Im Test: beyerdynamic T1 dritte Generation – erstklassiges Bassfundament im Luxussegment

Auch wenn ich die erste und zweite Generation des T1 bisher nicht auf den Ohren hatte und mir damit der Vergleich zur aktuellen dritten Generation des beyerdynamic T1 fehlt, durfte ich bisher schon einige Kopfhörer der Heilbronner Sound-Schmiede testen. Nicht umsonst gehört der beyerdynamic Aventho wireless noch immer zu meinen liebsten Headsets und das nicht nur, wenn ich unterwegs bin, sondern auch zu Hause beim Arbeiten ist der so schicke Kopfhörer immer wieder gern im Einsatz. Umso größer war nun die Vorfreude mit dem beyerdynamic T1 auf einen „echten“ HiFi-Kopfhörer für zu Hause.

Wer seine Kopfhörer im Elektronikmarkt um die Ecke kauft, wird mit dem Namen beyerdynamic eher wenig anfangen können. Dabei wurde das Unternehmen bereits 1924 gegründet und beschäftigt sich seitdem mit der Produktion von Audiotechnik. Neben dem ersten dynamischen Kopfhörer und Mikrofon entwickelte beyerdynamic auch das Mikrofon E 1000, welches die Beatles bei ihrer Deutschlandtour 1966 nutzten. Heute ist man mit Mikrofonen, Konferenztechnik und Kopfhörern nicht nur im Bereich Studio und HiFi sondern auch beim Gaming breit aufgestellt.

Auf der Website bei beyerdynamic bewirbt man den T1 als High-End Tesla Kopfhörer. Nun hat so gut wie jeder Mensch beim Begriff Tesla zuerst einmal den weltgrößten Produzenten von Elektro-Autos und vielleicht auch noch dessen Gründer Elon Musk vor Augen. Hier aber steht Tesla aber für das Internationale Einheitensystem der magnetischen Flussdichte. Der T1 wird also von zwei Magneten angetrieben, die aufgrund ihrer hohen Feldstärke damit für bestmögliche Präzision und Lautstärke sorgen. Neben der Entwicklung erfolgen sowohl der Zusammenbau und die Einmessung in Deutschland, als auch die Produktion einer Vielzahl der benötigten Bauteile.

Der beyerdynamic hat eine Impedanz von 32 Ohm und kann somit auch an einem mobilen Endgerät betrieben werden. Was noch immer einige Fragezeichen auslöst, ist recht simpel zu erklären. Je höher der Ohm-Wert eines Kopfhörers ist, desto höher ist sein Widerstand. Je höher der Widerstand ist, desto stärker muss die anliegende Spannung sein, um den Kopfhörer bei gleicher Lautstärke zu betreiben. Bei gleicher Spannung sind also Kopfhörer mit niedrigem Ohm-Wert lauter als solche mit einem hohen Wert. Was an einer HiFi-Anlage bzw. an einem Verstärker keinerlei Probleme verursacht, bringt ein Smartphone oder Tablet schnell an seine Grenzen, da der verbaute Akku unter Umständen nicht die Leistung bringt, um den Kopfhörer mit angemessener Lautstärke zu betreiben. Auch wenn sich also der beyerdynamic T1 aufgrund seines relativ geringen Widerstands auch an einem mobilen Gerät befeuern ließe, habe ich den für diesen Test tatsächlich nur zu Hause an meinem Cambridge Audio CXN (V2) Streamer mit der Head Box S2 Digital von Pro-Ject betrieben.

An dieser Stelle folgt eigentlich in einem jeden guten Test erst einmal alles zum Design und zur Verarbeitung. Aber die Vorfreude auf das erste Hören überwiegt, somit wird der T1 augenblicklich an den Kopfhörerverstärker gestöpselt und die erste Playlist von Tidal angespielt. Und wie immer gilt hier, keine Stilrichtung ist so nah an der klassischen Musik wie Hard Rock und Metal. Also wird die erste Zeit mit der aktuellen Deluxe-Playlist von Bullet For My Valentine und dem gleichnamigen Album verbracht. Dieser brachial treibende Klang der elektrischen Gitarren und die rabiate Gesangsstimme von Matthew Tuck schon beim ersten Titel Parasite verlangen dem beyerdynamic T1 bereits vom ersten Moment alles ab. Wenn Metalcore, dann mit aller Macht und der Kopfhörer ist anstandslos dabei.

Sofort auffällig ist die für einen HiFi-Kopfhörer dieser Preisklasse ungewöhnliche Bassabstimmung, die der T1 hier an den Tag legt. Die Bässe sind auf den Punkt genau dynamisch und die Intensität mit Sicherheit eine Frage des persönlichen Geschmackes. Ich mag aber diese Mischung, die man auch auf entsprechenden Live-Konzerten immer wieder vom Tontechniker in die Magengrube bekommt. Ebenfalls auffällig ist auch die Leichtigkeit, mit welcher Präzision das höllische Tempo von Schlagzeug und Gitarre präsentiert werden – und das bis hinein in Lautstärken, die dem Gehör dann schon abträglich sind. Die Pegelfestigkeit ist wahrlich beeindruckend.

