Im Test: Bowers & Wilkins Px7 S2 – Qualität konsequent weiterentwickelt

So manches Mal kann einen das Gefühl beschleichen, dass mobile Kopfhörer wie Smartphones zu einer Art Wegwerfprodukt verkommen sind. In so gut wie jedem Quartal kündigt ein Hersteller ein neues und verbessertes Modell eines Gerätes aus dem Vorjahr an. Erscheint der technische Fortschritt beim jährlichen Handy-Wechsel abgesehen von den jetzt verfügbaren Falt-Displays aber regelmäßig nur noch marginal, macht der Sprung bei Kopfhörern von einem auf das nächste Modell jedoch durchaus Sinn. So gesellt sich seit einiger Zeit zu dem inzwischen offenbar unerlässlichen Noise Cancelling auch zunehmend der Transparenzmodus. Ich hatte den neuen Bowers & Wilkins Px7 S2 bereits auf der diesjährigen High End in den Fingern und war auf Anhieb angetan. Jetzt liegt das Objekt meiner Begierde endlich zum Test vor.

Design und Haptik – Wertigkeit kann man sehen und fühlen
Alles beginnt immer mit dem Auspacken. Und schon hier macht Bowers & Wilkins klar, dass der neue Px7 S2 nicht nur irgendein weiterer Kopfhörer sein möchte. Qualität beginnt in Preisklassen, in denen dieses Modell mitspielt, bereits beim mitgelieferten Case. Die formstabile Tasche überrascht nach dem Öffnen, denn der Kopfhörer liegt hier nicht eng zusammengefaltet auf engstem Raum, lediglich die Ohrmuscheln sind gedreht. Alles erinnert sofort an gute analoge Kopfhörer für den Heimbereich, die auch ohne einen Klappmechanismus im Bügel auskommen. Obendrein sind auch die Kabel ordentlich verpackt. Man verzichtet auf den üblichen Gummizug oder die Netztasche, stattdessen gibt es hier ein gesondertes, über einen Magneten verschlossenes Fach, in dem das USB-C Kabel sowie ein Klinke-auf-USB Kabel untergebracht sind. So sieht aufgeräumt aus.

Auch wenn der Px7 S2 als Weiterentwicklung des PX7 >>> gilt, so gleicht er optisch und klanglich doch mehr dem PX5 >>>. Statt der gleichförmigen Schalen des PX7 greift man hier die eher kantige Formgebung des kleineren Modells auf und das tut dem Kopfhörer richtig gut. Ich konnte mich während des letztjährigen Tests des PX7 nie wirklich mit dem anfreunden, was nicht nur an dessen Form und dem seltsam anmutenden Material des Bügels lag, sondern auch an dessen schwerem Klang. Der PX5 war im Vergleich der Vorgänger das für mich bessere Modell. Und genau hier setzt der Px7 S2 an.

Hat man den Kopfhörer das erste Mal in der Hand, ist man augenblicklich überzeugt. Allein die Haptik und die verwendeten Materialien hinterlassen sofort Eindruck. Weiches Leder, hochwertiger Kunststoff, ein zierlicher Chromrahmen um die Ohrmuscheln und der selbstbewusste, silberne Hersteller-Aufdruck auf den Kapseln, all das erwartet der Käufer eines Bowers & Wilkins, wenn er die aufgerufenen 429€ überreicht.

Technik und Anwendung – Komfort vom feinsten
Man setzt bei B&W auch weiterhin auf die Bedienung durch echte Knöpfe statt eines Touchfeldes. Ich kenne zahlreiche Menschen, die die Bedienung per Sensor an einem Kopfhörer strikt ablehnen, ganz einfach, weil diese Steuerung meist viel zu feinfühlig und sensitiv ist. All das kann mit klassischen Knöpfen nicht passieren. Die Dreier-Kombination aus Laut-Leise-Pause oder Titelsprung ist perfekt erreichbar, hat einen perfekten Druckpunkt und ist somit in der Bedienung über jeden Zweifel erhaben. Dazu kommt ein Schieberegler für das Ein- bzw. Ausschalten und Pairing – simpel, aber effektiv.

Betrachtet man die Ohrmuscheln genauer, fällt auch hier die inzwischen bei hochwertigen Kopfhörern übliche Schrägstellung der Schallwandler im Inneren der Kapsel auf. Statt den Klang im rechten Winkel direkt auf das Ohr zu bringen, fallen die 40 Millimeter Wandler von hinten nach vorne ab. Dieses asymmetrische Design sorgt so für einen tatsächlich direkteren und fülligeren Klang. Dazu kommt ein durch die Tiefe der Kapseln bedingter, größerer Hohlraum zwischen Wandler und Ohr, in dem sich der Schall besser ausbreiten kann. Ein kleiner technischer Kniff nur, der aber so viel ausmacht.

