Februar 1978, der kleine Michi sitzt mit seinem Vater im Royal Palast am Kurfürstendamm und bekommt vor Staunen den Mund nicht mehr zu. Über die Kinoleinwand flimmert George Lucas` Star Wars. Seit diesem Tag bin ich Star Wars Fan durch und durch. Ich liebe die Figuren und die Handlung und ich habe bis heute nicht ein Making-Of gesehen, um mir die Illusion an der vermeintlichen Realität des Star Wars Universums nicht zu nehmen.
Was allerdings vollkommen an mir vorbei gegangen ist, sind die Clone Wars. Und nun sitze ich hier mit dem neuesten Lego Ableger der Serie, Lego Star Wars III: The Clone Wars und habe absolut keine Ahnung von der Hintergrundgeschichte.
Egal, Star Wars ist Star Wars und Lego ist Lego, wozu gibt es das Internet und Kollegen, wenn nicht, um mich mit fehlenden Informationen zu versorgen? Ich erfahre also, dass die Clone Wars zwischen Episode II – Angriff der Klonkrieger und Episode III – Die Rache der Sith angesiedelt sind. Demnach lebt der Bösewicht Count Dooku noch und hat nun auch noch mit einer Sith-Kriegerin namens Asajj Ventress und dem Kopfgeldjäger Durge starke Verbündete gefunden. Auch ist Anakin Skywalker noch nicht Darth Vader … nur Yoda sieht so frisch aus wie immer.
Mit diesen Informationen gefüttert wird nun endlich die XBOX angeworfen und, um es vorweg zu nehmen, das umfangreichste, hektischste, chaotischste, innovativste und witzigste Lego-Spiel aller Zeiten an einer Konsole gestartet. Denn was Entwickler Travellers Tales mit diesem Titel auf die Beine gestellt hat, lässt alle bisherigen Lego Titel vor Neid erblassen. Das beginnt bereits im ersten Level. Ich erfahre in typischer Star Wars Schrift und unterlegt vom klassischen Star Wars Soundtrack, dass Obi-Wan Kenobi in der Arena auf Geonosian hingerichtet werden soll. Und da Monster von nur einem Jedi nicht satt werden, fehlen auch die zur Hilfe geeilten Anakin und Padme natürlich nicht. Das Spiel startet also genau dort, wo Episode II ihr Ende nahm.
Ist die Arena-Szene ein Sahnestückchen der Filmgeschichte, steht ihr der erste Lego-Level in nichts nach. Waren die bisherigen Spiele von der Anzahl der gleichzeitig auf dem Bildschirm auftauchenden Gegner bisher doch eher überschaubar, steppt hier der Bär. Nachdem sich Obi-Wan, Anakin und Padme von ihren Ketten befreit haben, marschieren hunderte von Droiden in die Arena ein. Noch nie waren so viele Figuren gleichzeitig im Einsatz und nie herrschte ein solches Getümmel und Gewusel auf dem Bildschirm. Überall ertönt das Zischen der Laserschwerter und Plasma-Waffen, Yedis kämpfen gegen eine nicht endende Armada von Droiden und ihr versucht als Spieler dabei, den Überblick zu behalten. Aber irgendwann ist der Intro-Level geschafft und die eigentliche Handlung von Lego Star Wars III: The Clone Wars beginnt.
