heute noch zum Standard gehören. Nicht jeder hat Lust, bei der Einrichtung eines solchen High End Headsets nach einem digitalen Manual auf dem Handy zu suchen. Zum Glück liegt die bebilderte Pappe bei.

Findet man den Dongle noch neben dem Kopfhörer eingebettet in den Schaumstoff, beinhaltet die Box sämtliche zugehörigen Kabel, sowie das ansteckbare und in alle Richtungen bewegliche Schwanenhals-Mikrofon. Beigelegt sind ein normales USB-C-Kabel und ein Miniklinken-Kabel, sowie ein Adapter von USB-C auf USB-A. Was hingegen fehlt, ist zumindest ein Beutel oder ein Case zum Transport des Headsets. Offenbar geht man bei Audeze davon aus, dass man den Maxwell einzig zu Hause nutzt. Hier kenne ich zahlreiche andere Gaming-Kopfhörer in weit geringerer Preisklasse, für die eine solche Transportmöglichkeit eine Selbstverständlichkeit ist. Wer seinen Kopfhörer also öfter von A nach B transportieren möchte, ist auf eine separate Lösung angewiesen.

Der erste Eindruck

Wo Audeze draufsteht, ist auch Audeze drin. Erschien mir der Penrose als zwar hochwertig, aber doch eher an ein klassisches Gaming-Headset angelehnt, so macht der Maxwell sofort einen erwachsenen Eindruck und erinnert mehr an die überragenden HiFi-Kopfhörer des Herstellers. Kein unnötiges Chi-Chi wie farbige Applikationen oder sogar eine unsinnige LED-Beleuchtung stören das Erscheinungsbild.

Von Anfang an wird damit klar, auf wen Audeze als Kundengruppe abzielt, nämlich den besser betuchten Hobby-Gamer, der neben ausgezeichneter Klangqualität auch Wert auf ein edles Design legt. Der Maxwell ist das Gaming-Headset für das gehobene Ambiente, der nicht nur zur Spielkonsole, sondern auch zum Designer Phonoregal, Designer-Sofa und dem gigantischen Flachbildschirm passt.

Dabei ist es die allumfassende Schlichtheit, die das Headset so ungewöhnlich macht. Kein Muster auf den Hörmuscheln, sondern eine durchgängig glatte Oberfläche und ein ebensolcher Kopfbügel sorgen für wohltuenden Minimalismus. Einzig das kleine blaue Audeze-Logo rechts und links des Bügels, sowie der entsprechende Schriftzug auf dem Kopfband unterbrechen die durchgängige Optik.

Und noch etwas fällt sofort auf, wenn man regelmäßig Gaming-Headsets in den Fingern hält: Der Audeze Maxwell ist groß und schwer. Tatsächlich bringt das Headset satte 490 Gramm Gewicht auf die Waage, Headsets anderer Hersteller kommen teils mit der Hälfte dessen daher. Und dennoch trägt sich der Maxwell einwandfrei. Die großen Muscheln umschließen die Ohren und schirmen in Verbindung mit der passiven Geräuschunterdrückung tatsächlich die Umwelt weitestgehend ab. Selbst ohne Ton auf dem Hörer muss man den Kopfhörer anheben, um sein Gegenüber zu verstehen.

Gewöhnungsbedürtig ist die Größenverstellung des Maxwell. Statt eines bekannten und üblichen Rasters, welches jede Ohrmuschel separat verstellt, wird das Headset tatsächlich nur über ein innenliegendes Lederband in drei Stufen angepasst. Das ist ungewöhnlich und ein wenig fummelig, aber somit spart man offenbar noch mehr an Gewicht. Menschen mit über dem Durchschnitt großen Köpfen sollten also unbedingt vor dem Kauf probetragen, denn lässt man das innere Kopfband weg, spürt man unterhalb des äußerst dünnen Lederpolsters des Federstahlbügels das dort verlaufende Kabel.

So viel Technik in einem Gaming-Headset

Die Audeze-Gründer waren die ersten, die die Technik der elektromagnetische Planar-Treiber für Kopfhörer entwickelten. Extrem leichte Membranen aus der Raumfahrttechnik interagieren mit einem Magnetfeld und erzeugen so den Ton. Inzwischen verwenden auch andere Hersteller diese Technik, Yamaha hat erst in diesem Jahr seinen neuen High End HiFi-Kopfhörer YH-5000SE veröffentlicht, der ebenfalls mit Planar-Technik arbeitet, wie es Audeze schon seit Jahren tut. Dies mag vielleicht auch den nicht ganz geringen Preis des Audeze Maxwell erklären, zumal hier gewaltige 90 Millimeter Treiber verbaut sind.