Bowers & Wilkins gibt für den Px7 S2 ganze 307 Gramm an Gewicht an. Das erscheint nicht nur viel für ein mobiles Gerät, das ist es auch im Vergleich zu vielen anderen Headsets, denn unterwegs, wo man seinen Kopfhörer ja meist über einen längeren Zeitraum trägt, zählt jedes Gramm. Und dennoch ist der Tragekomfort einwandfrei. Der schwergängige, stufenlose Mechanismus zur Größenverstellung hält die Muscheln an der gewünschten Position und selbst bei meinen eher weniger zierlichen Ohren und zusätzlicher Brille störte das Gewicht auch nach langen Touren durch Berlin in der S-Bahn nicht im Geringsten. Das weiche Leder der Muscheln und des Kopfbügels ermöglichen langes Tragen ohne Druck auf Kopf oder Ohren. So muss das sein.

Das Pairing funktioniert anstandslos und schon spielt die erste Metal-Playlist über den Px7 S2 – und die nimmt mich sofort mit. Alles klingt dynamisch, offen und facettenreich. So habe ich mir das erwünscht und erwartet. Gerade der Bass ist knackig und voller Dynamik, ohne die Szenerie zu dominieren. Wer aber den Klang noch minimal an die eigenen Hör-Vorlieben anpassen möchte, installiert zusätzlich die Bowers & Wilkins App.

Music App – äußerst übersichtlich
Ist der Kopfhörer eingeschaltet, erkennt die App, diesen auf Anhieb, so weit, so gut. Wer jetzt hier zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten wie zum Beispiel in der hervorragenden Cambridge Audio App für die Melomania Touch TWS erwartet, wird ein wenig enttäuscht sein. Drei Buttons für das Noise Cancelling, den Transparenz-Modus (hier Umgebungsdurchschaltung genannt) und ein Button, um die Funktionen zu deaktivieren sind alles, was den Anwender erwartet. Eine weitere Schaltfläche bietet die Klangregelung an, aber diese besteht tatsächlich nur daraus, den Bass und die Höhen zu justieren. Einen detaillierten Equalizer sucht man vergeblich, bei Bowers & Wilkins scheint man von der eigenen Abstimmung so überzeugt zu sein, dass man nur diese beiden Funktionen anbietet. Aber selbst diese spartanische App bietet noch immer mehr als das, was Yamaha für seine Kopfhörer zur Verfügung stellt.

Im gleichen Menü lässt sich zusätzlich die Funktion der Taste im linken Ohrhörer auswählen. Hier besteht die Möglichkeit, die Umgebungsgeräuschkontrolle oder den Sprachassistenten zu aktivieren. Ein Schieberegler schickt den Px7 S2 nach genau 15 Minuten in den Energiesparmodus, ein weiterer aktiviert den Tragesensor. Bisher habe ich diesen tatsächlich bei anderen Geräten grundsätzlich deaktiviert, weil die Empfindlichkeit immer dermaßen hoch war, dass beim Tippen eines Beitrages am PC und der Neigung des Kopfes die Übertragung unterbrochen wurde. Das ist hier nicht der Fall. Bowers & Wilkins bietet drei Stufen an und alle verrichten zu meiner positiven Überraschung ihren Dienst einwandfrei. So unterbricht der Kopfhörer bei der Einstellung Hoch auch die Übertragung beim Absetzen des Headsets. Ebenfalls ein cooles kleines Feature ist das Anheben einer Ohrmuschel, ohne das Headset abzusetzen. Auch hier wird die Wiedergabe unterbrochen.

Dass der Px7 S2 für den anspruchsvollen Musikgebrauch konzipiert ist, macht der Menüpunkt Ihre ganze Musik an einem Ort deutlich. Hier finden sich als Streamingdienste nur Tidal, deezer und qobuz, Spotify und andere sucht man vergeblich. Als Tidal-Nutzer wähle ich also diese App aus, verbinde mich mit meinen Anmeldedaten und habe nun beim Öffnen der App sofort alles von Tidal im Startbildschirm zur Verfügung. Besonders cool fand ich eine speziell für den Px7 S2 gefertigte Playlist, die offenbar noch einmal die Qualitäten des Kopfhörers besonders hervorheben soll. Auch wenn nicht jeder Song der Liste unbedingt meinem persönlichen Musikgeschmack entspricht, so hat Bowers & Wilkins hier zumindest eine interessante Auswahl zusammengestellt, die den persönlichen Musik-Horizont erweitert.

Der Klang – der feine Unterschied beim Noise Cancelling
Auch wenn dieser mobile Kopfhörer aus mir unbekannten Gründen kaum zu einem Vergleich herangezogen wird, so ist doch der Philips Fidelio L3 >>> noch immer meine persönliche Referenz, wenn es um mobile Headsets geht. Nicht nur die einwandfreie Verarbeitung, sondern auch der ausgewogene Klang auch mit und ohne Noise Cancelling wurden nicht umsonst im Fazit gelobt. Nun spielt der Bowers & Wilkins Px7 S2 in einer anderen Preisklasse, aber dennoch kann man diese beiden Kopfhörer gut miteinander vergleichen. Wie der L3 spielt auch der Px7 S2 herrlich ausgewogen und dynamisch in allen Bereichen, ohne nach oben oder unten zu tendieren. Wer mehr Bass will, greift ohnehin bei anderen Kopfhörern zu.

