Nach dem bereits hier getesteten UltraGear OLED 27GR95QE hat sich LG gar nicht erst lange bitten lassen und gleich einen zweiten OLED Gaming Monitor auf den Markt gebracht. Der LG UltraGear OLED 45GR95QE bringt satte 45 Zoll Bildschirmdiagonale mit starkem Curve auf den Schreibtisch, die mich sofort komplett in das Spiel eintauchen und fast alles drumherum vergessen lassen.
Mir wurde erst richtig bewusst, wie groß ein 45 Zoll Widescreen Monitor eigentlich ist, nachdem er aufgebaut auf meinem Schreibtisch stand. Im ersten Moment war ich ein wenig erschlagen, aber nach den ersten Eindrücken in verschiedenen Spielen wich dieses Gefühl ganz schnell der Begeisterung und Faszination für ein Maß an Immersion, welches ich so noch nicht erlebt hatte.
Der große Bruder des LG UltraGear 27GR95QE kommt mit dem gleichen OLED Panel und demnach auch mit ähnlichen technischen Spezifikationen, die mich schon beim 27 Zöller überzeugt hatten. Die Bildwiederholungsrate von 240Hz mit 0,03ms Reaktionszeit (GtG) sind für Videospiele hervorragende Werte und ermöglichen scharfe Bilder frei von Ghosting und Tearing. Passend dazu steht auch das Kontrastverhältnis von 1,5Mio zu 1, HDR10 und über eine Milliarde Farben im DCI-P3 Farbraum (98,5% typ.) für eine herausragende und dynamische Bildwiedergabe.
Zweimal HDMI 2.1, einmal DisplayPort 1.4, USB 3.0 – davon 1 up, 2 down – Kopfhöreranschluss und ein optischer Audioausgang lassen dabei keine Wünsche nach Anschlussmöglichkeiten offen. Eine Hardwarekalibrierung über das LG Calibration Studio ist auch hier ebenfalls möglich. Den Unterschied macht also die immense Größe. Eine 45 Zoll Bildschirmdiagonale im 21:9 Format mit 3440 x 1440 Pixeln zieht den gesamten Fokus am Schreibtisch auf sich.
Mein eigenes Setup ist mit einem 27 Zoll Monitor angenehm ausgeglichen und offen genug für sämtliche Peripherie oder gar kleine Dekorationen. Für den OLED 45GR95QE musste das alles weichen oder umplatziert werden, da er alleine schon einen ganzen Meter Breite in Anspruch nimmt. Zusätzlich ist der Monitor gute zehn Zentimeter höher und ragt nicht nur aufgrund des Curve weiter in den Raum als ein klassischer Flachbildschirm.
Der Standfuß kommt mit der Kabelführung zum Anstecken und ist ein ganzes Stück tiefer. Dieser nimmt hinter dem Monitor selbst auch mehr Platz ein, wodurch die Bildfläche auf dem Tisch an sich näher an mich heranrückt. Bei einem so großen Bild direkt vor mir kommt die Krümmung ins Spiel, die mit einem Radius von 800mm einzigartig stark ausfällt. Dadurch wird ein großer Teil des Sichtfeldes rechts und links abseits des Screens abgedeckt und das Eintauchen in die Spielwelt fällt noch leichter, man wird förmlich vom Spiel aufgesogen.
Die Entspieglung der Oberfläche in Verbindung mit dem 178° Betrachtungswinkel trägt dazu bei, dass an jeder Stelle das Bild gleichmäßig hell oder dunkel bleibt und trotz der Krümmung dennoch keine Verzerrungen auftreten. Farben und Schwarz kommen so unabhängig von der Sitzposition immer sehr gut zur Geltung. Durch die Krümmung können allerdings Reflexionen von anderen Lichtquellen etwas leichter auftreten.
Die Benutzeroberfläche lässt mich schnell und einfach auf alle notwendigen Funktionen zugreifen, welche Audioausgabe oder Bildanpassungen steuern. Diese sind beim LG UltraGear OLED 45GR95QE im Gegensatz zu den bisherigen Gaming-Monitoren noch um die Funktionen Picture by Picture (PbP) und Picture in Picture (PiP) Einstellungen erweitert. Die Größe macht es eben möglich.
So kann ich zwei verschiedene Eingabegeräte nebeneinander anzeigen lassen oder sogar eine Anzeige in verringerter Größe in einer der Ecken des Bildes über die andere legen. Als Benutzer dafür die richtigen Einstellungen zu finden erfordert ein wenig Einarbeitung, hängt aber vor allem davon ab, wie die Geräte selbst – in meinem Fall zwei Gaming-PCs – auf sich verändernde Skalierungen reagieren. Monitorseitig ist das aber sehr einfach und übersichtlich gestaltet.
