Im Test: Denon AH-D7200 – HiFi-Klang mit Walnuss auf den Ohren

HiFi-Kopfhörer sind ein gutes Stück Luxus, welches man sich gönnt, um Musik abends auf dem Sofa zu genießen und nicht, um diese schlicht zu konsumieren. Wer sich nach reiflicher Überlegung für einen meist hochpreisigen HiFi-Kopfhörer entscheidet, will lange Freude an diesem haben und jede einzelne Nuance des Klangs genießen. Aber so zahlreich, wie es inzwischen hochwertige Headsets gibt, so unterschiedlich sind auch deren Abstimmungen und damit der Klang. Nur weil ein Kopfhörer von seinem Hersteller als HiFi, Referenz oder High-End definiert wird, muss einem selbst das Klangbild nicht gefallen. Sound und dessen Empfinden sind eben individuell. Ich habe jetzt seit Wochen den Denon AH-D7200 auf den Ohren und bringe nun endlich meine durchgängig positiven Eindrücke zu Papier.


Denon blickt auf über 100 Jahre Erfahrung im Bereich des Audio zurück, davon über 50 Jahre beim Design von Kopfhörern – ein verdammt langer Zeitraum in immer schnelleren Zeiten. Was also gibt es Entspannteres, als abends der Hektik des Alltags zumindest für die Länge eines Albums zu entfliehen und sich einfach nur seiner Musik hinzugeben? Denn genau dafür ist der D7200 gemacht. Auch wenn das Modell nicht mehr der aktuellste HiFi-Kopfhörer auf dem Markt sein mag, so ist er dennoch noch immer ein großartiges Stück Technik mit einem ganz eigenen Design.

Technik – feinstes Holz als Werkstoff

Für die ganz eigene Individualität des AH-D7200 sorgen allein schon seine Schalen aus Walnuss. Diese sind aber nicht nur eine optische oder extravagante Spielerei für den Design-verliebten Hörer, sondern erfüllen tatsächlich einen klanglichen Zweck. Um den akustischen Eigenarten eines Kopfhörers entgegen zu wirken braucht es entsprechende Materialien.

Nachdem man beim Vorgänger D7100 Mahagoni verwendete, welches schon per Definition elitär erscheint, testete man bei Denon nun andere Holzarten, die ein detailreiches und warmes Klangbild ermöglichen und unerwünschte Resonanzen ausblenden sollen. Und so fiel die Wahl auf die Walnuss. Der D7100 scheiterte übrigens nicht an der Holz-Auswahl oder seinem Klang, sondern an seinem futuristischen Design, welches offenbar an jedem Geschmack vorbei entwickelt wurde und seiner Zeit scheinbar zu weit voraus war.


Aber nur eine Oberschale aus Nuss zu verwenden, macht noch lange keinen perfekten HiFi-Kopfhörer. Erst die bestmögliche Zusammenstellung einer jeden einzelnen Komponente macht am Ende das große Ganze und fügt alles zu einem großartigen HiFi-Kopfhörer zusammen. Bei Denon hat man mit zahlreichen Stoffen und Materialien experimentiert, um so einen eigenen Klang zu verwirklichen.

So dienen als Schallwandler 50 Millimeter „FreeEdge“-Membranen aus einer stabilen Nanofaser, die den Klangbereich von 5 bis 55.000 Hz bespielen sollen. Aber auch an die richtige Unterbringung wurde gedacht, denn die Treiber sind in Harzlagern untergebracht, die so einen stabilen Bewegungsspielraum ermöglichen, ohne dass sich etwas verbiegen könnte. Angetrieben wird das Ganze von einem kräftigen Neodym-Magneten.


Design – nicht nur für die Optik wichtig

Aber die beste Technik im Inneren ist nichts wert, wenn man sich nicht auch um all das kümmert, was die Ohrmuscheln halten soll. Bei Denon hat man sich nach dem Experiment D7100 wieder für ein klassisches Design entschieden, ohne jedoch an der Wertigkeit der Materialien zu sparen. Eine Mischung aus Schafs- und Kunstleder mit sauber verarbeiteten Nähten für den Kopfbügel, Kunstleder für die Muscheln und das alles zusammenhaltende, absolut perfekt gefräste Aluminium sorgen schon beim Auspacken für das gute Gefühl, etwas Hochwertiges erworben zu haben.