Diese Ausgewogenheit wird besonders bei einem Song besonders deutlich. Auf dem neuen Album Return of the Dream Canteen der Red Hot Chili Peppers befindet sich der Song Fake as Fu@k. Gerade beim Einstieg setzt nach wenigen Noten unscheinbar, aber vom Px7 S2 hervorragend herausgearbeitet, der Bass ein, der das komplette Stück dezent begleitet. Dazu kommen im Refrain einige Bläser, die neben den klassischen Gitarren und dem Schlagzeug dem Stück seinen ganz eigenen Stil verleihen. Aber nicht nur diesen Song spielt der Px7 S2 mit einer scheinbaren Lässigkeit, auch sämtliche anderen Titel des Albums überzeugen durch die transparente Spielweise des Kopfhörers.

Ein etwas anderes Bild ergibt sich, wenn das Noise Cancelling hinzugeschaltet wird. Wie bei allen anderen mit dieser Funktion ausgestatteten Headsets ändert sich nun der Sound in Richtung von mehr Bässen. Doch ist dieses unscheinbare Mehr bei den Tiefen beim Px7 S2 tatsächlich unwesentlich, das Klangbild hält größtenteils seine Neutralität. Wer hier bei eingeschaltetem NC gegensteuern möchte, korrigiert den Bass eben in den Einstellungen nach unten. Hier spielt das Headset tatsächlich in der ersten Liga, weil eben kaum ein Unterschied in den Modi zu bemerken ist. Es gibt einfach zu viele Kopfhörer, die hier leider das komplette Klangbild regelrecht verfälschen. Nicht selten hat man das Gefühl, bei zugeschaltetem Noise Cancelling schlagartig ein komplett anderes Headset zu tragen.

Das Noise Cancelling verrichtet seinen Job außerhalb der eigenen vier Wände tatsächlich richtig gut, die intern verbauten sechs Mikrofone sorgen dafür, dass möglichst viele Umweltgeräusche draußen bleiben. Der Px7 S2 ist tatsächlich einer der ganz wenigen Kopfhörer, dessen NC ich vor der Tür in öffentlichen Verkehrsmitteln aktiviert habe, ganz einfach weil es funktioniert und der Kopfhörer sein Klangbild beibehält. Ich persönlich bin kein Fan des Transparenzmodus. Wenn ich irgendetwas, wie zum Beispiel Ansagen an einem Bahnsteig hören möchte, dann setze ich das Headset eben nicht auf. Und dennoch funktioniert auch dieser Modus. Wichtige Geräuschquellen werden durchgeleitet, was dem Träger gerade im alltäglichen Wahnsinn des Großstadtverkehrs eine zusätzliche Sicherheitskomponente einbringt.

Aber auch zu Hause an der heimischen Anlage oder dem PC kann man den Px7 S2 nutzen. Zwei USB-Kabel mit jeweils anderem Eingang liegen dem Set bei, über einen zusätzlichen Klinkeneingang verfügt der Kopfhörer nicht. Wer das Headset an seiner Anlage nutzen möchte, verwendet dafür USB-auf-Klinke, am PC USB-auf-USB. Voraussetzung dafür ist aber ein voll aufgeladener Akku. Im Test stellte sich für mich die digitale Verbindung über USB die bessere Wahl heraus, wohingegen der direkte Anschluss an den Verstärker tatsächlich Einbußen beim Klang verursacht. Hier gehen kleine aber feine Details schlicht verloren. Aber in erster Linie ist der Bowers & Wilkins ja ohnehin für den Bluetooth Gebrauch gemacht. Nicht umsonst wartet er mit den aktuellsten Bluetooth Codecs auf.

Fazit:

Der Bowers & Wilkins Px7 S2 ist ein nahezu einwandfrei abgestimmter Kopfhörer mit modernster Technik und einem großartigen Design. Gerade Menschen, die auf einen ausgewogenen und frischen Klang gesteigerten Wert legen und gerne zeigen, was sie auf den Ohren tragen, werden mit diesem Headset so manchen Traum erfüllt bekommen. Wer allerdings einen Kopfhörer mit massiven Bässen sucht, macht um den Px7 S2 einen Bogen – dafür ist er nicht gemacht.

Wenn man überhaupt quengeln mag, dann über die wenig verspielte App, die tatsächlich nur wenige Einstell- und Justierungsmöglichkeiten in Sachen Klang zulässt. Aber offenbar ist man bei Bowers & Wilkins von der eigenen Abstimmung so überzeugt, dass man einfach auf einen zusätzlichen Equalizer verzichtet. Aber der Klang hat auch keinen EQ nötig. Hier geht es um den einfachen und kabellosen Genuss guter Musik und das liefert der Bowers & Wilkins Px7 S2.


Link zum Hersteller: Bowers & Wilkins Px7 S2