Trotz seiner einnehmenden Diagonale hat der LG OLED 45GR95QE eine gewisse Eleganz an sich, die vom unverkennbaren UltraGear Design stammt. Der schmale Rand und schlanke V-Fuß lassen trotz der feinen Formgebung das Bild im Mittelpunkt stehen. Der reflektierende Glasstreifen am unteren Rand des Displays, welcher den Empfang von Signalen durch die mitgelieferte Fernbedienung beherbergt, ist hier weit weniger auffallend als beim 27 Zoll Modell.
Auch hier befindet sich auf der Rückseite eine sechseckige Abdeckung für die Technik und Verbindung zum Standfuß, verziert mit dezentem Wabenmuster und LED Streifen an den Rändern. Diese sind in verschiedenen Farben und Helligkeiten einstellbar und sorgen für ein angenehmes Ambiente im Hintergrund. Größten Einfluss auf das gesamte Wirken des Monitors hat aber der Bildschirm an sich, der so unfassbar dünn gehalten ist. So wirkt das Gesamtbild deutlich weniger wuchtig, als man bei so einer Größe mit Curve vermuten mag. Die Designer haben es geschafft, hier trotz der immensen Diagonale eine optische Leichtigkeit zu vermitteln, die sonst nur bei weitem kleineren Displays vorbehalten ist.
Es stellt sich die Frage, warum man sich einen 45 Zoll Monitor mit 21:9 Curved-Format auf den Schreibtisch stellen möchte, wenn doch ein Setup mit einem Haupt- und einem Zweitmonitor eine vielleicht größere Arbeitsfläche bietet? In den meisten Fällen kann man für den zweiten Bildschirm sogar auf eine preiswerte Alternative zurückgreifen, da dieser geringere Ansprüche erfüllen kann, als der Monitor, auf dem dann letztendlich die Spiele laufen.
Manche Spiele und Spielweisen bevorzugen sogar ein Dual Monitor Setup aus dem einfachen Grund, dass man so übersichtlich und einfach die Kommunikation zwischen Mitspielern oder gar sogar Übersichten von Strategien überwachen kann. Zusätzlich sind nicht alle Spiele kompatibel mit einem 21:9 Format. Dazu zählt auch Elden Ring, das aufgrund seiner bewusst implementierten Limitationen nur in 16:9 mit 60FPS wiedergegeben werden kann.
Anders verhält es sich mit Path of Exile. Die Lebens- und Mana-Anzeigen sind an den Bildschirmrand gebunden und rücken dadurch sehr weit nach außen, was es beim LG UltraGear OLED 45GR95QE schwieriger macht, diese wichtigen Informationen im Blick zu behalten. Zusätzlich gibt über 120 passive Skillpunkte zu vergeben, weswegen das Charakterbuilding-Tool gerade mit neuen Charakteren bei mir eigentlich dauerhaft auf dem Zweitmonitor offen bleibt, um nicht nach jedem Level Up raus- und reintabben zu müssen.
Ein Widescreen hat aber dennoch seine ganz eigenen Vorteile. Mit der größeren Bildfläche lässt sich eine Reihe von Fenstern bequem nach den eigenen Vorlieben anordnen. Windows 11 ist dabei um einiges benutzerfreundlicher gestaltet und ermöglicht es sehr einfach, ein Raster an notwendigen Programmen neben- und übereinander offen zu haben. In Strategie und Aufbauspielen ist die Größe ein riesiger Vorteil gegenüber den Mitspielern oder vom Spiel gesteuerten Gegner.
Das fiel mir besonders in Stellaris auf, in welchem man von einem Sternensystem ausgehend, eine ganze Galaxie erkunden und sein intergalaktisches Reich so weit wie möglich ausbreiten möchte. Politische oder militärische Gefahren schnell lokalisieren zu können und entsprechend darauf reagieren zu können. Ohne groß suchen zu müssen, wo sich eigene Schiffe aufhalten, kann das den Unterschied zwischen Fortschritt oder Krisenzeiten ausmachen.