Bei der Bedienung hält sich Audeze an die inzwischen übliche Aufteilung aller Elemente. In der linken Ohrmuschel sind alle benötigten Regler, Anschlüsse und Funktionen untergebracht. Jeweils ein schön gerasteter Drehregler sorgen für die Lautstärke beim Ton oder Mikrofon, beim Druck auf die Drehregler lassen sich weitere Funktionen wie Titelsprung oder EQ-Presets auswählen. Der Power-Button schaltet den Maxwell nicht nur ein, sondern dient obendrein beim zweimaligen Drücken zum Pairen des Headsets mit dem Smartphone oder Tablet. Ungewöhnlich ist die Stummschaltung des Mikros: Ein Schieberegler am oberen Rand der Ohrmuschel schaltet bei Bedarf das Mikro lautlos. Alles in allem ist die Bedienung unkompliziert und erfordert nur eine kurze Lernphase.

In der Preisklasse des Audeze Maxwell erwartet man eine App und Audeze liefert. Die AudezeHQ ist simpel, aber vollkommen funktional und bietet Dank des integrierten Equalizers nicht nur sechs voreingestellte Sounds wie Bass Boost oder Competion , sondern auch gleich vier Presets, die über einen ausführlichen 10-Band-EQ den persönlichen Vorlieben des Spielers angepasst werden können. Allerdings sollte man sich dann tatsächlich ein wenig damit auskennen, welches Band den Ton wie verändert, da man sonst eher zufällig an den Einstellung herumspielt, ohne zum gewünschten Ziel zu kommen. Bis auf diese EQ-Einstellungen an der App lassen sich jedoch die meisten davon auch direkt am Headset vornehmen.

Der Audeze Maxwell in der Gaming-Praxis

Immer noch zu viele Hersteller sind der Meinung, dass der Bass das allumfassende Heilmittel für einen guten Gaming-Kopfhörer ist. Die wenigsten haben bisher offenbar verstanden, dass Videospiel-Entwickler inzwischen ganze Heerscharen von Sound-Spezialisten beschäftigen, die sich einzig und allein nur um den perfekten Klang für das Spiel kümmern. Bestes Beispiel ist noch immer Gran Turismo, bei dem die Entwickler für jedes ins Spiel integrierte Fahrzeug auch den entsprechenden Motorenklang aufgenommen und digitalisiert haben.

Auch wenn ich den PS5 Vorzeige-Racer immer wieder gerne für einen Soundtest heranziehe, habe ich mich dieses Mal mit God of War: Ragnarök beschäftigt. Ich war nie Fan solcher Action-Adventures, ganz einfach weil es mir zu doof und mühselig ist, auf einen bildschirmfüllenden Gegner einzuprügeln, um mir die Taktik auszutüfteln, wie der denn nun zu besiegen wäre? Aber dennoch habe ich mich spielerisch relativ erfolglos auch mit God of War auseinandergesetzt, weil die Klangkulisse dieses Titels wirklich beeindruckend ist.

Doch zuerst muss der Dongle eingesteckt werden. Dieser hat einen kleinen Umschalter an seiner Seite, so dass der für die PS5 oder den PC genutzt werden kann. Die Konsole erkennt den Audeze Maxwell sofort, in den 3D-Einstellungen zum Ton wird dieser dann auch namentlich angezeigt. Im folgenden Bildschirm wählt man dann den für sich passenden 3D-Ton und schon steht einem ausgiebigen Game nichts mehr im Wege.

Wilde Ballereien und Explosionen mit dröhnenden Bässen können inzwischen fast alle Gaming-Kopfhörer, gerade in den unteren Preisklassen geht es viel zu häufig nur um den brutalen Tiefton und um hohe Pegel. Zum Glück spielt der Maxwell hier in einer vollkommen anderen Liga. Denn dieses Headset ist für das Gaming so perfekt abgestimmt, dass es eben nicht nur um Bässe geht, sondern auch die Höhen glasklar an das Ohr übertragen werden. Es sind die kleinen, aber so unscheinbaren Geräusche, die ein gutes bis sehr gutes Headset von den anderen unterscheidet.

Nun besteht God of War: Ragnarök in so vielen Szenen aus dem Kampf gegen Gegner aller Größenordnungen, aber auch im wildesten Getümmel, wenn Kratos seine brutal große Axt schwingt und Waffen aufeinander treffen, der Bildschirm in diesen Gefechten förmlich erzittert, hat der Maxwell dieses Geschehen jederzeit im Griff.