Für mich war als Ausgangspunkt zur Levelanwahl der erste „Indiana Jones“ Teil das Maß aller Dinge. In der Universität herrschte Übersicht und man konnte als Spieler in aller Ruhe entscheiden, was man als nächstes tun möchte. In „Indiana Jones: Die neuen Abenteuer“ sowie „Harry Potter: Die Jahre 1-4“ fehlte mir aufgrund der Weitläufigkeit der Areale diese Übersicht. Lego Star Wars III: The Clone Wars kehrt glücklicherweise zu den Wurzeln zurück. Ihr befindet euch auf der Brücke eines Raumschiffs und habt von hier aus anhand eines holografischen Displays die Wahl, wie ihr das Spiel fortsetzen möchtet. Nachdem ihr die Arena erledigt habt, könnt ihr nun drei verschiedene Handlungsstränge spielen. Wollt ihr zuerst Count Dooku, General Grievous oder doch lieber Asajj Ventress verfolgen? Selbstverständlich habt ihr die Möglichkeit, das Schiff weiter zu erkunden. Überall gibt es Räume, Durchgänge oder Schalter zu entdecken, die euch entweder im Spiel voran bringen, oder aber sinnfrei bis witzig sind. So schaltet ihr, nachdem ihr R2-D2 erhalten habt, auf der Brücke die Scheibenwischer des Raumschiffs an.
Zur Steuerung der Figuren und zum Levelaufbau gibt es bei einem neuen Lego-Titel eigentlich keine großen Worte zu verlieren. Wer Lego kennt, weiß, was ihn erwartet. Die Level sind linear und alles muss zerlegt werden, um verschiedenfarbige Münzen einzusammeln. Mit diesen Münzen kauft man auch wieder die 18 bekannten roten Steine, die erlaubte Cheats im Spiel freischalten. Es gibt 132 Figuren zu erspielen, von denen ihr einige in den Leveln erhaltet, andere müssen gekauft werden, um die Sammlung zu komplettieren. Weiterhin erhaltet ihr zum Abschluss eines Levels oder durch das Lösen besonderer Aufgaben wieder 130 goldene Steine, die am Ende des Spiels zu einem Raumgleiter zusammengebaut werden. Und auch die Mini-Kits sind wieder vertreten. So sammelt ihr verschiedene Bonus-Items, die zusammengesetzt eine bekannte Figur ergeben. Und da ihr diese Dinge wie immer nicht beim ersten Durchspielen im Story-Modus erlangen könnt, fehlt selbstverständlich auch das „freie Spiel“ nicht. Hier könnt ihr jeden Level erneut mit den Figuren anwählen, die zur Lösung aller Rätsel benötigt werden.
War in „Lego Harry Potter“ die Steuerung durch den Einsatz der verschiedensten Zaubersprüche ab und an etwas unübersichtlich, ist sie in Lego Star Wars III: The Clone Wars wieder äußerst intuitiv. Mit „A“ wird gesprungen, „Y“ tauscht Charaktere. Mit „X“ feuert ihr Waffen oder schwingt als Yedi euer Laserschwert und „B“ setzt die Macht ein bzw. stellt alternative Waffen bei den Klon-Kriegern zur Verfügung. Auch wenn ich subjektiv das Gefühl habe, dass Travellers Tales endlich an der Steuerung gearbeitet hat, da diese nun nicht mehr so hakelig oder ungenau wirkt, so gab es auch hier wieder Situationen, in denen die Figur zwischen Wand und Gegenstand festhing und ich das Spiel nicht fortsetzen konnte. Die einzige Möglichkeit, den Level ohne Neustart zu erledigen ist folgende:
Startet mit dem 2. Pad den Koop-Modus und meldet dann das erste Pad ab, bzw. steigt mit der Figur aus dem Spiel aus. Nun wird die erste Figur von der KI übernommen und befreit sich dann aus der misslichen Lage.
Seine eigentliche Stärke entfaltet ein typisches Lego-Spiel neben dem schon riesigen Single-Player-Spaß aber erst im Koop-Modus. Mit zwei Spielern am Bildschirm, die gleichzeitig und gemeinsam Gegner erledigen, Münzen sammeln und Rätsel lösen ist ja schon seit je her möglich. In „Indiana Jones 2“ wurde das erste Mal ein sogenannter dynamischer Splitscreen eingebaut, der das Bild situationsbedingt in der bestmöglichen Richtung teilte. Scheinbar sind aber nicht alle Spieler damit klargekommen, so dass ihr jetzt die Möglichkeit habt, den Bildschirm entweder dynamisch, horizontal oder vertikal zu teilen. So sollte dem gepflegten und witzigen Teamplay nichts mehr im Wege stehen.