Ähnlich verhielt es sich in Diablo IV. Manche Fähigkeiten von Spielern oder Gegnern reichen weit über den Bildschirmrand hinaus. Das größere Sichtfeld macht es damit einfacher, Attacken auszuweichen oder rechtzeitig ein Schild zu wirken. Die Entwickler „Blizzard Entertainment“ sind zudem bekannt für ihre herausragend guten Filmsequenzen. In Verbindung mit dem Bildqualitäten des LG UltraGear OLED 45GR95QE, der großen Bildfläche und dem Curve kam mir da regelrecht Gänsehaut.
Seine immersiven Fähigkeiten zeigt der Monitor aber am Besten in Spielen mit First Person Perspektive. Auch wenn ich alle Bilder und Sequenzen in Cyberpunk oder Sons of the Forest schon einmal mit dem OLED 27GR95QE gesehen hatte, war das Spielgefühl dennoch ein ganz anderes. Man vergisst schnell, dass man eigentlich vor einem riesigen Curved-Monitor sitzt und kann sich so noch besser in die Charaktere und Situationen hineinversetzen.
Meine Liebe zu Rollenspielen wurde aus einem kleinen Gedanken heraus von Forza Horizon 5 stark überschattet. Ich habe zwar keinen Führerschein aber mit dem OLED 45GR95QE war ich dem realen Fahren auf der Straße so nahe wie noch nie. Forza habe ich schon auf mehreren Fernsehern und Bildschirmen spielen können und eine große Bildfläche dabei immer bevorzugt.
Das erweiterte Sichtfeld hat mehrere Auswirkungen auf das Spielgefühl. So hat man je nach Fahrzeug dauerhaft die Seitenspiegel im Bild und ohne die Kamera drehen zu müssen fällt es leicht, sich trotzdem auf die Straße und das Fahren zu konzentrieren. Leicht den Blick nach links zu richten, anstatt das ganze Bild zu verändern, um zu sehen, was neben mir los ist und ob man unfallfrei zum Überholen ausscheren kann, macht den bisher ungeahnten Unterschied.
Zudem bekommt man aus dem Augenwinkel einfach mehr von der Umgebung mit. Diese zieht noch schneller an mir vorbei und ich bekomme so ein noch besseres Gefühl der eigenen Geschwindigkeit. Der gekrümmte Bildschirm könnte mir kaum besser das Gefühl vermitteln, selbst hinter dem Lenkrad zu sitzen, die realistische Grafik des Spiels wird vom Monitor obendrein unfassbar gut wiedergegeben. Mit den entsprechend hochauflösenden Grafik- und Raytracing-Einstellungen verwischen die Grenzen zwischen Pixeln und Realität.
Der Wechsel zwischen verschiedenen Belichtungsverhältnissen, fährt man aus dichtem Wald auf eine Brücke über einen Fluss, ist jedes Mal wieder ein Highlight. Ebenso faszinierend wirken Reflexionen auf der Motorhaube oder gar in der eigenen Windschutzscheibe. Mit dem Blick Richtung Horizont unter nahtlosen Übergängen zwischen Blautönen im Himmel und Schatten in den Wolken fuhr ich stundenlang einfach nur durch die offene Welt von FH5 und genoss was mir Spiel, PC und Monitor zu bieten hatten. Und das alles auch noch bei bis zu 240Hz und ganz ohne Ghosting oder Tearing. Größe macht eben doch den Unterschied.
Fazit:
Nach meinen Erfahrungen mit den bisher getesteten UltraGear-Displays von LG hatte ich hohe Erwartungen an den LG UltraGear OLED 45GR95QE. Auch wenn er größtenteils mit den gleichen Spezifikationen ausgestattet ist wie der kleinere OLED 27GR95QE, hat der 45 Zöller vor allem beim Thema Immersion durch das tief gebogene Display die Nase ganz weit vorn. Noch mehr kann man mit einem Display nicht in ein Spiel abtauchen, lediglich eine VR-Brille bietet hier noch mehr.
Für High-End Enthusiasten, welche eben keine VR-Brille verwenden wollen oder können, aber dennoch die Außenwelt vergessen und ihre Spiele in vollsten Zügen genießen wollen, bleibt mit dem UltraGear 45GR95QE kein Wunsch offen. Die OLED-typische Bilddynamik mit grandiosen Farben, schnellen Reaktionszeiten bei 240Hz und großer Bildfläche dank Curve fügen sich hier zu dem Vorzeigemodell für Gaming Monitore zusammen. Jetzt muss ich hier nur noch zahlreiche weitere Beiträge schreiben, um mir diesen Monitor leisten und auf den Tisch stellen zu können, aber der ist mit den momentan aufgerufenen 1798,99€ auch jeden Cent wert.
Link zum Hersteller: LG UltraGear 45GR95QE