Ich bin ein kleiner Pipel mitten in den 1970er Jahren. Ich sitze am Samstagnachmittag bei meiner Oma im tiefsten Kreuzberg und lausche vor ihrem kleinen Radio der Bundesliga-Übertragung im Sender Freies Berlin. So war mein erstes Gefühl beim Auspacken des Roberts Radio Rambler Mini, ein regelrechtes Deja-Vù hatte mich gepackt. Nun haben wir aber nicht mehr die 1970er, sondern wir befinden uns inmitten des Chaos des ausklingenden Jahres 2022. Und dennoch sind es genau diese Kleinigkeiten wie ein schlichtes Radio im Retro-Look, die mir ein kleines Lächeln ins Gesicht zaubern.
Die drei Pastellfarben in Leaf, Duck Egg, und Pastel Cream mit seitlicher Holz-Applikation und den silbernen Zierstreifen an der Front lassen sofort nostalgische Gefühle aufkommen. Aber diese haben nicht nur Menschen, die solche Klassiker noch haben live erleben dürfen, sondern auch Jüngere fühlen sich sofort mitgenommen. Ich habe das Radio im Freundeskreis meiner studierenden Tochter herumgezeigt und alle waren sofort begeistert von der vermeintlichen Schlichtheit. Retro liegt eben nicht nur in Sachen immer wiederkehrender Mode oder bei Videospielen hoch im Kurs. Dabei spielt es keine Rolle, ob man wirklich so ein Radio braucht oder nutzt, allein das Design dient schon als Schaustück in einem Regal.
Allerdings ist hier nur das Äußere auf die 1970er Jahre getrimmt. Im Inneren und auf der Oberseite des kleinen mobilen Radios verbirgt sich tatsächlich aktuelle Technik. Das beginnt bei einem kleinen LCD-Display, welches sehr gut ablesbar ist und geht weiter über den großen Drehknopf, welcher alle Funktionen steuert. Dazu kommen sechs Schalter mit einem ordentlichen und sauberen Druckpunkt zum Suchen und Speichern von Sendern und dem Aufrufen der eigenen Favoriten, sei es über das klassische UKW oder das noch immer nicht ausgereifte DAB+ Netz. Zu oft ist über DAB+ der Empfang selbst von in der Nähe eingespeister Sender nicht störungsfrei möglich. Auch hier in und um Berlin verzichte ich persönlich auf DAB+ und nutze bei Bedarf lieber das Internet-Radio. Vom katastrophalen DAB+ Empfang im Auto fange ich an dieser Stelle lieber erst gar nicht an.
Holt man das kleine Roberts Rambler Mini aus seinem zeitgemäßen Pappkarton, stolpert man tatsächlich recht schnell über die zumindest anfangs etwas seltsam anmutende Anleitung. Diese besteht aus einem braunen, beidseitig bedruckten Stück Pappe, auf der sämtliche Funktionen in schwarzer 6-Punkt-Schrift erläutert sind. Nachdem ich nun also das Radio zuerst einmal aufgeladen habe, versuche ich jetzt anhand dieses Beipackzettels das Rambler Mini einzurichten. Es gibt zwar einen QR-Code, über den die komplette Anleitung online aufzurufen ist, aber ich bin dennoch der Meinung, dass bei allen Sparmaßnahmen der Hersteller ein gefaltetes Blatt Papier mit dem grundlegenden Quick-Start in eine Verpackung gehört, zumal die digitale Anleitung ohne jegliche Bilder auskommt, so dass man ohnehin den Blick zwischen Handy-Display und Pappe schweifen lassen muss, um die Tasten und Icons zuordnen zu können.
Mit einem ersten Druck auf den Drehknopf, um das Gerät einzuschalten, beginnt das Roberts Rambler Mini sofort einen Sendersuchlauf von dem ich nicht weiß, ob das Gerät nun DAB+ oder FM-Sender sucht? Nun stehe ich wie die Kuh vor dem neuen Tor, denn der erste angezeigte Sender 94,3 rs2 ist auf jedem anderen Gerät immer zu empfangen, nur das Rambler meldet hier Service not available. Erst nach dem Aus- und erneuten Anschalten spielt das Rambler plötzlich Musik des Senders.
Und es ist bis hierhin nur dieser eine Sender, erst beim Druck auf die Pfeiltaste, die schlicht mit der Bezeichnung „weiter“ versehen ist, tauchen alle innerhalb von wenigen Sekunden gefundenen Sender auf. Anhand für mich so seltsamer Stationen wie Bayern 2 oder SWR, sowie der Anzahl von 84 gefundenen Radiostationen gehe ich davon aus, dass es sich hier um den DAB+ Suchlauf handeln musste. Mit Druck auf die Select-Taste, die nur mit einem Punkt gekennzeichnet ist, schalte ich zwischen den Sendern um.
