JBL Tour Pro 3 – mehr als nur ein Case zum Laden

JBL ist ein fast 80-jähriger US-amerikanischer Hi-Fi-Hersteller, ist weltweit für seine qualitativen Audiosysteme und für deren Zubehör bekannt und arbeitete sogar bereits mit Lucasfilm zusammen. Nun stellt man die neuen JBL Tour Pro 3 vor. Wie der Namenszusatz Tour schon verrät, darf ich gespannt sein, ob das Smart-Watch-ähnliche Ladecase das Handy teilweise ersetzen kann und was sich der Hersteller sonst noch dabei gedacht hat? Bei knapp 270€ für die In-Ears erwarte ich auf jeden Fall ein grandioses Gesamtpaket, insbesondere in klanglicher Hinsicht!

Wie eingangs schon erwähnt, macht allein schon das Smart-Charging-Ladecase optisch einiges her! Mit dem integrierten vier Zentimeter großen Touchscreen wirkt dieses Case auf den ersten Blick doch recht ungewöhnlich und zugleich unfassbar interessant schon durch die durchsichtige Blisterpackung! Ich habe bisher noch kein Case in den Händen halten dürfen, was so sehr nach meiner Aufmerksamkeit schreit, wie dieses!

Einmal ausgepackt, werde ich direkt in den Bann gezogen. Das lattefarbene Case fühlt sich einwandfrei an und liegt gut in den Händen. Mit seinem verchromten Ring direkt über dem Touchscreen sieht es obendrein noch unglaublich edel aus. Gerade bei dem kleinen Bildschirm war ich zuerst etwas skeptisch, weil man doch immer sein Handy irgendwie griffbereit in irgendeiner Tasche hat – so mein Gedanke. Aber weit gefehlt, denn das Case spielt hier seine Vorzüge vollständig aus und ersetzt das Handy weitestgehend.

Und auch wenn das Ladecase keine Smartwatch ist, erinnert es mich aufgrund der vielen Einstellungsoptionen unweigerlich daran. Denn neben der Lautstärkeregelung können auch Nachrichten angezeigt, Anrufe angenommen, die aktive Geräuschunterdrückung eingestellt und per Equalizer, auf den ich noch zurückkommen werde, der Klang der In-Ears angepasst werden.

Weitere Funktionen wie die integrierte Taschenlampe, die Ortungsfunktion der Kopfhörer oder der einstellbare Raumsound, auf den ich später nochmal eingehen werde, sind ein weiteres cooles Plus. Auch wenn es teils zu minimaler Verzögerung zwischen dem Berühren des Screens und der Ausführung der Aktion kommt und auch das zierliche Display nicht wirklich etwas für große Hände ist, so sind es definitiv die vielen Möglichkeiten, welche die JBL Tour Pro 3 auszeichnen und so einzigartig machen. Hat man also sein Handy nicht zur Hand, hilft das smarte Ladecase bestens aus. Allerdings ist das Case tatsächlich nur eine Bedienhilfe. Die Bluetooth-Verbindung besteht nur zwischen In-Ears und Smartphone.

Ist mein Handy in der Nähe, spielen die JBL Tour Pro 3 wie gewohnt störungsfrei auf. Meine Wohnung ist mit ihren 60qm nicht sonderlich riesig, aber ausreichend, um die Verbindung zu den JBL Tour Pro 3 mit zwei Wänden zwischen In-Ears und gekoppeltem Smartphone zu unterbrechen. Aber das ist zu vernachlässigen, da die Reichweite tatsächlich wohnraumabhängig ist. Stahlbeton ist eben noch nie ein Freund von Funkwellen aller Art gewesen.

Neben der aktuellsten Bluetooth-Version 5.3 hat der Hersteller mit Auracast eine seit 2023 verfügbare Technologie in den JBL verbaut, die auf Bluetooth aufsetzt und so die Möglichkeiten der Nutzung erweitert. Diese Technik bietet dem Nutzer der JBL die Möglichkeit, ein Audiosignal wie etwa dem momentanen Lieblingssong, anderen Bluetooth-Geräten mit Auracast in der Nähe per Stream zuzuführen und dieses Signal zu teilen. Aber Auracast soll demnächst noch viel mehr können. So sollen zum Beispiel Durchsagen auf Bahnhöfen für die gebuchte Zugverbindung in der Muttersprache des Nutzers empfangbar sein. Weiterhin verlängert Auracast die Laufzeit der Akkus. Möchte man nur mit bestimmten Personen etwas teilen, besteht die Option, diese Verbindung mit einem Passwort zu schützen, ähnlich wie bei einem mobilen Hotspot. Obendrein sind die Tour PRO 3 Multipoint-fähig, es lassen sich also zwei verschiedene Zuspieler per Bluetooth verbinden.