Weniger beeindruckend empfinde ich persönlich jedoch die weichgespült wirkenden Mitten im Bereich der Stimmen. Gerade Metalcore und seine verschiedenen Spielarten leben von einem extremen Gesang, hier habe ich jedoch das Gefühl, dass sich der beyerdynamic T1 eher dezent zurückhält. Im Vergleich mit meinem Focal Elegia wirkt der Klang hier geglättet und ausgebremst. Da wäre aufgrund der Tesla-Treiber sicher mehr möglich, aber der T1 darf wegen seiner tieferen Abstimmung scheinbar nicht so aufspielen, wie er könnte. Das wird aber mit Sicherheit nicht jeden Hörer stören und viele werden diese vornehme Zurückhaltung sicher auch zu schätzen wissen, dennoch ist für mein Verständnis hier noch Luft nach oben.

Nach den ersten Stunden des Musikhörens wird es dann doch Zeit, sich mit der hervorragenden Verarbeitung des beyerdynamic T1 zu befassen. Der Kopfhörer ist ein ohrumschließendes, offenes Modell, das nicht nur schlichte Eleganz ausstrahlt, also genau das, was den Freund edlen HiFi sofort mitnimmt, sondern auch die verwendeten Materialien erfüllen höchste Ansprüche an die Qualität. Haptik und Optik sind neben dem Klang eben maßgeblich für den Erfolg eines so hochwertigen elektronischen Geräts. Sehen, anfassen und hören gehen gerade bei einem HiFi-Kopfhörer Hand in Hand und als Hörer möchte man nicht nur ausgezeichnetem Klang, sondern auch einen extrem guten Tragekomfort genießen. Was nützt ein großartiger Kopfhörer, wenn er nicht sitzt oder der Kopf aufgrund eines schlecht gepolsterten Bügels nach kurzer Zeit schmerzt?

Die runden Gabeln, welche die Ohrmuscheln halten und deren Schalen sind aus stabilen, lackierten Aluminium gefertigt. Gerade die schwergängige Größenverstellung profitiert davon, einmal eingerastet bewegt sich hier nichts mehr. Das Design der Schalen ist ungewöhnlich, das präzise Lochmuster sorgt hier für die offene Bauweise. Der Bügel ist auf der Unterseite großzügig mit Kunstleder bespannt. So fällt das Gewicht des T1 von 360 Gramm auch bei längerem Tragen kaum auf. Die Oberseite ziert hochwertiges Alcantara-Textil mit dem Schriftzug des Unternehmens. Dazu kommt eine ausreichende Beweglichkeit des Bügels, so dass niemals Druck auftritt. Auch auf großen Köpfen sitzt der T1 nahezu perfekt.

Die Ohrmuscheln sind mit weichem Velours gepolstert, die Füllung besteht aus mehreren verschiedenen Lagen, darunter auch der inzwischen beliebte Memory-Schaum, der sich der Kopfform anpasst. Durch die weiche Polsterung und den Schaum ist der T1 auch für Brillenträger problemlos zu nutzen. Die Muscheln umschließen die Ohren zur Gänze, selbst große Ohren finden ausreichend Platz. Der Sitz ist jederzeit einwandfrei. Auch bei beyerdynamic setzt man auf Nachhaltigkeit. Daher sind die Polster der Ohrmuscheln jederzeit nachzubestellen und austauschbar. Man hat also lange Freude an seiner Investition in den T1.

Inzwischen nicht mehr nur eine temporäre Erscheinung, sondern ganz offenkundig zur Verbesserung des Klangs trägt die nicht symmetrische Anordnung der Schallwandler innerhalb der Muscheln bei. Bei dieser dezentralen oder sogenannten Off-Axis Ausrichtung sind die Wandler nicht mehr mittig angebracht, sondern rutschen weit nach vorn und liegen dabei sogar einige Grad diagonal in der Muschel. Somit trifft der Schall eher von vorn auf die Ohren, als wie bisher von der Seite. Diese Anbringung soll für eine räumlichere Anordnung des gesamten Klangbildes sorgen und so eine breitere Bühne schaffen. Der Übertragungsbereich von 5 – 50.000 Hz liegt ohnehin in beiden Richtungen über dem, was das menschliche Ohr zu hören vermag.

Ebenfalls erwähnenswert ist die Ausstattung, mit der der T1 beim Kunden ankommt. Ein äußerst stabiles Hardcase für den eventuellen Transport oder aber die Aufbewahrung bei Nichtbenutzung schützt das wertvolle Headset vor äußeren Einflüssen. Dazu kommt ein textilummanteltes, drei Meter langes Kopfhörerkabel mit einem 3,5 Millimeter Anschluss. Ein Adapter auf 6,35 Millimeter liegt selbstverständlich ebenfalls bei. Zur Signalübertragung verwendet man bei beyerdynamic mit den OCC7N-Kupferleitern das hochwertigste Material, welches zu diesem Zweck zur Verfügung steht. Eine entsprechende Markierung für rechts und links auf dem Kabel sorgt dafür, dass dieses auch korrekt mit dem T1 verbunden wird.

