Im Test: Pro-Ject VC-E2 Plattenwaschmaschine – auch Rillen brauchen Pflege

Ich durfte mich für diesen Testbericht mit der Pro-Ject VC-E2 befassen und muss gestehen, dass ich noch nie zuvor ein solches Gerät in den Händen hatte. Bisher hatte ich mir also noch nie Gedanken darüber gemacht, warum man Schallplatten auch nass reinigen sollte? Aber je mehr ich mich mit der Thematik Reinigung von Vinyl befasste, desto mehr bemerkte ich, dass eine solche Maschine durchaus Sinn macht. Bei der Pro-Ject VC-E2  handelt sich also um eine kompakte Schallplattenreinigungsmaschine, welche Schmutz und Staub in wenigen Schritten zuverlässig entfernen soll.

Jeder Schallplattenhörer hat bestimmt schon einmal eine Platte aufgelegt, die vor oder während des Abspielens knisterte, knackte und rauschte. Früher habe ich angenommen, dass dies Teil des Schallplattenhörerlebnisses sei, doch dem ist nicht so. Der Grund für das Knacken sind Schmutzpartikel auf der Schallplatte.

Dieser Schmutz entsteht meist durch die immer noch durch die Hersteller verwendeten Papierhüllen, in welche das Vinyl gelegt wird. Auch wenn Papier fest erscheinen mag, entsteht bei der Entnahme oder dem Wiedereinlegen der Platte in diese Hülle feinster Papierstaub, der sich in den Rillen festsetzt. Durch diese Partikel kommt es zu einem Hüpfen der Nadel, wodurch die korrekte Tonabnahme gestört und der Klanggenuss getrübt wird. Der Pro-Ject VC-E2 soll hier also Abhilfe schaffen.

Ich bin Plattenspieler-Fan und seit kurzem auch Vinyl-Sammlerin. Einige meiner Platten habe ich von meinen Großeltern geerbt. Diese Schallplatten sind mindestens 20 Jahre alt und wurden Zeit ihres Lebens noch nie gereinigt. Sie stellen also die perfekten Versuchskaninchen für die Schallplattenreinigungsmaschine von Pro-Ject dar.

Der Pro-Ject VC-E2 präsentiert sich als kompaktes Gerät in einem eleganten, minimalistischen Design. Das Aluminiumgehäuse mit den schwarzen Applikationen verleiht der Maschine ein hochwertiges Aussehen, so dass es keinen Anlass gibt, die Waschmaschine nach der Benutzung gleich wieder in ihrem Karton verschwinden zu lassen. Zum Lieferumfang gehören eine zweiteilige Magnetklemme, in welche die Platte eingelegt wird, eine Ziegenhaarbürste zum Verteilen der Reinigungsflüssigkeit, ein Vakuumarm mit Samtlippe, welcher die Flüssigkeit von der Schallplatte absaugt und eine 100ml Flasche des besagten Reinigungsmittels. Dieses muss laut Hersteller nun nicht mehr verdünnt werden, sondern kann direkt aufgetragen werden.

Desweiteren sind ein Netzkabel, eine Lüftungsabdeckung, eine Ersatzsamtlippe, sowie Abstandsringe, Schrauben und passendes Werkzeug enthalten. Die Montage ist sehr simpel und mithilfe der Bedienungsanleitung kann das Gerät mit wenigen Handgriffen einsatzbereit gemacht werden.

Die Reinigung der Schallplatte wird mit dem Pro-Ject VC-E2 zum Kinderspiel. Zunächst suchte ich mir aus der Plattensammlung meiner Großeltern mein erstes Versuchsobjekt heraus. Bei diesen alten Vinyls handelt es sich um eine wilde Mischung von NDW-Platten, 80er Mix Sammlungen und Dschingis Khan Alben. Ich habe natürlich jede der zu testenden und reinigenden Platten vorher probegehört, um nach der Reinigung den Vorher-Nachher Unterschied beurteilen zu können. Dieser Produkttest war für mich nebenbei auch eine musikalische Horizonterweiterung, denn der Musikgeschmack meiner Großeltern unterscheidet sich enorm von meinem eigenen.

Die ausgewählte Schallplatte wird auf den Plattenteller aufgelegt und mit der magnetischen Plattenklemme gesichert. Anschließend wird die Maschine über den Hauptschalter eingeschaltet. Der Plattentellermotor wird über den Schalter mit der Aufschrift „Motor“ bedient. Dabei kann zwischen beiden Laufrichtungen hin- und hergeschaltet werden, also im oder gegen den Uhrzeigersinn.

Läuft der Motor, wird ein wenig der Reinigungsflüssigkeit aufgetragen und mit der Ziegenhaarbürste gleichmäßig verteilt. Anschließend wird die Laufrichtung der Platte gewechselt und das Prozedere wiederholt, bis die Flüssigkeit überall gut verteilt ist. Nach einer kurzen Einwirkzeit kann die Flüssigkeit mit den gelösten Staubpartikeln abgesaugt werden. Dazu wird zuerst der Vakuumarm in Position gebracht und dann der Motor eingeschaltet. Der Sauger wird über den Schalter „Vacuum“ bedient.