Grundsätzlich dient das Ladecase somit der Nutzung der Kopfhörer, aber natürlich gibt es auch die direkte Berührungssteuerung der In-Ears. Hierüber hat man die Möglichkeit den aktuellen Titel zu pausieren oder zu überspringen oder Telefonate zu führen. Wer jedoch versucht die Lautstärkeregelung über die In-Ears direkt einstellen zu wollen, wird sich verwundert die Augen reiben, denn ausgerechnet diese eigentlich grundlegende Funktion ist nicht in die Touch-Steuerung integriert. Hier muss man sich tatsächlich mit dem Handy oder dem Ladecase behelfen. Dieses Prozedere kann dann in der Handhabung durchaus etwas umständlich sein.

Davon abgesehen ist nicht jeder Nutzer Fan davon, seine In-Ears über Sensoren und Berührungen zu steuern. Ich kenne nicht wenige Menschen, die noch immer Knöpfe bevorzugen, weil diese eine bessere Haptik vermitteln. Und wie oft verstellt man unbewusst bei Berührung der Kopfhörer eine Einstellung? Wen also diese Berührungssteuerung stört, kann diese über die JBL Headphones App anpassen oder komplett deaktivieren.

Die Deaktivierung der Berührungssteuerung empfinde ich gerade bei sportlichen Aktivitäten als äußerst angenehm. Man springt nicht versehentlich direkt zum nächsten Titel, weil mal sich eine Haarsträhne hinter das Ohr streift. Ähnlich verhält es sich mit dem Sitz der Kopfhörer, denn sie sind angenehm zu tragen, auch wenn sie nach einer Weile mal im Sitz nachjustiert werden müssen. Aber das ist bei sportlichen Aktivitäten völlig normal. Außerdem machen Schweiß, Regen oder Staub den JBL Tour Pro 3 durch die IPX55-Standardisierung nichts aus.

Nach all den Dingen um die Kopfhörer herum, komme ich dann endlich zum Klang. Ich krame also meine gewohnte Playlist mit Songs, wie To All The Boys von Georgia Cavallo oder Nina von Nina Chuba raus, die ich zum Einschätzen neuer Kopfhörer gern nutze, um ein Gefühl für den Klang der In-Ears zu bekommen.

Die Höhen, Mitten und Bässe spielen im Einklang sowohl sauber, als auch dynamisch auf. Je nach eingestellten Preset wird selbstverständlich der entsprechende Fokus auf das jeweilige Genre gelegt. Ob es bei To All The Boys der prominentere Bass in Kombination mit dem begleitenden Klavier sowie den Synthesizern ist oder es bei Nina die Bläser sind, die tatsächlich annähernd wie auf dem Live-Konzert klingen, die JBL Tour Pro 3 setzen den Sound wunderbar um.

Mit Fire On Fire von Sam Smith fährt mir die Gänsehaut einmal durch den ganzen Körper. Mit dem Preset „Vocal“ des Equalizers harmoniert dieser Song meiner Meinung nach perfekt mit der Melodie, so dass das Klangbild wunderschön ausgewogen ist. Für diese Leistung hat sich JBL für zwei eingebaute Treiber entschieden. Einen Treiber mit 10,2mm Durchmesser, der die Dynamik sowie den Frequenzbereich zwischen 20Hz bis 8kHz abdeckt, und einen Balanced Armature Driver, welcher den sehr hohen Frequenzbereich zwischen 8kHz bis 40kHz unterstützt, wodurch sich die klaren und facettenreichen Höhen erklären.