Die beiden wichtigsten Elemente für störungsfreien Klang sind die Aufhängung der Ohrmuscheln und die Buchsen für die Kabel. Quietschende oder knarrende Muscheln sind nicht nur in dieser Preisklasse ein absolutes No-Go, daher hat man bei Denon hier auf Kugellager zurückgegriffen, um die Muscheln kipp- und drehbar am Bügel zu halten, ohne dass störende Nebengeräusche auftreten.


Ebenso nervig sind Geräusche, die sich über das Kabel übertragen. Wie oft hat man diesen Effekt bei kabelgebundenen In-Ears? Das Kabel reibt über die Kleidung und ein schabendes Geräusch unterbricht die beste Passage des Lieblingssongs. Um dies zu verhindern sind die Kabelbuchsen des AH-D7200 schwebend im Gehäuse untergebracht. Auch das Kabel ist hochwertig verarbeitet. Eine sauerstofffreie 7N-Kupferverdrahtung im Inneren sorgt für bestmögliche Signalübertragung, außen ist das Kabel stoffummantelt und damit knicksicher.


Einen guten Kopfhörer zeichnet neben der dem Preis angemessenen Technik auch der Tragekomfort aus. Was nützt mir ein Headset, welches toll klingt, aber das nach kurzer Zeit Nackenschmerzen aufgrund hohen Gewichts oder Kopfschmerzen wegen eines schlecht verarbeitenden Kopfbandes auslöst? Auch wenn der Denon AH-D7200 gute 385 Gramm Gewicht mitbringt, so hatte ich durch die hochwertige Verarbeitung niemals das Gefühl, zu viel mit mir herumzutragen. Im Gegenteil, das Headset lädt durch seinen extremen Tragekomfort geradezu dazu ein, sich auch auf lange Hörsessions einzulassen. Der Druck auf den Ohren ist zumindest für meinen Durchschnittskopf so ausgeglichen, dass einerseits die Muscheln nicht drücken, aber andererseits genügend Halt vorhanden ist und damit für einen guten Abschluss der Akustik im Inneren der Muschel sorgt.


Das A und O – der Klang

Nun könnte man einen solchen Kopfhörer mit dem üblichen HiFi-Geschwurbel von Opulenz, Romantik, Körperhaftigkeit, Durchhörbarkeit (was soll das eigentlich sein?) und ähnlichem beschreiben, bei deren Erwähnung sich bei weniger HiFi-affinen Lesern die Augenlider kräuseln und Fragezeichen nach dem Verstehen auftreten. Man selbst neigt als einer derjenigen, die regelmäßig gutes bis sehr gutes HiFi hören und testen dürfen doch dazu, einen solchen Kopfhörer manchmal zu analytisch anzugehen und zu hören, statt sich einfach auf diesen einzulassen. Daher ist die Kunst wohl eher, verbal nicht in die Esoterik abzurutschen, sondern seine eigenen Eindrücke zwar mit entsprechender Euphorie, aber dennoch der gebotenen Sachlichkeit zu beschreiben.

Allerdings bin ich beim Denon AH-D7200 ziemlich euphorisch, weil dieser Kopfhörer mir bereits beim ersten Hören eine feine Gänsehaut verursacht und mir ein Grinsen ins Gesicht zaubert. Mich nimmt die Ausgewogenheit in allen Bereichen des Klangs auf Anhieb mit. Da sind die Bässe, die zwar im Gegensatz zu meinem persönlichen Referenz-Kopfhörer Focal Elegia intensiver und dynamischer aufspielen, aber dennoch nie in den Bereich von „Zu-Viel-des-Guten“ wie beim beyerdynamic T1 3. Generation abgleiten. Man spricht bei Bässen gerne von trocken und/oder dynamisch und das beschreibt den D7200 recht gut.


Auf der anderen Seite bin ich kein Fan von intensiven Höhen, die versuchen, jeden noch so spitzen Bereich eines Instruments hervorzuholen. Zu intensive Höhen schrecken mich ab und verursachen mir ein Pfeifen in den Ohren, weswegen ich den Test der Ultrasone Edition eleven gerne meiner Kollegin Veronique überließ. Aber auch hier findet der D7200 genau das Maß, welches ich beim Hören so mag.

