Im Test: Sony WF-C700N – guter In-Ear mit ausgezeichnetem ANC

Es ist ewig her, seit ich meine letzten Sony Kopfhörer in den Ohren hatte. Umso erfreuter war ich, als ich die neuen Sony WF-C700N zum Test angeboten bekam. Inzwischen sammeln sich hier In-Ears aller Preis- und Leistungsklassen, aber ein Sony war eben nicht dabei. Mit zurzeit genau 99€ siedelt sich das Set im mittleren Preissegment an, von daher darf man auch klanglich einiges von Sonys aktuellen In-Ears erwarten. Aber auch technisch sind die neuen In-Ears mit ANC und Transparenzmodus auf der Höhe der Zeit.

Da ich das Sony High End Modell WF-1000XM4 bisher nicht in der Hand hatte, erübrigt sich an dieser Stelle jeglicher Vergleich mit diesem Paar. Aber in der Preisklasse von knapp um oder über 100€ gibt es zahlreiche Modelle anderer Hersteller, die wir hier bereits zum Test hatten. Von daher orientiere ich mich beim Klang an den Teufel AIRY TWS, den Yamaha TW-E3C und einigen anderen, die hier in der Redaktion zur Verfügung stehen. 

Befreit man die WF-C700N aus ihrem Pappkarton, hält man zuerst einmal reichlich Plastik in den Fingern. Das an sich ist allerdings schon lange kein negatives Qualitätsmerkmal mehr. Hochwertiger Kunststoff hält ewig und verringert das Gewicht der einzelnen Stöpsel, 4,5 Gramm pro Hörer sind in den Ohren tatsächlich kaum zu bemerken. Obendrein passt die schlanke Box in jede Hosentasche.

Aber egal welches Material der jeweilige Hersteller verwendet, die Qualität eines guten In-Ears beginnt immer mit einer möglichst perfekten Passform. Die Zeiten, in denen man sich unförmige Knubbel in die Gehörgänge pfriemeln musste, sind zum Glück lange vorbei. Auch bei Sony achtet man auf eine möglichst optimale Bauform, die sich ohne großen Aufwand möglichst bequem ins Ohr stecken lässt und auch dort ohne Druck möglichst lang verweilen kann.

Nun kosten die WF-C700N sicherlich kein Vermögen, warum man aber bei Sony mit den Silikonaufsätzen so geizt, erschließt sich mir nicht wirklich? Aufgereiht auf einem Plastikstift finden sich lediglich zwei weitere Paare Ear-Tips in der Schachtel, somit stehen unter dem Strich nur die Größen S, M und L zur Verfügung. Das sind Cent-Artikel, die aber einen In-Ear noch komfortabler machen.

Technisch fährt Sony aber recht große Geschütze auf. Das beginnt bei einer umfangreichen App, die man tatsächlich zum Koppeln der In-Ears mit dem Zuspieler benötigt, und geht weiter über ANC und einen Transparenzmodus – alles Dinge, die in dieser Preiseklasse alles andere als selbstverständlich sind. Die Teufel AIRY TWS rufen den gleichen Preis wie die WF-C700N auf und bieten keinerlei technische Spielereien.

Aber gerade an diesen technischen Fertigkeiten scheiden sich die Geister. Ich persönlich benötige kein ANC, da sich in zu vielen Fällen der dann zugespielte Klang verfälscht und obendrein ein meist vernehmbares Rauschen im Hintergrund nervt. Da hier Mikrofone die Umgebung checken und somit störende Geräusche eliminieren, ist dieses Grundrauschen mal mehr, mal weniger zu vernehmen.

Weiterhin halte ich einen Transparenzmodus für ein unnützes Feature, welches ohnehin immer windanfällig ist. Entweder ich möchte Musik hören oder aber ich konzentriere mich auf meine Umgebung. Das Lieblingsbeispiel der Durchsage auf einem Bahnsteig, die durch einen solchen Modus auch bei gespielter Musik verstanden werden kann, ist für mich persönlich an den Haaren herbeigezogen. Wenn ich auf den Zug warte, kann ich auch zahlreiche Anzeigen ablesen oder aber für den entsprechenden Moment die Kopfhörer aus den Ohren nehmen. Gleiches gilt für Gespräche mit Mitmenschen. Die Höflichkeit gebietet es, die In-Ears kurz in der Hand verschwinden zu lassen, wenn man sich unterhält – Punkt!