Genauso facettenreich wie die Höhen sind die Möglichkeiten, die mir die JBL Tour Pro 3 mit dem bereits erwähnten Equalizer bieten. Diesen kann man über die kostenfreie App JBL Headphones als auch über das Case individuell einstellen. Über die App wurden die JBL Tour Pro 3 direkt gefunden und automatisch verbunden, sodass ich mir über die Einstellung Audio den Equalizer genauer ansehen kann. Dieser verfügt über 10 Bänder, die man nach eigenem Ermessen anpassen kann und darüber hinaus mit Jazz, Vocal, Bass, Club, Studio, Extreme Bass über bereits sechs vorinstallierte Presets.

Wem diese Presets nicht ausreichen, kann sich viele weitere eigene Einstellungen über die App speichern und nach mehr als 30 neu eingestellten Vorlagen für den besten Sound habe ich ehrlicherweise aufgehört zu zählen, weil ich von der schieren Menge an Möglichkeiten schlicht überfordert war. Alle Feineinstellungen können über die App vorgenommen werden und dann über das Ladecase abgerufen werden.

Die JBL Tour Pro 3 durfte ich nun mehrere Wochen testen und beim Thema Musik sind hier wirklich keine Grenzen gesetzt. Egal ob viel Bass, gute Instrumentals oder eine emotionale Stimme im Vordergrund stehen sollen, die JBL Tour Pro 3 setzen alles in einer sehr guten Qualität um. Selbst für alle, die sich morgens im Zug keine Musik, sondern lieber Podcasts anhören und sich von ihren Lieblingsshows berieseln lassen wollen, sind die In-Ears optimal.

Denn gerade Podcasts wirken durch den JBL Spatial 360 Sound mit integriertem Tracking des Kopfes sehr realistisch und lebendig, fast wie in einer Vorlesung an der Universität. Ich mag diesen Effekt sehr gerne, wenn ich durch eine Drehung meines Kopfes eine Räumlichkeit des Sounds erzeugen kann und es so klingt, als säße man direkt im Hörsaal oder neben einem Sprecher. Den JBL Spatial 360 Sound verwende ich vor allem in Kombination mit dem ausgesprochen aktiven ANC, welches sich in der App individuell nach Straße, Flugzeug oder U-Bahn einstellen lässt und die Außengeräusche gut unterdrückt.

Doch nicht immer lassen sich im Alltag die Reize der Umwelt vermeiden. In-Ears sind ein täglicher Begleiter vieler Menschen geworden, egal ob privat oder im geschäftlichen Bereich. Deshalb sind Kleinigkeiten wie eine gute Performance beim Telefonieren eben keine Kleinigkeiten mehr, sondern ein fast schon unabdingbares Muss. Die Stimme des Gegenübers klingt über die JBL Tour Pro 3 natürlich und klar, egal ob mit oder ohne ANC. Beim Telefonieren war ich die meiste Zeit auch sehr gut zu verstehen, jedoch bekam ich gelegentlich die Rückmeldung, undeutlich bei meinem Gesprächspartner anzukommen. In den Fällen war der Akku der In-Ears oft am Limit und diese mussten zurück ins Case.

Denn neben dem innovativen und ungewöhnlichen Design des Ladecase mit dem Display dient dieses natürlich auch zum Laden der In-Ears. Nach neun Stunden mit ANC bzw. 13 Stunden ohne ANC mussten die In-Ears zurück in die Box, um diese bereits nach 10 Minuten dank Schnellladefunktion wieder auf eine Einsatzdauer von drei Stunden zu bringen. So kommt man insgesamt auf eine Spieldauer von gut 40 Stunden und mehr, bis die Box selbst wieder ans Netz muss.

JBL legt dem Set außerdem drei Kabel mit unterschiedlichen Anschlüssen bei. Diese Anschlüsse verbinden das Case per AUX im Flugzeug mit dem Bordprogramm, per USB-C mit einem Handy, Tablet oder Laptop und per USB-A mit dem TV oder PC. Die JBL sind also für jeden Fall und jede Anwendung gerüstet.

Obendrauf gibt es natürlich noch verschiedene Ear-Tips in den Größen XS, S, M, L sowie XL in Silikon und einen mit Soft-Foam, der sich dem individuellen Gehörgang anpasst. Gerade letzterer fällt bei so vielen anderen Herstellern selbst bei In-Ears in höheren Preisklassen dem Rotstift zum Opfer, JBL legt diesen aber bei – ein echter Pluspunkt!



Link zum Hersteller: JBL Tour PRO 3