Jetzt ich bin das erste Mal wirklich von der DAB+ Qualität angetan. Egal welche Station ich aufrufe, zumindest an meinem Arbeitsplatz empfange ich tatsächlich alle verfügbaren Sender ohne jegliche Störung. Ich renne also mit dem kleinen Radio durch die gesamte Wohnung, aber egal in welchem Raum meines Palastes, der Empfang ist überall einwandfrei. Und damit hat das Roberts Rambler Mini bei mir gewonnen. Weiter geht es mit dem klassischen UKW-Empfang.
Ein Druck auf die Modus-Taste, die auf den ersten Blick wie eine stilisierte Pfote aussieht, schaltet auf FM um. Und es erwartet mich augenblicklich das so vertraute Rauschen. Ich stelle in diesem Augenblick wieder einmal fest, wie verwöhnt man von seiner digitalen Welt sein kann. Da rauscht nichts, entweder etwas wird empfangen oder eben nicht. Und auch die komplett fehlende Anzeige von Informationen im Display wirkt anachronistisch. Man ist es inzwischen gewohnt, Sender, Titel und Interpret beim Blick auf das Display angezeigt zu bekommen. Beim FM-Empfang startet die Bandbreite bei 87,50MHz und endet bei 108,00MHz – und dazwischen irgendwo liegen die Sender, von denen man ohne Kenntnis der MHz nicht weiß, was man da eigentlich gerade hört?
Aber das kleine Roberts Rambler Mini kann noch mehr, als nur profanes Radio. Ein weiterer Druck auf die Modus-Taste schaltet in den Bluetooth Empfang. Die Kopplung zwischen Smartphone und Rambler ist inzwischen gewohnt simpel, beide Geräte koppeln sich innerhalb von Sekunden und schon steht dem Empfang der Lieblings-Playlist nichts mehr im Weg. Das Roberts Rambler Mini ist somit ein echtes und überall einsetzbares Schmuckstück, wenn man nicht auf den gewaltigen Klang angewiesen ist, sondern tatsächlich die Musik-Berieselung beim Kochen in der Küche, bei der Pflege des Blumenbeetes im Garten oder dem entspannten Bad genießen möchte. Denn Stereo gibt es nicht, auch im Jahr 2022 kommt der Sound wie früher aus nur einem Lautsprecher. Dieses tut aber dem wirklich guten Klang keinen Abbruch.
Mit seinen Abmaßen von nur 18 x 11 x 5,8 Zentimetern bei einem Gewicht von nur 460 Gramm lässt sich das Rambler Mini problemlos an jeden Ort transportieren, an dem man Radio oder Musik hören möchte. Selbst im Schlafzimmer lässt sich das Rambler Mini nutzen. Über die Menü-Taste kann ein Sleep-Timer eingestellt werden, der das Gerät nach der eingestellten Zeit ausschaltet. Allerdings stimmt die Pressemitteilung nicht mit der Anleitung überein, denn es gibt ganz offensichtlich keine Weck-Funktion. Auch im Gerät selbst habe ich in den zahlreichen Menü-Funktionen nichts dazu gefunden.
Wichtig für ein mobiles bzw. portables Gerät ist die Akku-Laufzeit. Das erste Aufladen dauert gute zwei Stunden, ist der Akku komplett am Ende, gibt Roberts die Ladezeit mit bis zu maximal sechs Stunden an, weshalb empfohlen wird, den Akku regelmäßig zu laden, auch wenn noch genügend Energie zur Verfügung steht. Die Spieldauer beträgt gemäß Hersteller zwischen 15 – 20 Stunden. Ich bin aber während des Tests noch nicht dazu gekommen, dies genau zu überprüfen. Komplett ärgerlich ist aber, dass man zwar ein USB-C Kabel zum Aufladen beilegt, aber inzwischen überall am Netzstecker spart. Nun hat man diesen vielleicht noch irgendwo zu liegen, aber bei einem Preis von 139,-€ sollte ein solcher Artikel eigentlich beiliegen. Packt man das kleine Radio für einen Trip in den Koffer, verfügt dieses über eine Travel-Lock Taste auf der Rückseite die verhindert, dass sich das Gerät beim Transport anschaltet.
Fazit:
Eigentlich wirkt ein beinahe klassisches Radio wie das Roberts Rambler Mini heutzutage schon fast aus der Zeit gefallen. Und dennoch ist das ein wirklich cooles kleines Gerät. Egal wo man zu Hause ein wenig Musik, Hörbuch oder schlicht Radio hören möchte, das Rambler Mini ist immer dabei und einsatzbereit.
Aber Roberts schafft es nicht nur mit guter Technik, sondern auch mit einem so unfassbar schicken Retro-Design zu überzeugen. Selbst wenn das Radio nicht spielt, ist es ein echter Blickfang. Punktabzug gibt es allerdings für eine zu komplizierte bzw. unübersichtliche Anleitung und den fehlenden USB-Netzstecker. Für einen Preis von 139,-€ holt man sich aber einen kleinen Luxus-Artikel ins Haus, der jede Menge Spaß macht, wenn man noch immer gerne Radio hört.
Link zum Hersteller: Roberts Radio Rambler Mini