Die eigentliche Stärke dieses HiFi-Headsets liegt aber für mich in der Darstellung von Stimmen. Einerseits können bei schlechter Abstimmung nervige und später unerträgliche Zischlaute entstehen, die umso intensiver werden, je eher man diese vernimmt, andererseits können Stimmen aber auch dumpf und zurückhaltend klingen. Dadurch verliert ein Kopfhörer an Natürlichkeit und Wärme. Gerade diese Natürlichkeit bei der Wiedergabe der verschiedensten Stimmen und Tonlagen stellt auch teure Kopfhörer vor eine Herausforderung. Nicht so den D7200, der hier mit einer fast schon beeindruckenden Lässigkeit aufspielt und das Gefühl vermittelt, bei der Aufnahme im Tonstudio in der ersten Reihe gelegen zu haben, um alles so originalgetreu wie möglich wiedergeben zu können. Das Zauberwort lautet hier Authentizität.

Auch wenn ich mich auf zahlreichen Messen inzwischen damit abgefunden habe, dass Jazz für Audiophile das Maß der Dinge ist, um vermeintliche Qualität erkennen zu können, so kann ich mich bei meinen Tests ganz meiner eigenen Stilrichtung widmen. Niemand kauft sich einen HiFi-Kopfhörer, nur um dann Musik zu hören, die man nicht mag. Deswegen musste meine Hard`n`Heavy Playlist auf Tidal auch für den Denon AH-D7200 herhalten.


Einer dieser Titel ist Heavy Is The Ocean von Bush. Natürlich zeichnet einen solchen Rock-Song immer die Lead-Gitarre aus, aber gerade dieser eher ruhigere Song lebt von Anfang an von der stets mit einem Hauch versehenen Stimme von Sänger Gavin Rossdale. Der D7200 bringt hier jede Note und Tonlage mit einer Wärme hervor, dass es bei einem Live-Auftritt kaum anders klingen könnte.


Ein eher ungewöhnlicher Song aus dem Bereich der harten und handgespielten Musik ist allein aufgrund seiner Länge von über 13 Minuten I`m The Mountain von Stoned Jesus. Dieser Song hat inzwischen bei YouTube über 15 Millionen Aufrufe, Grund genug, sich akustisch näher mit der ukrainischen Band zu befassen. Der Song wird von den klassischen Instrumenten Gitarre, Schlagzeug und Bass getragen und ist dennoch aufgrund seiner vielen unterschiedlichen Passagen und Tempowechsel schon allein deswegen hörenswert. Und genau diesen so differenzierten Passagen kann man sich mit dem D7200 entspannt hingeben und dem Wechsel zwischen Dynamik und Zurückhaltung lauschen.


Natürlich hängt die Wiedergabe jeder Musik immer vom zuspielenden Medium, der Qualität und Abstimmung des Songs und des Receivers oder Kopfhörerverstärkers ab, an dem der D7200 hängt. Aber egal ob hier ein Vinyl-Album neuerer Pressung oder aber der digitale Stream für die Zuführung von Klang sorgten, stets hatte ich das gute Gefühl, den Denon AH-D7200 einfach nur zu mögen und hätte ich mir nicht bereits meinen Focal gekauft, den Denon vielleicht an dessen Stelle erworben zu haben. Aber es kann nach diesem Test gut sein, dass auch der Denon hier noch sein Plätzchen findet. Gute Kopfhörer kann man nicht genug haben.

Fazit:

Wer auf einen warmen Klang mit lebendiger Stimme und angemessenem Bass steht und obendrein nicht über jeden gespielten Song nachdenken, sondern diesen einfach nur genießen will, wird mit dem Denon AH-D7200 mit Sicherheit glücklich, auch wenn das Modell schon einige Zeit verfügbar ist. Mir haben die Abstimmung und die damit breite Bühne auf Anhieb gefallen und es tut doch ein wenig weh, dass der Kopfhörer nun zurückgeht. Ich hatte an dem jetzt doch eine lange Zeit meinen Spaß.

Denon selbst bezeichnet den D7200 nicht umsonst noch immer als Referenz-Kopfhörer, in diesem Fall ist der Begriff tatsächlich angebracht und wird nicht inflationär verwendet. Der Preis ist mit 449€  inzwischen auch in einem Bereich angekommen, in dem man auch über die Anschaffung eines HiFi-Kopfhörers nachdenken kann, zumal es wenige Alternativen gibt und andere, qualitativ ähnlich einzuordnende Headsets erst im knapp vierstelligen Bereich beginnen.



Link zum Hersteller: Denon AH-D7200