Im Test: Ergo-Dual-QHD-Monitor LG 27QP88D-B – doppelt hält besser

Ausreichender Platz auf dem Schreibtisch ist ein hohes Gut. Aber gerade diejenigen, die mit zahlreichen Anwendungen hantieren müssen, die regelmäßig zahlreiche Programme in verschiedenen Fenstern geöffnet haben, kommen irgendwann um einen zweiten Monitor nicht herum. Und spätestens jetzt stellt sich die Frage, wohin eigentlich mit dem zweiten Monitor? Ein zweiter Standfuß und weitere, meist lose herumliegende Kabel sorgen über kurz oder lang für noch mehr Unordnung und Chaos am Arbeitsplatz. Gut, dass der Display-Spezialist LG hier jetzt mit dem LG 27QP88D-B die nahezu perfekte Lösung anbietet.

Im November 2020, also vor genau zwei Jahren, hatten wir mit dem LG 27QN880 >>> den ersten Monitor mit der Bezeichnung Ergo zum Test. Das Display zeichnete sich durch ein ausgeklügeltes Halterungssystem aus, welches statt des üblichen, meist raumgreifenden Standfußes eine neue Art der Montage ermöglichte. Und nun hat man dieses Solo-System auf eines für zwei Monitore erweitert. Durch diese massive Befestigungsmöglichkeit scheinen die Monitore statt auf dem Tisch zu stehen und kostbaren Platz zu beanspruchen, tatsächlich über der Platte zu schweben.

Allerdings ist der Karton für zwei Monitore, die Befestigung und zahlreiche Kabel dann auch entsprechend groß und schwer, ganze 23,5 Kilogramm darf der Paketbote transportieren. Alles ist aber nach dem Öffnen sauber sortiert, so dass hier keine Nervosität aufkommen sollte. Auch wenn man schon zahlreiche Displays aufgestellt hat, sollte man für dieses System dringend die Anleitung zur Montage zur Hand nehmen – sonst baut man wie ich alles noch einmal auseinander und erneut zusammen, weil man den Handgriff vergessen hat zu montieren. Und ganz wichtig: Je schmaler die Schreibtischplatte ist, desto versetzter nach links oder rechts muss die Halterung angebracht werden, um die Monitore später möglichst weit nach hinten schieben zu können und so mehr Platz zu schaffen.

Hatte ich beim Aufbau vor zwei Jahren noch das Problem, dass die Tischplatte nicht genügend Stärke hatte und die Schraubzwinge daher mit einen zusätzlichen Stück Holz auf das entsprechende Format gebracht werden musste, so stellt sich dieses Problem jetzt nicht mehr. Man hat die Problematik bei LG offenbar erkannt und liefert zur Befestigung nun eine Schraubzwinge mit Rasterung mit, die tatsächlich selbst an zierliche Regalböden aus dem Baumarkt sicher angebracht werden kann.

Allerdings stimmt hier offenbar die Größenangabe in der Anleitung nicht, denn diese ist mit einer Stärke der Platte von mindestens 75 Millimetern angegeben. Ich gehe davon aus, dass hier maximal 75 Millimeter gemeint sind. Meine Schreibtischplatte misst nur 25 Millimeter und alles hält dennoch einwandfrei. Das muss auch so sein, denn das gesamte System bringt gut 17 Kilogramm auf die Waage. Selbstverständlich lässt sich alles auch an bereits mit einer Bohrung versehenen Schreibtischplatte nutzen, vorausgesetzt die Öffnung beträgt mindestens 45 Millimeter.

Zum Packungsinhalt gehören zur Montage einzig sechs einzelne Schrauben und ein Sechskantschlüssel. Damit wird der Griff befestigt, der das Verschieben der Monitore ermöglicht, ohne dabei auf das Display fassen zu müssen, sowie die Querverbindung, die an ihren Enden dann die Monitore aufnimmt. Da das System offenbar auch für zwei 24 Zoll Monitore konzipiert ist, zieht man zum Abschluss die Aufnahmen für die Displays auf die vorgegebene Position für 27 Zoll. Die Monitore selbst werden nur eingeklickt, fertig ist der vollständige Aufbau und man kann das erste Mal testen, ob die Position der Bildschirme zur üblichen Sitzposition passt.