Aber die Hauptfiguren kloppen sich nicht nur von einem Gegner zum nächsten, sondern müssen auch zahlreiche Rätsel lösen, Nebenmissionen erfüllen und finden mit ein wenig Umsicht die eine oder andere versteckte Truhe. Wenig herausfordernde Kletterpassagen gehören ebenso dazu, wie die verschiedensten Passagen wie Wüsten oder Schneelandschaften, die durchquert werden müssen. In all diese Umgebungen haben die Entwickler viel Mühe in einen überragenden Klang kleinster Effekte gesteckt, den der Maxwell so gut wie kaum ein anderes Gaming-Headset wiedergibt. Es sind die zahlreichen, vermeintlichen Nebengeräusche, wie rieselnde Kieselsteine beim Klettern, denen man mit einem einwandfreien Headset mehr Beachtung schenkt und die den Spieler noch tiefer in die fremde Welt abtauchen lassen.

Der Maxwell mit Musik, Film und im Video-Call

Audeze kommt aus dem HiFi-Bereich und produziert dort einige der besten Kopfhörer der Welt. Also liegt es nahe, den als Gaming-Headset deklarierten Kopfhörer auch für andere Einsatzzwecke zu missbrauchen. Und da steht in erster Linie Musik über Bluetooth 5.3 in den Formaten LE Audio, LC3plus und LDAC.

Der Maxwell muss sich an meinem Hard`n`Heavy Playlists abarbeiten und das macht er richtig gut. Aber es fällt eben auf, dass die klangliche Abstimmung auf das Gaming ausgelegt ist. Die Höhen sind für meinen Geschmack doch recht bissig. Aber der Maxwell soll eben auch hohe Töne im Spiel wie springendes Glas darstellen und keine Gitarren-Riffs. Die Bässe sind auch bei Musik dynamisch und präzise.

Allerdings klingen Gesangsstimmen wenig ausgeprägt. Aber auch das liegt daran, dass in Spielen eben weniger Dialoge außer in Zwischensequenzen stattfinden. Und auch gesungen wird dort kaum. Gleiches gilt beim Filmgenuss, bei dem der Audeze Maxwell per Kabel mit dem AV-Receiver verbunden wird. Es gibt zwar eine klanglich einwandfrei Bühne, aber die Kommunikation erscheint zurückhaltend. Aber dafür gibt es dann den EQ, mit dem man den Sound nach Belieben verändern kann.

Wenn man das Mikro nicht nur beim Gaming nutzt, wo es aufgrund der KI für das Noise Filtering einen nahezu perfekten Job macht, sondern dies auch in Video-Konferenzen nutzt, wird dies das Gegenüber dankbar zur Kenntnis nehmen. Denn die KI filtert fast jedes Geräusch, was nicht nach menschlicher Stimme klingt. So kam das Gebell meiner Hunde, weil der Paketbote vor der Tür stand, nur gedämpft auf der anderen Seite an. Und selbst das Klappern meiner neuen Cherry-Tastatur wurde nicht als störend empfunden.

Der Audeze Maxwell, den ich hier vorzuliegen hatte, ist derzeit das einzig verfügbare Muster. Also musste dieser Test innerhalb weniger Tage erfolgen. Ich lade ohnehin jeden Kopfhörer vor der ersten Benutzung vollständig auf, um mir Unterbrechungen durch weitere Ladezeiten nach Möglichkeit zu ersparen. Das gelingt aber natürlich nicht mit jedem Headset. Der Maxwell jedoch hatte zum Ende des Tests noch immer über 60% verfügbare Energie. Audeze gibt die Laufzeit mit unglaublichen 80 Stunden an, das glaube ich nach einer Woche Testphase unbesehen.


Fazit:

Auch im vierten Anlauf baut Audeze erneut einen großartigen Gaming-Kopfhörer. Schade nur, dass das in Europa vermutlich wieder kaum jemand mitbekommt, für den dieses einwandfreie Stück Technik relevant wäre. Aber auch die Preisgestaltung schließt den Durchschnittsspieler von vornherein als Interessenten aus. Die Playstation-Version liegt zum Start bei 398€, bei der Xbox-Version stehen aufgrund der Dolby-Atmos Lizenz 429€ auf dem Kassenzettel.

Lässt man aber dies alles außer Acht, bekommt der Spieler einen der besten Gaming-Kopfhörer, die derzeit am Markt verfügbar sind. Ein eben nicht dem Gaming-Klischee folgendes Design, ein einwandfreies Mikro, zahlreiche unterstützende Software und eine kleine, aber funktionale App mit 10-Band-Equalizer machen den Audeze Maxwell zu einem echten Highlight. Alles was jetzt noch kommt, wird es schwer haben, klanglich am Maxwell vorbeizuziehen.


Link zum Hersteller: Audeze Maxwell