Der Saugvorgang selbst ist recht laut, ähnlich wie bei einem normalen Staubsauger. Der Hersteller gibt an, dass bereits zwei Umdrehungen genügen, um das Reinigungsmittel samt Verschmutzungen von der Schallplatte zu entfernen. Ich habe die Platte zwei Umdrehungen im Uhrzeigersinn und zwei Umdrehungen dagegen trocknen lassen. Hinter meinem Vorgehen steckt keine Erfahrung, ich bin hier einfach nach Gefühl vorgegangen. Nach diesem Schema habe ich auch die zweite Seite der Schallplatte und alle weiteren Platten gereinigt. Nach einer ersten optischen Begutachtung konnte ich bereits erkennen, dass das Vinyl frei von Staub war und wieder glänzte.

Bei der Reinigung stark verschmutzter Platten sollten die Samtlippe und die Ziegenhaarbürste regelmäßig vom abgelagerten Schmutz befreit werden, damit die weiteren Platten während der Reinigung nicht zerkratzen. Nach Beendigung des Reinigungsprozederes sollte der Vakuummotor für 15-30 Sekunden laufen, um die Restflüssigkeit vom Motor und vom gesamten System abzusaugen. Der Tank für die abgesaugte Flüssigkeit verfügt über ausreichend Kapazität für zahlreiche Reinigungsvorgänge, so dass eine Entleerung nur selten erforderlich ist.

Nun war ich natürlich sehr gespannt, ob es neben dem optischen auch einen hörbaren Unterschied gibt? Eine blitzsaubere Platte ist ja schick anzusehen, aber nicht wirklich der Sinn eines solchen Geräts. Aber tatsächlich, vor der Reinigung war der Klang etwas dumpf und verrauscht, abgesehen vom bekannten Knistern und Knacken. Davon ist beim Abspielen der Platte nach der Reinigung nichts mehr zu Hören.

Ich war ehrlich überrascht, wie deutlich hörbar der Unterschied war und wie klar und sauber die Musik wieder klingt. Selbst den ältesten Scheiben, die ich hier in der Sammlung fand, konnte nach der Reinigung ein nicht mehr für möglich enthaltener Klang entlockt werden, auch wenn wie bereits erwähnt, mein persönlicher Musikgeschmack definitiv ein anderer ist. Aber wie oft findet man in entsprechenden Läden oder auf Flohmärkten eine Scheibe, die man für einen kleinen Taler mitnimmt und deren Klang nach Jahren der Tristesse in der Hülle hörbar gelitten hat?

Genau für solche Gelegenheiten ist die Pro-Ject VC-E2 die ideale Lösung, nämlich dem Vinyl wieder akustisches Leben einzuhauchen. Aber auch neue Schallplatten sollten vor dem ersten Abspielen einer gründlichen Reinigung unterzogen werden, denn auf diesen befindet sich noch das Trennmittel, welches benötigt wird, die frisch gepresste Platte im Werk aus der Vorlage zu lösen. Ohne dieses Mittel würde das Vinyl anhaften. Reinigt man seine neue Schallplatte nicht, sammelt sich dieses Trennmittel über kurz oder lang auf der Nadel und verändert damit nicht nur den Klang, sondern verkürzt auch die Lebensdauer des Tonabnehmers.

Fazit:

Ich bin absolut begeistert vom Pro-Ject VC-E2. Die Bedienung ist super leicht und der Reinigungsprozess geht schnell und unkompliziert von der Hand. Und als Maschinenbauingenieurin muss ich an dieser Stelle meinen inneren Nerd rauslassen. Ich liebe gute Technik und bin damit ein großer Fan der magnetischen Plattenklemme. Hier wurde eine einfache mechanische Lösung gefunden, um die Platten sicher und fest zu arretieren. Es müssen keine Schrauben verwendet werden, die noch zusätzliches Werkzeug benötigen würden. Die Klemme verfügt über weiche Schaumkissen, wodurch das Label geschützt wird, Beschädigungen sind dadurch ausgeschlossen.

Der Pro-Ject VC-E2 hat mich mehr als überzeugt. Das Gerät lohnt sich grundsätzlich für alle Vinylliebhaber, aber noch mehr für diejenigen, die wie ich viele alte Platten haben oder regelmäßig gebrauchte Platten kaufen und diesen etwas Wellness gönnen wollen. Das Klangupgrade, welches der Pro Ject VC-E2 ermöglicht, solltet ihr euch definitiv nicht entgehen lassen. Auch wenn 450€ vielleicht kein wirkliches Schnäppchen sind, so rechnet sich diese Ausgabe auf Dauer allein deswegen, weil Vinyl und Tonabnehmer geschont werden.


Link zum Hersteller: Pro-Ject VC-E2