Die Halterung erlaubt zahlreiche Einstellungen der Displays, so sind eine Neigung von -30 bis 35 Grad und das Schwenken von -335 bis 335 Grad, sowie eine Höhenverstellung von 150 Millimetern möglich. Das ist bis hierhin nichts Besonderes, denn erst die Ergo-Halterung macht das gesamte System so außergewöhnlich. So können die Bildschirme um ganze 21 Zentimeter in der Tiefe bewegt werden und beide lassen sich unabhängig voneinander um 90 Grad in Pivot-Stellung drehen. Dazu kommt eine fast vollständige Drehung der Halterung im Kreis, so dass auch das Gegenüber im Büro in den vollen Genuss des LG 27QP88D-B kommt. Möchte man die Monitore übereinander anbringen und so einen Bildschirm im Format 16:18 erhalten, muss allerdings die Halterung umgebaut werden. Aber auch dies ist in der Anleitung ordentlich beschrieben. Somit ergibt sich für das gesamte System ein bisher kaum für möglich gehaltener Einsatzbereich mit ungeahnter Bildschirmfläche.

Hat man alles den eigenen Wünschen entsprechend ausgerichtet, beginnt nun der Anschluss an den PC. LG liefert gleich zwei Display-Port Kabel mit, so dass die Bildschirme sofort in Betrieb genommen werden können. Nun verfügen aber eben solche Grafikkarten, die beim eher klassischen Büro-PC zum Einsatz kommen, in den seltensten Fällen über zwei Display-Port Ausgänge für zwei Monitore. Und selbst wenn dies der Fall wäre, so wäre das gesamte System trotz der neuartigen Halterung fast witzlos. Warum zwei Displays getrennt voneinander anschließen? Bei LG setzt man also auf Daisy Chain. Diese „Kette aus Gänseblümchen“ ermöglicht die serielle Verschaltung mehrerer Komponenten, in diesem Fall also zwei Displays in Reihe, eben wie die Glieder einer Kette.

Hier wird der erste Monitor – und es spielt keine Rolle, ob dies das linke oder rechte Display ist, beide sind ohnehin identisch – per Display-Port Kabel mit der Grafikkarte verbunden. Dieses Kabel geht in den Display-In Eingang. Das zweite Kabel wird nun am Display-Out angeschlossen und am zweiten Monitor in den Display-In Eingang geführt. In den Einstellungen des ersten Monitors wird nun noch die Funktion DP Ausgang aktiviert, fertig ist die Verkabelung. Wer hier im Gegensatz zu mir mehr Ordnung oder Ästhetik wünscht – schließlich muss die Teststellung in Kürze wieder zurück an LG, so dass sich ein aufwendiges Kabelmanagement im Testzeitraum nicht lohnt –  führt sämtliche Kabel durch die Halterung. Diese ist hohl, so dass am Ende nicht ein Kabel lose herumhängt.

Sitzt man nun erstmalig vor seiner gewaltigen Wand aus Display-Fläche geht es an die Sortierung seiner Anwendungen. Da ist bei mir ständig der Browser geöffnet, dazu kommt beim Schreiben nicht nur dieser Zeilen Microsoft Word, nebenbei ruft man Mails ab und zur Bearbeitung diverser Bilder aus zu veröffentlichenden Pressemitteilungen muss zusätzlich auch eine ausreichende Fläche für Corel Photo-Paint bereit stehen. Und allzu häufig genieße ich es, abends in aller Ruhe zu arbeiten. Daher muss in einem weiteren Fenster nebenbei WOW TV oder DAZN mit Sport gestreamt werden können. All dies ginge auch auf meinem üblichen Arbeitsplatz-LG-Monitor mit 34 Zoll, aber erst beim Einsatz von zwei Monitoren gleichzeitig wird mir bewusst, welch immens große Fläche mir zur Verfügung steht und wie aufgeräumt gleichzeitig mein Schreibtisch ist.

Nun kann man seine Anwendungen in Form und Größe anordnen, wie man das möchte, dennoch stellt LG mit der OnScreen Control zusätzlich eine Software zur Verfügung, welche die Monitore mit der Funktion Screen Split in unterschiedlichste Bereiche trennt. So ist es möglich, den Bildschirm einfach nur zu teilen oder aber diesen in bis zu acht Segmente aufzuteilen. Bei zwei Displays ergibt sich also hier eine Aufteilung von bis zu 16 Fenstern.

Dass dabei jedes einzelne Fenster im Querformat dann nur noch eine Fläche von 640 x 720 Pixel auflöst, sollte man aber vorher bedenken – Übersichtlichkeit geht anders und selbst bei der Aufteilung auf sechs Fenster wird man mitunter Schwierigkeiten haben, Inhalte zu erkennen.

Und dennoch hält man mit der Software tatsächlich Ordnung auf dem Bildschirm, auch ganz einfach deshalb, weil jedes Programm wieder in dem ihm zugewiesenen Fenster startet. Zusätzlich lässt sich über HDMI auch ein PIP (Picture in Picture) bewerkstelligen, wenn ein zusätzliches externes Gerät angeschlossen wird. Teilen sich mehrere Personen den Arbeitsplatz, so kann auch ein Laptop per USB-C Kabel an einen Monitor angeschlossen werden und einen Bildschirm nutzen.

