Im Test: Audio-Technica ATH-GL3 – gutes Gaming-Headset in der Einsteigerklasse

Lange war es hier still um Audio-Technica. Vor über einem Jahr erhielt ich eine letzte Mail, seitdem war die Marke für mich komplett von der Bildfläche verschwunden. Man reagierte bei Audio-Technica auf keinerlei Anfragen mehr und ich machte bald darauf einen Haken an das Unternehmen. Das war schade, da ich die Produkte sehr schätze und das ATH-G1 bis heute hier im Einsatz habe. Aber manchmal wird man überrascht und so meldete sich diesen Monat die neue PR-Agentur mit einer ersten Pressemitteilung. Keine zwei Wochen später liegt hier das neue Gaming-Headset ATH-GL3 zum Test vor.

Als erstes fällt die ungewöhnlich schön designte Umverpackung des Gaming-Headsets auf. Erst ein Blick auf die Website bringt Klarheit darüber, was es damit auf sich hat. Dort spricht man von einem geerdeten, geschlossenen Design, welches vom Element Erde inspiriert wurde. Der ausführende Künstler ist Kentaro Yoshida, dieser wurde in Japan geboren und lebt nun in Australien. Nicht, dass das eine übergeordnete Rolle würde spielen, eine nette Zugabe ist es dennoch. Denn ein jedes Produkt sollte mit seinem Äußeren neugierig auf das machen, was sich im Inneren verbirgt. Das gelingt hier auf Anhieb. Auch die Buchverlage erlebten erst dann einen Boom, nachdem ein kluger Mensch auf die Idee kam, diese bis dato zu langweiligen Umschläge nun ansprechend neu und spannend zu designen.

Schlichte Optik mit viel Kunststoff

Auch bei Audio-Technica besinnt man sich auf die Umwelt, nach dem Entfernen der Umverpackung hält man schlichte braune Recycle-Pappe in den Fingern. Nimmt man den ATH-GL3 dann das erste Mal in die Hand, staunt man über das kaum vorhandene Gewicht. Angegeben sind 237 Gramm mit Mikrofon. Dieses geringe Gewicht unterscheidet Gaming-Headsets von hochwertigen HiFi-Kopfhörern, denn eine Gaming-Session kann sich auch mal über Stunden hinwegziehen und kaum etwas stört dann mehr, als Nacken- oder Ohrenschmerzen durch einen zu schweren Kopfhörer.

Diese Gewichtsersparnis fällt auch optisch sofort ins Auge. Wo andere Headsets einen durchgängigen Kopfbügel haben, wartet das ATH-GL3 mit ein wenig Gummi und Aluminium auf. Durch diese Konstruktion passt der Kopfhörer, ohne Druck auf die Ohren auszuüben, ist jedoch so stabil, dass er selbst bei hektischen Bewegung nicht rutscht. Das Design ist dabei wohltuend schlicht, hier nerven keine Gaming-typischen Zugaben wie LED oder Zierelemente in grellen Farben, alles ist im simplen Mattschwarz gehalten.

Beide Ohrmuscheln werden von halbkreisförmigen Bügeln gehalten. Obwohl die gesamte Konstruktion aus Kunststoff besteht, macht alles einen gut verarbeiteten Eindruck, da hier keines der beweglichen Gelenke knarzt oder quietscht. Die Größenverstellung der Muscheln besteht ebenfalls aus einem zierlichen Aufbau aus Aluminium, diese rastet in zehn Stufen sauber ein. Durch die Beweglichkeit des Kopfbügels und dem großen Spielraum beim Verstellen der Ohrmuscheln, ist das ATH-GL3 Gaming-Headset tatsächlich für so gut wie jeden Kopf geeignet. Die Polster der Ohrmuscheln bestehen außen aus Kunstleder, innen jedoch aus Stoff. So wird auch bei einer langen Gaming-Sitzung eine zu intensive Schweißbildung verhindert, bzw. Feuchtigkeit gut absorbiert. Wie auch das Kopfband, lassen sich auch die Ohrpolster abnehmen und austauschen.

Das ATH-GL3 bietet eine geschlossene Bauform, das heißt die Ohrmuscheln sind komplett verschlossen und bieten so eine entsprechend kraftvolle Klanglandschaft und verhindern so auch die Ablenkung durch von außen an das Ohr dringende Geräusche. Verbaut sind im Inneren nicht näher benannte 45 Millimeter Treiber mit einem Frequenzbereich von 10 bis 35.000 Hz und einer Impedanz von 45 Ohm. Das bedeutet, dass der Kopfhörer mit einer ausreichenden Belastbarkeit und damit entsprechender Lautstärke aufwarten kann. Und gerade Lautstärke ist bei einem Gaming-Kopfhörer unverzichtbar, um auch kleinste Details wahrnehmen zu können. Allerdings fordert eine höhere Impedanz auch mehr Leistungsreserve vom Zuspieler. Zum Lieferumfang gehören ein 3 Meter langes Kabel für den Anschluss an den PC und ein 1,20 Meter langes Kabel für die Nutzung an allen aktuellen Konsolen. Allerdings wird kein USB-Anschluss geboten, das Headset lässt sich also nur über den Klinken-Anschluss des Controllers verbinden. Das ebenfalls nicht näher bezeichnete Mikrofon ist ansteckbar und der Windschutz lässt sich entfernen.