Zurück zum Klang. Nachdem ich den beyerdynamic T1 mit Musik der härtesten Gangart gut gefordert habe, geht es jetzt in meine weiteren, regelmäßig gehörten Genres. Auch wenn ich dieses Jahr auf der High End in München wieder lernen musste, dass offenbar bei teurem HiFi für zu viele Hersteller nur Jazz das Maß aller Dinge ist, werde ich damit trotz vieler Versuche nicht warm. Deswegen verschone ich mich und auch den T1 damit und wende mich stattdessen den Singern/Songwritern zu. Bereits zweimal live auf der Bühne durfte ich Bishop Briggs erleben. Auch wenn der Name den wenigsten etwas sagt, so haben Filmfans den Song White Flag im Film 6 Underground sicher schon einmal gehört. Und Ryan Reynolds und Ben Hardy gehen obendrein auch noch in einem kurzen Dialog auf das Stück ein – sehr cool!

Aber nicht nur White Flag ist ein großartiger Song des ersten Albums Church Of Scars. Das gesamte Album lebt von der intensiven und kraftvollen Stimme der Interpretin und so genieße ich mit dem T1 einen jeden Song. Besonders die ruhigeren Stücke wie River oder Lyin` vermitteln hier durch die größtenteils akustischen Instrumente eine intensive Stimmung beim Hörer, man kann sich ganz dieser Ruhe hingeben und genießen. Und gerade in dieser Gelassenheit erzeugt der stellenweise nur gehauchte Gesang von Bishop Briggs den einen oder anderen Gänsehautmoment.

Genau das zeichnet einen großartigen Kopfhörer aus – man fühlt sich mitgenommen und von der Musik umhüllt. Auch wenn die tiefere Abstimmung des T1 im Gegensatz zur sehr hoch abgestimmten Edition Eleven von Ultrasone anfangs gewöhnungsbedürftig ist, so werden auch die Höhen einwandfrei hörbar vermittelt. Es ist tatsächlich ein recht schmaler Grat, den beyerdynamic mit der Abstimmung des T1 hier beschreitet. Ist man eher intensive Höhen gewohnt, mag das Klangbild sicher nicht jedem gefallen. Aber wenn man sich darauf einlässt, erlebt man eine äußerst stimmige Gesamtkulisse auf breiter Bühne. 

Vollends in seinem Element ist der beyerdynamic T1, wenn es in den klassischen Bereich geht. Hans Zimmer hat einige der bekanntesten Filmmusiken der Welt produziert und das Album The World Of Hans Zimmer fasst zahlreiche seiner Meilensteine zusammen. Bereits der erste Titel The Dark Knight zur gleichnamigen Batman-Verfilmung setzt hier Maßstäbe. Gerade in diesem Stück kommt dem T1 seine tiefe Abstimmung zugute, da das gesamte Klangbild sich genau in diesen Bereichen bewegt. Auch wenn der Batman-Sound nicht mehr nur aus klassischen Elementen, sondern auch von am Computer generierten Soundeffekten besteht, so ergibt sich in seiner Gesamtheit ein großartiges Stück. Und wenn die Cellos hier auf breiter Bühne zum grandiosen Finale aufspielen, wähnt man sich mitten im Geschehen in Gotham City, blickt zum Himmel und vermeint den dunklen Rächer zu erkennen. Musik soll auch die Fantasie anregen, das schafft der T1 mit Leichtigkeit.

Fazit:

Ein HiFi-Kopfhörer ist Luxus. Da ist der beyerdynamic T1 weder eine Ausnahme, noch macht er irgendwelche Kompromisse. Der T1 ist nicht der erste Kopfhörer, den ich von beyerdynamic in den Händen halte und ich weiß genau, warum ich mich jedes Mal auf eine neue Teststellung aus Heilbronn freue. Egal für welchen Einsatzzweck, man scheint dort immer eine passende Antwort auf die entsprechende Frage zu haben.

Der T1 ist mit seinen momentan aufgerufenen 888,-€ mit Sicherheit kein Schnäppchen, aber für diesen Preis liefert er auch. Das beginnt bei einem großartigen Klangbild, welches die Musik zu einem Erlebnis werden lässt und geht weiter über ein schickes Design und eine einwandfreie Verarbeitung mit erstklassigen Materialien. Dazu kommt ein nahezu perfekter Sitz durch einen gut gepolsterten Kopfbügel und herrlich weiche Ohrpolster. Das alles zusammengenommen ergibt einen erstklassigen HiFi-Kopfhörer, den es sich unbedingt anzuhören lohnt.


Link zum Hersteller: beyerdynamic T1 dritte Generation