Aber selbstverständlich habe ich das ANC getestet. Im Gegensatz zu den bekannten ANC-Features bietet Sony das Mehr an Funktionen, welches man sonst nur in höherpreisigen Modellen vorfindet. Das adaptive ANC arbeitet nämlich nicht nur standortbasiert, als auch bewegungsbasiert. Da sich dabei die Umgebungsgeräusche ändern, ändert sich auch der Klang der In-Ears. Wer auf ein ANC Wert legt, wird diese erweiterte Funktionsweise definitiv genießen. Benötigt man dies aber nicht, lässt sich alles über die App deaktivieren.

Das ANC selbst funktioniert richtig gut, selbst laute Umgebungsgeräusche wie konstanten Lärm auf der Straße filterte das System zuverlässig. Auch meinen Kaffeevollautomaten blendeten die WF-C700N einwandfrei aus. Weder das Mahlen der Bohnen, noch das Aufschäumen der Milch beeinträchtigte die Musik. Allerdings scheinen plötzlich auftretende Geräusche die In-Ears zu überfordern, hier traten kurze Nebengeräusche auf – aber gut, eine volle Tasse Kaffee lässt man auch eher selten fallen.

Aber egal welche Features ein jeder Kopfhörer mit sich bringt, entscheidend ist immer der Klang. Ich habe auf der High End in München zahlreiche Lautsprecher gehört, nicht wenige davon bewegen sich im Preislimit eines gut ausgestatteten Autos, und dennoch kann und muss nicht jeder Klang gefallen. Auf der eigenen Website bewirbt Sony die WF-C700N mit dem Begriff beeindruckender Klang. Legt man als Maßstab die nur 99€ Kaufpreis an, liefern die In-Ears einen wirklich guten Klang. Aber beeindruckend ist relativ und tatsächlich anders.

Die 5 Millimeter großen Treiber liefern einen Frequenzgang von 20Hz – 20 KHz, also genau dem menschlichen Hörvermögen. Aber das allein macht noch keinen beeindruckenden Klang aus, sondern ist der momentane Standard eines jeden Kopfhörers im zumindest mittleren Preissegment. Entscheidend sind die Codecs, die ein mobiler Kopfhörer verarbeiten kann und da spart Sony. Denn HD-Codecs sucht man vergeblich, einzig die komprimierten SBC und AAC sind an Bord.

Damit lässt sich Spotify gut hören, aber hochwertige und damit teurere Streaming-Dienste wie Qobuz oder Tidal sind unnötig, da die Feinheiten trotz DSEE – also der Verbesserung von digitalem Klang – einfach nicht dargestellt werden können. Wer den Lieblingssound anpassen möchte, greift ohnehin in der App auf den integrierten 5-Band-Equalizer zu. Hier lassen sich einige Anpassungen vornehmen, aber dennoch reicht der Klang aufgrund der nicht vorhandenen HD-Codecs nicht an vergleichbare Modelle heran.

Als Bonbon liefert Sony einen 360 Grad Sound per Software. Um diesen Modus zu aktivieren, müsst ihr eure Ohren fotografieren, ein Algorithmus errechnet daraufhin den bestmöglichen Rundum-Klang. Dieser Klang soll wie der Aufenthalt inmitten eines Konzertes wirken, ist aber für den klassischen Stereo-Hörer doch recht gewöhnungsbedürftig. Aber ausprobieren lohnt allemal, auch wenn es sich hierbei für mich um ein Gamification-Feature handelt.

Bei der Bedienung setzt Sony zum Glück auf echte Knöpfe, statt auf seltsame Wischgesten vor den Ohren, die immer ein wenig seltsam auf die Umwelt und deren Mitmenschen wirken. Ein Großteil aller Funktionen lassen sich aber ohnehin nur über die App nutzen, die allerdings an einigen Stellen überladen und teils unübersichtlich wirkt. Gut dimensioniert ist hingegen die Akkulaufzeit von 7,5 Stunden bei eingeschaltetem ANC oder 10 Stunden ohne ANC. Allerdings gibt das Case nur eine weitere Ladung her, bevor auch dieses ans Netz muss.


Fazit:

Die Sony WF-C700N sind das Paar In-Ears, welches man tatsächlich für unterwegs nutzt, ohne dabei durch die fehlenden HD-Codecs allzu große Ansprüche an den Klang zu haben. Für nur 99€ bietet Sony hier genau den Kopfhörer für den kurzen oder auch mal längeren Weg von A nach B, dank IPX4 auch im Regen. Fans von ANC werden obendrein vor der Tür ihre Freude mit der gut funktionierenden Geräuschunterdrückung haben.

Eine trotz des Plastik-Looks gute Verarbeitung, ein kleines Ladecase, eine gute Akkulaufzeit und vier verschiedene Farben tun ihr übriges, damit der Sony WF-C700N für den Kunden mit schmaler bemessener Brieftasche dennoch interessant ist.


Link zum Hersteller: Sony WF-C700N