Die PS5 und Tempest 3D-Audio

Für den Test des ATH-GL3 konzentriere ich mich ausschließlich auf die Playstation 5 und deren Soundformat Tempest 3D-Audio, im System der PS5 simpel als 3D Audio bezeichnet, sowie das Spiel Gran Turismo 7, welches als bisher als eines der wenigen Spiele das Sony-eigene Tonformat unterstützt. Da das Headset wie erwähnt nicht über einen USB-Anschluss für die Konsole verfügt, erfolgt der Anschluss per Klinkenkabel direkt am DualSense Controller. Wer deswegen jetzt abschätzig eine Augenbraue hebt, muss sich wohl oder übel eines Besseren belehren lassen. Denn der im Pad verbaute Anschluss sorgt für einen wirklich großartigen Klang. Einige HiFi-Kopfhörer, die hier zum Test vorlagen, mussten sich deswegen auch an der PS5 beweisen.

Das akustische Erlebnis war zumindest bis in mittlere Pegel regelmäßig einwandfrei. Allerdings gilt hier, je höher die Impedanz des Kopfhörers, desto geringer die Leistungsreserven des Pads aufgrund fehlender Spannung. Tempest 3D-Audio funktioniert mit jedem Stereo-Kopfhörer, sollte aber tatsächlich nur mit den zurzeit unterstützten Spielen genutzt werden. Andere und vor allem ältere PS4-Titel erfahren mit der 3D-Darstellung keine wirkliche akustische Verbesserung, sondern klingen sogar oftmals falsch.

Wer sich das erste Mal mit einem Headset und Tempest 3D-Audio beschäftigt, geht einfach in das Ton-Menü der PS5, um einige wenige Einstellungen vorzunehmen. Wird beim Anschluss eines Kopfhörers per USB meist auch gleich das richtige Modell erkannt, so gibt es diese Infos am DualSense Controller nicht. Das System erkennt lediglich, dass ein Kopfhörer angeschlossen ist und schaltet dann entsprechend den TV- oder Heimkino-Klang an oder ab. Um jetzt den 3D-Klang über den Kopfhörer zu aktivieren, wird hier einfach der entsprechende Button angeklickt. Zusätzlich besteht danach noch die Möglichkeit, das 3D-Audioprofil anzupassen, bei dem der Klang entsprechend dem eigenen Hörvermögen optimiert werden kann. Für die meisten User sollte aber die Standard-Einstellung vollkommen ausreichend sein. Bisher stehen fünf Profile zur Auswahl, weitere sollen über Updates folgen. Zum Schluss wird noch die Lautstärke des Kopfhörers angepasst und schon steht dem intensiven Hörvergnügen nichts mehr im Wege.

Zumindest ein klangliches Schwergewicht: Gran Turismo 7

Nach über einem Jahr Verspätung stand Anfang März endlich einer der am meisten erwarteten Titel in den Startlöchern. Viele Spieler – einschließlich ich selbst – hofften auf den endlich wieder perfekten Racer. Und wie ich sind auch viele andere inzwischen maßlos vom Spiel und noch mehr von Sony enttäuscht. Eine halbherzig dahingeklatschte, weil unvollständige Karriere wäre vielleicht noch zu verzeihen gewesen, aber teure Microtransaktionen mit echten Euros gegen digitale In-Game Credits für die Vervollständigung der eigenen Garage mit 424 Fahrzeugen investieren zu müssen, ist dann doch des Schlechten zu viel. Dieses Vorgehen wurde mit dem letzten Update auf Version 1.08 noch einmal verschärft, weil hier die virtuellen Renngewinne von Credits teilweise um die Hälfte reduziert wurden. Die Spieler werten das Game deshalb jetzt bei Metacritic auf einen Score von momentan nur noch 1.7 von 10 ab und damit zum schlechtesten Gran Turismo aller Zeiten.