Die Möglichkeiten, das LG 27QP88D-B System nach eigenen Vorstellungen zu nutzen, sind fast unbegrenzt. Programmierer, die naturgemäß gerne möglichst viel Code vor den Augen haben oder Filmemacher, die aufgrund mehrerer Film- und Tonspuren viel Platz benötigen, drehen einen Monitor um 90 Grad und nutzen diesen als Pivot-Display hochkant. So bleibt in diesen Bereichen die Übersichtlichkeit gewahrt. Beim profanen Bearbeiten von Excel-Tabellen können diese aufgrund ihres Umfangs auch mal den kompletten Bildschirm einnehmen. Da war bisher kein Platz mehr für weitere Anwendungen oder man wechselte zwischen verschiedenen Programmen hin und her. Nun läuft auf einem Display in voller Breite Excel, während man gleichzeitig auf dem anderen seinem Job nachgehen kann.

Beide Monitore sind technisch vollkommen identisch und kommen auf der Rückseite mit einigen Anschlussmöglichkeiten daher. So stehen neben den bereits erwähnten Display-Port In und Out auch ein HDMI-Eingang, ein USB-C Eingang, zwei USB-A Eingänge (Version 3.0) und ein Klinkenanschluss zur Verfügung.

Jedes 27 Zoll IPS-Display bietet eine native QHD-Auflösung von 2560 x 1440 Pixeln, dazu kommen zahlreiche über das Menü einstellbare Bildmodi, die je nach Anwendung zum Einsatz kommen können. Bereits seit Jahren bewährt, verzichtet man bei LG auf Knöpfchen oder Schalter rund um das Display. Zu sämtlichen Einstellungen gelangt man über einen Joystick am unteren Rahmen. Schaltbar in vier Richtungen stehen dem Anwender somit alle Möglichkeiten zur Verfügung, das Display den eigenen Bedürfnissen entsprechend anzupassen.

Ein Druck auf den Button öffnet das Menü, hier kann im Punkt Bildeinstellung auf einfache Art und Weise das Bild angepasst werden. Von Lebendig, über Leser oder Cinema stehen hier einige voreingestellte Werte zur Verfügung, die sich aber allesamt ändern und anpassen lassen. Wer sich alles selbst justieren möchte, korrigiert in den Einstellungen Schärfe, Helligkeit und Kontrast. Die Bildqualität ist LG-typisch einwandfrei und durch HDR10 und der konsistenten Farbdarstellung mit 99% sRGB lassen sich sogar Filme streamen.

Nutzt man das Display zusätzlich auch zum gelegentlichen Gaming, lassen sich hier verschiedene Reaktionszeiten und der Schwarz Stabilisator einstellen. Allerdings sollte man dabei bedenken, dass LG mit den UltraGear-Modellen zahlreiche, speziell auf schnelle und farbenfrohe Spiele angepasste, hervorragende Gaming-Monitore anbietet. Das hier vorgestellte System ist dann doch eher auf Arbeit und entsprechende Anwendungen ausgelegt. Dazu passt auch, dass die Displays über keine Lautsprecher verfügen. Sound greift man entweder über ein Headset oder ein entsprechendes Lautsprecher-System ab.

Fazit:

LG hat mit dem 27QP88D-B konsequent weitergedacht. Bereits vor zwei Jahren führte man das neue System zur Halterung von einem Monitor ein, nun sind es sogar deren zwei. Auf der firmeneigenen Website wird mit dem Spruch geworben „Um Sie herum konzipiert“ und das bringt es auf den Punkt. Selten war man mit seinen Displays so flexibel, ohne bis dahin den eigenen Schreibtisch durcheinander zu bringen. Der neue Schwenkarm bietet nun zahlreiche neue Möglichkeiten, den Arbeitsplatz flexibel und den eigenen Ansprüchen entsprechend anzupassen.

Dazu kommt die von LG bekannte Qualität bei den beiden Displays. Zahlreiche Anschlussmöglichkeiten und ein einwandfreies Bild bieten alles, was man zum Arbeiten benötigt. Und wenn es zwischendurch das YouTube Video oder der Stream der Lieblingsserie sein sollen, spielen die beiden Bildschirme auch dabei problemlos mit. Für nicht ganz 700€ erhält man als Anwender die ultimative Flexibilität in Sachen Büro und Home-Office.


Link zum Hersteller: LG 27QP88D-B