„Ja und, ist bis hierher nur ein ganz normales Lego-Spiel …“ Habe Geduld, mein junger Padawan, denn Lego Star Wars III: The Clone Wars goes Echzeit-Strategie!!!
Völlig neu ist nämlich der 2-Spieler Arcade-Modus (zumindest für die hier getestete XBOX 360 Version). Statt nur miteinander gegen die KI durch die Story dürft ihr nun endlich auch gegeneinander antreten! Und gerade die epischen Schlachten der Clone Wars sind dafür prädestiniert. Wählt ihr den neuen Modus, stehen euch verschiedene Systeme und die verschiedensten Aufgaben zur Verfügung. Ihr wählt aus, ob ihr Republikaner oder Separatist sein wollt und entscheidet euch für einen von fünf verschiedenen Spielmodi. So lauten die Aufgaben „Zerstöre die Statuen“, „Entkomme dem Planeten“, „Zerstöre die Kommando-Zentrale“, „zerstöre feindliche Gebäude“ oder „sammle Steine“. Ihr dürft ein Zeitlimit einstellen, welches von 3 Minuten bis unendlich geht und dürft jeder Seite eine vorgegebene Anzahl an Münzen zuweisen. Ist dies erledigt, geht es in die Schlacht. Und hier unterscheidet sich Lego Star Wars III: The Clone Wars von keinem anderen Spiel dieser Gattung. Ihr sammelt Münzen und baut Kasernen, fordert Luftunterstützung an, erstellt zum Schutz eigener Gebäude oder Statuen einen Schildgenerator oder ein Geschütz.
Im Modus „Zerstöre die Statuen“ gewinnt derjenige, der als erster die feindlichen Statuen zerstört, die entweder aus Yoda oder General Grievous bestehen, oder wer am Ende des Zeitlimits mehr Figuren zerstört hat. Errichtet ihr eine Kaserne, habt ihr die Wahl zwischen Blaster- oder Raketen-Klonen oder- Droiden. Ein solches Team besteht aus 25 Figuren und einem Befehlshaber, den ihr steuert. Mit „X“ gebt ihr den Befehl, diese oder jene Statue anzugreifen. Treffen Klone und Droiden aufeinander, müsst ihr euren Auftrag allerdings ändern, da die komplette Truppe stur dem ersten Befehl folgt und den Gegner ignoriert. Aber kein Problem: Eine einmal errichtete Kaserne produziert ununterbrochen Krieger, es sei denn, sie wird zerstört. Und da wir uns im Star Wars Universum befinden, dürfen natürlich AT-TR, AT-TE, RX 200 Panzer oder AT-AP-Läufer nicht fehlen. Der Arcade-Modus bietet alles auf, was für eine epische Schlacht nötig ist.
Warum dieser Modus allerdings nur im 2-Spieler-Modus und nicht gegen die KI oder online funktioniert, wissen nur die Entwickler.
Fazit:
Alleine der neue Arcade-Modus ist Grund genug, sich Lego Star Wars III: The Clone Wars zuzulegen. Echtzeit-Strategie gab es noch in keinem Lego-Spiel.
Alle anderen Fans erhalten aber auch so, was sie von einem Titel der Serie erwarten, sei es Lego oder Star Wars. Der Titel fesselt über Wochen an die Konsole, bis wieder jede Figur, jeder goldene und jeder rote Stein gefunden ist und alle Level auch im „freien Spiel“ mindestens einmal durchgezockt sind. Wer bei diesem Titel, obwohl er bekanntes in neuer Verpackung erhält, nicht zugreift, dem ist nicht mehr zu helfen.
Oder, um es mit Yodas Worten zu sagen:
Losgehen du sollst und Lego Star Wars III: The Clone Wars kaufen du musst!
Möge die Macht mit dir sein.