Doch trotz aller Mängel im Drumherum und katastrophaler Marketing-Entscheidungen ist Gran Turismo 7 spielerisch wirklich einwandfrei. Das wurde auch überall entsprechend gewürdigt. Was jedoch bei allen Tests des Spiels fast vollkommen außer Acht gelassen wurde, ist der überragende Sound. Schon immer legten die Designer Wert darauf, dass jedes Auto im Spiel seinem realen Pendant größtmöglich ähnelt. Und das betraf eben nicht nur die fantastische Optik, sondern vor allem den Klang. Egal welches Fahrzeug genutzt wird, man kann am Sound des Motors einschätzen, welches Gefährt man über die Piste scheucht. Und mit jedem Tuningteil ändert sich auch der Klang. Tauscht man den Standard- gegen einen Rennauspuff aus, so hört man das. Ändert man anderweitig die Leistung des Autos, so hört man das ebenfalls. Auf jedes Detail wurde also nicht nur optisch, sondern auch akustisch der größtmögliche Wert gelegt.

Aber man befindet sich eben nicht allein auf der Strecke, denn teilweise fahren bis zu 19 weitere Fahrzeuge gegen den Spieler um den Sieg, das heißt bis zu 19 weitere verschiedene Motorengeräusche, die man entweder überholt oder von denen man überholt wird, Positionskämpfe und Rempler, die hör- und auch ortbar sind. Hier spielt jetzt Tempest 3D-Audio seine ganze Stärke aus. Ist das Bild bedingt durch das Display ein zweidimensionales Erlebnis, so ist der Klang eben über den ATH-GL3 ein intensives, dreidimensionales Erlebnis, welches – wenn auch unbewusst wahrgenommen – den Spieler noch einmal tiefer in das Renngeschehen zieht.

Der ATH-GL3 leistet hier ein für diese Preisklasse wirklich einwandfreies Erlebnis. Jedes Detail wird akustisch herausgearbeitet, sei es das komplette Arbeiten des Fahrwerks bei Lastwechseln, die Reifen, die in Kurvenfahrten über die Curbs knattern, die Drehzahl des Motors beim Durchbeschleunigen auf langen Geraden, aber auch der Abflug in das Kiesbett oder der Kontakt mit anderen Autos oder der Bande. Setzt dann auch noch Regen ein und kommen die Wischer zum Einsatz, entsteht der audiophile Eindruck eines realen Rennens.

Bei aller Freude über das Headset in Sachen Klang, fällt die Bedienung von Lautstärke und Stummschaltung, integriert in die linke Ohrmuschel, einfach ab. Der Regler für die Lautstärke ist schlicht zu klein, so dass der Daumen viel zu häufig ziellos über die Muschel gleitet. Befindet man sich im Chat und will nicht, dass das nächste Gespräch mitgehört wird, nutzt man den Mute-Schalter. Allerdings ist dieser sehr kleine Schieberegler unwahrscheinlich schwergängig. Bei der Nutzung der Stummschaltung verschob ich viel zu häufig das gesamte Headset, statt nur den Schalter. Audio-Technica kommt ja bekanntermaßen aus dem Studio-Bereich, daher ist das frei bewegliche und abnehmbare Bügelmikrofon wie immer einwandfrei. Im Team-Chat oder bei simplen Gesprächen unter Freunden in einer Spielpause war ich stets einwandfrei und ohne störende Nebengeräusche zu verstehen, selbst ohne Windschutz.

Ziehe ich hier zum klanglichen Vergleich meinen Audio-Technica ATH-G1 oder den JBL Quantum 600 heran, fällt einzig eine leichte Schwäche im Tieftonbereich auf, ähnlich wie bei meinem EPOS|Sennheiser H3. An der einen oder anderen Stelle hätte ich mir schlicht etwas mehr Dynamik gewünscht, was jedoch nicht im Mindesten stört, wenn man eben diese Vergleiche nicht ziehen kann. Der ATH-GL3 ist in jedem Moment Herr der Situation und vermittelt ein authentisches Renngefühl .




Fazit:

Klanglich liefert der Soundspezialist Audio-Technica mit dem ATH-GL3 bei einem Preis von nur 119,-€ ein einwandfreies Gaming-Headset ab. Kraftvoll und ohne nervige Spitzen in den Höhen, geringes Gewicht und wohltuend schlichtes Design ohne das übliche Gaming-Chichi wie buntes Geglitzer oder LEDs machen das Headset in dieser Klasse fast schon alternativlos. Einzig ein wenig mehr Druck im Tieftonbereich hätte gutgetan, aber das ist Geschmackssache.

Wenn es wirklich etwas zu bemängeln gibt, dann sind es der schwergängige Schalter für die Stummschaltung und der zu kleine Drehregler für die Lautstärke. Wer sich daran stört, schaut sich das ATH-G1 an, bei dem diese Steuerung im Kabel untergebracht ist. Alle anderen machen weder qualitativ, noch preislich etwas mit dem ATH-GL3 falsch.


Link zum Hersteller: Audio-Technica ATH-GL3